Beiträge von Herius Claudius Menecrates

Stirnrunzelnd warf ich einen Blick auf die Neuen. Was für Tratschtanten, dachte ich. Vitulus und ich haben höchstens während der, zugegeben wenigen, Pausen innerhalb des Trainings miteinander geredet. Zum Quatschen sind Quartiere oder Gasthaus da.

„Das ist die Frage, Vitulus, aber der Cornicen hat keine Angaben darüber gemacht.“

So früh am Morgen waren meine Scherze auch nicht die besten, aber egal.
Nachdem ich mich aus dem Bett gequält hatte, raffte ich mein Marschgepäck an. An der Tür noch mal kurz zurück, der Spaten … Ach und die Verpflegung … auch noch vergessen. Wo waren heute nur meine Gedanken?

Dann rannte ich mit Vitulus auf den Platz, wo bereits der Optio wartete. Als Größter stand ich wie immer an der Spitze, neben mir Vitulus. Die Frischlinge waren kleiner als wir.

„Am besten wir fragen mal einen seiner Verwandten. Davon gibt es hier so viele, dass man eigentlich nur den Erstbesten ansprechen muss.“

Ich sprang von A3 zu C5 und von dort zu A7.

Zitat

Original von Tiberius Corvius Cadior
"Wäre es möglich, falls es deine Zeit erlaubt, dass du unser Projekt mit deinen Kenntnissen unterstützt?"

„Hm, ein Amphitheater.“

Ich überlegte. Das war nicht eben ein kleines Projekt, das wäre früher ein Großauftrag gewesen. Andererseits würde ich dadurch in Übung bleiben. Es wäre ein guter Ausgleich zum Training.

„Meine Arbeit im Lager geht natürlich vor, aber wenn ich ohne Termindruck arbeiten kann, wird es sich einrichten lassen, dass ich aus Gefälligkeit, die Statik und die Materialanforderungen für euer Vorhaben berechne. Zeichnungen wären inklusive. Ich brauche Angaben über die Kapazität. Habe ich in der Gestaltung frei Hand?“

„Oft kann man nicht gerade sagen, aber ab und an. Komm setz dich. Ich lade dich ein zu einer Runde.

Warum glotzen die eigentlich so?“

Skeptisch sah ich in die Runde und stellte fest, dass Mantuas Bewohner reichlich neugierig sind. Man musste also aufpassen, wollte man hier mal etwas mit einem Mädel anfangen oder sich regelmäßig den Bauch voll schlagen als Abwechslung zum Einheitsessen der Kaserne.

„Stimmt! Der Commodus macht sich rar. Ich habe ihn auch längere Zeit nicht gesehen. Vielleicht sitzt der ja schon ohne uns im Gasthaus.“

Ich warf einen Blick auf das Spielbrett. Beneidenswert war die Lage von Vitulus nicht. Ich sprang von F4 auf D6.

"Jup, wir sollten ruhig den freien Tag für eine Unternehmung nutzen. Dabei fällt mir ein, dass Commodus uns mal auf eine Runde ins Gasthaus einladen wollte. Das muss er noch einlösen, da kommt er nicht drum herum."

Ich rückte den Stein von Feld G1 auf H2.

"Du hast Recht, Wachdienst ist angesagt. Wir können uns ja abwechseln. Zuerst übernimmst du diejenigen, die sich hier melden wollen und ich die, die hier keinesfalls rein gehören und danach tauschen wir."

Kurz ein Blick auf das Spielbrett. Ich hatte den Zug erwartet und übersprang meinerseits von H2 auf F4.

"Vitulus, weißt du eigentlich was für nette Mädels in Mantua rumlaufen? Da müsste man doch glatt mal sehen, ob sich nicht etwas organisieren ließe."

Frohgelaunt kam ich in das Zimmer gepoltert.

"Nicht schlafen, Vitulus. Jetzt geht es weiter."
Schwungvoll setzte ich meinen Stein von G3 auf F4.

"Du sag mal, hat dir schon mal irgendwer gesagt, wie der morgige Tag abläuft? Heute war ja frei, den Probatus haben wir auch hinter uns, aber ich bin bisher zu keinerlei Dienst eingeteilt. Ich sollte mal beim Dienstplan nachsehen gehen."

Mit diesen Worten verließ ich das Zimmer erneut.

"Kein Problem."

Ich winkte Parvus lachend heran.

„Was ist? Bleibst du noch etwas? Ich habe gehört, der Wirt hat heute frische Ware bekommen. Gut möglich, dass sein Fleisch heute nicht so wässerig schmeckt. Jeden Tag das Einheitsfutter der Legion ist auch nichts für meine langen Seiten.“

"Ja, sieht so aus."

