Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    Mit einem Nicken quittierte der Centurio die Auskunft. Er würde ohnehin das verbauen, was letztlich eintraf und da er das zur Verfügung stehende Budget nicht kannte, blieb ihm nichts anderes übrig als abzuwarten.


    "Tja, und dann wäre noch die Frage nach den Säulen."Claudius kramte aus einem Lederbeutel, der an seinem Gürtel befestigt war, ein Pergament und entfaltete es.


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    "Steinmetze könnten diese drei Säulenformen herstellen. Ihren Zweck erfüllen alle und es ist eine reine Geschmacksfrage, welche wir verwenden wollen. Ich persönlich tu mich schwer mit der korinthischen." Der Centurio tippte auf die letzte der Säulen. "Sie soll die jungfräuliche-mädchenhafte Zartheit verkörpern. Na ja, mir ist sie zu kitschig. Die dorische", sein Finger wies auf die erste, "stellt die Stärke und Anmut des Mannes dar und sie ist mit Abstand die älteste Säulenform." Claudius musste grinsen, denn er hatte sich schon beim ersten Kennenlernen der Säulenbeschreibung gefragt, wo Vitruv beim Mann Anmut sah.


    "Und dann wäre noch die Ionische, die der fraulichen Schlankheit nachempfunden wurde. Die Stadt hat uns ja Entscheidungsfreiheit eingeräumt, trotzdem bin ich diesbezüglich unschlüssig. Ich würde fast zu der dorischen tendieren, auch wenn sie längst nicht mehr dem Zeitgeist entspricht. Sich als rückständigen Architekten betiteln zu lassen, ist allerdings nicht gerade erstrebenswert. Hm, welche der Säulen würde denn deinen Geschmack treffen?", fragte der Architekt interessiert.

    Zugegebenermaßen skeptisch legte Claudius, nachdem er sich Helm, Oberkörperpanzer und Beinschienen organisiert hatte, die Ausrüstung an. Den runden Schild, Speer und Schwert nahm er im Anschluss daran zur Hand und wartete höchst gespannt, was nun folgen würde. Dieses An- und Auskleiden erinnerte ihn unwillkürlich an seine Zeit als Legionär, in der ihn der Legat schließlich mit einem Übungskampf "überrascht" hatte.

    Das Ärgernis war fast vergessen, als Claudius über die Bemerkung seines Optios erst einmal lachte, bevor er sich zu einer Antwort entschloss.


    "Die Begründung mit Bezug auf das Marschlager überbringst morgen aber du den Männern."


    Ganz so leicht würde der Abbau wohl nicht sein. Wieder lachte der Centurio in sich hinein und musste sich zwingen, aufmerksam dem Rest der Rede zu lauschen.


    "Ja, mit Eimern oder Bottichen und Seilzug - so habe ich mir das gedacht. Da muss aber noch was Effizienteres drin sein und das will ich gleich mal mit dir besprechen. In so einen Eimer oder Bottich geht ja nicht viel rein. Außerdem ist der Transport zeitaufwendig."


    Der Centurio strich sich nachdenklich über das Kinn.


    "Was meinst du, Priscus. Können wir denn nicht das System der Siphones, die die Vigiles verwenden, für unsere Zwecke nutzen, also für den schweren Beton modifizieren?"

    "Na ja, eigentlich bin ich kein Innenarchitekt, was aber nicht heißt, dass ich nicht trotzdem eine Vorstellung von der Innengestaltung habe. Material und Materialbeschaffenheit spielen dabei ebenso eine Rolle wie Farbe und das vorhandene Licht. Da die Säulen des oberen Ganges noch in meinen Bereich fallen und ich mich bei ihnen für den weißen Carrara entschieden hatte, würde ich selbigen auch für die Verkleidung der einfacheren Säulen in den unteren Geschossen sowie in großem Maße für die Verkleidung der gemauerten Wände verwenden.


    Auf jeden Fall muss für die Fußböden auf ein anderes Material zurückgegriffen werden. Carrara ist ein sehr heller und damit gleichzeitig weicher Marmor. Je heller der Stein desto kratzempfindlicher ist die Oberfläche - das hat die Praxis gezeigt. Ich empfehle für die beanspruchten Böden Granit. Ich kenne italienische Granite, weiß nur nicht, aus welchem Steinbruch sie kommen."


