Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    Zitat

    Original von Herius Vesuvius Claudius
    Also wollte ich es nun auch versuchen und nahm einen Speer. Meiner hatte keine Eisenspitze.


    Sim-Off:

    Hab ja gesehen, dass meiner keine hatte. :D



    Neuer Versuch, neues Glück, dachte ich bei mir und ging mein Pilum holen. Ich stand als erster wieder in der geforderten Entfernung vom Holzpfahl, denn ich hatte nicht nur den kürzesten Weg, sondern musste meinen Speer auch nicht umständlich aus dem Holz ziehen. Er lag griffbereit auf dem Erdboden. Ein kurzes Stück hatte er die Erdoberfläche aufgepflügt.


    Erneutes Anvisieren, nachdem alle Probati außer Schussweite waren, ausholen und dieses Mal ein anderer Flugwinkel. Wie andere nach dem Abwurf stehen bleiben konnten, war mir unklar. Ich ruderte mit den Armen, damit ich halbwegs wieder mein Gleichgewicht erreichte.


    Besser war dieser Wurf jedenfalls nicht gelungen. Der Speer zitterte in der Luft. Fast sah es aus, als würde er winzige Schlängellinien fliegen. Wie ein Stein fiel er plötzlich nach unten und blieb im Boden stecken. Begeistert über so viel Talent meinerseits, runzelte ich die Brauen.

    Seit dem Eintreffen der ersten Kohorten aus der Schlacht war merklich Leben in das Lager gekommen. Man sah ständig neue Gesichter, die einst fast leeren Quartiere füllten sich und den neuen Probati fiel bei diesem Zuwachs an Soldaten nicht auf, dass etliche Unterkünfte dennoch leer blieben. Keine der Kohorten war in Sollstärke zurückgekehrt, aber für die Neulinge, die das Lager nie anders erlebt hatten, war das Gewimmel an Legionären ernorm.


    Alles dauerte länger, das Einnehmen der Mahlzeiten, der Gang zum Brunnen, selbst der für die natürlichen Bedürfnisse. Überall bildeten sich Schlangen. Die gefüllten Quartiere hingegen waren eine angenehme Begleiterscheinung. Irgendjemand war immer da zum Spielen, reden oder für die Gesellschaft beim Putzen und Reparieren.


    Ich beschäftigte mich gerade mit meinen Militärsandalen, die noch immer etwas rieben, als ich zum ersten Mal den Legat Macer erlebte. Das Verhalten meiner Kameraden sprach Bände, ich musste gar nicht fragen. Er unterhielt sich mit einem Centurio, fragte nach den Verlusten und weil der Centurio Commodus mir noch immer nichts Näheres aus der Schlacht berichtet hat, hörte ich hier sehr gespannt der Unterhaltung zu.

    Nachdem wir die ganze Nacht durchmarschiert waren, fühlte sich am Vormittag das mitgeführte Marschgepäck doch langsam schwerer und schwerer an. Alles war eine Frage des Trainings und meine Wettkämpfe im Waffenlauf halfen mir mehr als anderen, die Strapazen zu überstehen, aber langsam machte sich auch mir die Erschöpfung breit. Als die Sonne immer höher stieg, war mein Trinkvorrat bald erschöpft. Ab diesem Zeitpunkt, fiel auch mir der Marsch schwer.


    Um mich zu entlasten, nahm ich den Helm ab und band ihn an den Waffengurt. Mit der Hand wischte ich den Schweiß von der Stirn. Das Tempo, was der Centurio vorlegte, war kein geringes.
    Endlich kam ein Bauernhof in Sicht und kurz darauf der Befehl, diesen im Laufschritt anzupeilen. Bei diesen Aussichten, mobilisierten alle noch einmal ihre Kräfte und schnell war die letzte Strecke zurückgelegt.


    Nach dem Eintreffen, verschaffte ich mir erst einmal durch eine Ladung Wasser über dem Kopf etwas Abkühlung. Die nächste Ladung fand ihren Weg in meinen Magen. Erledigt packte ich mich in den Schatten und merkte zum ersten Mal, dass die Militärsandalen doch nicht so bequem waren, wie sie mir bisher erschienen. Sie musste wohl noch eingelaufen werden.

