Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    Ich sah zu meinen Nebenmann. Ganz klar, ich war der Größere. Sofort trat ich links neben ihn und nahm Haltung an. Zumindest so, wie ich dachte, es sei korrekt. Dann war auch schon der Optio heran und half noch etwas nach. So gerade habe ich noch nie in meinem Leben gestanden.


    Ich merkte mir für die nächste Aufstellung meine Nebenmänner und konzentrierte mich dann ganz auf die Kommandos. Uff, das waren ganz schön viele. Dann ging es los …


    Stramm stehen und rechts drehen war noch kein Problem, letztes Kommando, verflixt! Was war das noch? Ach so, nur eine Ankündigung. Ja, richtig! Dann marschierten wir los. Beim Kommando'consistite!' lief mir mein Hintermann in die Hacken. Ich biss die Zähne zusammen und hatte zugleich Mühe, nicht auf den Vordermann aufzuprallen.


    Nach einigem Üben ging es besser und nach etlichen Runden über den Platz, fühlte ich mich schon richtig wohl dabei. Langsam saßen die Kommandos und langsam auch der Gleichschritt.


    Fast bedauerte ich das Ende des Trainings. Ich beschloss für mich alleine im Lager noch weiterzuüben.

    Viel zu zeitig aufgestanden und viel zu zeitig auf dem Übungsplatz erschienen. Ich staunte nicht schlecht, ich war noch nicht mal der Erste. Ein Optio stand bereits auf dem Platz und bald kamen auch die anderen. Er ließ die Rekruten antreten und rief jeden Einzelnen auf.


    "Probatus Herius Vesuvius Claudius, angetreten zum Dienst", meldete ich, als mein Name genannt wurde.

    Ich legte meine zivilen Sachen ab und die Ausrüstung an. Ohne Bedauern schob ich meine Tunika in ein Schrankfach und legte Reisemantel und Sandalen dazu. Ich würde sie nicht vermissen.


    Dann machte ich mich auf und durchstreifte das Lager, suchte die Kommandantur noch einmal auf und studierte den Dienstplan. Anschließend ging ich zurück zu den Mannschaftsquartieren und legte mich schlafen. Vieles ging mir durch den Kopf, ich konnte den Morgen kaum erwarten. Einschlafen war dabei fast unmöglich. Die Nacht war miserabel.




    Noch ehe überhaupt der nächste Morgen begann, war ich wieder auf den Beinen. Eine Ladung kaltes Wasser brachte meine müden Glieder in Gang. Hunger hatte ich keinen, also ging ich sofort zum Übungsplatz …

    Die komplette Ausrüstung auf den Armen ging ich mit einem zufriedenen Gefühl zu den Unterkünften. Ich fand sie schnell, die Beschreibung des Soldaten war gut. Mit dem Fuß trat ich gegen die Tür, die Hände waren ja voll, ich sah ein freies Bett und entledigte mich erst einmal der Sachen.



    Ich griff nach dem Kurzschwert und fuhr mit den Fingern und prüfendem Blick die Klinge entlang. Wir würden für sehr lange Zeit ein gutes Paar bilden.


    Ein Räuspern erklang und ich drehte mich um. Der angekündigte Optio stand tatsächlich im Raum. Ich legte das Schwert zur Seite und grüßte.


    „Salve, Optio!“

    Ein Mann, ein Wort, dachte ich. In den Quartieren würde ein Optio auf mich warte. Na, da wollte ich mich doch gleich mal beeilen.


    Ich folgte dem Schreiber zu den Ställen und gab dort mein Pferd ab. Der nächste Weg führte mich in die Rüstkammer. Ein Soldat wartete dort bereits auf mich und übergab mir meine Ausrüstung. Da kam einiges zusammen: Tunika und Rüstung, Schild, Gladius und Pila, Feldflasche und Topf. Der Berg wuchs und forderte meine Armmuskeln heraus. Ein erstes Krafttraining und es war noch nicht zu Ende. Die Anpassung des Helms nahm Zeit in Anspruch, aber dann war ich endlich fertig.


    Ohne Verzögerung ging ich zu den Quartieren.

    Zitat

    Original von Gaius Aurelius Varus
    "Herzlichen Glückwunsch Herius Vesuvius Claudius, du bist nun offiziel neuer Probatus in der Legio I Traiana Pia Fidelis."


    Ich wusste nicht, dass sich diese Worte so gut anhörten und anfühlten. Äußerlich unbewegt, aber innerlich hocherfreut nahm ich sie zur Kenntnis. Natürlich hatte ich keinerlei Zweifel an meiner Aufnahme, aber der Moment war ein besonderer.


