Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    Der Centurio hatte sich diesbezüglich bereits im Vorfeld Gedanken gemacht. Auf die Bemerkung mit dem Fass ging er aber lieber nicht ein.


    "Für die Erstellung der Baupläne zum Amphitheater wurden Vesuvius Flavian, der mir zur Seite stand, und ich selbst vom damaligen Legatus Macer mit einer Phalera ausgezeichnet. Daher möchte ich diese Auszeichnung auch für Optio Priscus vorschlagen, Legatus."

    Der Centurio schreckte aus seinen Gedanken auf, die noch beim soeben abgehaltenen Appell weilten, als sich die Tür des Legaten öffnete. Er folgte dem Cornicularius in das Officium, trat etwas weiter in den Raum hinein und salutierte.


    "Salve, Legatus!


    Mein heutiges Anliegen betrifft zwei Männer meiner Centurie. Beides sind vorbildliche Soldaten, die schon seit langem herausragende Dienste tun. Es handelt sich einmal um meinen Optio, Tallius Priscus, der als Techniker wie als mein Vertreter ausgezeichnete Leistungen bringt. Sein Beitrag zur Vermessung des Amphitheaters erscheint mir groß genug zu sein, sodass ich bei dir eine Auszeichnung für ihn anregen möchte."


    Um dem Legatus Gelegenheit für eine Entgegnung zu geben, machte Claudius eine Pause, bevor er auf den zweiten Mann zu sprechen kam.

    Im Vorzimmer des Legaten warteten bereits ein Offizier und ein legionsfremder Optio, als der Wachsoldat dem Senator voran das Officium betrat. Er grüßte zunächst den Cornicularius.


    "Senator Aelius Quarto wünscht den Caesar zu sprechen", erklärte er knapp und überließ es dem Schreibtischsoldaten, sich um das Weitere zu kümmern. Mit einem Gruß verließ er das Officium und begab sich auf seinen Posten am Haupttor zurück.

    Einer der Wachsoldaten trat hinzu, hörte sich das Anliegen an und nickte.


    "Sag deinem Herrn, ich werde ihn zur Principia geleiten, er müsse dort aber mit etwas Wartezeit rechnen, denn die Ansuchen an den Legaten häufen sich derzeit wieder einmal und mit Sicherheit befindet er sich in einer Besprechung."


    Alsdann notierte er Name und Anliegen des Besuchers, gab seinem Kameraden Bescheid und ging der Sänfte des Senators voraus.

    "Die Kritik Onkel Marcellus' findet meine volle Zustimmung. Mich stört seit langem die Ausrichtung der Gens. Hier muss ein gewaltiger Ruck passieren, dass man eines Tages nicht anfangen muss, sich seines Namens zu schämen. Ein Punkt erscheint mir zusätzlich erwähnenswert. Da ich eine auffallende Affinität zu Plebejergentes festgestellt habe, möchte ich die Thematik Vermählungen in die Diskussion einbringen, bevor wir noch eine unstandesgemäße Heirat zu beklagen haben.


    Bruder, du besitzt meine Liebe und deswegen hoffe ich, du verschließt dich nicht vor meiner Kritik."


    Vesuvianus schaute Vitulus an und wartete gespannt auf dessen Entgegnungen.

    Der Wachsoldat trat heran, grüßte den Optio vigilum der Stadt Misenum und hörte sich die Ausführungen an. Es war wohl heute nicht sein Tag, jedenfalls fing er an zu lachen. Er konnte sich beileibe nicht vorstellen, dass ein Offizier einen Weitermarsch anordnete, ohne zuvor das Marschlager wieder einzuebnen. Selbst bei Picentia war dergleichen vorgenommen worden. Nun ja, es war nicht seine Aufgabe, dieser Angelegenheit nachgehen.


    Schließlich überlegte er, wohin er den Mann schicken sollte. Der Praefectus hatte das Lager verlassen, also blieb nur der Legat.


    "Folge mir einfach nach. Ich bringe dich zum Legaten. Kann aber etwas dauern dort", warnte der Wachsoldat den Besucher schon einmal vor.

    Vesuvianus sah eine Weile den abmarschierenden Soldaten hinterher, bevor er sich zur Principia wandte. Während er über die Lagerstraße schritt, gingen ihm die Aussagen seines kürzlich nach Rom zurückgekehrten Onkels durch den Kopf. Die Gens Claudia war wirklich zu einer Lachnummer verkommen und er musste sich Ohren und Augen zuhalten, um mit der Verwandtschaft überhaupt leben zu können. Etwas musste geschehen, ein Ruck, eine Säuberungsaktion innerhalb der Gens, damit man sich seines Namens nicht länger schämen musste.


