"Ich bin mir insofern sicher, dass die reinen Fakten zunächst erst einmal dafür sprechen, dass Optio Furius Cerretanus der mutmaßliche Auftraggeber der beiden Brände ist", antwortete Menecrates. "Wir haben das Geständnis der Brandstifterin und unsere Ermittlungen bestätigen die Sklavin Eireann als mutmaßliche Täterin. Wir haben ihre Aussage, dass sie im Auftrag ihres Herrn gehandelt hat. Die Eigentumsverhältnisse weisen Optio Furius als Eigentümer aus. Daran ist nichts zu rütteln und das lässt sich auch nicht anders auslegen. Unübersichtlich wird die Sachlage, weil die Sklavin kurz nach den Bränden den Eigentümer wechselte. Strittig ist, ob der neue Herr Anis von Alexandria oder der alte Dominus Optio Furius die Sklavin beauftragt hat, die eigenen Spuren am Tatort Garymed zu verwischen. Das ist das Problem, Petronius", er rieb sich die Stirn, als könne er dadurch dem überfüllten Kopf Entlastung verschaffen, "diese zentralen Fakten sind eingebettet in ein Wirrwarr von Unzulänglichkeiten, konfusen Ereignissen, undurchsichtigen Personenkonstellationen und ja, auch unprofessionellem Verhalten unserer Offiziere und Mannschaften am Tatort. Die katastrophalste Entgleisung stellt der Fausthieb des Optio Furius Cerretanus in den Magen des Geschäftsführers des abgebrannten Ganymed dar, der in diesem Augenblick von einem unserer Männer als Zeuge angehört wurde."
Er faltete die Hände zusammen und legte sie auf sein Haupt. Sein Blick suchte irgendeinen Punkt jenseits des Fensters und in Gedanken verweilte er für Momente zwischen Zeugenaussagen und Beweismaterial, sowie seinem Idealbild der Cohortes Urbanae. Als er einsah, auf diese Weise nicht voranzukommen, nahm er die Hände vom Kopf und öffnete sie in einer teils hilflosen, teils resignierten Geste.
"Wir geben ein trauriges Bild ab, aber nach meiner Auffassung müssen wir uns dem Unvermeidlichen stellen, wollen wir unsere Arbeit machen und diese Brandfälle restlos aufklären. Das sind wir Rom, den Opfern und uns selbst schuldig." Er würde sich wünschen, dass nicht alles zur Sprache käme, weil hier nicht die Einheit im Kreuzverhör stehen sollte, sondern nur der mutmaßliche Auftraggeber.
"Ich denke, die Beweise sind ausreichend, um Optio Furius vor ein Militärgericht zu stellen", resümierte er müde. "Denkst du, eine zwanglose Befragung genügt vorerst? Rechnest du mit Fluchtgefahr?" Vielleicht kannte sein Tribun den Optio besser. Theoretisch sah Menecrates Fluchtgefahr.
"Das Motiv lässt sich noch nicht sauber vom Wirrwarr lösen. Vieles deutet darauf hin, dass der Optio ein Mitglied der Krähenbande war, die Sklavin Eireannn höchstwahrscheinlich auch. Das Ziel dieser Bande - die ja inzwischen ausgelöscht ist - könnten Schutzgelderpressungen gewesen sein, denen der Geschäftsführer vom Ganymed möglicherweise nicht nachkam. Die Statio störte bei den Geschäften, das ist wohl weitgehend gesichert, aber ansonsten erfordert diese Brandserie noch einiges an Ermittlerarbeit." Es standen noch Befragungen und Durchsuchungen aus.