Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    "Gut", resümierte Menecrates mit einem Lächeln, denn wenn Faustus eine Familie in der Casa Helvetia gründete, nagelte ihn diese Tatsache an Rom fest. "So machen wir das", stimmte er Faustus' Vorschlag zu und überlegte auf dem Weg zu seinem Cubiculum, an welcher Stelle die erwähnte Casa stand. Er meinte, sie müsste in der Nähe des Horti Maecenatis sein.

    Wie mit Faustus verabredet, ging er bereits vor, um sich umkleiden zu lassen, bevor er das Gespräch fortsetzte. Faustus kündigte Fragen an und eine Bitte. Während die feuchte Stoffbahn von ihm genommen wurde, überlegte der Claudier, was wohl an Fragen auf ihn zukam. Für Bitten fand er viel schneller eine Erklärung, denn sie konnten Hilfe beim Umzug bedeuten, finanzielle Unterstützung bei der Einrichtung oder einer möglichen Renovierung der neuen Behausung, oder das spielen von Verbindungen zu Handwerkern, Sklavenhändlern oder potentiellen Familien, die eine zukünftige Braut beherbergten. Bei diesem Gedanken lächelte er.

    Sein Leibsklave rubbelte ihn unsanft ab, was das Nachdenken erschwerte, aber er fühlte sich dadurch wieder warm, was offensichtlich den Sinn der rabiat anmutenden Behandlung darstellte.

    "Die Haut bitte unversehrt lassen", warf er ein. Es geschah aber mit einem Lächeln, denn ansonsten würde er auch nicht das Wort 'bitte' verwenden.

    Der Gedanke, Verkuppler spielen zu können, faszinierte ihn, aber er wollte sich nicht zu früh freuen, denn am Ende gab es bereits eine Auserwählte. Wenig später atmete er zufrieden auf - er trug eine trockene Tunika und neue Schuhe. Eine Feuerschale spendete angenehme Wärme.

    "Du hast Recht", pflichtete Menecrates dem Freund bei. "Im Sommer fänd ich klebende Stoffe angenehm, inzwischen kühlt mich die Kleidung aus." Es gab jedoch viel zu erzählen und so kam Menecrates nicht dazu, sich umzuziehen. Stattdessen hörte er zu, um die neue Situation abschätzen zu können. Erblasser war ein gewisser Helvetius Commodus, ein Centurio. Menecrates fragte sich, ob eine Verwechslung vorlag, denn der Helvetier, den er kannte, diente nicht im Militär, aber er konnte sich nicht mehr an dessen Vornahmen erinnern und ob er Marcus hieß. Offiziere gab es viele, keiner konnte sie alle kennen.

    Die Überlegungen endeten, als Faustus die Casa Helvetia ansprach und dann dämmerte es dem Claudier, dass er mit Faustus nicht mehr unter einem Dach leben würde.

    Gleichzeitig tröstete er sich, dass Faustus hier viel schneller erreichbar wäre als in Germania. Alles in Rom war deutlich besser als eine fremde Provinz. Er atmete einmal tief durch, dann hörte er weiter zu.

    "Was für Pläne, Faustus? Willst du die Casa verkaufen und wieder fortziehen? Oder möchtest du hier eine Familie gründen und die Casa als Wohnsitz nutzen?" Mehrere Szenarien waren möglich und der Claudier durchdachte sie im Schnelldurchlauf, während er begann zu frieren. Ein Schaudern überlief seinen Körper und ließ sämtliche Härchen abstehen.

    "Lass uns zu meinem Cubiculum gehen, während du von deinen Plänen berichtest." Menecrates ergriff den gereichten Becher und wartete darauf, dass Fautus seinem Vorschlag folgen würde.

