Das Durcheinander in Menecrates' Kopf erhielt Zuwachs durch die Anmerkung des Kaisers, der Anhänger könnte auf eine Fischerfamilie hindeuten. Der Claudier musste sich schnellstens mit dem Milieu der Christen auseinandersetzen, obwohl er es verabscheute. Er begann, analytisch zu denken und entwickelte in Kürze einen Plan.
"Es lässt sich leicht herausfinden, welche Bedeutung der aufgefundene Anhänger hat. Ich benötige dafür ein paar Prätorianer. Ich dirigiere sie nur von A nach B., auf etwas anderes müssten sie sich nicht einlassen." Er sah es als Gefälligkeit und würde dem Prätorianerpräfekt gewiss nicht die Autorität stehlen. Er brauchte die Uniformen, notfalls lieh er sich welche aus der Rüstkammer.
'Zum Hades!', schimpfte er innerlich. 'Jetzt wäre Verus der Mann der Stunde!'
Menecrates nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte und dass er sich die Aussage des Kaisers merkte, nach der die Christen bezahlen müssten, würde ihnen der Mord nachgewiesen werden.
Zufrieden nickte er nochmals, als er bereits jetzt die Freigabe für den Baubeginn bekam. Die verstärkte Rekrutenwerbung müsste parallel mit dem Heranziehen oder Abwerben neuer Offiziere einhergehen. Den Vigiles würde er seine Hilfe anbieten, denn eine Aufstockung dieser Einheit lag in seinem Interesse. Die Prätorianer interessierten ihn nicht und sie würden aus seiner Einheit auch keinen Mann bekommen. Die sollten sich bei den Legionen umsehen.
Die Frage nach der Stadtverwaltung würde kommen, aber Menecrates musste sich eingestehen, diesen Bereich seines Amtes gegenüber dem militärischen Bereich etwas zurückgestellt zu haben. Bei seinem zweiten Amtsantritt hatte er sowohl innerhalb der Einheit als auch in Bezug auf den Auftrag der Cohortes Urbanae mehr als genug zu tun bekommen.
"Um ehrlich zu sein, lautete mein Plan, mich nach meiner Einsetzung in erster Linie um die Stadtverwaltung zu kümmern. Die Truppenführung wollte ich vornehmlich den hervorragenden Tribunen überlassen, aber es kam alles ganz anders. Das liegt nicht daran, dass die Stabsoffiziere weniger gut wären als ich dachte! Es liegt an der problembelasteten Situation, in der ich mein Amt angetreten habe, und die leider in immer neuen Facetten neue Herausforderungen für mich bereithält. Ich fürchte, ich werde mich erst in ausreichendem Maße der Verwaltung der Stadt widmen können, wenn wir Roms Viertel samt seiner Kriminellen besser unter Kontrolle haben. Ich hege die Hoffnung, diese Situation mit den neuen Stationes und den Aufstockungen erreichen zu können. Bis dahin fährt die Verwaltung mit geringsmöglicher Kraft." Er hob bedauernd die Hände, denn er konnte sich nicht zerreißen. Er musste sich weitgehend auf die Kompetenz der leitenden Beamten verlassen.
"Die letzte von mir einberufene Besprechung liegt für jeden Bereich etwa einen Monat zurück. Da ich mich aber täglich in der Praefectura Urbis zur Nachmittagszeit aufhalte, gäbe es genügend Möglichkeiten, mich auf gravierende Engpässe bei der Nahrungsversorgung, größere Schäden an Bauwerken oder Straßen aufmerksam zu machen. Per heutigem Stand sehe ich keine Handlungsnotwendigkeit.
Einzig beim Curator Aquarum ist aktuell ein Problem bekannt. Der Mann schwächelt aus gesundheitlichen Gründen. Ich hege Zweifel, ob der geplante Bau eines neuen Aquaedukt unter seiner Leitung bewerkstelligt werden kann. Ich sehe noch keinen sofortigen Handlungsbedarf, behalte die Situation aber im Auge."