Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    Menecrates saß über den Plänen für den anstehenden Sondereinsatz, als es klopfte. Er markierte eine Stelle auf der Karte, für die er den Zugriff plante, dann rief er: "Ja." Es bedeutete, der Klopfende könne eintreten, auch wenn der Praefectus noch immer den Blick auf die Karte richtete und nur zögerlich aufsah.

    "Was gibt es denn?" Seine Stimme hob sich in Neugierde, weil sein Cornicularius beunruhigt wirkte.

    Menecrates nahm die gereichte Urkunde im Original entgegen und studierte sie. Anschließend reichte er sie dem Tribun zur Ansicht. Er plante, eine Abschrift davon ins Archiv zu nehmen.

    Schenkungsvertrag


    zwischen Optio Appius Furius Cerretanus, im Folgenden Schenker

    genannt

    und

    Anis von Alexandria, im Folgenden Beschenkter genannt,

    beide wohnhaft in Roma



    1.Vertragszweck

    Der Schenker und der Beschenkte sind sich darüber einig, dass dem Beschenkten von dem Schenker unentgeltlich der in 2. bezeichnete Schenkungsgegenstand zugewendet werden soll.


    2.Schenkungsgegenstand

    Der Schenker wendet dem Beschenkten

    den Gegenstand Eireann Serva zu.

    Zwischen den Parteien besteht Einigkeit hinsichtlich der Unentgeltlichkeit der Zuwendung.


    3.Vollzug

    Die Schenkung vollzieht sich durch die vorstehende Einigung sowie die Übergabe des Schenkungsgegenstandes


    4.Transport

    Der Beschenkte ist für den Transport verantwortlich und übernimmt die hierfür anfallenden Kosten.



    Die Schenkung wird mit keinerei Auflagen verbunden.,


    ANTE DIEM III KAL IUL DCCCLXX A.U.C.


    Unterschriften Schenker und Beschenkter


    Er bedankte sich mit einem Nicken bei Optio Furius, wartete, bis dieser saß und fuhr fort.

    "Wir befinden heute darüber, inwiefern Voraussetzungen dafür vorliegen, ein Verfahren gegen Optio Furius Cerretanus einleiten zu müssen oder nicht.

    Ich verlese den Sachverhalt." Er blickte auf die Schriftrolle.

    "Im Rahmen der Ermittlungen um die Brandanschläge gegen das Lupanar Ganymed, das Geschäft gegenüber und die erste Station ist die Sklavin Eireann in den Verdacht geraten, entweder Mitglied der Krähenbande zu sein, oder von gegnerischer Seite in diese Bande eingeschleust worden zu sein, oder aber nur durch Zufall am falschen Ort zur falschen Zeit gewesen zu sein. Es ist bisher nicht gelungen, diesen Sachverhalt zu klären." Er blickte auf, sah zu Optio Furius und erklärte den Anwesenden:

    "Wir befinden hier nicht über die Sklavin Eireann, weil sie keine Militärangehörige ist. Wir begutachten, in welchem Maß Optio Appius Furius Cerretanus als Eigentümer der Sklavin haftbar gemacht werden kann."


    Er griff zur inzwischen abgelegten Schenkungsurkunde, einem weiteren Dokument sowie einer Notizensammlung und begann mit der Beweisführung.

    "Der Erwerb der Sklavin Eireann durch Optio Furius erfolgte ANTE DIEM VII ID APR DCCCLXX A.U.C. (7.4.2020/117 n.Chr.)" Das erste Dokument wanderte zum Tribun Pegasus und anschließend zum Sekretär.

    "Die Sklavin wechselte ANTE DIEM III KAL IUL DCCCLXX A.U.C. (29.6.2020/117 n.Chr.) den Eigentümer durch Schenkung." Die Schenkungsurkunde übergab Menecrates sofort dem Sekretär, weil der Tribun sie bereits zur Ansicht hatte.