    Menecrates schickte Furius einen wohlwollenden Blick hinterher, denn er freute sich über dessen Aussage, dass der Optio die Hinweise annahm. Selbstverständlich war das nicht, denn es gab genügend Männer, die auf Tipps dieser Art bockig reagieren würden. Zusammen mit dem korrekten Auftreten hinterließ Cerretanus einen guten Eindruck beim Präfekten, der den Optio natürlich weiterhin in Cappadocia sah, aber bei einer zukünftigen Versetzung in die alte Einheit - die Stadtkohorten - gewiss nicht ablehnend entscheiden würde.

    Der Präfekt benötigte einen freien Kopf, um an das weitere Tagewerk gehen zu können, daher trat er an das Fenster und blickte auf das Castragelände. Er entdeckte Soldaten im Gespräch; solche, die ihre Ausrüstung putzten; andere, die zur Wachablösung schritten und einzelne in der Ferne, die auf dem Exerzierplatz ihre Kondition trainierten. Er wurde sich wieder der großen Verantwortung bewusst, die er für Rom, aber auch für jeden einzelnen Soldaten und Offizier trug. Allen gerecht zu werden, schien unmöglich, aber bei allem, was er tat, musste er den eigenen Prinzipien treu bleiben, um am Ende des Tages mit erhobenem Haupt in den Spiegel sehen zu können. Er atmete einmal tief durch und verließ daraufhin ebenfalls den Raum.

    Während des Hin und Hers, ob Sklavinnen höher besteuert werden sollten oder nicht, kam Menecrates zu dem Schluss, dass eine unterschiedlich hohe Steuer einen Mehraufwand für die Verwaltung bedeuten könnte. Ein Händler musste zwar jeden Verkauf dokumentieren, weswegen eine Steuer pro Verkaufsabschluss unkompliziert war und eine sichere Einnahme darstellte, aber bei der Geschlechtsangabe bestand die Möglichkeit der Manipulation. Am Ende mussten die Verwaltungsbeamten den Angaben hinterherlaufen, weil sie entweder unvollständig ankamen oder ein geschlechtsunspezifischer Name Raum für Spekulationen ließ.


    In eine Diskussionslücke warf er ein: "Wir sollten in einem Zwischenschritt darüber abstimmen, wer für die einheitliche und wer für eine geschlechtsspezifische Besteuerung ist. Diejenigen, die eine einheitliche Steuer bevorzugen, heben die Hand."

    Wegen der überschaubaren Runde fand er es unnötig, die Senatoren zu den verschiedenen Seiten des Raumes laufen zu lassen, um auf die übliche Art ihre Positionierung aufzuzeigen. Er selbst hob die Hand.


    Einheitlicher Steuersatz beim Verkauf von Sklaven :dafuer:

    Die Tür schloss sich hinter dem Tribun und dem Sekretär, dann waren Menecrates und der Optio allein. Der Präfekt richtete sein Augenmerk auf Furius, sah dessen fragenden Blick und hörte die Anrede. Weil der Einstieg in das Gespräch nicht holpern sollte, er aber noch nach Worten suchte, legte Menecrates die Hände hinter dem Rücken zusammen und begann eine für ihn typische Wanderung, weil er beim gehen besser nachdenken konnte. Er schritt zum Fenster, blickte kurz hinaus und kehrte zu Furius zurück. In großzügigem Abstand blieb er stehen.

    "Optio Furius, ich möchte dir einen Rat mit auf den Weg geben. Ob du ihn annimmst, bleibt dir überlassen, aber berücksichtige bitte, dass der Rat gut gemeint ist. Durchdenke in der Zukunft deine Aktionen, bevor du sie umsetzt. Impulsives Handeln kann dich in große Schwierigkeiten bringen und zwar sowohl außerhalb des Dienstes als auch - und insbesondere - innerhalb. Sei dir deiner Außenwirkung stets bewusst und ebenso der Tatsache, dass im Rahmen der Ermittlungen unter deinem Namen Vorkommnisse festgehalten sind, die dir nicht zum Ruhm gereichen." Ein Nicken bekräftigte die Aussage und schloss die Unterredung ab.


