Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    Ungeduldig schlug die Vitis in immer schnellerem Takt in die Hand des Centurios, als nach erheblicher Wartezeit einer der Probati noch immer nicht auf dem Exerzierplatz erschien. Wenn Claudius etwas hasste, dann war es Faulheit in Kombination mit Unzuverlässigkeit. Der Optio war vor ewiger Zeit in den Mannschaftsunterkünften gewesen und hatte den Probati den Befehl zum Antreten auf dem Exerzierplatz gegeben. Alle waren da - außer Lucius Sergius Chlorus. So langsam baute sich in dem Centurio eine unbändige Wut über die Nachlässigkeit, ja Schlampigkeit, dieses Probatus auf und er legte große Schritte in ständigem Wechsel der Richtung vor den angetretenen Probati zurück, bis er abrupt stehen blieb.



    "Lucius Sergius Chlorus hat auf der Stelle hier zu erscheinen, sonst reiße ich ihm höchst persönlich die Eier raus", schrie der Centurio und eine steile Falte auf der Stirn war Zeichen seines hochgradigen Missfallens.

    Dankbar nickte Claudius seinem Waffenbruder zu. Hier schien keiner zu begreifen, dass ein einmal gegebener Befehle ohne wenn und aber von Soldaten auszuführen ist. UND ES GAB NOCH KEINEN NEUEN! Offensichtlich interessierte es aber den Comes nicht, welche Konflikte er mit seiner Einstellung schuf. Die Sinnlosigkeit einer weiteren Erwiderung einsehend, wandte sich Claudius dem neuen Thema zu.


    "Ich unterstütze ebenfalls diesen Vorschlag des Antoninus."

    Am heutigen Tage war Claudius mit einem Anliegen in die Curia gekommen und erhob sich, als die Möglichkeit zur Vorsprache gegeben war.


    "Salve Comes, salvete Mitglieder und Beisitzer.


    Mein Anliegen ist zum Teil persönlicher Art, zum Teil betrifft es meine Legion. Es dürfte in der Curia seit langem bekannt sein, dass in der LEGIO I Frauen in Männerämtern höchst ungern gesehen sind. Der Comes Detritus musste bereits einmal unverrichteter Dinge wieder abreisen, weil seine Anfrage nach einer weiblichen Magister Scriniorum nicht einmal erhört wurde. Die Praefecta Vehiculorum Decima Lucilla wurde seinerzeit nicht in das Lager gelassen. Kürzlich traf eine weitere Magister Scriniorum ein.


    Ich möchte für die Zukunft darum bitten, bei zu klärenden Anliegen, keine weiblichen Mitarbeiter der Curia mehr zu entsenden, sondern dass du, Aelius Callidus, dich selbst bemühst. Damit wäre allen geholfen und es gäbe keine unschönen Szenen. Ich denke, die Curia kann sich darauf einstellen und ich würde es sehr begrüßen, wenn die aktuelle Anfrage bereits von dir vorgenommen wird! Danke für eure Aufmerksamkeit."


    Claudius nahm wieder Platz und wartete gespannt, ob sich eine Diskussion ergeben oder er auf verständnisvolle Akzeptanz treffen würde.

    "ANTE DIEM XVIII KAL SEP DCCCLVI A.U.C.?", entfuhr es Claudius überrascht. "Bis dahin steht bestenfalls der Rohbau. Es sei denn, die Stadt greift der Legion mit Facharbeitern, wie Fliesenlegern unter die Arme. Ich denke trotzdem, dass dieser Termin nicht zu schaffen ist. Die Legion hat niemals solche Vorgaben gemacht."


    Ungläubig schüttelte der Centurio den Kopf. Er gedachte, den Bau bis zum Herbst fertig gestellt zu haben. Möglich wäre noch der September, aber in kaum mehr als einem Monat war das Projekt nicht zu schaffen.


