Beiträge von Firmus Horatius Callidus

    "Hm, ich habe nicht vor in der Arena zu sterben.


    Wenn die Schule erst mal gut läuft können wir über einen solchen Kampf nachdenken. Ich habe auch meine Prinzipien. Der Sinn und Zweck eines Kampfes ist zu überleben und den Gegner zu töten. Wenn wir gegeneinander kämpfen, dann töte ich ihn! Aber ich respektiere Euren Wunsch nach Unterhaltung. Wir werden uns bemühen dem Volk Idole und Helden zu schenken.


    Ansonsten würde ich vorschlagen, daß wir mit dem nächsten Schiff nach Hispania segeln. Das geht schneller als der Landweg. Hm, wir brauchen noch etwas Reisekapital und einen Wechsel für den man uns in Tarraco das nötige Geld für die Anzahlung gibt. Desweiteren einen vertrauenswürdigen Kontakt bei den dortigen Behörden über den wir alles reibungslos abwickeln können. Vielleicht ein Familienmitglied.


    Ach ja, wir sollten noch ein Orakel befragen und den Göttern ein Opfer darbringen. So gut unsere Leistungen sind und so sehr wir auch versuchen unser Glück selbst zu schmieden, so sehr sind wir doch den Launen und dem Willen der Götter unterworfen. Vielleicht sind sie uns mit einem Ratschlag gewogen. Wir sollten uns mit Ihnen gut stellen."

    Callidus Gesicht bekommt bei den letzten Sätzen von Spartacus einen etwas sentimentalen Ausdruck und er seufzt. "Ein Jammer, daß wir und nicht schon vor 10 Jahren in Sparta und in der Arena begegnet sind.


    Und was meinen Eifer betrifft alles an mich zu ziehen. In Sparta erwartete man schnelle und gute Erfolge. Ansonsten landete man bei den Löwen. Allerdings eher als Futter.


    Aber es freut mich, daß Ihr Euch zumindest der Konsequenz bewußt seid, daß Ihr in der Arena durch die Leute sterben könnt, die Ihr ausbilden werdet. Wenn sie Euch dort töten, dann würde das der letzte Beweis Eurer Qualität als Ausbilder sein. Und das meine ich im positiven Sinne.


    Zum Thema Neid reicht mir jetzt erst mal Eure Antwort um Euch besser einzuschätzen. Ich möchte mich jetzt nicht dazu auslassen, sonst schweife ich ab in den Bereich der griechischen Philosophie und das kann für manche recht ermüdend sein.
    Ach ja, ich kenne meinen Platz nicht und würde es gräßlich finden, wenn ich es wüßte. Ich stelle immer wieder fest, daß ich die permanente Herausforderung und Überforderung brauche um gute Leistungen zu bringen."


    Callidus wirft einen strengen Blick auf Conctor, der mit den Augen rollt und offensichtlich still zu den Göttern betet, daß Callidus das Thema Philosophie nicht weiter vertieft.

    "Aha, wir nähern uns einem Konsens. Das ist doch mal eine halbwegs klare Aussage eurerseits. Und ein klares Aufgabengebiet. Was den Leibwächter-Dienst betrifft, so ist das allerdings sehr wohl eine Sache, die "uns" ggf. belastet. Zumindest, wenn es die Belange der Schule betrifft und Ihr nicht als Ausbilder zur Verfügung steht, weil Ihr und andere in Diensten durch das Imperium reist. Aber da reden wir über das Fell des Bären, der noch nicht erlegt wurde. Was die Teilnahme an den Spielen betrifft, so ist das Eure Sache bzw. die der neuen Regelung. Andererseits wenn Ihr dann auch in die Gruppe der Miet-Gladiatoren fallt ...


    Gemeinsames Konto, gut, ist ja erst mal nicht mein Geld mit dem gearbeitet wird. Und ich bin es gewohnt über jede Anschaffung Buch zu führen und notfalls rechtfertigen zu können. Mit dem Gemeinschaftsbeschluss der groben Einrichtung kann ich bis auf den Küchentrakt leben. Dort werden wir wenig zu sagen haben, aber ich denke die Forderungen von Pollux halten sich im Rahmen. Ansonsten werde ich aber mit Sicherheit nicht erst jeden einzelnen Handwerkerauftrag, Mosaikarbeit oder Sesselanschaffung oder bauliche Maßnahme mit Euch abstimmen. Denn dann praktiziert Ihr das, was Ihr mir vorhaltet. Wenn ich Bürokratie in solchem Maße wollte, dann wäre ich römischer Beamter geworden. Hinsichtlich großer Maßnahmen machen gemeinsame Absprachen ohnehin Sinn. Ich kann schlecht neue Gladiatorenanwerber beibringen, wenn Ihr keine Trainingsmöglichkeiten wegen Platz- und Ausbildermangel seht. Aber Ihr dürft gerne den ein oder anderen Rat und Tipp los werden. Wenn Ihr keine Einmischung in Euren Bereich wollt, dann dürfte Euch das im Hinblick auf meinen Bereich ja nicht so schwer fallen. Wobei wir bei all diesen Überlegungen den guten Toxos nicht vergessen dürfen. Er hat ja auch sein Interessengebiet, wobei ich jetzt mal unterstelle, daß dies weniger im administrativen Bereich liegt.