    Claudius kramte in seinem Gedächtnis nach den Namen bewusster Natursteine, die den Praefectus vermutlich vor das Problem stellen würden, zunächst den Ort der Förderung in Erfahrung zu bringen. Der Centurio schmunzelte über die höchst angenehme Aufgabenverteilung: Er traf die Wahl und der Präfekt besorgte.


    "Da wären einmal die Granite "Serizzo Antigorio" und "Grigio Sardo", die beide ein eher unauffälliges Muster in den Farbnuancen Weiß bis Grau, ersterer sogar Richtung Anthrazit aufweisen. Mein ganz persönlicher Favorit ist allerdings "Azul Aran" - ein äußerst harter Granit aus Hispania, der ein hoch interessantes Farbmuster mit metallenen Einschlüssen, eine extreme Härte und damit hohe Belastbarkeit aufweist. Nun ja, vielleicht etwas zu aufwendig, den zu beschaffen."


    Für seine Villa würde Claudius allerdings weder Aufwand noch Kosten scheuen, denn dieser Granit war es wert.


    "Dort, wo wir an den Wänden einen Blickfang setzen wollen, würde ich den "Arabescato" verwenden, ein Marmor, der ein auffälliges, weil großflächiges Muster in verschiedenen Grautönen auf weißem Untergrund aufweist. Tja, und eigentlich würde ich außerdem die Einbindung von Mosaiken empfehlen - nicht zu viele und die Positionen gut überlegt."


    Claudius war in seinem Element und er stoppte vorsichtshalber. Über Mengen konnte man dann nachdenken, wenn die Entscheidung über das Material gefallen war.

    Nach einer weiteren Kontrolle stand fest, dass die fehlende Bewehrung nur bei einem der Segmente nachweisbar war.


    ‚Glück gehabt’, dachte Claudius und machte sich an den Abstieg. Die Ausbesserungsarbeiten würden den Baufortschritt dennoch nachhaltig hemmen.


    Wieder festen Boden unter den Füßen, trat der Centurio heran und warf einen Blick auf die Bauzeichnung.


    "Das ist die Grundrisszeichnung, Praefectus. Sie beinhaltet die Lage und Stärke sämtlicher Fundamente des Objekts und die Ausführung des Untergeschosses. Dieser Bauabschnitt ist vollständig abgeschlossen. Auf einer weiteren Zeichnung sind die darauf aufbauenden Ebenen erfasst, die uns nach dem Einbringen der Decke bevorstehen."


    Vesuvianus warf einen flüchtigen Blick auf die anderen Karten in der Hand des Praefectus’. Vermutlich hatte er die Seitenansicht, die bessere Möglichkeiten der Erklärung bot, ebenfalls dabei.


    "Auf jeden Fall sind die folgenden Geschosse deutlich kleiner, was sowohl einen geringeren Material- als auch Zeitaufwand bedeutet. Es werden also recht bald die dekorativen Säulen für den oberen abschließenden Säulengang, sowie erste Mosaike für die Gestaltung der Böden und dünne Marmorplatten für die Verkleidung der Nutzsäulen und gemauerten Wände in den unteren Geschossen benötigt werden. Im Anschluss daran käme bereits die Montage der Sitzbänke."


    Claudius legte eine Pause ein. Die Innengestaltung war zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht doch etwas zu weit vorgegriffen, anderseits gehörte die Materialorderung tatsächlich schon zu den mittelfristigen Aufgaben.

    Claudius, der nach seiner Quaestur nicht mehr das straffe Leben als Soldat gewöhnt war, kam reichlich abgehetzt in Rom an, um sich mit einiger Verspätung in die Vorlesung zu schummeln. Glücklicherweise war er nicht der einzige Nachzügler.
    Den Offizier kostete die Umstellung doch einiges mehr an Mühe, als er sich zunächst vorgestellt hatte. Kaum hatte er sich bei seiner Einheit zurückgemeldet, sämtliche Formalitäten abgewickelt und mit den Schwierigkeiten bei dem von ihm betreuten Objekt, dem Amphitheater Mantuas, befasst, ereilte ihn die Nachricht von diesem Kurs, der ihn, wo er doch gerade erst in Mantua eingetroffen war, schon wieder nach Rom rief.


    Derzeit hätte er sich vierteln können und wäre immer noch ausreichend beschäftigt gewesen. Daher stand für Claudius fest, dass er zwar die Fortbildung nutzen, sich aber eine Teilnahme an der Prüfung offen halten würde.