    "Der Brandanschlag auf die Statio Urbana erfolgte ANTE DIEM VIII ID AUG DCCCLXX A.U.C. (6.8.2020/117 n.Chr.)"


    Menecrates legte die Notizensammlung auf den Tisch und blickte zu Optio Furius.

    "Ich stelle fest: Der Anschlag auf unsere Station liegt außerhalb des Zeitraumes, in dem Optio Furius als Eigentümer der Sklavin Eireann gilt. Damit ist keine Grundlage für eine Haftung seitens des Optio im Hinblick auf diesen Brandanschlag gegeben."


    Der Präfektus legte eine Pause ein, damit der Sekretär diesen Teil der Verkündung festhalten konnte, bevor die Sitzung ihren Fortlauf nahm.

    "Der Anschlag auf das Lupanar Ganymed und das Geschäft gegenüber erfolgte ANTE DIEM VIII KAL MAI DCCCLXX A.U.C. (24.4.2020/117 n.Chr.). Damit fällt dieser Anschlag in den Zeitraum, in dem Optio Furius Cerretanus Eigentümer der Sklavin Eireann war."

    Es folgte der zweite Teil der Beweisführung.

    Im Zuge der Aufstockung der Cohortes Urbanae soll ein Teil der Offiziere für die neue Kohorte aus den eigenen Reihen herangezogen werden. Interessierte Principales in den Officia können sich beim Praefectus Urbi melden, wenn sie im Hinblick auf Eignung und mit Ausblick auf Beförderung eine Testphase durchlaufen wollen.


    itcrom-praefectusurbi.png

    Wie erhofft, traf Optio Furius zeitnah ein. Menecrates registrierte dessen korrektes Auftreten und den akkuraten Zustand der Aufmachung, was ihn positiv überraschte, denn längst hatte er festgestellt, dass seine Erwartungen häufig höher geschraubt waren, als es die Realität bot. Ein Nicken drückte die Zufriedenheit des Praefectus Urbi aus, bevor er Platz nahm. Er wartete, bis alle Anwesenden ebenfalls saßen und die Geräusche verstummten, dann blickte er zu Optio Furius.


    "Salve, Optio!" Er legte eine Atempause ein, in der er die übrigen Anwesenden nicht begrüßte, weil das bereits im Vorfeld geschah. Seine nächsten Worte richtete er an alle: "Wir schließen mit der heutigen Sitzung den Fall Optio Furius ab. Es gilt, einige Formalitäten zu erledigen, restliche Beweise einzuholen und das Ergebnis der Untersuchung zu verkünden. Für das Protokoll", er blickte zu Cerretanus. "sind folgende Personalien richtig? Appius Furius Cerretanus, Dienstgrad Optio, Einheit Legio XV Apollinaris."

    Menecrates wartete auf die Bestätigung, bevor er fortfuhr. Ein durchaus wichtiges Stück im Mosaik fehlte noch und der Optio hatte zugesagt, es zu besorgen.

    "Optio Furius, kannst du den Schenkungsvertrag vorlegen?"

    Hora Quinta - Der Abschluss des Verfahrens


    Zur angesetzten Stunde trafen am Folgetag der Praefectus Urbi in Begleitung seines dienstältesten Tribun Pinarius Pegasus in einem separaten Besprechungsraum ein. An der Tür wurde ein Schild befestigt, das den Eintritt nur noch für Optio Furius Cerretanus gestattete. Die Anordnung des Mobiliars erinnerte an ein Tribunal vor Zuschauerplätzen, die jedoch frei bleiben würden, und der dort befindliche mittige Stuhl an den Amtsstuhl eines Praetors, wobei ein weiterer Sitzplatz in Normalausfertigung - rechts angeordnet - ebenfalls vorn stand. Vor diesen stellte sich der Tribun. Der Hocker auf der linken Seite wurde von dem bereits anwesenden Sekretär verdeckt, der - wie der Tribun - darauf wartete, dass der Praefectus Urbi Platz nahm, bevor er sich ebenfalls setzen würde.