    Ihr rastet aus, wenn jemand im Mittelpunkt steht und alles an sich reißt? Bei den Göttern, ihr seid Gladiator und ist das nicht bei jedem Sieg von Euch der Fall? Liebt Ihr den Mittelpunkt so wenig oder seid Ihr neidisch, daß für Euch nicht genug Platz neben mir, Toxis und unseren Förderern sein könnte? Vielleicht solltet Ihr mit dem Ausrasten und im Mittelpunkt stehen warten bis es dazu kommt."

    Firmus Callidus lehnte sich entspannt und zufrieden zurück und lächelte Spartacus wohlwollend zu. Conctor brauch in ein leises Lachen aus und klatschte laut Beifall in Richtung von Spartacus, dem er anerkennend zunickte.


    Callidus wandte sich sichtlich erfreut an Conctor. “Ein Individualist mit Biss. Jemand, der seine Meinung vertritt und auch sein Revier und seine Interessen abzustecken versucht. Und ich hatte schon befürchtet, daß ich in Zukunft mit jemand zusammenarbeiten muß, der so beherrscht agiert, wie in der Arena. Und willenlos macht, was man Ihm sagt. So ganz ohne eigenständiges Handeln und Verantwortungsgefühl für die Sache. Jetzt wird es endlich interessant.”


    Conctor nickte Callidus zu. (in dialektbehaftetem Latein) “Man beachte “herrschsüchtiger Mann mit Größenwahn”. Er hat Mut. Vielleicht etwas zu impulsiv, aber ehrlich und direkt. Allerdings solltest du ihn nicht zu sehr ärgern und provozieren. Für den Anfang war seine Reaktion sehr gut. Er taut bestimmt noch etwas auf, wenn wir zusammen nach Hispania reisen. Ich sag doch, er hat diesen gewissen Blick. Und er weiß wer und was er ist. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit einem Individualisten. Das würzt die Sache. Vertraue meinem Urteil, die Ausbildung ist in guten Händen.“


    Callidus schmunzelt. “Werter Spartacus, es gibt ein griechisches Sprichwort. Wenn du Hilfe suchst, dann suche zuerst am unteren Ende deiner Arme. (er hebt seine beiden Hände). Allerdings kann ich in der Tat nicht alles machen. Hm, können schon, aber es kostet Zeit, Geld und Nerven. Aber das ginge zu Lasten meiner Gesundheit und des Qualitätsanspruches.


    Halten wir mal fest. Wir haben uns auf ein Land verständigt. Hispania und Tarraco. Ein Vorschlag von Euch und dem werten Consul.
    Geld spielt keine Rolle und es muß nicht zurück gezahlt werden. Aha, damit rückt eine Schule mit “Palastausmaßen” ja in den Bereich des Möglichen und wir bekommen bereits zu Anfang Gladiatoren gestellt. Auch eine Neuigkeit, die wir bis dato nicht kannten. Das bringt Ressourcen ein und spart viel Geld. Quasi primär weitere potentielle Ausbilder und Leute, die man weiter perfektionieren kann.
    Vieles wird sich in Sachen Aufwand und Ausmaßen erst ergeben, wenn wir ein konkretes Anwesen vor Ort haben.


    Spartacus! Ich weiß wo meine Stärken liegen und die von Pollux, unserem Schulkoch. Und ich unterstelle jetzt mal, daß Pollux ein besserer Koch ist als wir alle hier zusammen. Was wollt Ihr denn tun? Ihr sagt, daß die Zuständigkeiten geklärt sein sollen. Aber welche wollt Ihr? Das sagt Ihr nicht. Ihr wollt nicht für mich arbeiten, wollt kein Gehalt von mir und auch keine Eigentümer-Beteiligung an der Schule? Was wollt Ihr dann? Wenn ihr euch an etwas stört, dann solltet ihr es auch konkret sagen.

