Beiträge von Ein Urbaner

    [Blockierte Grafik: http://oi57.tinypic.com/2qx22i8.jpg]
    Manius Triarius Seianus


    Bei den Göttern, seit die gefühlte halbe Centuria wegen dieses wahnsinnigen Germanicers unter Hausarrest stand, waren ihre Schichten am Tor mit Sicherheit nicht kürzer geworden. So bequem es ging lehnte Seianus auf seinem Scutum, während er darauf wartete, dass der nächste Neuankömmling sich zum Tor bewegte, nicht besonders lange allerdings, zugegebenermaßen. Es herrschte Stoßzeit, und er konnte gerademal solange Pause machen, wie benötigt wurde, ein Ochsengespann anzutreiben oder eine Sänfte hochzuheben. Die Karren waren außerdem besonders lästig. Bei der Menge an Gepäck, die die meist dabei hatten, war eine Kontrolle unumgänglich. Entsprechend wenig Begeisterung zeichnete sich daher auch im Gesicht des Soldaten ab, als der nächste angerollt kam.
    "Salve", grüßte er den Kerl auf dem Karren, "Octavia Flora, ja? Darf ich mich dessen versichern?" Konnte ja jeder behaupten. Vermutlich dachten die so schneller durchs Tor zu kommen. Seianus nahm den Schild hoch und watschelte, ohne die Antwort des Kutschers abzuwarten, um den Wagen. Natürlich durfte er. Er war hier die Wache. Mit einem aufgesetzten Grinsen steckte er den Kopf in den Karren und wurde dort tatsächlich vom Antlitz eines hübschen Weibsbildes begrüßt.
    "Äh ... guten Tag, schöne Frau", rutschte es ihm dezent verdutzt heraus, "Also ... ihr habt doch nicht irgendwelche fragwürdigen Güter ... die habt ihr nicht dabei, oder?"

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    MARCUS OCTAVIUS MARO


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM X KAL MAR DCCCLXVII A.U.C. (20.2.2017/114 n.Chr.)


    ZUM
    OPTIO - COHORTES URBANAE


    Publius Stertinius Quartus

    Caius Rubrius Pennus


    Pennus behielt die Tirones im Auge, so gut das eben bei einer Gruppe möglich war. Wer den Anschluss zu den Kameraden verlor, wurde mit dem Hastile angetrieben, wer bei den Liegestützen schlapp machte ebenso, und einer nach dem anderen trabten die Tirones wieder bei ihm ein, schlapp zwar, aber sie hatten ihre Aufgabe erfüllt. Mit weniger hätte sich Pennus auch nicht zufrieden gegeben, und fertig war er zudem noch lange nicht.
    "In aciem venite!", wollte Pennus wieder Ordnung in den keuchenden Sauhaufen bringen. Ein paar kamen ja jetzt schon an ihre Grenzen. Faule Hunde vermutlich, die ihr Leben lang in der Stube verbracht hatten. "Wollt ihr eine Pause?", fragte er nicht ganz ohne Hintergedanken. Er hatte da bereits eine Idee. "Verdient sie euch!, verkündete er mit einem breiten Lächeln und hielt sich dabei für besonders gütig. Pennus stieß einen der Tirones mit dem Hastile an. "Du da! Sag mir etwas über den Aufbau der Armee! Je mehr du weißt, desto länger wird eure Pause dauern." Ein paar der Rekruten schienen ja durchaus noch genug Luft fürs Reden übrig zu haben.

    [Blockierte Grafik: http://oi62.tinypic.com/2w3xquo.jpg]
    Caius Rubrius Pennus


    "Wir haben den Befehl, diesen Laden unter die Lupe zu nehmen", antwortete Pennus bereitwillig, aber knapp. "Und wenn ihr uns dabei ein wenig unter die Arme greift, sind wir auch schneller wieder weg, ja? Klingt gut, oder? Ausgezeichnet." Bisher war die Durchsuchung ja weder planmäßig verlaufen, noch hatten sie besonders viel herausbekommen. Die Aussage dieses Därgh ließ er einfach mal so stehen. Sollte sich der Germanicus das nachher notieren. Apropos Germanicus ...
    "Was meine Leute da hinten treiben, weiß ich allerdings auch nicht recht", brummte er mehr zu sich selbst. Mit ärgerlich verzogenem Gesicht stapfte er auf seine Leute zu, die anscheinend gerade den Ladeninhaber und seinen eingedroschenen vermeintlichen Angestellten belagerten.
    "Darf ich fragen worum es hier geht? Versuchen wir hier erstmal ein wenig Ordnung reinzubringen, hm? Habt ihr den werten Apronius Catullus bereits nach seinen Papieren gefragt? Wir machen hier schließlich eine Betriebskontrolle."
    Mit dem Germanicus wollte er definitiv nicht tauschen. Bei diesem Chaos, welches er sich zu entwirren gerade vorgenommen hatte, verlor ja selbst der erprobteste Schreiberling den Überblick.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    AULUS QUINTILIUS TROGUS


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM III KAL NOV DCCCLXVI A.U.C. (30.10.2016/113 n.Chr.)