    Menecrates zögerte mit dem Hinsetzen, denn er erwartete jeden Moment Optio Furius Cerretanus.

    Miles Valerius Scipio


    Die Kleiderkammer wurde von einem Miles geführt. Sie besaß einen Durchgang zur Waffenkammer, der allerdings nur vom Miles benutzt werden konnte. Im Fall neuer Rekruten wechselte der Miles hin und her, um sowohl die benötigte Kleidung als auch die Waffen und sonstige Ausrüstungsgegenstände ausgeben zu können.

    "Salve", grüßte der Mann zurück und hielt die Hand für den Zettel auf, bevor er den Namen auf einer Wachstafel notierte. Im Falle neuer Rekruten gab es keine vorbereiteten Listen, daher diente zur Bestätigung die vom Rekrutierungsbüro ausgehändigte Bescheinigung.

    Er maß die Körperstatur und Schuhgröße, drehte sich um und blickte entlang der Regalreihen. Den Tritt schob er weg, weil die schmalen Kleidungsstücke unten lagen. Nacheinander landeten Tunika, Helm, Waffen und alles andere auf dem Tresen. Anschließend tippte er auf die Tabula. "Einmal den Erhalt quittieren."



    Hiermit bestätige ich den Erhalt der folgenden Ausrüstung


    - I Lorica segmentata (Schienenpanzer)

    - I Paenula (Mantel)

    - III Tunicae (Römisches Standardkleidungsstück)

    - I Focale (Halstuch)

    - II Cingula militares (Gürtel)

    - II Paar Caligae (Stiefel)

    - I Loramentum (Lederriemen)

    - I Lucerna (Öllampe)

    - I Reticulum (Tragenetz)

    - I Pera (Tasche)

    - I Mantica (Sack)

    - I Trulla (Kasserolle)

    - I Ligula (Löffel)

    - I Aultellus (Messer)

    - I Ampulla (Feldflasche)

    - I Cingulum (Gurt)

    - I Cassis (Helm)

    - I Paar Ocreae (Beinschienen)

    - I Gladius (Kurzschwert)

    - I Pugio (Dolch)

    - I Hasta (Stosslanze)

    - I Scutum (der viereckige Legionsschild)

    - I Tegimentum (Schildhülle)



    Unterschrift des Soldaten:



    Menecrates sah sich im Kreis der Anwesenden um. Als niemand antwortete, ergriff er das Wort.

    "Die Argumentation ist für mich schlüssig, daher schließe ich mich Senator Annaeus an. Sachgüter im Allgemeinen sind häufig geringwertige Güter und nur selten Wertgegenstände, was den Erfassungs- und Abwicklungsaufwand höher als den Erlös einer etwaigen Steuer macht. Sachgüter im Speziellen, worunter Sklaven fallen, besitzen hingegen durchgängig einen mehr als geringfügigen Wert. Wenn niemand einen Einwand erhebt, spezifizieren wir Punkt 10 von 'verkauften Sachgütern' in 'verkaufte Sklaven' und rücken ihn an die fünfte Stelle der Listung."


    1. geerbtes Barvermögen
    2. geerbte Betriebe
    3. geerbte Grundstücke
    4. geerbtes bewegliches Eigentum (Möbel, Sklaven)
    5. verkaufte Sklaven
    6. Fraglich: Verkäufe von Grundstücken versteuern?
    7. Fraglich: Verkäufe von Betrieben versteuern?


    Er dachte kurz nach. Mehrere Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Er machte sich Notizen, bevor er fortfuhr.

    "Frage eins stelle ich der Ordnung halber: Debattieren wir über verkaufte Grundstücke und Betriebe, oder reichen uns zunächst die ins Auge gefassten Punkte?" Er breitete die Hände aus. "Es wird nachfolgende Steuerdebatte geben und wir sollten ein paar Möglichkeiten übriglassen.