    “Also ich weiß, wie man eine Schule leitet und was für eine Aufgabe hier auf mich zukommt. Damit fallen die meisten angesprochenen Dinge in meinen Zuständigkeitsbereich: Berichte erstatten, das Geld verwalten, der formelle Ansprechpartner nach Außen sein, die Handwerker für den Ausbau koordinieren. Das Essen, die ganze Küche und den Einkauf übernimmt Pollux der Gallier. Wenn er erfährt, was er leiten darf, dann ist er bestimmt mit von der Partie. Ich sorge dafür, daß Material und Personal zur Verfügung steht, das geformt werden kann. Die Publikationen kommen zum gegebenen Zeitpunkt, wobei dann die beiden Förderer im Hintergrund ins Spiel kommen und die Werbetrommel rühren, während wir einige offizielle Einladungen und Ankündigungen seitens der Schule versenden. Warum ich? Nun, weil ich glaube, daß ich es kann.


    Aber all diese Dinge können sich erst ergeben, wenn wir ein passendes Gelände haben. Erst dann sehen wir was wir vor Ort haben, was wir brauchen und was es kostet. Sollte nach dem ersten Kostenvoranschlag die beiden Förderer nicht der Schlag getroffen haben, dann kommen wir zu dem Punkt, der dich und Toxis wohl interessiert: die Ausbildung der Gladiatoren. Ich kann mich nicht um alles kümmern, auch wenn ich weiß, wie man Gladiatoren ausbildet. Also wird dieser Teil nach Absprache mit unseren Zielen erst einmal maßgeblich an Dir und Toxis hängen bleiben. Ich werde mich aber in Sachen Ausbildungsvorschläge einbringen, denn ich bin ein Vertreter von harten Maßnahmen, die in der Vergangenheit gute Resultate erzielt haben und auf denen auch der Betrieb der Schule etwas aufbaut. Vornehmlich die Küche, Thermen, Hurenhaus, Strafen. Ansonsten steht uns noch Conctor zur Not zur Verfügung. Und erst dann können wir entscheiden, ob wir weitere Ausbilder einkaufen. Optimal wäre es, wenn wir hier später die Gladiatoren der ersten Tranche einsetzen können. Sofern Ihr dann glaubt, daß einer von denen als Ausbilder taugt. Ich möchte aus Gründen der Vielfalt alle Arten von Gladiatoren ausbilden. Und als besondere Attraktion Amazonen. Darum kümmern sich dann Conctor und ich. Aber hier werde ich auch Euch brauchen. Sagen wir ich habe eine Idee und möchte sehen, ob was daraus wird. Mein Ziel sind Qualitätsgladiatoren. Keine Schlachthausware, die nur einen Kampf übersteht und dazu dient den ein oder anderen Gladiator unserer Schule als Gegner gut aussehen zu lassen.


    Leibwächterdienste sind eine gute Idee um zusätzliches Geld zu bekommen, aber dafür brauchen wir Gladiatoren, denen wir vertrauen können. Oder wollt Ihr und Toxis diese Aufgabe allein und auf eigene Rechnung betreiben? Aber dann frage ich mich, wer bitte in dieser Zeit ausbilden soll? Um in kurzer Zeit halbwegs gute Gladiatoren zu bekommen, braucht es den vollen Einsatz der Ausbilder. 7 Tage die Woche, von vor Sonnenaufgang bis spät in die Nacht. Bis kurz vor die eigene Selbstaufgabe.
    Und damit stellt sich eine weitere Frage, die aber in meinen Augen nicht hier und jetzt beantwortet werden muß. Was wollt Ihr sein? Ich bin der Leiter der Schule und bringe mein ganzes Vermögen mit ein. In gewisser Weise bin ich danach erst mal der Schuldner unserer Förderer. Irgendwann werde ich alles zurück zahlen können. Und Ihr? Bezahlter Ausbilder, der wöchentlich von mir ein Gehalt nach Vereinbarung bekommt? Oder lieber Miteigentümer mit einer Auszahlungsoption?”

    Firmus Callidus wandte sich an seinen Begleiter, den Numibier Conctor, und ließ sich eine weitere große Wachstafel mit Stift und ein dickes Bündel gefalteter Pergamente aus einer Tasche geben. Er entfaltete schnell die Pergamente, welche sich als mittelmäßige Landkarten des römischen Imperiums heraus stellten. Er suchte eine Karte von Hispania heraus und darauf die Stadt Tarraco und setze sie in Entfernung zu Rom. Dann machte er sich einige Notizen auf seine Wachstafel. Dann gab er alles wieder an Conctor zurück.


