Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    Überraschend betrat der Optio am Abend nochmals die Stuben und kontrollierte, ob die Probati sich weisungsgemäß mit der Pflege und Reparatur ihrer Ausrüstung beschäftigten.


    Als er Optatus sah, kam ihm eine Idee.
    "Optatus, ich halte es für an der Zeit, dass du, mit einigen wenigen, das erweiterte Aufbautraining beginnst. Konkrete Anweisungen erfolgen dann morgen beim Appell."


    Sim-Off:

    Da es ja etwas unrealistisch ist, dass der eigene Optio einen Probat an einen fremden Optio überweist, dieser Hinweis mal SimOff. Du kannst deine Ausbildung beschleunigen, wenn du zusätzlich (nicht ab sofort ausschließlich) parallele Threads nutzt. Heißt: Unsere Ausbildung geht planmäßg weiter, zusätzlich kannst du dich aber in diesem Thread ebenfalls beteiligen. Inhaltlich läuft da gerade ähnliches, was du auch bei uns ableisten müsstest.

    Inzwischen war der Abend hereingebrochen.
    Nachdem alle Probati wiederholte Versuche aus verschiedener Entfernung sowohl mit als auch ohne Schild gemacht hatten, wobei die einen besser die anderen schlechter abschnitten, sich aber niemand als vollkommen untalentiert herausgestellt hatte, brach der Optio das Training ab. Die am Morgen durch mangelhafte Ausrüstung versäumte halbe Stunde, hatte er natürlich nicht vergessen dranzuhängen. ;)


    Er ließ alle noch einmal in einer Reihe antreten. Fasste die Ergebnisse des Tages aus seiner Sicht zusammen und vergaß auch nicht, den einen oder anderen aufgrund seiner Leistung zu loben. Als Probat Optatus an der Reihe war, hatte er folgendes anzumerken:


    "Deine Bewegungsabläufe sind insgesamt gut. Du hast Potential, ohne Frage! Worin du noch besser werden musst, ist deine Disziplin und Selbstbeherrschung. Gelingt dir dies, kannst du einmal einer der besten Legionäre werden. Ohne Disziplin jedoch wirst du immer wieder an irgendwelche Grenzen stoßen, dich selbst behindern, dir nur schaden.
    Beherzige diesen Rat und noch etwas möchte ich zu dir sagen. Die Besten der Besten haben ein Patentrezept für ihren Aufstieg: Sie achten konzentriert darauf, welche Anforderungen an sie gestellt wurden.
    Lass es mich an einem Beispiel erklären.“


    Der Optio trat an Optatus heran und sprach mit freundlicher Stimme.


    "Wenn die Anweisung ergeht, die Distanz zu verdoppeln, dann denke zunächst konzentriert darüber nach, welche Entfernung du bislang innehattest. War es die Entfernung 10 Schritt, dann nimmst du als nächste Entfernung 20 Schritt ein, nicht 15, nicht 25 (was wir übrigens nie üben werden) und schon gar nicht 15 Fuß. Die Maßeinheit Fuß unterscheidet sich erheblich von Schritt. Also noch einmal: Konzentriere dich auf die Anweisungen und setze sie möglichst haargenau um. Das ist der Schlüssel zum Erfolg.“


    Der Optio stellte sich erneut vor die Linie.


    "Auf direktem Wege in die Unterkünfte, Rüstungen putzen, Marschgepäck kontrollieren und gegebenenfalls Reparaturbedürftiges ausbessern. Wer beim nächsten Appell in irgendeiner Form schlampig ist, kann sich auf etwas gefasst machen. Wegtreten!“





    Claudius konnte sich heute den Gang in den Arbeitsraum des Aurelius Sophus sparen. Der Centurio befand sich auf dem Platz und Claudius trat ihn heran.


    "Das Waffentraining ist nach meiner Ansicht recht zufrieden stellend verlaufen. Ich bin mir sicher, die Probati haben ihre Lektionen gelernt. Weiterführendes Training wird ihr übriges zur Vervollkommnung tun.
    Existieren bereits weitergehende Pläne beispielsweise für einen Übungsmarsch?“

    Offenbar hatte es Claudius hier mit einem Sonderfall zu tun. Normalerweise waren die Wurfversuche der Probati eher Grund, sich zu amüsieren. Ab und an gab es aber diese Talente, doch ob sich die Trefferquote bei größerer Entfernung und mit Schild halten würde, wagte der Optio stark zu bezweifeln.