    Frage zwei: Wer bezahlt die Steuer für verkaufte Sklaven? Wenn der Käufer die Steuer bezahlt, werden sich die Gebote sicherlich nicht überschlagen, was dem Händler nicht erfreut. Dann könnte er von vorn herein derjenige sein, der die Steuer entrichtet, weil sich dann die Käufer frei fühlen und der höhere Verkaufserlös fliest in der Mehrheit in des Händlers Tasche. Die Steuer ist im Vergleich gering."

    Wieder breitete Menecrates die Hände aus.

    "Frage drei: Senator Annaeus hatte auch eine Besteuerung im Zuge der Freilassung vorgeschlagen. Grundsätzlich halte ich das für eine gute Idee, zumal die Freilassungsrate beständig steigt." ...was Menecrates wenig erfreute, füllte es doch die Subura. Er dachte nach, dann fügte er an:

    "Wir müssten uns auf eine Basis zum Errechnen der Steuer einigen. Kopfsteuer? Der ehemalige Kaufpreis? Allerdings sinkt der Wert eines Sklaven mit zunehmendem Alter, was zu einer nennenswerten Differenz zwischen tatsächlichem Wert und ehemaligem Kaufpreis führt. Eine feste Größe würde den Verwaltungsakt minimieren.

    Außerdem gilt es zu klären, wer überhaupt diese Freilassungssteuer bezahlt. Ich schlage vor der Eigentümer, der freilässt, und nicht der Sklave, da dieser bis zum Tag X nichts besitzt, und der Staat seinen Einnahmen nicht hinterherlaufen soll. Andererseits wollen wir Steuereinnahmen generieren, aber ich vermute, die Freilassungsrate wird sinken, wenn der Eigentümer zahlt. Das wird sich jeder zweimal überlegen."

    Er blickte zu Annaeus, dessen Vorschlag es war, Freilassungen zu besteuern. Zum Erörtern der Erbschaftssteuer und wie man die Armen herausfiltert, gab es auch bereits Vorschläge, aber wenn Menecrates auf alles einging, müsste er einen langen Monolog halten. Einen Gedanken fügte er allerdings noch an.

    "Frage vier: Sollte eine Sklavin höher besteuert werden als ein Sklave?"

    Ursprünglich plante Menecrates, eine Bekanntmachung aufzuhängen, aber ursprünglich rechnete er auch mit einem Militärprozess. Nach Prüfung der Sachlage schrumpfte der geplante Prozess auf die Größe einer Anhörung, die zudem im Großen und Ganzen heute stattgefunden hatte. Es blieb der Abschluss des Verfahrens. Ein öffentlicher Aushang konnte von Furius nicht gesehen werden, da er als Gast in der Castra weilte und privat nächtigte, statt hier stationiert zu sein.


    Menecrates rechnete die Nachtruhe zur Erholung von der Reise großzügig ein und setzte den termin zur letzten Stunde an, wo er in der Castra weilte. Mittags wechselte er auch morgen in die Praefectura Urbis.


    "Morgen zur Hora Quinta."

    Sim-Off:

    Irgendwann dieser Tage. Ich schreibe dafür einen Einstiegspost.


    Wie von Menecrates beabsichtigt, konzentrierten sich die ersten Wortmeldungen auf die Art der möglichen Besitzwechsel, die für eine Besteuerung infrage kämen, und nicht auf die Besteuerungspläne an sich. Eine Grundsatzdebatte blieb ihm erfreulicherweise erspart. Die Kommissionsteilnehmer kreisten die Vorschläge ein, um sich in einem zweiten Schritt mit der Höhe der Besteuerung zu befassen.


    "Es ist beabsichtigt, über die Varianten zu beratschlagen, sie auszusortieren und auch neue dazu zunehmen. Der neue Vorschlag von Senator Annaeus gefällt mir persönlich sehr gut." Menecrates ließ das Gehörte noch einmal Revue passieren, dann fuhr er fort.

