Beiträge von Manius Horatius Toxis

    "Das... könnte sein, ich weiss es nicht. Aber ich bin mir sicher es ist ein gutes Zeichen."
    Während wir über den Strand schlenderten hielt ich ihre warme Hand. Es war lange her seit ich das letzte Mal eine Frau berührt hatte.

    Ich schwieg und hielt sie an der Hand. Es war irgendwie romatisch, so über den Sand zu laufen, mit Aine neben mir. Ich betrachtete die kleinen Wellen und den Schein des Mondes, der sich auf dem Wasser zu spiegeln begann.

    Ich mochte sie, soviel stand fest, und vielleicht auch noch mehr, doch im Moment genoss ich nur den Augenblick. Die Sonne war bereits untergegangen und die Sterne funkelten immer heller.
    Ich begann, langsam an ihrem Arm auf und ab zu fahren und streichelte sie leicht.
    Ich blickte mich kurz unauffällig um, doch der einzige Zeuge war der Mond, der sich am Himmel erhob.

    "Die Unendlichkeit hat schon immer die Fantasie der Menschen angeregt. Mit ihr kann man Sachen sehen, die für andere verschlossen bleiben. Deshalb ist sie auch das wertvollste Gut das wir besitzen.
    Aine, das nenne ich Freiheit. Der Geist kann überall hinwandern wo er will. Nur der Körper bleibt manchmal gefangen in den Gesetzen dieser Welt. Aber auch da gibt es immer eine Lösung."


    Ich spürte ihren warmen Körper unter mir, ihre Hand, die ich immer noch hielt und langsam sinken liess.

    "Manche sehen zum Beispiel einen Bären in dem Sternenhaufen da."
    Meine rechte Hand rutschte langsam zu Aine, legte sich ihr sanft auf den Arm und fuhr daran herab bis zu ihrer Hand. Ich spürte ihre Haut unter der meinen.
    Ich hob ihren Arm zum Himmel hinauf, der sich immer mehr verdunkelte. Ich richtete ihren Arm auf das Sternbild des grossen Bären, so dass sie in etwa wusste wo.


    "Siehst du diese paar hellen Sterne hier. Sie bilden den Umriss eines Bären, ein Sternbild, welches schon vor uns alte Völker bestimmt hatten."

    "Nein. Manche sagen es gibt unendlich viele Sterne am nächtlichen Himmel. Es sind soviele, du kannst mit etwas Fantasie in ihnen alles sehen was du willst.
    Der Orion, der am Himmel prangt ist nur ein Beispiel für die Vielfalt an den stillen Bewohnern des Himmels."

    "Genau. Die Wärme von der Sonne, vom Sand, der kühle Wind...
    mach nun die Augen auf Aine."


    Die Sonne war beinahe untergegangen.


    "Siehst du die Sterne, die mit dem Verschwinden der Sonne auftauchen? Ist es dir schon mal gelungen sie zu zählen?"

    "Möchtest du sie spüren Aine?", sagte ich etwas leiser.
    "Stell dich dem Wind entgegen, der vom Meer geweht kommt.
    Konzentriere dich, was kannst du riechen?"


    Ich stand nun ganz nah hinter ihr und betrachtete ihren Nacken, der ein wenig das goldene Licht der untergehenden Sonne reflektierte.

    "Oh ja. Ohne sie könnten wir nicht leben. Die ganze Welt könnte ohne sie nicht leben."


    Ich bewegte mich einen Schritt nach vorne. Ich schaute aufs Meer hinaus, ab und zu auf Aine. Sie genoss es offenbar. Gut, ich auch.
    Die Sonne versank immer mehr, man konnte richtig zusehen, wie das Meer sie "auffrass".


    "Willst du wissen was Freiheit ist? Freiheit heisst, wenn du dich in ein Schiff setzt und einfach auf dem Azurblauen Meer der goldenen Sonne entgegensegelst." Das meinte ich natürlich im poetischen Sinne, auch wenn ich nie ein Meisterpoet gewesen war.

    Ich trat von hinten etwas näher an sie heran. Die Seeluft war erfrischend und es war wundervoll mitanzusehen, wie die Sonne sich langsam immer ein bisschen me(e)hr nach unten bewegte.


    "Sie gibt uns Wärme und Licht, und trotzdem sie jeden Abend verschwindet kehrt sie jeden Morgen zurück.", bemerkte ich einfach so.