    „Ich bin erst mal soweit einverstanden! Gutes Klima, die Entfernung zum Abnehmermarkt Rom ist noch gut und in der Provinz dürften sich ein guter Teil der Kosten minimieren. Vor allem die laufenden Versorgungskosten.


    Was die Größe der Schule angeht, werter Spartacus, so weiß ich nicht, wie groß hier die Paläste sind, aber ich ging auch mal von dem Optimalfall und genug Geld aus. Natürlich können wir auch kleiner anfangen und dann erweitern. Ach ja, Bescheidenheit gehört auch nicht zu meinen Tugenden. Das nur mal am Rande.


    Die Entfernung des Anwesens nach Tarraco sollte gute 10-15km betragen. Dann liegen wir noch im Sicherheitsbereich der Stadt, aber zugleich ungestörter. Wichtig ist, daß es eine gute Strassenverbindung zu unserem späteren Anwesen gibt. Ein Radius von 15km grenzt die Zahl möglicher Anwesen ein, aber wir finden sicher was. Habt Ihr dort Anwesen und Ländereien, auf die wir zurück greifen können. Oder kennt Ihr aufgegebene Landsitze, die man kaufen oder requierieren kann? Dann können wir zielsicherer suchen. Danach sehen wir wieviel Platz wir haben und was wir daraus machen.


    Ich hätte aber noch 4 abschließende Fragen.
    1. Die Änderung der bisherigen Gladiatorenspiele sehe ich als eine politische Angelegenheit, die in Euren Bereich fällt und in den ich mich auch nicht einmischen kann und möchte, aber ist mit Widerstand der Factiones zu rechnen? Wenn mit Schwierigkeiten von deren Seite zu rechnen ist, dann kann man vielleicht schon bei der Wahl des Anwesens und unseren Planungen das eine oder andere berücksichtigen.


    2. Wenn wir ein Anwesen gefunden haben, wer erwirbt es? Und wie?


    3. Gibt es einen Mittler und Kontaktmann zu Euch, der in Eurem Namen vor Ort agiert oder sollen wir Euch wegen jeder Kleinigkeit direkt per Boten oder persönlich kontaktieren und informieren?"


    4. (und hier wendet er sich Toxis und Spartacus zu) Wann können wir aufbrechen? Und wie wollt ihr reisen?

    "Ich unterbreche ungern, aber wir sollten unsere Kräfte zunächst auf eine Schule konzentrieren. Dadurch können wir auch unsere Wissen und das Geld an einem Ort konzentrieren bis wir in die Gewinnzone gekommen sind.


    Wir brauchen einen Standort, wo Ihr Einfluss habt und den zugleich die Käufer oder Mieter erreichen können um sich Tipps und Hinweise einzukaufen.
    Es ist eine Sache, die Gladiatoren eine Woche vor den Spielen nach Rom zu schaffen, auf ein Podest zu stellen und zu vermieten. Aber richtig interessant wird es doch erst, wenn die einzelnen Parteien und Familien den Weg auf sich nehmen uns oder Euch unter irgendeinem Vorwand zu besuchen. Und rein zufällig ist die Gladiatorenschule doch der beste Ort um sich gemütlich zu treffen, weil es gerade dort was zu tun gibt und man schon mal vor Ort ist. Es wird ein köstlicher Spaß zu erleben, wie sie sich anstellen, um etwas über den Leistungsstand der Ware zu erfahren. Von der Bestechung des Küchenpersonals angefangen bis zur eigenen Beobachtung vor Ort. Da können wir viel steuern, aber wenn wir sie erst mal vor Ort haben, können wir eine Vielzahl von Einzelgeschäften machen.


    Aber was passiert mit den Gladiatoren nach den Spielen. Die Mietgladiatoren würden dann wieder an die Schule gehen und auf Dauer hätten wir immer mehr Gladiatoren im Angebot. Das könnte die Preise drücken. Eine Lösung wären dann nur mehr Kämpfe auf Leben und Tod. Oder Verletzungen und Verstümmelungen, die den Gladiator unbrauchbar machen. Aber in diesem Fall werfen wir Geld zum Fenster raus. Ein Gladiator rechnet sich erst nach x Kämpfen."

    Firmus Callidus denkt in Ruhe über das Gehörte nach und mustert alle Anwesenden. Dann lächelt er dezent und entspannt sich.


    „Mein Name ist Firmus Callidus aus Sparta und ich möchte zunächst einmal vorab anmerken, daß ich kein Mann weniger Worte bin. Zumindest nicht bei diesem Thema.