    "Obwohl ich der Ansicht bin, dass ein Beschenkter die Schenkung nicht zwangsweise annehmen muss, halte ich Schenkungen ebenfalls für ungeeignet. Sie sind zu speziell und werfen mehr Abwicklungsprobleme auf, als dass sie Nutzen in Form von Einnahmen bringen, weil Schenkungen nicht oft vorkommen. Das bedeutet, wenn keine anderweitigen Meinungen aufkommen, könnten die Punkte fünf bis acht sofort gestrichen werden."


    Er sah sich um und gab den Senatoren und Finanzbeamten die Gelegenheit, sich zu äußern.

    "Was ist mit Verkäufen allgemein? Senator Annaeus beschränkt sich auf den Verkauf von Sklaven."

    Vor Jahrzehnten, als Menecrates noch am Anfang seiner Senatskarriere stand, blickte er zu den Consularen auf, bewunderte sie für ihr Wissen und beneidete sie zuweilen um ihren Einfluss, denn Pläne, wie er Rom in eine positive Zukunft geleiten konnte, besaß er schon immer. Als Jungsenator, selbst noch nach dem Aedilat gab es für ihn kaum Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen. Oftmals musste er hilflos zusehen, wie die Einflussreichen im Senat die Geschicke dorthin leiteten, wo sich Menecrates die Haare sträubten.

    Heute besaß er Einfluss, aber der Vorteil besaß auch eine Kehrseite. Es verging kaum ein Sitzung von Gewicht - seien es Gesetzesänderungen oder heikle Themen, in der er keine Verantwortung trug. Sich zurücklehnen, die anderen diskutieren lassen und sich daraus eine Meinung bilden, gehörte der Vergangenheit an.

    Die Verkündung der Consuln traf ihn dennoch überraschend, auch wenn er im Nachhinein eingestand, dass sie naheliegend war.


    Die anberaumte Tagung fand an einem trüben Wintertag statt. Ausnahmsweise traf Menecrates per Sänfte beim Senatsgebäude ein, weil trockene Füße möglicherweise eher zum Gelingen eines akzeptablen Entwurfes beitragen konnten. Zumindest fühlte er sich damit wohler. Er betrat den Saal, der ungewöhnlich leer wirkte. Um sich besser austauschen zu können, wurde die übliche Sitzordnung vernachlässigt, die Senatoren rückten näher zusammen. Menecrates' Blick streifte über die Köpfe der Anwesenden und er entdeckte auch Beamte der kaiserlichen Finanzverwaltung.


    "Patres Conscripti, werte Gäste! Ich begrüße euch zu dieser Sitzung. Wir werden ringen, wir werden uns erhitzen, aber am Ende werden wir einen bestmöglichen Entwurf zum Thema Besteuerung erarbeiten. Ohne diesen verlassen wir nicht die Curia Iulia. Er möge sich also jeder eifrig einbringen und außerdem kompromissbereit zeigen. Beginnen wir mit dem Einkreisen der zu besteuernden Vermögensgegenstände.

    Zur Auswahl und damit zur Debatte stehen:

    1. geerbtes Barvermögen
    2. geerbte Betriebe
    3. geerbte Grundstücke
    4. geerbtes bewegliches Eigentum (Möbel, Sklaven)
    5. verschenkte Geldbeträge
    6. verschenkte Betriebe
    7. verschenkte Grundstücke
    8. verschenktes bewegliches Eigentum
    9. Frage: Wollen wir auch Verkäufe von Grundstücken versteuern?
    10. Falls ja, wären dann auch verkaufte Betriebe und verkaufte Sachgüter zu versteuern?
    11. Habe ich Punkte vergessen?

    Es geht also nicht nur um die Erbschaftssteuer. Wir müssen uns zunächst darüber einig werden, ob 'anderer Besitzwechsel' wie es unser Kaiser formuliert hat, eine Besteuerung erfahren soll oder nicht. Ich bitte um Wortmeldungen."