    „Ich denke, es ist einiges mehr, was ich noch brauche, zum Beispiel ein paar Informationen. Zur Rüstkammer werde ich sofort gehen, allerdings wüsste ich gern, wer für meine Ausbildung zuständig ist. Eine Einweisung in die Örtlichkeit wäre ebenfalls nicht von Nachteil. Zumindest den Pferdestall habe ich bisher noch nicht gesehen und ich muss mein Ross dort unterbringen.


    Wo hängt der Dienstplan aus? Wird morgens geweckt oder gibt es für den Ausbildungsstart feste Zeiten? Wo sind die Mannschaftsunterkünfte und mit wem teile ich das Zimmer?


    Das erst einmal für den Anfang“, sagte ich und musste grinsen.

    „Leider war es mir nicht vergönnt, den Ölbaumzweig zu erringen. Ich kam auf den zweiten Platz und wie du weißt, zählt bei diesen Spielen nur der Sieger. Trotzdem möchte ich diese zwei Monate in Griechenland nicht missen und zu den nächsten Spielen werde ich wieder fahren, soweit ich eine Freistellung dafür bekomme.


    Stets werde ich auch in meiner freien Zeit, so ich diese habe, weiterhin trainieren. Mein Ziel ist neben dem Waffenlauf, das nächste Mal auch im Fünfkampf zu starten. Ob ich mich allerdings neben meinem Dienst darauf vorbereiten kann, bleibt abzuwarten. Hätte ich die Befürwortung aus rein medizinischer Sicht von deiner Seite aus?“

    „Körperliche Ertüchtigung ist ein Muss, selbst als Architekt achtete ich darauf.


    Vor zwei Jahren nahm ich an den olympischen Spielen teil. Die Verbindung zu Griechenland kam durch meinen sizilianischen Vater. Ich betrachtete das Training als Vorübungen fürs Militär und nahm vor allem an den Laufwettbewerben teil.


    Krankheiten? Nicht dass ich wüsste, Unfälle ebenso wenig. Mehr als Muskelzerrungen holt man sich nicht beim Waffenlauf.“

    Ich nickte dem Wachhabenden zu und wandte mich zum gehen. Mein Pferd trottete an meiner Seite.


    Die Stabsgebäude lagen immer inmitten eines Lagers und nach Aussage der Wache führte der Hauptweg geradeaus drauf zu. Ich konnte das Meldebüro also nicht verfehlen. Vorbei an den Offiziers- und Mannschaftsunterkünften, den Werkstätten und selbst das Lazarett lag auf dem Weg.


    Auffällig in ihrer Bauweise, waren die Kommandantur und das Wohnhaus des Kommandanten nicht zu übersehen. Vor dem Meldebüro band ich mein Pferd an und betrat das Gebäude.

    Ich folgte der gut ausgebauten Straße und sah schon von weitem das große Haupttor des Lagers. Es stand offen und während sich mein Pferd in schnellem Trab näherte, musterte ich erste sichtbare Gebäude und die Umgebung.
    Dieses Tor unterschied sich wirklich in seiner Größe von dem ersten. Hier war ich richtig.



    Ich zügelte mein Ross und lenkte es den Wachen entgegen. Als ich sie erreicht hatte, sprang ich vom Pferd.


    „Salve, ich bin neuer Rekrut der Legio I. Herius Vesuvius Claudius mein Name und ich möchte zur Kommandantur."

    „Ich kann meinen Posten hier nicht verlassen. Wende dich südlich zum Haupttor, melde dich an der Porta Praetoria.“ Der Wachhabende klang etwas heiser, aber man konnte ihn noch recht gut verstehen. Ich nickte kurz.


    Wie in jedem Kastell gab es auch hier mehrere Tore und dieses war offenbar nicht das richtige gewesen. Behänd schwang ich mich auf den Rücken meines Pferdes und trabte Richtung Süden. Bald erreichte ich eine gut ausgebaute Straße. Hier musste ich richtig sein …

    Die letzten Gelder zusammengekramt, ein Pferd gekauft und sofort auf den Weg nach Mantua gemacht, das war alles eins. Nach einem Gewaltritt kam ich beim Castellum der Legio I an. Ich stoppte mein Pferd und ließ den Blick über Spitzgraben und Umwehrung schweifen. Hier würde ich die nächsten Jahre zubringen, ich freute mich darauf.


    Langsam lenkte ich mein Pferd zum Wachturm und sprang ab. Mein Blick suchte den Wachhabenden.


    „Herius Vesuvius Claudius meldet sich zum Dienst.“