    Der Centurio achtete nicht auf die Soldaten, die ihm entgegen kamen. Manch einer grüßte, aber Claudius’ Aufmerksamkeit war belegt.

    Vesuvianus hatte kein Verständnis dafür, dass der Iulianus mitten im Gespräch aufstand und gehen wollte.


    "Der Familienrat ist längst überfällig und es wird darauf hinauslaufen, dass auch über deine Person gesprochen werden muss. Es wäre demnach klug, anwesend zu bleiben, denn so kannst du sich anbahnenden Entscheidungen begegnen. Im anderen Falle werden sie womöglich über deinen Kopf hinweg getroffen werden müssen."

    Zitat

    Original von Gaius Claudius Vitulus
    "Onkel, Bruder! Worüber sprecht ihr, um wen geht es? Ich muss zugeben, dass ich leider über längere Zeit die Geschicke unserer Gens nicht mehr beobachten konnte, doch worum geht es genau?"


    Zum Zeichen, dass er nicht gedachte, zuerst zu sprechen, blickte Vesuvianus von Vitulus zum Onkel. Er wollte niemand und nichts vorgreifen, bislang hatte er schließlich auch Augen und Mund verschlossen gehalten. Das Auftreten des Onkels hatte erstmals Vesuvianus dazu veranlasst, sich ebenfalls von allerhand Ärgernissen, die Familie betreffend, zu befreien.


    Dem Donatus, den er wie den Iulianus nicht kannte, nickte er kurz zu.

    "Priscus, wir haben gestern bereits unter vier Augen gesprochen. Heute wiederhole ich das Lob vor versammelter Mannschaft. Soldaten, …" Claudius richtete den Blick auf die angetretene Centurie und hob die Stimme. "… unsere Einheit kann sich glücklich schätzen, einen Optio im Kaliber des Priscus zu haben. Er ist fachkompetent, egal, ob es um die Ausbildung von Probati, den Einsatz als Spezialist und damit Techniker oder meine Vertretung geht. Sicher verfügt die Legion über viele gute Unteroffiziere, aber in meiner Centurie möchte ich keinen anderen haben.
    Priscus",
    der Centurio wandte sich seinem Optio wieder zu, "du hast dir nach jahrelangem hervorragenden Dienst und deinen Leistungen bei der Vermessung und bisherigen Erbauung des Amphitheaters redlich eine Auszeichnung verdient und ich werde selbige unmittelbar nach diesem Appell beim Legaten beantragen."


    Zum Zeichen seiner Wertschätzung legte Claudius seine Rechte auf die Schulter des Optio, drückte sie kurz und wandte sich alsdann dem neben ihm stehenden Legionär zu.


    "Flavian, du dienst seit langer Zeit in meiner Centurie, bist der Dienstälteste und ich habe, was deine Zuverlässigkeit betrifft, keinen Grund zur Klage - im Gegenteil: Du genießt das Vertrauen der Männer, kannst auffallend gut mit Zahlen umgehen und stellst insgesamt für viele ein Vorbild dar. Da unser Signifer aus Altersgründen aus dem Dienst scheiden wird, habe ich mich entschlossen, den Legaten zu ersuchen, dich nachrücken zu lassen. Auch deine Erhebung werde ich unmittelbar nach dem Appell veranlassen.


    Zurück ins Glied", wies der Centurie den Legionär an, bevor er sich an seinen Optio wandte.


    "Führ die Centurie zum Bauplatz und beginnt dort mit dem Abriss, so wie gestern besprochen. Nach der Unterredung mit dem Legaten komme ich nach."


    Sodann visierte Claudius nochmals die Soldaten seiner Einheit. Seine Stimme klang weit.


    "Zum Ende des Sommers will ich das Amphitheater stehen sehen. Unsere Centurie ist der Hauptträger bei diesem Bau und ich möchte, dass wir unserem Ruf gerecht werden. Also Leistung, Männer!
    Deine Centurie",
    sagte Claudius wieder gedämpft, meinte es natürlich im übertragenen Sinne und überließ Priscus das Kommando.

    "Was für einen Endstand haben wir jetzt? 2:3? Sehe ich damit richtig, dass sich die konservative Liga mit meiner Unterstützung im Falle Helvetia Fabia durchgesetzt hat? Das wäre ein Achtungszeichen.