    "Gut, gut. Da gibt es nicht viel zu korrigieren. Abstand vom Pfahl verdoppeln. Scuta sursum! Wurf!“


    Der Optio schenkte sich in diesem Fall, die Erhöhung der Distanz um nur fünf Schritt.


    Sim-Off:

    Es ist richtig, wenn der Speer vom Pfahl abprallt. Das Übungspilum hat nur eine Holzspitze. ;)

    Claudius hatte - wie Vitulus - nicht auf den zweiten Legionär geachtet. Hinterrücks griff dieser an. Entsetzt fuhr Claudius herum, als er den Angriff auf dem Freund bemerkte. Hilfreich fasste er zu, bevor dieser ganz zu Boden ging. Dabei beugte er sich selbst hinab und war für Augenblicke abgelenkt.


    Im Hochkommen sah er den heruntersausenden Arm des Legionärs Grobius und konnte den Schlag gerade so mit der Armkante abwehren. Langsam packte ihn die Wut…

    Der Optio hatte soeben nach anderen Probati geschaut, als die Frage an ihn herangetragen wurde. Hilfreich trat er neben Optatus.


    "Nun, wie ich sehe, haben deine Pila zumindest schon einmal in die richtige Richtung getroffen. Es ist durchaus nichts Ungewöhnliches, wenn erste Versuche komplett daneben gehen. Um deine Frage zu beantworten, müsste ich jedoch noch einen Probewurf sehen. Entscheidend ist in jedem Fall, dass du beim Fortschleudern des Speeres, diesen nicht verziehst. Die Armführung muss eine ganz saubere sein. Damit haben die Meisten ihre Probleme. Flugwinkel und Kraftaufwand sind schnell gefunden und richtig eingeschätzt.


    Mach einen Wurf und ich beobachte deine Bewegungsabläufe.“

    Irritiert sah sich Claudius noch einmal um. Verglich das Gehörte mit dem Gesehenen. Ohne Zweifel, in der Taverne saßen zwei leichte Mädchen. Trugen sie doch die entsprechende Kleidung ihres Gewerbes und Vitulus bestätigte zuvor, dass seine Begleitung zwei Frauen seien.


    Nahezu verblüfft sah Claudius seinen Kameraden erneut an.


    "Deine Schwester? Und du kennst beide?“ Claudius hatte seinen Freund komplett unterschätzt.

    Claudius nickte zufrieden.


    "Nun geht es also mit dem Pilatraining weiter. Auch hier wieder die Übungswaffen, die über keine Eisenspitze verfügen. Euer Ziel sind die alt bewährten Holzpfähle, die Entfernung wird zunächst bei 10 Schritt liegen. Wem das zunächst lächerlich kurz erscheinen mag, der wird spätestens nach den ersten Würfen seinen Irrtum einsehen. Einen Speer passgenau ins Ziel zu setzen, erfordert ein immens langes Training.“


    Claudius wusste das aus eigener Erfahrung. Das Pilum war alles andere, aber nicht seine Lieblingswaffe. Nicht, weil er sich etwa ungeschickt angestellt hätte, sondern, weil es eben ganz und gar nicht einfach war, einen Speer korrekt zu handhaben.


    "Die Aufstellung ist folgendermaßen: Ihr macht einen Ausfallschritt nach vorn. Das Pilum liegt in eurer rechten Hand. Ihr werdet schnell herausfinden, an welcher Stelle des Schaftes es zweckmäßig ist zuzufassen. Es muss ein gewisses Gleichgewicht vorliegen. Anschließend streckt ihr den rechten Arm nach hinten aus und wählt einen entsprechenden Flugwinkel, der leicht schräg sein sollte. Mit dem Arm Schwung holen, ihn nach vorn ziehen und erst dann den Speer fortschleudern, wenn der Arm aus der Beuge heraus wieder gestreckt ist.