    "Bei der Gelegenheit möchte ich das Edelholz aus Tylus ordern. Der König von Tylus stellte es seinerzeit der Stadt bzw. dem Bau zur Verfügung. Es ist für die Sitzreihen gedacht.
    Zu meinem Anliegen, was ich soeben erwähnt hatte … Es bestehen Unklarheiten bei der Ausführung der Säulen im abschließenden Säulengang. Natürlich habe ich als Architekt meinen eigenen Geschmack, aber ich kann selbstverständlich auch Rücksicht auf anderer Leute Wünsche nehmen. Hier die möglichen Varianten …"


    Claudius entrolle eine Zeichnung und zeigte sie dem Magistratus.




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    "Ah, jemand von der Stadtverwaltung."


    Claudius nickte freundlich.


    "Ich habe seinerzeit die Absprachen mit dem ehemaligen Duumvir Mantus geführt. Gibt es irgendwelche kurzfristigen Änderungen die Bauausführung betreffend, oder wie kann ich sonst behilflich sein? Ich hätte bei der Gelegenheit außerdem noch etwas zu besprechen."

    Nur kurz musterte der Wachmann die Frau, dann erteilte er seinen Bescheid:


    "Auf Anweisung der Offiziere sind wir angehalten, außer der Augusta und der Frau unseres Legaten, keiner Frau den Zutritt zum Lager zu gewähren. Wenn du mir sagst, was dein Anliegen ist, kann ich bestenfalls eine Meldung machen. Ebenso steht es dir frei, dein Anliegen schriftlich festzuhalten. Wachstafeln können gestellt und anschließend dem Legatus überbracht werden."


    Der Soldat sprach emotionslos, denn diese Auskünfte erteilte er nicht zum ersten Mal. Der Praefectus Castrorum hatte diese Gepflogenheiten generiert, die Offiziere hatten sie übernommen und an ihre Mannschaften weitergereicht.

    "Tjo, also bei mir hat das mit dem Beutel Goldstücken nicht geklappt", erwiderte Claudius grinsend, als er den Korkverschluss entfernte.


    "Die Zeiten haben sich gewaltig geändert. Nichts ist mehr wie es früher war, denn jeder Patriziersohn, der jemals dieses Lager betreten hat, durchläuft die Mannschaftsdienstgrade von ganz unten an bis er es vielleicht mal schafft, in den Stab zu kommen. Vielleicht", wiederholte Claudius und winkte gleichzeitig einen Legionär seiner Einheit heran.


    "Hol mal deine Kameraden. Sie sollen ihre Becher mitbringen, einen für mich und den Optio zusätzlich."

    Als der Centurio wieder am Treppenbauabschnitt eintraf, war bereits ein erheblicher Anteil der Schalung fertig gestellt und von tragfähigen Balken abgestützt. Zur Probe belastete Claudius die Bretter per Hand und nickte dann zufrieden. Er winkte die Hilfsarbeiter, die Eisenstangen und Drahtgeflecht hielten näher, und machte sich daran, die ersten dieser Materialien einzuarbeiten.


    "Es macht wenig Sinn, wenn die Bewehrung der Länge nach direkt auf der Holzschalung liegt. Erstens sieht man sie dann von unten und sie bereitet Schwierigkeiten, wenn der Unterbau verblendet werden soll, und zweitens mindert das auch den Stabilitätsfaktor, den sie erbringen sollen. Die untersten Bewehrungseisen müssen also leicht erhöht aufgebracht werden. Wir verwenden dafür diese eigens zu diesem Zweck in Abständen mit Ausstülpungen versehenen Unterlegestangen, deren Hauptfläche nach oben weist und die Ausstülpungen logischer Weise nach unten. Darauf kommt dann das Drahtgeflecht und da wir eh in Abschnitten gießen müssen, lässt sich notfalls noch an den herausragenden Enden die Drahtkonstruktion richten, falls sie durch den Betondruck zu weit nachgegeben hat. Verstanden?"


    Der Centurio sah in die Gesichter der anwesenden Soldaten, erntete nur sporadische Zustimmung und winkte schließlich ab.


    "Ich beaufsichtige ja ohnehin - da werde ich auch die Korrekturen selbst vornehmen, falls erforderlich."