    "Du kannst jetzt wegtreten, Optio Furius. Viel Erfolg auf deinem weiteren Werdegang!"

    Sie saßen gemütlich, warm und wurden gut versorgt. Es hätte - gerade wegen des unbeschwerten Themas - eine angenehme Fortentwicklung des Besuches geben können, wäre nicht das Ziehen in Menecrates' Lendenbereich. Die untere Wirbelregion beschwerte sich immer dann, wenn er bequem saß, daher richtete er sich gerade auf und streckte den Rücken in sitzender Position durch.

    "Wie du siehst, hat das Alter auch meinen Körper nicht verschont. Er hat mich völlig im Griff und liebt es nicht, wenn ich es mir gemütlich mache. Stattdessen muss ich aufrecht sitzen und was früher die Mutter nur mit Mühe erreichte, setzt er heutzutage wortlos durch mit eisernem Griff."

    Der Claudier verblieb in der kerzengeraden Haltung, als er über das angeschnittene Heiratsthema nachdachte. Für Stella erhoffte er sich beim heutigen Besuch, Freundschaftsbande knüpfen zu können und kein Arrangement für die Zukunft, denn er kannte die Pläne ihres Vaters nicht, und bevor er keine Gewissheit über dessen Schicksal besaß, würde er keine Entscheidungen treffen.


    "Ich weiß nicht", antwortete Menecrates auf die Frage, ob eine Verbindung seiner Familie zur Tiberia ein Unding wäre. Früher hätte er die Frage mit 'ja' beantwortet, weil es einst eine tiberische Senatorin, ein nicht standesgemäßes Ehearrangement und einen tiberischen Consular mit belastetem Ruf gab. Heute differenzierte er, was die Angelegenheit nicht leichter machte.

    "Ich gebe aber zu, das eine oder andere Mal über eine Verbindung unserer Häuser nachgedacht zu haben." Er blickte zu Lepidus und schmunzelte, bevor er fortfuhr. "Du hast eine Tochter, ich zwei unverheiratete Männer. Ich habe eine Enkelin und eine Großenkelin, du zwei Söhne. Möglichkeiten gäbe es also genug." Einzig die Zeit hielt ihn davon ab, Nägel mit Köpfen zu machen, aber vielleicht schob er auch Zeitnot nur vor, um sich keine Unentschlossenheit eingestehen zu müssen.


    Menecrates beschloss, den Spieß umzudrehen und Lepidus in Zugzwang zu setzen. "Wen gedenkst du für Faustina zu annektieren?" Er lächelte, denn das benutzte Wort passte nicht zum Umstand, eignete sich aber hervorragend zum Plänkeln.

    Während Menecrates die Gedanken sammelte und die Fakten noch einmal durchging, blieb es still im Raum. Niemand sprach, keiner räusperte sich, kein Stuhl wurde gerückt, kein Papier knisterte und nichts fiel um oder rollte weg. Der Präfekt selbst durchschnitt die Stille.

    "Die Befragung des Optio Furius Cerretanus hat ergeben, dass sich die Sklavin Eireann nicht einmal einen vollen Tag in dessen Verfügungsgewalt befand. Die Sklavin lief am Tag der Ersteigerung fort und kehrte nicht zurück. Diese Angaben wurden überprüft und entsprechen der Wahrheit."

    Ein Faktum, das er wirken lassen wollte, bevor er fortfuhr.


    "In Ermangelung einer klaren Gesetzesvorgabe, die die Haftung eines Eigentümers* regelt, wenn sein Sklave in den Verdacht gerät oder bewiesenermaßen Delikte begangen hat, stütze ich mich in meiner Beurteilung auf die Überlieferungen unserer Väter und deren Väter. Demnach schloss das römische Recht seit jeher die Haftung eines Eigentümers für etwaige Delikte seines Sklaven, die auf der Flucht begangen wurden, aus. Auf der Grundlage dessen verkünde ich folgende Bewertung der Sachlage."