    Mein Vater war einer der Hauptausbilder einer namhaften privaten Gladiatorenschule in Sparta und ich habe vieles vom ihm gelernt und konnte mir auch tiefe Einblicke in den Verwaltungsapparat und die Leitung einer solchen Schule verschaffen. Praktische Erfahrungen habe ich in einigen wenigen Kämpfen gesammelt. Ich kenne also auch die andere Seite der Münze und habe eine Gladiatorenausbildung hinter mir. Mein Schwerpunkt liegt im waffenlosen Kampf, vornehmlich Ringen und Faustkampf. Ansonsten Schwert und Schild. Meine offizielle Laufbahn als Gladiator war bis dato eher kurz, da ich meinen Vater bis zu seinem Tod oft auf „Rekrutierungsreisen" begleitet habe und auch mehr und mehr in der Leitung der Schule zur Hand ging.
    Um die Frage, warum ich nicht mehr dort bin, vorab zu beantworten: es gab familiäre Gründe. Der Eigentümer der Schule und seine Söhne hatten unterschiedliche Vorstellungen und legten mehr Wert auf Gewinn als auf Qualität und Ausbildung. Also bin ich mit etwas Startkapital und der Idee einer eigenen Schule nach Rom gereist, wo laut Aussage eines guten Freundes das Imperium nur auf selbstständige Unternehmer mit Tatendrang und guten Ideen wartet.


    Werter Publius Decimus Lucidus, werter Consul Publius Matinius Agrippa. Ihr wollt die Qualität der Spiele steigern und eine Schule aufbauen und Förderer im Hintergrund sein ... Hm, habt Ihr eine rechte Vorstellung was für Anforderungen an Kapital, politische und öffentliche Verbindungen, Lage und Personal solch eine Schule stellt? Was sind denn Eure genauen Vorstellungen und Ziele? Eine Gladiatorenschule kostet ein Vermögen im Unterhalt und vielleicht seid Ihr schneller arme Förderer als Ihr schauen könnt. Und ob Ihr groß im Hintergrund bleiben könnt, ist auch so eine Frage.

    Ich erlaube mir einmal ein paar kleine Anmerkungen, wobei ich mal das Beispiel Hispania von Spartacus aufgreife.


    Die Lage einer Gladiatorenschule ist von immenser Bedeutung. Wir brauchen ein gutes Klima, wodurch eine direkte Lage in Rom ausscheidet. Das würde zunächst einmal für Hispania sprechen, aber auch für andere Orte. Die Schule darf nicht zu abgelegen liegen, denn sie muß mit Gütern und Handwerkern aus der Umgebung versorgt werden. Zumindest am Anfang. Und sie muß erreichbar sein. Stellt Euch vor der Imperator oder ein hoher römischer Senator möchte die Schule besuchen, weil er sich einen Gladiator kaufen möchte. Es ist in einem solchen Fall unzumutbar von Rom bis ins tiefste Gallien reisen zu müssen. Eine Schule mag das Ansehen der Provinz Hispania heben, aber ist Hispania noch gut gelegen für die Schule. Andererseits darf die Schule nicht direkt in einer großen Stadt liegen oder einen Speerwurf von der Stadtmauer entfernt. Ein geflohender Gladiator könnte sofort in der Stadt untertauchen oder es kann ihm Hilfe aus der Stadt zuteil werden. Außerdem wären die Gladiatoren und die Schule direkt im Blickfeld der öffentlichen Augen. Einige Ausbildungsmethoden sind umstritten und das Volk soll die Gladiatoren bei den Spielen bejubeln und sich nicht vorher ein Bild von Ihnen machen.
    Und wir brauchen Platz, sehr viel Platz. Ein großer Landsitz zum Beispiel. Der kann zu Beginn auch herunter gekommen sein. Das kann man wieder herrichten und spart Geld, aber die Räumlichkeiten müssen stimmen. Wir brauchen einen großen Innenhof, der an eine römische Kaserne herankommt. Hier trainieren die Gladiatoren und es sollte auch Platz für eine kleine separate Arena sein. Der ganze Innenhof muß befestigt sein, damit die unfreien Gladiatoren nicht fliehen können. Die Gebäude um diesen Innenhof besteht aus 4 Elementen. Ein Wohnhaus und die Räume der Schulleitung und Ausbilder, dann die Zellen der Gladiatoren. Am Besten unterirdisch. Darüber der Wirtschaftstrakt mit der Großküche. Ein Garnisonsgebäude für die Wachen und das Personal. Dazu sanitäre Anlagen, ein funktionales Thermengebäude und ein Hurenhaus. An dieses Großgebäude schließen sich später die Tiergehege und vor allem der Bauernhof mit all seinen Gebäuden an. Wenn man gute und gesunde Gladiatoren haben will, dann sollte man wissen, was auf den Tisch kommt und woher das Essen kommt. Ich war einmal in Condate oder so in Gallien. Dort rühmte man sich in einem Gasthof damit, daß der Fisch extra aus Lutetia käme. Die Götter alleine wissen wie lange der Fisch kein Wasser mehr gesehen hatte. Über kurz oder lang muß die Schule Eigenversorgung betreiben. Ein solches Anwesen kostet sehr viel Geld und sollte auch im Hinblick auf die spätere Rentabilität bereits zu Beginn auf 250 Gladiatoren ausgelegt sein. Mit Platz für Anbauten und mehr Leute. Selbst wenn wir klein anfangen, sollten wir das Training nicht mit weniger als 100-120 Leuten aufnehmen.