    Das Lächeln blieb, bis er antwortete: "So ist es, Octavius, um diese Stunde halten wir uns in Form. Wir haben gerade viel zu lange faul rumgestanden, also ran an die körperliche Ertüchtigung!" Er machte eine einladende Bewegung mit dem Kopf, bevor er sich an Octavius vorbeischlängelte, was nach dem Abtreten der Mannschaften kein Problem für ihn darstellte. Den Platz zum bequemen Vorbeigehen einzufordern, gehörte nicht zu seiner privaten Umgangsform. Menecrates sah sich nicht als Kaiser seiner Untergebenen und er benötigte keine Machtdemonstration, um sich gut zu fühlen. Einzig bei Schlamperei und Gammelei griff er unerbittlich durch.


    Der Claudier stieg die Stufen hinab und wandte den Kopf. "Ich habe etliche Jahre mehr auf dem Buckel als du, also rechtfertigt das den Vorsprung. Ich lauf los und du holst mich ein." Leicht würde der Präfekt es dem Jüngeren nicht machen, denn der Ehrgeiz war mit dem Alter nur unbedeutend weniger geworden. Er lief los und legte zunächst ein moderates Tempo vor. Er schonte die Reserven, um Frugi nicht allzu schnell an sich vorbeizulassen.

    Nachdem sich der Platz gelehrt hatte, wandte sich Menecrates an seinen Cornicularius.

    "Naaa? Was machen wir sonst um diese frühe Stunde?" Ein Lächeln umspielte seine Lippen, obwohl ihm die Verärgerung über die angesprochene lasche Dienstausübung noch in den Knochen steckte. Er musste den Ballast loswerden, um die anstehenden Arbeiten gut erledigen zu können.

    Wieder gähnte der Optio und die folgende Antwort fiel dürftig aus, deswegen entschloss sich Menecrates zu einem Abbruch.

    "Ich komme morgen noch einmal auf die Frage zurück. Heute erscheint es mir sinnvoll, dass du dich von der Reise erholst."

    Er stapelte die Unterlagen aufeinander und rückte sie zur Seite. Vor dem Aufbrauch beantwortete er aber noch Furius' Frage nach der Zukunft, wobei Menecrates natürlich nur bedingt vorgreifen konnte.


    "Eine verbindliche Auskunft kann ich erst nach der Urteilssprechung geben. Es wäre außerdem unprofessionell, würde ich am Vortag ein Urteil benennen, was erst am Folgetag gefällt wird. Davon einmal abgesehen, liegt für mich der Fall recht klar und wenn morgen keine überraschenden Zeugen oder Beweise auftauchen, dann ist nicht mit einer unehrenhaften Entlassung zu rechnen. Insofern würde ich mir an deiner Stelle nicht den Kopf über Dinge zerbrechen, die möglicherweise nicht eintreffen. Mehr kann ich heute nicht sagen, aber wir sprechen morgen ausführlich darüber."


    Menecrates konnte die Sorgen des Furiers verstehen, aber die Ungewissheit bis morgen konnte er ihm dennoch nicht nehmen.

    "Für heute rate ich, sich hinzulegen, damit du morgen ausgeruht erscheinen kannst." Der Präfekt erhob sich und räumte die Unterlagen in ein Regal, bevor er sich noch einmal umdrehte.

    "Am besten gleich am morgen den Schenkungsvertrag holen, damit er zur Hand ist, wenn er gebraucht wird." Mit diesen Worten beendete er das Gespräch und wartete, bis Optio Furius das Zimmer verlassen hatte.

    Menecrates wiegte den Kopf. "Das war ein Missverständnis. Wie gut, dass wir noch einmal darüber gesprochen haben, denn eines muss klar sein: Wenn du in meinem Auftrag "anwirbst" oder "abwirbst", muss ich mich dafür rechtfertigen. Noch nie in der gesamten Vergangenheit haben wir aus der Garde rekrutiert. Der Praefectus Praetorio springt uns allen an den Hals, wenn ihm das zu Ohren kommt."