    Dabei ist zu beachten, dass ihr selbst nicht mit vorn überfalllt.“


    Da zeigen immer besser als erklären war, nahm sich der Optio einen Holzspeer, stellte sich in einer Entfernung von 15 Schritt auf und demonstrierte einen Wurf. Es hatte ungezählte Übungsstunden gedauert, bis er nun in der Lage war, ein Pilum zielgenau zu schleudern. In einem sauberen Bogen landete der Speer im Pfahl.


    "So, das üben wir jetzt. 10 Schritt Entfernung, zunächst ohne Schilder und aus dem Stand.“

    Der Optio runzelte seine Stirn. Was sollte wohl diese letzte Bemerkung?


    "Nun, ich hoffe, dass diese Eigenmächtigkeit die absolute Ausnahme war. Es ist zwar schön und gut, wenn Probati lernbegierig sind, aber in erster Linie haben sie Befehlen Folge zu leisten. Ich werde keine weitere Missachtung dulden!“


    Er hielt es für wichtig, dieses klar und deutlich herauszustellen. Auf dieser Grundlage lief das Leben inner- und außerhalb des Lagers ab. Es gab klare Vorgaben, wer wem Befehle erteilte und ebenso, dass diese zu beachten waren. Zuwiderhandlungen wurden ebenso mit Disziplinarmassnahmen bestraft, wie Eigenmächtigkeiten.
    Natürlich hatte Claudius nicht vergessen, dass er selber fast, aber eben nur fast, einmal einen ähnlichen Fehler begangen hatte. Doch er hatte nur zu offensichtlich gedacht bzw. Anstalten gemacht und zu seiner nachträglichen Erleichterung nicht wirklich gehandelt.


    Das Handeln des Probaten ging Claudius jedoch etwas zu weit.


    "Optatus, eine Runde um den Exerzierplatz laufen. Im Laufschritt. 'Cursim!“

    Claudius blieb ruhig auf seinem Platz sitzen, legte jedoch demonstrativ seinen Optiostab vor sich auf den Tisch. Weniger, um zu zeigen, welchen Rang er besaß, sondern vielmehr welche Möglichkeiten.


    "Setz dich auf deinen Hintern, Soldat, oder schaffe diesen an die frische Luft!“


    Claudius hatte wenig Lust, sich mit einem betrunkenen Legionär anzulegen. Im Fall der Fälle überlegte er aber schon, ob er sich eher für eine körperliche Zurechtweisung oder für das Einleiten einer Disziplinarmassnahme entscheiden würde.
    Ersteres entspräche seinem Charakter, Letzteres seinem Rang.

    "Du bist in Begleitung hier? Willst du, dass ich dich davon befreie oder ist die Begleitung solcher Art, dass du dich liebend gern aus dem Lager gestohlen hast?“


    Claudius musste grinsen. In wessen Begleitung könnte sich sein Kamerad wohl befinden? Ach, Moment, er sagte etwas von vorstellen und sprach auch noch in der Mehrzahl.


    Neugierig reckte Claudius seinen Kopf und betrachtete nacheinander die Gäste an den verschiedenen Tischen. Innerhalb der Taverne saßen aber nur ein paar leichte Mädchen und halb angetrunkene Legionäre. Auf die Idee, zu den Tischen nach draußen zu sehen, kam Claudius nicht. Da es unmöglich die Legionäre sein konnten, ging Claudius nun davon aus, dass es die leichten Mädchen waren. :D


    "Du bist ein Held. Hm? Mit einer gibst du dich gar nicht erst zufrieden?“

    Da vier Augen mehr sahen als zwei und somit eine bessere Betreuung und Anleitung der Probati möglich war, wurden bereits nach absehbarer Zeit durchaus zufriedenstellende Ergebnisse im Kampftraining erzielt. Der Probat Optatus lernte schnell und auch die anderen konnten eine recht passable Trefferquote bei durchaus annehmbarer Schildhaltung und sauber Schwertführung erzielen. Für den ersten Trainingstag konnten die Offiziere durchaus zufrieden sein.
    Ganz offensichtlich schwanden aber bei vielen Probati langsam die Kräfte und der Optio hatte ein Einsehen.