    Wieder einmal ein Abend an dem ich Zeit hatte… Ich trottete die Via praetoria entlang. Kurz vor dem Tor bog ich zu meinen Lieblingsplatz ab. Wieder setzte ich mich auf den Stein und begann ein Eisenteil zu einem neuen Anhänger zu bearbeiten. Dabei hing ich meinen Gedanken nach…


    Inzwischen waren die ersten Kohorten aus ihrem Feldeinsatz zurückgekehrt und es kam Leben in das Lager. Der Legat war ebenfalls schon eingetroffen, nur zu Gesicht hatten die Probati ihn noch nicht bekommen. Ich war gespannt, ob sich durch die Rückkehr der Soldaten Entscheidendes ändern würde. Eigentlich sollte es das, andererseits würde es unsere Ausbildung mit Sicherheit nicht verändern. Nur vielleicht die Freizeit, die es hin und wieder einmal gab. Wenn ich doch nur schon Legionarius wäre …


    Mit Eifer bearbeitete ich das Metallstück weiter, bis es in seiner Form meinen Ansprüchen genügte.

    Scheinbar stimmte nicht alles, was ich bisher über die Legionen gehört hatte.


    Wie immer stand Vitulus neben mir. Ohne meinen Kopf zu wenden flüsterte ich ihm etwas zu. "Seit wann werden eigentlich Probati zu Einsätzen mitgenommen?" Wir konnten nicht mal die Pila ausreichend gut anwenden und kein einziger Marsch lag hinter uns.

    Ich schreckte aus dem Schlaf. Was war denn nun los? Jemand brüllte im Lager und bald darauf wurde die Tür zu unserer Unterkunft aufgestoßen. Als wären wir taub, brüllte der Optio im Zimmer los. Ich verstand nur „Alarm“ und „Antreten“ und fuhr aus dem Bett.


    So schnell es ging legte ich Tunika und Rüstung an, schlüpfte nebenbei in meine Sandalen und griff nach Helm und Schwertgurt. Mit den Waffen und dem Schild in der Hand stürzte ich aus der Tür. Da fiel mir ein, wir sollten ja komplettes Marschgepäck mitführen. Also, zurückgehetzt und den Sack mitsamt Ausrüstung geschnappt und wieder losgerannt.


    Als Größter stellte ich mich an der Spitze auf und wartete gespannt auf die Auflösung dieses überraschenden Alarms.

    Ich bedauerte, dass der erneute Trainingsbeginn mitten in das Gespräch mit Vitulus platzte, aber wir würden das nachholen. Zustimmend nickte ich auf Vitulus’ Vorschlag hin, in der nächsten Pause weiterzusprechen. Wir erhoben uns und verfolgten die Erklärungen und Vorführungen des Optios. Ein Holzpilum, wie hätte es auch anders sein können …


    Offenbar besaß er aber eine eiserne Spitze, denn sonst würde er nie in dem Holzpfahl stecken bleiben können und ich sah, dass Vitulus’ Speer steckte. Und flupp, da saß auch schon der nächste Speer in meinem Holzpfahl, dabei hielt ich mein Pilum noch in der Hand. :D


    Also wollte ich es nun auch versuchen und nahm einen Speer. Meiner hatte keine Eisenspitze. Hm, der bleibt doch nie stecken, dachte ich bei mir. Ich stellte mich auf, das linke Bein nach vorn gesetzt und holte aus. Überlegte noch, welchen Winkel ich für den Flug wählen sollte, nahm dann irgendeinen, schließlich musste man ja erst mal probieren, und schleuderte den Speer fort. Vor lauter Schwung wollte ich fast selbst hinterherfallen.


    Der Speer machte einen wirklich netten Bogen, sackte dann aber kurz vor dem Pfahl zu Boden. Etwas enttäuscht blickte ich drein …

    Die Antwort auf meine Frage war gut, ich musste wieder grinsen. Mir gefielen Menschen wie Vitulus, die schlagfertig waren. Sicher, auch ich wollte den Tagesmarsch bewältigen und vor allem in dem vorgeschriebenen Tempo, was, wie man hörte, nicht eben langsam war. Dann wurde ich wieder ernst. Meine Pläne, sicher besaß ich welche, aber würde ich sie umsetzen können?


    „Equites, das wäre auch mein Traum, aber ich bin kein Patrizier wie du. Vielleicht würde es für die Reiterei reichen, wenn ich eines fernen Tages in den Ritterstand erhoben werden würde. Alles Zukunftsmusik, macht für mich keine Sinn, jetzt schon darüber nachzudenken.


    Wie kam ich zur Legion? Hm, eigentlich wollte ich schon immer zum Militär, auch wenn ich erst einmal andere Wege beschritten habe. Viele gehen schon mit 17 zur Legion, ich eben erst mit 22. Und du?“

    „Och, da fällt mir noch mehr ein.“ Ich musste grinsen. Ich nahm mir ebenfalls noch einen Becher mit Wasser und pflanzte mich neben Vitulus.