    Hinzu kam natürlich die Tatsache, dass Miles nicht nach ihrem Interesse eingesetzt wurden, sondern nach den Erfordernissen, aber Menecrates wollte sich nicht wiederholen.


    "Ich denke, wir haben dann alles. Ich fasse zusammen:
    Du wärst an einer Centurio-Laufbahn interessiert,

    du übernimmst die Befragung im Carcer,

    und du hörst dich weiter um, wo Neuzugänge bei der Garde untergebracht sind.


    Das wäre es dann, Cornicularius. Viel Erfolg!"

    Menecrates wusste nicht einzuschätzen, ob er dasselbe unter dem Begriff 'Interessenten' verstand wie Lurco. Falls ja, musste er eine weitere Erklärung anbringen, sonst käme er später in Erklärungsnot gegenüber dem Praefectus Praetorio.


    "Wir suchen keine Freiwilligen und auch keine Interessenten, Cornicularius." Für Menecrates gab es kaum einen Unterschied zwischen den Begriffen. "Oder meinst du Soldaten, die für uns interessant sind? Das sind Soldaten, die im Zuge der Aufstockung in der Castra neu stationiert werden. Nur das, und nur das ist für uns interessant.

    Ob diese Soldaten sich dann für einen Sonderauftrag interessieren oder nicht, spielt keine Rolle. Sie werden zugeteilt, ob es ihnen passt oder nicht. Wo kämen wir hin, wenn wir erst fragen, wer Interesse an diesem und jenem Einsatz hat? Aaalso..."

    Der Präfekt holte für die Zusammenfassung Luft.

    "Augen offen halten, Ohren offen halten, in welchen Contubernia Neue sind. Entweder die Contubernia oder die Namen von Miles benennst du mir, damit ich weiß, wen ich anfordern kann."


    Er hielt kurz inne, um sich den genannten Namen ins Gedächtnis zu rufen.

    "Gaius Sempronius Sophus wäre demnach so ein Neuer?"

    Menecrates hörte zu und nickte. Den Punkt mit der Vernehmung konnte er abhaken, denn er umfasste die Übertragung und Einführung in die Aufgabe, was erledigt war. Sie konnten nicht wissen, wie die Befragung verlief und was sie an Gehalt erbrachte, daher erübrigte es sich, hier über Eventualitäten zu sprechen, aber einen Hinweis gab er noch.

    "In Bezug auf diese Befragung fällt nichts in den Zuständigkeitsbereich der Prätorianer. Nicht dass wir uns missverstehen."


    Er stützte den Arm auf die Tischplatte und strich unbewusst mit dem Zeigefinger über die Nasenspitze, während Purgitius die bisherigen Erkenntnisse zum Auffinden neuer Prätorianer schilderte.

    "Augen und Ohren offenhalten, welche Männer neu in Rom sind, Namen erfragen und mehr sollte nicht passieren", erwiderte Menecrates, ohne sich Zeit zum Nachdenken zu lassen. "Meine spätere Anforderung basiert nicht auf der Meldung von Freiwilligen, daher hängst du auf keinen Fall einen Aushang auf. Wir rekrutieren nicht von Prätorianern, eher umgekehrt, daher machen wir dort auch keine Werbung für uns. Wir werben in den Legionen, um Soldaten und Offiziere zu bekommen, und wir werben in Städten für Tirones.

    Ich benötige nichts anderes von drüben als Namen derer, die im Rahmen der Aufstockung neu bei der Garde sind. Einzelne Namen reichen mir, ich fordere dann die jeweiligen Contubernia an."


    Menecrates hakte nach, um sich zu orientieren. "Verfügst du bereits über die Namen Einzelner und deren Contubernium, oder benötigst du noch Zeit für die Recherche?"

    Er blickte in die Runde, ob sich Widerstand regte. "Claudius, du scheinst eine recht uneigennützige Sichtweise zu haben. Vielleicht wäre noch der Tribunus plebis als Fürsprecher des einfachen Volkes sowie einige weitere Senatoren geeignet?"