    "Zwanzig Minuten Pause. Im Anschluss daran geht es mit den Pila weiter. Niemand entfernt sich in der Zwischenzeit vom Platz.“

    Mit einem zusätzlichen Gewicht von knapp 25 kg, das sich auf die Rüstung mit etwa 10 kg, den Schild, der den echten von etwa 9 kg um einiges überbot und das Holzschwert, welches das Gewicht des Originals von 1 kg ebenfalls übertraf, aufteilte, kamen die Probati nicht nur schnell ins Schwitzen, sondern hatten auch recht bald ernsthafte Probleme, die Waffe korrekt zu führen und den Schild ebenso zu halten.


    Keiner der Probati vermochte es, den Schild auf Dauer in der geforderten Höhe zu halten, wenngleich der Optio bei den einen mehr Bemühungen dafür erkannte als bei anderen. Das erhebliche Gewicht zog die Arme beständig nach unten und da die Probati sich in der Regel mehr auf die Führung der Gladii konzentrierten, hatte der Optio einiges zu korrigieren. Fast zu jedem sagte er die gleichen Worte:


    "Denke an deine Deckung. Der Schild muss permanent knapp unter Augenhöhe gehalten werden. Und natürlich genau vor dem Körper und nicht seitlich abdriften.


    Scutum hoch!“, brüllte Claudius, als er bemerkte, dass einige, den er gerade diesen Hinweis gegeben hatte, erneut ihre Deckung vernachlässigten. "Es ist mir komplett egal, ob euch die Arme dabei lang werden. Eine Schlacht richtet sich in ihrer zeitlichen Ausdehnung auch nicht nach euren Wünschen.“


    Als Claudius den Probat Optatus längere Zeit beobachtete, fiel ihm dessen Hitzköpfigkeit auf. Die Arme in die Hüften gestemmt, sah er dem Treiben eine gewisse Zeit zu. Als dann noch dessen Schwert zerbrach, trat er an den Probatus heran.


    "Die Überlegenheit der römischen Truppen basiert unter anderem auf Besonnenheit und Disziplin. Weder Hitzköpfigkeit noch blinder Aktionismus sind Basis für eine erfolgreiche Schlachtführung oder einen Einzelkampf. Handele abgeklärt, stets mit kühlem Kopf, nimm deine Emotionen zurück, sie haben im Kampf nicht zu suchen. Im Gegenteil, sie sind ein schlechter Begleiter. Deine Schwertführung ansonsten ist sehr gut. Nimm dir ein neues und trete nochmals an. Versuche nun mit kühler Abgeklärtheit zu kämpfen.


    Dein Ziel, den Holzpfahl zu spalten, erreichst du sowieso nicht. Dafür ist der Pfahl zu massiv und das Holz zu elastisch. Wir stellen hier schließlich keine spröden Stammruinen auf, sondern Qualitätsholz.


    Und jetzt: Weitermachen!“


    Wieder stellte sich der Optio die Arme in die Hüften gestemmt neben den Probatus und beobachtete dessen Training.

    Die Kommandos erklangen und die Soldaten kamen ihnen nach. Claudius reihte sich auf der linken Seite des Keiles ein. Nicht, weil er diese Seite als die praktischere empfand, sondern weil er dort von Anfang an stand. Schon immer mochte er allerdings diese Seite lieber. Sie war einfach für die optimale Schildhaltung die geeignetere. Auf der rechten Seite zu laufen mit dem Schild am linken Arm und dann noch diesen richtig halten, benötigte Übung, aber dazu waren sie ja hier.


    Mit der Schildhaltung und der korrekten Position hatte Claudius keine Schwierigkeiten. Es wäre übel gewesen, wenn das der Fall wäre. Auch das Halten der Formation in der Bewegung fiel ihm leicht, hatte er es doch schon mehrfach auf Übungsmärschen und während des Trainings geübt. Übung ist alles, auch in so einem Fall. Jedoch sah er bei anderen den einen oder anderen Mangel, aber ihm stand es nicht zu, hier zu irgendjemand irgendetwas zu sagen. Er war Teil der Formation, so wie sich ein Optio eben im Kampf immer in die Truppe einreihte. Kommandogeber war der Optio an der Spitze des Angriffskeiles. Ihm stand es zu, zu korrigieren und zu belehren - jeden einzelnen, so auch Claudius.

    Sim-Off:

    Es macht riesig Spaß, mit dir zu spielen, weil du einfach gut bist! :dafuer:
    Aber es braucht verdammt viel Zeit, einmal über den Fluss und wieder zurück zu kommen. :) Natürlich bleiben die Angreifer da nicht untätig.