    Er setzte sich unter Vermeidung von unnützen Geräuschen auf einen Platz nahe der Tür, kramte sein Schreibzeug heraus und folgte dem Rest der Ausführungen des Mannes, der ihm höchst bekannt war und dessen Berufung nach Germania er damals mehr als bedauert hatte.

    Das Meckern der Ziegen und das Getöne der Soldaten lockten weitere Zuschauer an. Sie stellten sich entlang der provisorischen Rennbahn und harrten gespannt der Mittel und Möglichkeiten, mit denen die Soldaten ihre Tiere in Bewegung setzen wollten und zwar genau dorthin, wo letztlich das Ziel war. Das Vorhaben versprach eine lustige Angelegenheit zu werden, vor allem, weil die Rennbahn nun wirklich eine recht provisorische war und weder über großartige Absperrungen noch über andere Sicherheitsvorrichtungen verfügte.

    "Jo, und da sind wir gleich beim Thema. Bei der Ausführung hat der bauleitende Offizier, der schließlich meine Statik zur Hand haben müsste, geschlampt, denn teilweise fehlt die Bewehrung in der Betondecke. Damit ist die Tragsicherheit nicht mehr gewährleistet. Mensch, es handelt sich sogar noch um die Decke des Untergeschosses, also diejenige, die das Gesamtgewicht abfängt. Na, bloß gut, dass dies nicht euer Bauabschnitt war. Das wäre mir aber unangenehm gewesen."


    Claudius kratzte sich am Kopf. Er wusste noch nicht wie, aber ein Teil der Betonschicht musste wieder runter. Der Offizier fluchte laut, denn es war nicht auszuschließen, dass dabei Gewölbe beschädigt wurden.


    "Wenn wir es nicht geregelt bekommen, die notwendige Schicht an Beton abzutragen, muss notfalls ein Teil der Gewölbe daran glauben. Mensch, Mensch, Beton wird verdammt hart und es gehört Gewalt dazu, ihn aufzubrechen. Na ja, nun ist es nicht mehr zu ändern. Wie wurde überhaupt die Betonmasse dort hoch befördert? Mit Eimern und Seilzug?"


    Durchaus gespannt wartete der Centurio auf die Erklärung, denn während er sich in Hispania mitunter zu Tode gelangweilt hatte, beschäftigte er sich gedanklich oft mit seinem Projekt - dem Amphitheater, und wer Claudius kannte, der wusste, dass er stets überraschende Einfälle hatte.

    Genaueres konnte Claudius vom Pferderücken aus nicht erkennen und so stieg er kurzerhand ab, kletterte an einem der Gerüste hoch und untersuchte besagte Betonschicht. Nach kurzer Prüfung sah er sich in seinen Befürchtungen bestätigt, denn er hatte vor seiner Abreise niemandem Anweisungen für diesen Arbeitsschritt hinterlassen. Er richtete sich auf und rief den Stabsoffizieren zu:


    "Der Beton ist ohne Bewehrung aufgebracht worden. Aus statischen Gründen können wir das keinesfalls so lassen, das Zeug muss wieder runter."

    Als Claudius Mantua vor Monaten verlassen hatte, hielt Frost die Stadt gefangen. Nun bot sich ihm ein verändertes Bild: Die Vegetation war längst aus ihrem Winterschlaf erwacht und wo man hinschaute, bot sich dem Betrachter ein herrliches Bild. Einzig die abgeholztenWaldflächen beschwerten des Offiziers Gemüt, besaß er doch Sinn für Ästhetik in jeglicher Form und es würde Jahre dauern, um das Landschaftsbild wiederherzustellen.


    Bei Erreichen des Bauplatzes gewann jedoch das praktische Interesse die Oberhand und mit einem Blick erfasste Claudius den Umfang des Baufortschritts.


    "Bei den Göttern! Da hat sich ja einiges getan."


    Der Centurio nahm zur Kenntnis, dass alle Säulen des Untergeschosses errichtet und die anschließenden Gewölbearbeiten annähernd abgeschlossen waren. Er musterte aus der Entfernung die Ausführung, bis ihm eine Betonschicht, die in begrenztem Ausmaß auf einen Teil der Gewölbe aufgebracht war, ins Auge fiel.


    "Das muss ich mir einmal genau ansehen", sagte Claudius und runzelte die Stirn.

    Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    "Salve, Claudius Vesuvianus, Centurio der Legio I Traiana Pia Fidelis uind ehemaliger Quaestor", ...