    Ich habe gehört, daß Hispania in Sachen Bürokratie berüchtigt sein soll. Viele Beamte, die sich wichtig machen wollen oder für die notwendigen Erlaubnisse die Hand aufhalten. Wir brauchen freie Hand und keinen bürokratischen Apparat mit Vorschriften und Auflagen. Ich bin ein Peregrinus und kein römischer Bürger. Ich gehöre keiner großen Familie an. Und dazu kommt noch, daß ich trotz meines römischen Namens Spartaner bin. Der Name war ein Zugeständnis an meine Mutter, welche aus Rom stammte. Da will ich keinen Streit haben, ob ich „als Grieche" dort denn überhaupt eine Schule leiten darf.
    Wir müssen einen unfreien Gladiator zur Abschreckung auch schon mal selbst kreuzigen und hart bestrafen dürfen um den Rest klein zu halten. Brot und Spiele und eine harte Hand. Die örtlichen Behörden sollten auch nicht permanent bei uns zu Gast sein. Und wenn dann bestenfalls nach Vorankündigung. Da fehlen mir die Kontakte und das diplomatische Geschick. Dafür müssen sie uns aber die Sklaven und Verurteilten liefern. Das menschliche Material aus dem wir die besten Kämpfer des römischen Imperiums formen.



    Was machen wir mit den fertigen Gladiatoren? Sind sie alleine für die Spiele bestimmt und wir refinanzieren uns über Wetten und abgesprochenen kämpfe oder sollen sie meistbietend versteigert werden? Daraus schöpfen wir dann neues Kapital.



    Damit wären wir beim nächsten Punkt. Was für Gladiatoren wollen wir ausbilden? Wen bilden wir aus? Wir können Unfreie und Freie ausbilden. Ich halte nichts davon 2 Klassen auszubilden. Wenn ein Freier zum Gladiator ausgebildet werden will, dann muß er durch die harte Schule des Unfreien gehen. Selbst wenn es Euer Sohn ist, werter Consul. Natürlich anonym, denn sonst werden sie Ihn in der Luft zerreissen. Bleiben die Sklaven, Unfreien, Gesetzlose, Verbrecher etc... Wir brauchen viel lebendes Material, aus denen wir diejenigen raussuchen, die Potential haben. Daraus formen wir die beste Qualität, die nicht nur kämpfen kann, sondern auch in Etikette und schauspielerischem Können unterwiesen werden. Es werden die besten und gefährlichsten Kämpfer des Imperiums am Ende sein. Dem entsprechend viel Ausschuss wird auf der Strecke bleiben und wir brauchen stets Nachschub. Der Ausschuss muß dann wieder zurück woher er kam oder wird tot verscharrt. Das muß gewährleistet und organisiert werden. Vorzugsweise aus verschiedenen Einzugsgebieten und Völkern. Sprachprobleme verhindern Fraternisierungen untereinander und reduzieren die Gefahr eines Aufstandes.