    Zitat

    * Benöhr, Haftung für Sklavendelikte

    Der Praefectus Urbi vergewisserte sich, dass der Sekretär schreibbereit verharrte, dann verkündete er:

    "Ein Sklave, der sich auf der Flucht befindet, befindet sich zwar im Besitz des Eigentümers, aber der Eigentümer haftet seinetwegen bei keinerlei Klage, weil er den Sklaven nicht in seiner Gewalt hat.*² Demnach ist Optio Furius Cerretanus nicht nur frei jeder Haftung, sondern auch frei jeder Schuld. Es erfolgt kein Eintrag in seine Akte, weil es nichts einzutragen gibt.

    Optio", Menecrates wartete, bis sich Cerretanus erhoben hatte, dann fuhr er fort, "ich möchte dennoch ein paar Worte an dich richten. Tribun, Scriba, dies wird eine private Unterredung. Ich bitte, den Raum zu verlassen."


    Zitat

    *² Klingenberg, Rechtsquellen zur antiken Sklaverei

    "Die in Aussicht gestellte Beförderung ist der Rang eines Centurio. Um eine Centuria führen zu können, benötigt es im Normalfall einer langen Dienstzeit, in der Erfahrungen angesammelt werden. Dieser lange Erfahrungszeitraum steht den Offizieren der neuen Kohorte nicht zur Verfügung, also müssen sie in dieser Testphase beweisen, dass sie trotzdem geeignet sind. Die Testphase umfasst einen Zeitraum, der üblicherweise für die Grundausbildung angesetzt ist. Ich erwarte Verantwortungsbewusstsein, Selbstkontrolle und Führungsqualitäten, zum Beispiel das Motivieren der anvertrauten Soldaten mit dem Ziel, sie möglichst schnell zu einem verlässlichen Teil unserer Einheit werden zu lassen."

    Ob diese Antwort ausreichte, um die Frage zu beantworten, würde sich zeigen. Menecrates wartete ab.

    Menecrates schüttelte den Kopf, bevor er antwortete. "In deinem Fall weiß ich Bescheid. Du kannst umgehend im Rekrutierungsbüro vorsprechen und um die Zuweisung von Tirones bitten. Ein Hinweis vielleicht: Niemand wird dir den Ablauf der Ausbildung vorgeben. Stattdessen wird von dir Eigenverantwortung und Selbstorganisation erwartet. Fragen sind natürlich erlaubt.

    Übergangsweise müsstest du sowohl die Ausbildung als auch deine bisherige Aufgabe ableisten. Du wirst als Cornicularius zwar entlastet, aber nicht von dieser Aufgabe befreit."

    Der Präfekt wartete, ob es Fragen gab. Seinerseits war alles geklärt.

    Menecrates wurde seit dem Aushang häufiger in seiner Arbeit unterbrochen als sonst, aber das stellte keinen Grund zur Klage dar, denn zum einen benötigte er gute Offiziere für die neue Kohorte und zum anderen freute er sich über das rege Interesse. Er schob die Pläne für den Spezialeinsatz zur Seite, weil sie nicht für jedermanns Blicke bestimmt waren, und rief: "Ja, herein."

    Mit einem weinenden und einem lachenden Auge blickte Menectates seinem Cornicularius hinterher. Er brauchte erstklassige Offiziere für die neue Kohorte, aber an einen neuen Mann im Vorzimmer wollte er sich im Grunde nicht gewöhnen, zumal Octavius auch ein vorbildliches Auftreten an den Tag legte. Irgendjemand würde die Stelle neu ausfüllen, aber der Tag lag noch fern.

    Das Hochziehen der Mauern dauerte trotz der Größe des Objektes nur wenige Tage, weil viele Hände anfassten. Erst als die Wand und Höhe für das geplante Relief der Göttin Fortuna erreicht wurde, hielten die künstlerischen Feinheiten den Baufortschritt auf. Das störte den Bauherrn nicht, denn mit der Göttin an der Fassade erhoffte sich Menecrates ein Überdauern der Statio gegenüber allen Angriffen und zukünftigen Stürmen.