    "Ich bin erleichtert, dass es eine Feststellung und keine Frage war", erwiderte Claudius breit grinsend. "Bereits der Praefectus hatte gemeint, eine äußerliche Veränderung an mir feststellen zu können und wenn du mich jetzt nicht einmal mehr erkannt hättest, hätte mir das stark zu denken gegeben."


    Claudius winkte grinsend ab, erhob sich und ging seinem Optio entgegen.


    "Salve, Priscus! Freut mich ebenfalls, dich zu sehen! Ich bin beeindruckt, ihr habt ja ganz schön was geschafft. Ich komme gerade vom Bauplatz."


    Ein anerkennendes Nicken begleitete die Worte des Centurio.


    "Nimm Platz, Priscus, und setze mich kurz über die weiteren Vorkommnisse während deines Kommandos über die Centurie in Kenntnis. Danach müssen wir dringend über die nächsten Baumaßnahmen sprechen."


    Mit einer Geste wies Claudius auf den Besucherstuhl, während er um den Schreibtisch ging und selbst wieder Platz nahm.

    An den Soldaten waren die Vorbereitungen zu den Ludi selbstverständlich auch nicht unbemerkt vorübergegangen. Der eine oder andere nahm sich auf dem Weg zum Bauplatz vor, nach Dienstschluss der Stadt einen Besuch abzustatten, sich dabei unter die Einwohner und Gäste zu mischen und wieder einmal den allseits beliebten Abwechselungen wie Wein, Weib und Gesang zu frönen.


    Nun ja, vorerst hieß es Dienst schieben, doch heute ging es in Anbetracht der Aussichten vielen Soldaten besonders locker von der Hand.

    Trossknecht Quintus, der von Centurio Claudius stets für allerlei Botengänge benutzt wurde, betrat die Mannschaftsräume und suchte zielgerichtet Priscus' Stube auf. Fortuna war ihm hold - er traf den Unteroffizier an.


    Mit dem nötigen Respekt trat er vor diesen. "Der Centurio lässt ausrichten, dass er dich zu einer Besprechung in seinem Officium erwartet, Optio Priscus."

    Nachdem der Centurio von der Besprechung am Bauplatz, bei der er mit dem Tribun und dem Praefectus den weiteren Bauverlauf geklärt hatte, zurückgekehrt war, setzte er sich hinter seinen Schreibtisch und begann die sich angesammelten Berichte und Meldungen zu sichten. In den letzten beiden Monaten hatte sich allerhand angesammelt und so verbrachte Claudius geraume Zeit damit, sich zunächst einen groben Überblick über die Vorkommnisse während seiner Abwesenheit zu verschaffen.
    Die von seinem Optio vorgenommene systematisch gereihte Anordnung der Unterlagen erleichterte ihm dabei erheblich die Arbeit. Er nahm sich vor, dem Unteroffizier diesbezüglich ein Lob auszusprechen.


    Als die angefallenen Wachberichte durchgesehen und den für sie vorgesehenem Platz im Archiv gefunden hatten, das Ergebnis des Kassensturzes mit dem Inhalt der Truppenkasse verglichen und für korrekt befunden hatte, war es an der Zeit, sich mit seinem Optio zusammenzusetzen.


    "Quintus! Gib dem Optio Priscus Bescheid, dass er sich zu einer Besprechung in meinem Arbeitszimmer einfinden soll."


    Die Zeit des Wartens verbrachte der Centurio damit, sich weitergehende Gedanke um diesen Kurs an der Academia Militaris zu machen. So richtig gut passte der Zeitpunkt nicht in sein Konzept.

    "Bislang waren Beisitzer Stadtangestellte aus solchen Städten, die kein Vollmitglied in der Curia hatten oder Kommandeure diverser Einheiten bzw. auch mitunter mal ein Senator ohne militärischen Dienstgrad.
    Andererseits kann jede Stadt 2, Mantua sogar drei Abgeordnete stellen. Tja, das kann man nun halten wie man will."

    Zitat

    Original von Lucius Octavius Detritus


    "Nein es ist leider so, so wie er sich während der Audienz verhalten hat bin ich nur froh nicht nach Germanien gegangen zu sein..."


    Die folgenden Worte richtete Claudius leise an Detritus. Zuerst wollte er sich gänzlich eine Antwort sparen, dann aber wunderte er sich zu stark.


    "Hm, geht mich ja nichts an, aber komisch ist euer Verhältnis dann schon, wenn du sein Klient bist. Ich habe mir bislang unter einem Klientelverhältnis ein gutes vorgestellt."