    Mein Problem: Wenn ich handele, passt es nicht mehr zu deinem Post. Ich schreibe meinen Beitrag jetzt trotzdem, weil ich genauso handeln würde. Die Frage ist: Wie regeln wir das? ?(




    Schon seit längerem hatte Claudius diesen Gedanken, doch er wollte nicht unfair handeln. Er wollte seinen Kameraden und sich selbst den Kampf nicht unnötig abkürzen. Nun jedoch, als er sah, wie der einzelne Soldat sein Vorhaben aufgab und seinen Kameraden entgegenwatete, konnte sich Claudius nicht länger zurückhalten. Er wartete bis der Soldat etwa zwei Drittel der Flussüberquerung zurückgelegt hatte, wies seine Kameraden an, die durch seinen Weggang entstehende Lücke gut zu schließen und begab sich zum Uferrand.


    Mit einem Grinsen auf dem Gesicht betrachtete er kurz die im tiefen Wasser stehenden Männer. Die Schilde über dem Kopf haltend, wurden dem einen oder anderen die Arme bereits lahm.


    "Wartet, Jungs. Ich erlöse euch.“
    Mit diesen Worten holte der Optio mit seinem Gladius aus und hieb kraftvoll auf das Seil. Ein Ruck ging durch die Reihe der Soldaten als das Seil aufdröselte. An einem Faden hing es noch.


    "Alea iacta est.“ Der nächste Schwerthieb saß und durchtrennte den einzigen Halt der im Wasser stehenden Legionäre. Die Strömung erfasste sie, ließ die Mittleren schneller, die bereits die Mitte verlassenen Soldaten langsamer aber unaufhörlich abtreiben. Dem einen oder anderen ging das Gleichgewicht dabei verloren und sein Schild samt Ausrüstung fiel ins Wasser bei dem Versuch, den Halt zurückzugewinnen.


    Claudius suchte den Blickkontakt zum Optio, um zu erfahren, ob der Kampf der gegnerischen Gruppen trotz Wegfall des ursprünglichen Auftrages, die Absicherung der Überquerung eines Contuberniums, dennoch weitergehen sollte. Er erwartete eine schnelle Antwort, denn müßig am Uferrand stehen, während seine Kameraden noch immer kämpften, wollte er nicht.


    Eigentlich würde Claudius auch am liebsten selbst ins Wasser springen und seinen gestrauchelten Kameraden behilflich sein, die Ausrüstung aus den Fluten zu fischen.

    "Wie sind wir damals eigentlich ins Lager zurückgekommen? Ich kann mich nur noch an Weinleichen in der Spelunke und dann wieder an einen Brummschädel im Lager erinnern. Der Morgen danach war einfach unvergesslich.“


    Am Nachbartisch wurde es laut. Fast schien es, als würde eine Schlägerei im Anzug sein.
    Gerade kam auch der Wirt mit dem Wein zurück. Claudius nahm den Becher, prostete seinem Freund zu und wollte gerade ansetzen… als ein Stuhl von nebenan samt Legionär umkippte und gegen unseren Tisch stieß. Der Wein schwappte über und ihm fast ins Gesicht. Claudius beugte sich reflexartig über den Tisch.


    "Was soll das, Kumpel?“, rief der Optio ärgerlich.

    "Sehr schön, das klappt ja schon gut. Die Waffen gleich in dieser Stellung beibehalten. Übung tut gut.“ Zufrieden nickte der Optio. Über kurz oder lang würden die Probati das Gewicht in den Armen spüren.


    "Nun will ich euch auch den Grund erläutern, warum ihr erst einmal mit Holzwaffen übt. Sicherlich habt ihr schon bemerkt, dass diese Übungswaffen um einiges schwerer als die echten Waffen sind.“ Der Optio blickte von Probat zu Probat.


    "Nun, es mag euch zunächst als widersinnig erscheinen, dass gerade untrainierte Probatenarme die schweren Holzwaffen bekommen. Sie dienen jedoch dem Zweck, eure untrainierten Muskeln möglichst optimal zu fordern. Kondition und Kraft sind neben technischem Können und strategischem Überblick die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Kampf. Außerdem könnt ihr euch an diesen Übungswaffen nicht ernsthaft verletzen.
    Eure ersten Gegner werden diese überaus kampferprobten Holzpfähle sein.“


    Claudius wies auf eine Reihe von Pfählen, die in einiger Entfernung standen.