    Solche Kämpfer wollen gut versorgt, bewacht und bei Laune gehalten werden. Wir brauchen Ausbilder. Gut, diese können durch gute Gladiatoren und professionelle Ausbilder gestellt werden. Je mehr Ausbilder mit ausreichender Befugnis, desto besser werden die Gladiatoren, da man sich intensiver um sie bemühen kann.
    Und wir brauchen Wachen. Sowohl gut trainierte private Wachen, vorzugsweise für den eigentlichen Bereich in dem sich die Gladiatoren bewegen, wie auch Soldaten der Legion, die in unregelmäßigen Abständen und Zahl präsent sind. So etwas schüchtert auch ein. Zumindest bis unsere Infrastruktur steht. Das kostet Geld oder Gefälligkeiten.
    Dazu kommt ein Heer an Personal. Allein schon für die Küche, den sanitären Bereich, das Bad, die allgemeine Versorgung. Hier können wir locker mal ein Verhältnis von 1:2 oder mehr pro Gladiator rechnen. Das will auch gut bezahlt sein, wenn wir nicht mit einem Heer an Sklaven arbeiten.
    Für die Großküche habe ich jemanden an der Hand. Pollux, der Gallier. Man nennt ihn auch den „Kleinen Imperator". Er war früher Koch für die Legion und rühmt sich damit, daß seine Legion nie eine Schlacht verloren hat. Das führt er auf sein Essen zurück. Er könnte den Küchentross stellen und hat auch kein Problem eine große Zahl von Leuten zu bekochen. Allerdings ist die Küche sein Reich und da hat niemand von uns was zu melden. In diesem Punkt soll er recht gewalttätig werden können. Im Moment leitet er eine Gaststätte in Rom und ist totunglücklich, weil er nur für so wenige Leute kochen kann. Offensichtlich ist seine Dienstzeit bei der Legion abgelaufen.



    Was die Gladiatoren betrifft, so setze ich auf Zuckerbrot und Peitsche. Die härteste Disziplin, aber auch ein Belohungssystem mit Vergünstigungen. Dazu gehört zum einen eine gute Verköstigung. Weiterhin bekommen die Gladiatoren eine eigene Geldwährung, die nur in der Schule etwas wert ist. Wenn sie gut trainieren, bekommen sie je nach Leistungsfortschritt Geld. Davon können sie sich Annehmlichkeiten kaufen, wie ein Besuch im Hurenhaus oder Massagen in den Thermen und andere Dinge. Damit haben wir in Sparta gute Erfahrungen gemacht. Wer schlechte Leistungen bringt, bekommt Strafen.
    Für Siege bei den Spielen bekommen die Gladiatoren auch Geld als Motivation. Wenn sie genug Geld zusammen gespart hatten, was normalerweise erst nach 20-30 Kämpfen der Fall war, konnten sie sich in Sparta freikaufen.


    Tja, was sind die genauen Pläne und wie finanzieren wir das alles?"



    Firmus Callidus lehnte sich zurück und schaute die Anwesenden fragend an.
    :P

    Firmus Callidus hatte im Hause seines Freundes doch noch was zu Essen bekommen und ein zumindest säuberndes Bad nehmen können. Anschließend hatte er seine besten Sachen angezogen. Der Schnitt war typisch Griechisch, aber etwas anderes hatte er noch nicht. Auf Wunsch seines Gönners hatte er auf seine Waffen und seine Rüstung verzichtet. Andererseits war er einer der besten Ringer von ganz Sparta. Er würde sich auch ohne Waffen zu wehren wissen.


    In Begleitung des Numibiers Conctor, einem schwarzen muskelbepackten Hünen, war er zur Casa Decima geritten, wo er jetzt das Gebäude betrat und sich an den Major Domus wandte.


    "Salve! Mein Name ist Firmus Callidus aus Sparta. Ich habe eine Einladung hinsichtlich einer Gladiatorenschule erhalten. Bitte meldet unsere Ankunft Publius Decimus Lucius."

    Firmus Callidus hatte die Kämpfe aufmerksam verfolgt und sich viele Notizen gemacht. Glaucus Maximus hatte ihm mehrfach über die Schulter geschaut, aber feststellen müssen, daß er auf Griechisch schrieb. Dafür widmete er sich um so intensiver einer Botschaft, welche ihm gebracht wurde. Er lächelte. Vielleicht würde er 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen können. Er verließ eiligst mit Firmus Callidus die Spiele, nachdem der letzte Kampf gelaufen war.


    Callidus fragte sich was jetzt schon wieder los war und ob er in diesem Leben auch mal was zu Essen und ein Bad bekommen würde.

    Glaucus Maximus und Firmus Callidus erreichten ihre vorgesehenen Plätze, von wo aus Callidus das Geschehen genau beobachten konnte. Sein Blick glitt über die Tribünen, wo die Menge tobte.
    Dann wandte er sich den Gladiatoren in der Arena zu und machte sich im Geiste seine Notizen, während er sie genau beobachtete.