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    Ich nahm mit einem missfälligen Blick zur Kenntnis, was mir der Sklave ausrichtete, betrat dann jedoch die Baustelle. Es war mir ein Rätsel, wieso niemand mir Auskunft geben konnte oder wollte. Schließlich war der Auftraggeber des theatrums die Curia Mantuas und ich war ein Beamter derselbigen.


    "Salve", rief ich dann unter Wahrung des Sicherheitsabstandes zu, der vielleicht etwas knapp bemessen war von meiner Seite aus.
    "Ich würde gern wissen, wann der Abschluss der Bauarbeiten geplant ist und was bis dato noch getan werden muss!"


    Claudius beendete seine Absprache mit den Handwerkern, die für die Fertigung der Schalungen zuständig waren, und trat auf den Besucher am Bauplatz zu.


    "Salve!" Der Centurio ließ schnell sämtliche Stadtangestellten und mögliche Einwohner Mantuas, die ein Interesse an solchen Auskünften haben könnten, Revue passieren, konnte den Mann aber nicht einordnen.
    "Mit wem spreche ich gerade?", fragte er daher zunächst nach.

    "So, da wären wir", sagte Claudius und schickte sich an, die Amphore vor der Baracke abzustellen. Als er Priscus’ Bemerkung vernahm, wiegte er nachdenklich den Kopf.


    "Och, das kann man sehen, wie man will. Eins zu eins ist es sicher nicht umsetzbar, aber es schult zumindest den Geist, sich vor ungewöhnliche Aufgaben gestellt zu sehen und brauchbare Lösungen zu finden. Das ist ganz offensichtlich auch nicht jedem Kursteilnehmer leicht gefallen. Vor allem habe ich eine annähernde Nichtbeteiligung der zivilen Studenten festgestellt. So richtig brauchbare Vorschläge kamen eigentlich nur von den Offizieren. Ich frage mich ohnehin, warum Zivilisten zur Militärakademie müssen bzw. warum man sie lässt."

    "Dieselbe Schalung, sofern sie nach dem Entfernen noch halbwegs verwendbar ist, womit wir nicht in jedem Fall rechnen können. Die Schalung für die letzte Stufe muss entsprechend hoch, die für die unterste entsprechend niedrig sein. Ich werde jetzt erst einmal die von uns benötigte Konsistenz der Mischung abklären gehen, damit die Materialen, vor allem die richtige Körnung des Kieses am Bauplatz vorrätig ist, wenn es losgeht. Außerdem werde ich die Schalungsbretter für die Stufen ordern. Die Sonderanfertigung für die unterste sollte bis zur Abstützung der Unterseite, für die wir ja x-beliebig breite Schalbretter verwenden können, dicke fertig sein.


    Die Männer sollen mal eben mit diesem Unterbau beginnen."


    Ein Kopfnicken beendete die kurze Absprache und Claudius wandte sich in Richtung der Holzwerkstätten.

    Vesuvianus, der am Rande des Exerzierplatzes stand, verschränkte die Arme vor der Brust und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen… weniger wegen den Fehlern der Probati - das war zum Teil normal, als vielmehr wegen seinem Optio. Er hätte den alten Knaben schon viel eher zur Ausbildung heranziehen sollen, als ihn ständig nur mit Spezialaufgaben im Technikerbereich zu betrauen. Man spürte förmlich, wie Priscus in der Formalausbildung aufging.


    Doch sein Optio war nicht der Hauptgrund, weswegen sich Claudius in die Beobachterposition begeben hat. Er verfolgte stets den Entwicklungsstand der Neuzugänge, um rechtzeitig die Probatio planen zu können. Allerdings war das bei diesem Durchgang noch lange hin.


    Sim-Off:

    @ Galerianus: Nicht alles übernehmen, was andere vorschreiben. ;) Du hattest das Kommando 'retro' bei mir auf dem Exerzierplatz gelernt.
    @Chlorsu: Wenn du dich den anderen hinterher schreibst, hast du natürlich alles gehört, was die anderen gehört haben. ;)
    Die Ausbildung macht vorerst der Optio weiter. Ihr könnt aber in der Zwischenzeit Soldatenleben außerhalb der Ausbildung simulieren, wenn ihr wollt.