    Ohne der Bekanntgabe vorgreifen zu wollen..., ich stelle einen steten Anstieg derjenigen fest, die sich offen - dort wo sie können - gegen die bisherige Rolle der Frau wenden. Bei den Göttern, es scheint etwas ins Rollen zu kommen, das ich als traditionell eingestellter Römer, gerne unterstützen werde. Mit Einzug meines Onkels Marcellus in die claudische Villa gab es heute bereits einen Paukenschlag. Von ihm wird Rom sicher noch viel zu hören bekommen.


    Entschuldigt, wenn ich vom Thema abschweife und herumplaudere, aber dieser Tag war doch recht ereignisreich gewesen."

    Nachdem das offenbar nicht der Fall war, straffte sich der Centurio in üblicher Manier, dabei vergessend, dass er eine Toga statt einer Rüstung trug.


    "Ich werde offenbar nicht mehr gebraucht. Valete, die Herren!"


    Mit einem leichten Kopfschütteln über sich selbst und einem Schmunzeln auf den Lippen verließ Claudius die ehrwürdigen Hallen und strebte der Villa Claudia zu. Er fand, eine durchaus interessante Erfahrung gemacht zu haben, die ihn nun im Nachhinein seine Quaestur doch in einem erfreulicheren Licht sehen ließ.

    Vesuvianus wies mit einer Kopfbewegung in Richtung des Onkels. Er wollte nicht vorgreifen, weil sich Vitulus und der Onkel noch nicht einmal begrüßt hatten. Um dies zu ermöglichen und auch zum Zeichen, dass er sich vorerst zurückhalten wolle, lehnte sich Vesuvianus an.

    Obwohl Vitulus und Vesuvianus in derselben Legion dienten, sahen sie sich kaum. Daher freute sich Vesuvianus, als sein Bruder erschien, stand sofort auf und ließ diesen nicht ohne ihm kräftig auf die Schulter zu klopfen vorbeiziehen.


    "Mensch, Vitulus. Mach dich nicht immer so rar. Demnächst werde ich sonst noch eine Vermisstenanzeige aufgeben." ;)


    Claudius lachte und ließ sich dann wieder in den Korbsessel fallen.


    "Es geht um ernste Themen, Vitulus. Wir müssen über die Entwicklung der Gens reden, die der Vergangenheit, aber viel wichtiger noch, die der Zukunft."

    Die Geschichte mit der Claudia Moreia hörte Vesuvianus zum ersten Mal und wer war jetzt der Vater? Andererseits war es nicht seine Angelegenheit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Mehr als ein "Aha" verließ daher nicht seinen Mund. Hoffentlich kam Vitulus bald, um die Angelegenheit insgesamt zu entwirren.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Aha. so meinte Hungi nur nach den Worten des Centurio, und nach kurzem Überlegen sprach er weiter: Tja, nur haben wir wieder einen Quästor nach Hispania geschickt. Mal sehen, was er dazu sagt.


    Sollte keiner der anderen Senatoren eine Frage dazu haben, so kannst du dich wieder zu deiner Einheit zurückbegeben. Anscheinend war hier ein Mißverständnis aufgekommen. Gut, daß wir das aus der Welt geschafft haben.


    Claudius nickte. Zwar hatte er bei seiner Rechenschaft über die Amtszeit auf der Rostra die Problematik angesprochen, aber offenbar war diese Information nicht rechtzeitig in den Senat gelangt, um die Entsendung eines weiteren Quaestors zu überdenken. Möglicherweise hatte man in Hispania ja inzwischen auch aus den Fehlern gelernt.


    Claudius sah sich um, ob jemand noch Fragen an ihn hatte.

    "Schneller kann es gar nicht gehen, denn nicht nur die Familiensituation erfordert ein sofortiges Handeln, sondern ich muss auch in Bälde wieder nach Mantua zurück. Ich bin dort für den Bau des städtischen Amphitheaters als leitender Architekt verantwortlich."


    Claudius winkte einen der bereitstehenden Sklaven heran und trug ihm auf, Vitulus über das Vorhaben in Kenntnis zu setzen. Er strich sich gerade nachdenklich über die Stirn, als ein für ihn Fremder das Atrium betrat, der sich aber sogleich vorstellte.


    "Salve!"


    Claudius empfand es als komisch, sich in der eigenen Stadtvilla vorstellen zu müssen, tat es dann aber doch.


    "Mein Name ist Herius Claudius Vesuvianus. Bruder des Vitulus, Sohn des Claudius Macrinius."