    Als der Präfekt am frühen Nachmittag am Bauplatz vorbeischaute, gestaltete ein Steinmetz das Antlitz der Göttin aus. Kopf und Rumpf hoben sich bereits durch ein Relief vom restlichen Mauerwerk ab. Der Künstler seines Fachs hantierte von einem Gerüst aus. Meißel in verschiedener Größe lagen zu seinen Füßen, ein filigraner derzeit in seiner Hand. Durch Pusten verschaffte sich der Mann den Überblick über jeden einzelnen Hammerschlag auf den Meißel, denn jede Nuance veränderte die Gesichtszüge der Göttin. Zeitweise nahm er den größtmöglichen Abstand, um sein Werk zu betrachten, und als er es wieder tat, erklang Beifall in seinem Rücken. Verwundert drehte sich der Künstler um und entdeckte den Praefectus Urbi etwa acht Doppelschritte unter sich.


    "Sehr gelungen!", rief Menecrates nach oben, wusste aber nicht, ob er gehört wurde, denn der Baulärm stand beständig zum Lärm des Wohnviertels in Konkurrenz. Sein Lächeln musste aber zu erahnen sein. Mit der Ausführung zeigte sich Menecrates sehr zufrieden und bereute keineswegs die Geldanlage aus privater Tasche.

    Er winkte, bevor er zufrieden weiter Richtung Praefectura Urbis schritt.

    "Jederzeit und besser heute als morgen", antwortete Menecrates, der seine zusätzliche Kohorte nicht nur auf dem Papier sehen wollte. "Es treffen beinahe täglich Rekruten ein. Lass dir im Rekrutierungsbüro neben den Namen auch die provisorischen Unterkünfte sagen, denn die Neuen sind aufgeteilt. Uns fehlen noch die Baracken und Stationes zu den neuen Soldaten. Dabei fällt mir ein, ich sollte der neuen Station einen Besuch abstatten und nach dem Baufortschritt sehen."

    Die alltäglichen Aufgaben mussten zusammen mit den Spezialeinsätzen und den Bauprojekten gestemmt werden, und die Verwaltung der Urbs forderte ebenfalls Zeit und Energie.


    "Gutes Gelingen, Cornicularius!" Es klang, als, gäbe es seitens Octavius' keine Unklarheiten mehr und Menecrates musste dringend weiterarbeiten.

    Wie zu erwarten, gingen die Meinungen auseinander und die Redebeiträge wurden länger. Es kostete dauerhafte Konzentration, den Überblick zu behalten, Mehrheiten zu erkennen und alle wichtigen Argumente zu erfassen, um auf sie eingehen zu können. Zum Glück wurden Mitschriften angefertigt, um bei Bedarf nachlesen zu können. Debatten dieser Art hielten den Geist fit und förderten die Merkfähigkeit, so viel stand fest.

    Die Punkte 6 und 7 erzeugten Diskussionsbedarf, weswegen sich Menecrates nicht einzig auf die Zusammenfassung beschränkte, sondern selbst argumentierte, um seinen Standpunkt einzubringen.

    "Ich schlage vor, den Verkauf von Grundstücken und Betrieben getrennt voneinander auf die Eignung zur Besteuerung zu überprüfen. Mein Aedilat liegt zwar Ewigkeiten zurück, aber die Preise für Betriebe und Grundstücke sind mir in bester Erinnerung geblieben. Während eine Vielzahl von Betrieben einen Wert von wenigen Hundert Sesterzen besitzen, liegt der Wert und somit der Kaufpreis von einem Grundstück bei mehreren Tausend Sesterzen. Nicht einmal Erz- und Goldgruben reichen an diese Höhe heran. Es macht nach längerer Betrachtung keinen Sinn, Handwerker, Tabernae, selbst Viehzuchtbetriebe zu versteuern, weil der Aufwand den Nutzen übersteigen würde. Ich möchte vorschlagen, Punkt sieben aus der Liste zu entfernen."