    "Viel gibt es dazu nicht zu sagen. Die Entscheidung des Kaisers zu akzeptieren, stand außerhalb jeglicher Diskussion; die Abwicklung innerhalb der Curia finde ich allerdings kritikwürdig. Vor allem kann ich mich mit mancher hier gefallenen Äußerung nicht einverstanden erklären und sofern es einmal nötig sein würde, werde ich mich davon auch öffentlich distanzieren."


    Claudius lehnte sich zum Zeichen, dass er keine ausführlicheren Erklärungen abgeben würde, zurück und verschränkte die Arme.

    "Naja, gelernt haben wir dem Umgang ja auch nicht wirklich. War wohl nur zur Demonstration und praktischen Übermittlung des theoretischen Wissens gedacht", erklärte Claudius, während er die Amphore auf seiner Seite anhob.


    "Da gab es noch eine weitere Demonstration längst überholter Kampftechniken. Mit dem heutigen Wissen und unserem Ausbildungsstand an den modernen Waffen mal eben das Taktieren aus einer Phalanx heraus, noch dazu mit den unhandlich langen Speeren und einem Schild, der mit einem Scutum auch nicht soo viel zu tun hat, das war recht interessant. In dem Fall war weniger die Handhabung als vielmehr eine ausgeklügelte Taktik von den Lehrgangsteilnehmern gefragt, die sich eben kurzerhand auf die Vor- und Nachteile der anders gearteten Waffen einstellen mussten. Der Abschnitt gefiel mir, obwohl ich mir mehr Mitarbeit von anderen Teilnehmern gewünscht hätte."


    Ein paar Schritte lief Clauddius schweigend.


    "Klar, dass der größte Teil der Ausbildung theoretischer Natur ist."

    Der aurelische Sklave erhielt die Auskunft, dass sein Herr gerne - allerdings unter Wahrung eines Schutzabstandes - die Baustelle betreten durfte, um Informationen einzuholen, aber keiner der Offiziere seine Position verlassen und zu ihm kommen könne.

    Sim-Off:

    Bei einer freitragenden Treppe MUSS ein Betonunterbau her, weil ja die Steinblöcke weder von unten gestützt noch an seitlichen Wänden Halt haben. Siehst du das anders?



    Nochmals tippte der Centurio auf die verschiedenen Teilabschnitte der Treppen in der ausgebreiteten Zeichnung.


    "Hier oben haben wir ja die Eisenstangen aus der jeweiligen Decke herausragen lassen. Die beziehen wir beim Gießen des Treppenunterbaus mit ein. Daraus ergibt sich dann die belastbare Verbindung: Geschossdecke/Treppenabgang. Am jeweils unteren Ende ist eine solche Verwebung nicht notwendig, denn der Treppenaufgang liegt ja automatisch auf und hat damit seinen Halt.


    Von unten betrachtet wird die Treppe demnach glatt sein, dort muss ordentlich Bewehrung drauf und dann müssen die Stufenabschnitte mittels Schalungen eingearbeitet werden. Als optischer Abschluss sind starke Natursteinplatten vorgesehen, wobei der unten und seitlich sichtbare Beton der Treppenkonstruktion anschließend mit dünnen Steinfliesen verblendet wird."


    Der Centurio strich sich über das Kinn und überlegte gleichzeitig, welche Arbeiten einer besonderen Betreuung bedurften.


    "Tja, nach wie vor halte ich die Fertigung der Stufen für die größte Herausforderung. In der Statik ist zwar genau berechnet worden, wie steil die Treppe zu verlaufen hat, damit erstens die Ersteigung später vom Theaterbenutzer als angenehm und vor allem der Schrittfolge angepasst empfunden wird und zweitens auch die letzte Stufe der vorgegebenen Höhe und Breite entspricht. Das umzusetzen, erfordert natürlich höchste Konzentration bei der Berechnung vor Ort. Irritierend ist vor allem, weil der Unterbau noch nicht die Geschossdeckenhöhe erreicht, denn wir müssen den schweren Natursteinbelag einplanen. Dass bedeutet, die erste Stufe beim Unterbau wird extrem niedrig sein und die letzte extrem hoch. Da müssen wir aufpassen."