    Zwei Herzen schlugen in Menecrates' Brust - das eine für die Familie, das andere für Rom. Den Praefectus Urbi konnte er zeitweise nicht einmal während der Bettruhe ablegen, geschweige denn während des Tages. Außerdem verlor auch seine Familie, wenn er für Rom versagte, und umgekehrt profitierten seine Kinder und Kindeskinder, wenn er die Sicherheit und Ruhe in Rom bewahrte.

    Also nickte er zu den Worten des Kaisers. Private Interessen standen hinter Rom zurück.

    Sein Blick streifte den Volkstribun, als dieser vom Kaiser erwähnt wurde, und weitere Senatoren. Nicht auf jedem Antlitz las er Begeisterung. Als Annaeus Florus eine Antwort formulierte, kehrte seine Aufmerksamkeit zurück zum Volkstribun. Der geäußerte Vorschlag traf Menecrates' Zustimmung und auch der Kaiser willigte ein. Nun galt es für die Consuln, einen Tag und Zeitpunkt festzulegen, an dem die Diskussion stattfinden sollte.

    "Das ist die richtige Einstellung", lobte Menecrates. "Der Mann ist schon lange inhaftiert. Aufgrund dessen, und weil er von uns noch nie befragt wurde, könnte er zugänglich sein, was abzuwarten bleibt. Erkundigungen von der Garde holst du, wenn überhaupt, erst nach der Befragung ein. Es soll niemand die Möglichkeit haben, den Gefangenen in irgendeiner Weise zu beeinflussen oder zu präparieren. Du zeigst der Carcerwache den Vernehmungsbefehl, die müssen dich durchlassen und du wickelst die Befragung unter Ausschluss von Gardesoldaten ab. Ich würde zunächst ebenfalls auf Offenheit seitens des Gefangenen setzen. Eine Verschärfung der Tonlage geht später immer noch, wenn er nicht kooperiert."

    Er schob eine vorbereitete Wachstafel in Richtung Purgitius.


    Vernehmungsbefehl


    Dem Cornicularius der Cohortes Urbanae Manius Purgitius Lurco ist Zutritt zum Carcer und die ungestörte Vernehmung des Inhaftierten


    Volusus Didius Molliculus


    zu gewähren.


    itcrom-praefectusurbi.png



    "Gut, kommen wir zum nächsten Punkt. Ist es dir in der Zwischenzeit gelungen, Kontakte zu neu berufenen Milites der Garde herzustellen, die ich für einen gemeinsamen Sondereinsatz anfordern kann? Namen vielleicht oder Einheiten?" Als Einheit verstand sich in dieser Hinsicht nicht die gesamte Prätorianergarde, sondern Contubernia oder Centurien.

    Die Aussage zeugte von Entschlusskraft, daher notierte Menecrates den Namen Purgitius auf seiner Tafel, bevor er sich den Fragen zum Spezialauftrag widmete. Er musste dazu wieder seine Notizen bemühen.

    "Der Name des Einsitzenden lautet Volusus Didius Molliculus. Der Mann wurde von der Garde inhaftiert und seine Akte liegt auch dort, daher kommen wir nicht ohne Weiteres an sie heran, aber wir brauchen sie auch nicht! Im Hinblick auf diese Befragung interessieren uns seine Straftaten nicht, denn wir wollen ausschließlich sein Hintergrundwissen über die Sekte erfahren. Nichts anderes als Insiderwissen. Dafür gilt es, geschickt vorzugehen."

    Er wartete, ob weitere Fragen auftauchten. Wahrscheinlich aber würden sich erst innerhalb des Auftrags Schwierigkeiten ergeben, auf die Menecrates des Cornicularius nicht vorbereiten konnte.

    "Wenn du nicht weiterkommst, dann brich die Befragung ab. Wir besprechen uns und setzen erneut an, bis wir erfahren haben, was wir wissen wollen."