    Es lag nahe, dass er bei Grundstücken eine andere Haltung einnahm, was die Diskussion weiter befeuern würde.

    "Punkt 6 betrifft den Verkauf von Grundstücken. Ich würde sie zur Besteuerung heranziehen, weil Grundbesitz nicht in Mengen den Eigentümer wechselt, aber wenn, erzeugt es höhe Kaufpreise und damit beachtliche Steuern."

    Der Einwand reichte Menecrates und er wandte sich einem anderen Punkt zu.


    "Punkt 5, verkaufte Sklaven, wer trägt die Steuerlast? Hier scheint sich eine Übereinkunft abzuzeichnen, dass der Händler die Steuer zahlt. Sehe ich das richtig oder gibt es Einwände?"

    Menecrates gab Gelegenheit für Wortmeldungen, bevor er fortfuhr.


    "Punkt 5, wiederum Sklaven, dieses Mal die Freilassung. Der Vorgang verdient auf jeden Fall einen separaten Punkt. Abgesehen davon... Ich hatte zwar eine andere Argumention, gelange aber wie Senator Annaeus zu dem Schluss, dass die Steuerkopplung an den ehemaligen Kaufpreis spätestens bei einem bereits gealterten Sklaven zu viele Komplikationen birgt. Die Kopfsteuer fände auch meine Befürwortung."

    Der nächste Punkt konnte schnell erledigt sein, oder für eine große Debatte sorgen. Das blieb abzuwarten.


    "Punkt 5, verkaufte Sklaven, verschiedene Steuersätze. Ob es praktikabel ist, bleibt dahingestellt, aber ich finde, wir sollten erörtern, ob der Steuerwert einer verkauften Sklavin nicht doch höher angesetzt werden kann als der bei einem männlichen Sklaven. Eine Sklavin könnte Jahr für Jahr ihrem Eigentümer weitere Sklaven schenken, für die keinerlei Kaufpreis gezahlt werden muss." Menecrates sparte sich weitere Ausführungen, weil er annahm, das Hochrechnen würde jeder der Anwesenden für sich vornehmen können , um sich die Dimensionen auszumalen. Abschließend aktualisierte er per Notiz die Zusammenfassung.


    1. geerbtes Barvermögen
    2. geerbte Betriebe
    3. geerbte Grundstücke
    4. geerbtes bewegliches Eigentum (Waren, Sklaven)
    5. verkaufte Sklaven
    6. freigelassene Sklaven

    "Ach, das meinst du", erwiderte Menecrates schmunzelnd, weil Octavius die Aufregung anzumerken war. Der Claudier legte die Feder zur Seite. "Für die Bewerbung gibt es keinen Stichtag, jeder kann sich melden und erhält eine Chance. Allerdings..." Dem Präfekt wurde klar, dass er bei Eignung und dem damit verbundenen Wechsel des Octaviers ins Operative seinen Cornicularius im Vorzimmer verlor.

    "Während der Zeit des Eignungstests müsstest du weiterhin nebenbei im Kommandostab arbeiten. Einen Ersatz für dich würde ich erst suchen, wenn dein Wechsel beschlossen ist." Er nickte, um sich gut zuzureden, denn er hatte sich inzwischen hervorragend mit Octavius eingespielt. Mit einem neuen Cornicularius würde es sicherlich wieder Holperer geben, bis die Abläufe reibungslos vonstatten gingen.

    "Lass dir aus dem Magazin einen Optiostab geben, sieh dir die Listen der Rekruten an und plane selbstständig die Ausbildung. Zuweilen schaut jemand über deine Schulter, aber zumeist agierst du allein, denn wer sich bewähren will, muss auch Talent in Organisation und Planung beweisen."