    Firmus Callidus und sein Begleiter hatten die Strecke Ostia nach Rom in Rekordzeit zurück gelegt. Es war erstaunlich wie schnell die Sänftenträger von Glaucus sein konnten, wenn dieser es wollte. Bestimmt hatte er ihnen eine Belohnung versprochen. Der alte Fuchs hatte sie unterwegs auch mehrfach austauschen lassen, so daß er die ganze Zeit über von ausgeruhten Trägern befördert wurde. Callidus fragte sich wieder einmal, womit Glaucus Maximus eigentlich sein Geld verdiente. Er war vermögend, sehr großzügig gegen sich und seine Freunde, aber irgendwie glaubte Callidus sich zu erinnern, daß Glaucus Maximus und andere nie so richtig gesagt hatten, woher das Vermögen kam. Er hielt sich, soweit es ihm bekannt war, aus der Politik heraus und war auch ansonsten eher bemüht ein unauffälliges Leben zu führen.


    Endlich erreichten sie Rom, den Mittelpunkt der Welt und des Lebens. Glaucus Maximus ließ die Sänfte anhalten, kletterte mühsam heraus und legte dann schwitzend das restliche Stück Weg zum Ort der Spiele zu Fuß zurück. Callidus genoß den Trubel und die vielen Menschen um sich und schob sich geschmeidig durch die Massen.

    Callidus schaute die Frau freundlich an und lächelte, während er Ihr höflich zunickte. Er schätzte Frauen mit Temperament. Und Ostia machte eigentlich einen angenehmen Eindruck auf ihn. Und es war endlich wieder eine Stadt in der Heimat.
    Vielleicht würde er sie sich in den nächsten Wochen mal in Ruhe anschauen und die Behauptungen der Dame überprüfen, aber die Aussage über die Gladiatorenkämpfe hatte sein Interesse geweckt.


    Glaucus Maximus dagegen brummelte sich etwas in den Bart, winkte dezent mit der Hand ab und schob Firmus Callidus zu seiner Sänfte, wo auch ein Diener mit einem Pferd für Firmus Callidus wartete. Glaucus kletterte ungeschickt in die Sänfte, während Callidus aufsaß. Dann ging es auf ein Zeichen vom Glaucus in Richtung Rom.

    DIE ANKUNFT


    Callidus ging mit wackeligen Schritten über die Planke des Schiffs und betrat mit großer Erleichterung nach langer Zeit endlich wieder festen und vor allem römischen Boden. Hinter ihm drängten sich etliche griechische Gelehrte von Bord, die bereits von einem Teil der an Land Wartenden freudig begrüßt wurden. Callidus schaute sich nach bekannten Gesichtern um, denn er hatte seine Ankunft vorab angemeldet.


    Glaucus Maximus lief ihm, trotz seines enormen Bauchumfanges, freudig entgegen und drückte ihm an sich. „Willkommen in Ostria und wieder zurück in der Heimat. Du siehst gut trainiert aus. Athen scheint Dir gut bekommen zu haben, aber das Essen auf dem Schiff war wohl nicht so deine Sache. Du siehst reichlich grün im Gesicht aus. Ach Griechenland ... du mußt mir später alles in Ruhe erzählen, mein Junge." Glaucus legte Callidus vertraulich den Arm um die Schultern und gab einigen Dienern ein Zeichen sich um das Gepäck und Callidus Begleitung zu kümmern. Dann gingen sie das Hafenkai entlang.


    Callidus atmete tief durch und seine Schritte wurden wieder sicherer. „Unser Schiff ist vor Ostria in einen Sturm geraten. Der Kapitän meinte ja, daß es nur bewegte See war, aber ich schwöre bei den Göttern, daß die Wellen masthoch waren. Das ist mir etwas auf den Magen geschlagen. Aber nach einem Bad, einem guten Essen und etwas Ruhe bin ich wieder ganz der Alte. Mal sehen was Ostria zu bieten hat."


    Glaucus Maximus brach in lautes Gelächter aus. Sein fetter Bauch hüpfte auf und ab. „Mein Junge, du warst zu lange in Griechenland, wie mir scheint. Ostria hat nichts zu bieten. Das hier ist tiefste Provinz und wenn du es nicht gewesen wärst, der heute hier ankommt, dann hätte ich Rom nicht verlassen. Allerdings werden die Annehmlichkeiten des Lebens warten müssen, wenn du immer noch die Idee mit der Gladiatorenschule hast. Dann reisen wir sofort weiter nach Rom, wo du Dir noch einen Teil der Gladiatorenkämpfe anschauen kannst. Das andere hat noch Zeit. Im Übrigen habe ich vielleicht sogar schon einen Platz für die Schule gefunden. Und jetzt lass uns eilen, die Zivilisation erwartet uns: ROM.