    „Hast du schon Pläne gemacht? Schon überlegt wie weit du mal hier kommen willst?“

    „Einen nehmen wir noch.“ Ich nickte zustimmend Vitulus zu.


    Plötzlich kam ein Centurio ins Zimmer gepoltert und schmiss sich auf sein Bett. Na so was, dachte ich bei mir. Die Offiziere schliefen in den Mannschaftsunterkünften? Mir sollte es recht sein.



    Moment! Jetzt klingelte es. Heißt das jetzt … Waren die ersten Kohorten wieder im Lager? Ich stand auf und ging auf den Offizier zu.


    „Centurio, zurück aus der Schlacht? Ich würde gerne Näheres erfahren.“

    Ich hörte das Witzeln des Optios und hatte sogleich eine Antwort parat.
    „Die Arbeitsteilung war von mir so geplant. Ich habe jetzt was gut bei Vitulus für den Fall, dass mal die Latrinen dran sind.“ :D


    Langsam wurde die Amphore schwer. Ich musste die Hand wechseln und stützte gleichzeitig den Boden des Gefäßes mit der anderen.
    Genial, dachte ich, als ich sah, wie der Optio den provisorischen Amphorenständer baute. Zu was diese Holschwertes alles nütze waren … Gut, dass mein Gladius nicht dafür genommen wurde.


    Im Anschluss daran griffen alle nach den Bechern. Als erstes füllte ich den des Optios, dann auch die der anderen. Mit jedem ausgeschenkten Becher wurde das Tongefäß leichter. Als alle versorgt waren setzte ich dennoch erleichtert die Amphore in den Ständer und siehe da, er hielt.
    Mit besonderer Freude holte ich sofort meinen Schild. Würde er hier gebraucht werden, müsste ich ihn nicht mehr halten. Nur für den Fall, dass nach den Pila die Holzschwerter wieder dran sein würden.
    Erst danach gönnte auch ich mir einen Becher Wasser. Nie hatte es so gut geschmeckt wie heute.

    Ich musste lachen. Vitulus’ Arme fühlten sich wohl kein Stück besser an als meine. Eine nette Vorstellung: der ganze Apennin. :D


    „Dann nehmen wir eine mittlerer Größe und trinken uns zuvor erst einmal satt. Ich geh die Amphore holen, holst du die Becher?“


    Unweit des Brunnens standen einige Amphoren verschiedener Form und Größe. Ich wählte eine, nach meiner Ansicht, handliche. Sie besaß einen Henkel, was den Transport sehr erleichtern würde. Wir würden uns schon einigen, wer die Amphore trägt und wer die Becher. Zur Not konnten wir zwischendurch ja auch noch tauschen.


    „Nehmen wir die“, sagte ich, als ich wieder zu Vitulus trat. „Ich halte, du füllst das Wasser rein.“


    Na gut, eigentlich stand die Amphore von allein. ;)

    „Macht nichts. Wenn dir das Geld ausgeht, kannst du ja mit Dienstleistungen setzen. Die Verpflegung für uns alle holen, Betten machen, was auch immer. Brauchst du noch mehr Anregungen?“


    Ich grinste. Trotz meiner eigenen Verluste war ich gut drauf. Die Ausbildung war gut, die Truppe war schwer in Ordnung, was wollte ich mehr? Außerdem war ich gespannt, wie sich alles weiter entwickeln würde. Es wurde erzählt, die Legio wäre bereits auf dem Weg ins Lager.


    „Ich bin gespannt wie er so ist, der Legat. Ihr auch? Kennst du ihn schon?“


    Ich sah zu Varus.

    Ich hörte das Wort Pause und es klang wie Musik in meinen Ohren. Erschöpft sank mein linker Arm herab, nichts konnte das Absetzen des Schildes mehr aufhalten. Ich lehnte es an den Holzpfahl, froh es erst einmal los zu sein.


    Mein Trainingschild war doch etwas leichter gewesen. Nie hätte ich gedacht, dass ein Schild mich hier einmal schaffen würde. Dabei war es das nicht allein, die Sonne brannte erbarmungslos an diesem Frühlingstag. Sie musste den heutigen Tag wohl mit dem Sommer verwechselt haben. Hinzu kam noch das Gewicht des Schienenpanzers, das nicht unerheblich war, das Holzschwert und mein Muskelkater. Alles in allem ein hartes Stück Brot.


    Ich bekam den Auftrag, mit einem anderen Probatus Wasser zu holen, also liefen wir los.


    „Meinst du eine Amphore reicht für alle? Ich habe Durst wie ein Pferd. Oder wollen wir eine 50-Liter-Amphore nehmen? Die Frage ist nur, wie bekommen wir die zum Trainingsplatz.“ Ich war skeptisch.