"Salve! Herius Vesuvius Claudius mein Name. Ich erhielt eine Nachricht, dass ich hier vorbeikommen soll. Es geht um meine Ausbildung als Architekt habe ich gehört?"

Zitat

Original von Gaius Claudius Vitulus
Vitulus wartete gerade auf Claudius nächsten Zug, als ein Legionär mit einer Botschaft für ihn hereinkam und mit den Worten: "Das hat eine junge Frau für dich hinterlegt Vesuvius Claudius. Ich habe es dir gleich nach meinem Wachende mitgbracht."

Interessiert schielte Vitulus auf den Brief. Was mochte wohl darin stehen. Vielleicht eine Geliebte von ihm?

„Ein Brief? Für mich? Ich erwarte keine Post.“

Skeptisch rollte ich das Papier auf und las die wenigen Zeilen. Anschließend kratzte ich mich wohl aus Verlegenheit am Kopf.

„Pff, eine Verwandte, wohnt in Mantua und will, dass ich in die Curia komme“, erklärte ich mir selbst und zugleich dem neugierig blickenden Vitulus.

„Na, dann werde ich mal sehen, was sie im Einzelnen will. Lange wird’s nicht dauern. Ich bin sicher bald zurück. Wir haben ja den heutigen Tag frei bekommen.
... und nicht schummeln während ich weg bin, Legionär Vitulus!“

Ich legte eine besondere Betonung auf das Wort Legionär. Schon wollte ich gehen, da drehte ich mich nochmals um, beugte mich über das Spielbrett und schob den Stein von Feld F2 auf E3.

Die Sonne stand erbarmungslos am Mittaghimmel als wir im Lager eintrafen. Die Rüstungen staubig, die Zunge ausgetrocknet und Blasen an den Füßen marschierten wir durch das Haupttor. Ich hoffte, wir würden für den Rest des Tages frei bekommen, um unsere Ausrüstung pflegen zu können und ebenso unsere Blessuren.

Die Nacht verlief ohne Zwischenfälle. Ich hatte dieses Mal die letzte Wache erwischt und war somit bereits auf den Beinen, als andere Probati verschlafen aus ihren Zelten krochen.
Ich wurde zum Aufschütten der Gräben und dem Entfernen der Palisaden eingeteilt. Das Errichten des Lagers hatte wesentlich länger gedauert, als das Ebnen der Fläche. Während das Feld fast seine ursprüngliche Form wieder annahm, wurden letzte Zelte abgebaut.

Schließlich holte ich mein zuvor gepacktes Marschgepäck, verstaute den Spaten und ging mit den ersten Soldaten zur Straße, an der wir uns sammeln sollten.

„Ja, die Verluste müssen enorm gewesen sein. Kaum eine Centurie hat noch annähend Sollstärke und ich habe gehört, zwei wurden sogar zusammengelegt. Allerdings, Hispania?“

Ich sah Vitulis an. „ Wie meinst du das? Die Erste hat meines Wissens nur in Italien gekämpft.“

Grüblerisch hockte ich anschießend über dem Spielbrett. Vitulus’ Zug hatte mir gar nicht gefallen. Nachdem ich alle sich ihm bietenden Möglichkeiten gedanklich durchgespielt hatte, entschied ich mich für die Rückendeckung. E1 auf F2. Die versprach die wenigsten Verluste, denn ich konnte nicht einschätzen, ob Vitulus sah, was ich sah und wie weit er vorausgeplant hatte.

Langsam wurde es wirklich interessant.

"Meinst du jetzt zu uns ins Lager oder zu uns in die Ausbildung? Was die Ausbildung betrifft, hoffe ich doch, dass sie bald abgeschlossen ist und wir uns dann Legionarius nennen dürfen. Mal sehen, wie es dann für uns weiter geht."

Ich überlegte meinen nächsten Zug und entschied mich dafür, B2 auf C3 zu setzen.

„Den Zug hätte ich an deiner Stelle auch gemacht.“ Ich nickte zustimmend und setzte meinen Stein von C1 auf B2.

Interessiert verfolgte ich Vitulus’ Blick und konnte förmlich seine Gedanken erraten. In Anwesenheit des Unteroffiziers verkniff ich mir aber jeglichen Kommentar. Gleich ob Optio oder Centurio, im Brüllen versuchten sich alle.
Mit Ausnahme des Legaten. Was ich bisher über ihn gehört oder kurz erlebt hatte, sprach für einen eher ausgeglichenen Charakter.

"Also, ich benutze die Augen zum Sehen. Kein Wunder, dass du mich umrennst, wenn du zum Manövrieren nur dein Gehirn benutzt."

Ich grinste vor mich hin, als ich mich an einen Tisch setzte.

"Einen Becher Wein, aber nichts Gepantschtes, wenn ich bitten darf."