    "Nehmt sie ernst diese Gegner, ich werde jeden einzelnen von euch genauestens beim Training beobachten. Wer hier nicht alles gibt, kann sich heute Abend auf eine nette Gerstenmahlzeit freuen und zusätzlich steht dann noch ein Sondertraining auf dem Programm.“
    Ein Grinsen konnte sich Claudius bei diesen Worten nicht verkneifen.


    "Nehmt also die zuvor geübte Schrittstellung ein, achtet auf eure Deckung und versucht in schneller und präziser Folge, möglichst tödliche Stiche zu setzen. Und wenn ich Stiche sage, dann meine ich das auch so. Mit dem Gladius wird nicht ausgeholt, geschwungen oder sonst wie zugeschlagen. Aus Hüfthöhe heraus werden schnelle Stiche Richtung Bauch oder Gesicht des Gegners geführt, um anschließend das Schwert sofort wieder zurückzuziehen.
    Und jetzt - ran an den Feind.“

    Vorrangig war die Rückeroberung des verloren gegangenen linken Uferbereiches. Zunächst warfen sich die Angreifer dort ins Zeug und machten durch die von rechts abgezogenen Soldaten auch etwas Boden gut. Dann aber änderten die Verteidiger ihre Taktik und gaben ihre Linie auf, um mit verstärktem Druck die Reihe der Angreifer weiter nach rechts zu verschieben.


    Der Druck war enorm, doch die Angreifer wollten ihre Linie entlang des Flusses, die sie inzwischen eingenommen hatten und den Landebereich umstellte, nicht aufgeben. Ein wirklich schwieriges Unterfangen, aber schließlich kamen ihnen die Angreifer selbst zu Hilfe. Iuppiter und Mars mussten gleichsam auf Seiten der Angreifer stehen.



    Grinsend registrierte der koordinierende Soldat der Angreifer den Versuch des einzelnen Legionärs, sich unbewaffnet in den Fluss zu begeben. So etwas hatte er auch noch nicht erlebt. Da er selbst das Seil zu diesem Ufer gebracht und es festgezurrt hatte, wusste er zum einen, welchen Druck alleine das Fließwasser auf das Seil ausübte, hing dieses doch im Wasser, geschweige denn die sich daran stützenden Körper der den Fluss durchquerenden lasttragenden Soldaten.
    Daraufhin traf der Kommandogeber seine vorausschauenden Entscheidungen. Ein einzelner ohne Halt im Wasser watender Soldat könnte nie und nimmer, die Körper der Soldaten praktisch mitschleifend, das Seil und damit den Landebereich entgegen der Fließrichtung des Gewässers verlagern. Damit stand die einzig mögliche Richtung für die Veränderung der Landestelle im Vorfeld fest. Es ging nur nach rechts.


    Er raunte seinen Soldaten zu, dass sie sich nicht mehr übermäßig für die weitere Rückeroberung der linken Seit einsetzen mussten. Ein Halten der Position war völlig ausreichend. Hatte die Verteidigerseite ihren Denkfehler bis jetzt nicht bemerkt, war es nur eine Frage der Zeit, wann das gelöste Seil nach rechts gedrückt werden würde. Selbst wenn es an Ort und Stelle verblieb, wäre eine weitere Eroberung der linken Uferseite nicht mehr vonnöten. Die Angreifer hatten genug Uferrand abgedeckt. Hin wie her, es war zu ihrem Vorteil.



    Sim-Off:

    Fließrichtung des Flusses: Mantua liegt im Schulatlas südlich des Mincio. Da in der Simulation nie die Rede davon war, dass Stadt und Lager auf getrennten Seiten liegen, habe ich das Lager jetzt auch südlich gesehen. Der Mincio wurde anfangs von den Soldaten überquert. Die Angreifer stehen derzeit mit dem Rücken nördlich des Flusses. Und dieser fließt Richtung Osten in der Po und von dort ins Adriatische Meer. Fließrichtung also nach rechts. :)