    ZUM
    MILES - COHORTES URBANAE


    Publius Stertinius Quartus

    [Blockierte Grafik: http://oi62.tinypic.com/2w3xquo.jpg]
    Caius Rubrius Pennus


    Von wahren Glanzleistungen konnte nicht die Rede sein, doch zumindest war keiner abgesoffen. Einige Rekruten hatten Wasser geschluckt und von denen wiederum waren ein paar kurzzeitig unter der Oberfläche verschwunden, früher oder später hatte aber jeder den gegenüberliegenden Beckenrand erreicht und auch den Weg zurück hinter sich gebracht.
    "Gleich nochmal!", kläffte Pennus, und jeder Tiro der ein bisschen was auf dem Kasten hatte, würde sich wohl dessen bewusst, was ihre Aufgabe für den Rest des Thermenbesuches sein würde. In erster Linie machte schließlich Übung den Meister.

    [Blockierte Grafik: http://oi62.tinypic.com/2w3xquo.jpg]
    Caius Rubrius Pennus


    "Hübsch macht ihr das", lobte Pennus halbherzig. Die lümmelten ja bloß rum, was eigentlich keine große Leistung war. Die würde aber hoffentlich noch kommen. Zuerst musste er sich aber selbst ins kalte Wasser wagen. Murrend ließ Pennus sich ins Becken gleiten. Ein entspannender Thermenbesuch war eben was anderes.
    "Ihr alle habt kapiert, dass das Wasser euch tragen kann, ja? Prima. Dann legt euch allesamt auf dem Bauch ins Wasser ..." - Denn derzeit lag jeder einfach irgendwie. - "... und schiebt euch vorwärts. So ..." Pennus machte die Bewegungen der Arme und Beine vor. Nach ein paar Schwimmzügen zog sich Pennus an den Rand des Beckens. "Beide Hände zusammen nach vorne. Nutzt sie dann wie Schaufeln, um euch nach vorne zu bewegen. Mit den Beinen stoßt ihr euch ab. Versucht es. Einmal die Breite des Frigidarium, und wieder hierher zurück." Meisterleistungen erwartete er selbstverständlich bei weitem noch nicht, sogar eher das Gegenteil. Aber wenn die Rekruten sich am Ende des Tages irgendwie selbstständig an der Wasseroberfläche halten konnten, war das ja schon ein Fortschritt.

    Caius Rubrius Pennus


    Stille herrschte, während er die Reihe kontrollierte und die Rekruten zurechtrückte. Keine Fragen? Wie gewohnt eben. Keiner wollte der erste sein, der das Maul aufriss. Pennus sollte es recht sein. Dann brauchte er nicht weiter wertvolle Zeit zu verschwenden, konnte gleich mit den Übungen beginnen und schwang somit auffordernd das Hastile.
    "Sehr schön. Bevor wir uns an irgendetwas anderes wagen, werdet ihr euch anständig aufwärmen! Ja?", rief er den jungen Männer zu, trat mit einer kurzen Pause von der Reihe zuück und kläffte weiter: "Dann los, Tirones! V Runden um den Platz! XXX Liegestütze! Danach nochmal V Runden! Und ich garantiere, keiner von euch will letzter sein!" Man wollte die Burschen schließlich nicht schonen, ganz im Gegenteil. In wenigen Wochen mussten sie in der Lage sein, mit den erfahrenen Milites mitzuhalten.

    [Blockierte Grafik: http://oi62.tinypic.com/2w3xquo.jpg]
    Caius Rubrius Pennus


    Pennus beäugte den Germanen mit ärgerlich zerkniffenem Gesicht, und musste ein paar Atemzüge lang ruhig nachdenken, um den Hünen nicht vollkommen unvermittelt zusammenzustauchen, was, je nach Gemüt des Riesen, wohl eher damit geendet hätte, dass er der zusammengestauchte wäre. Er war ja nicht blöd. Dass der Bursche ein ganzes Stück größer gewachsen war, sah auch er. Da halfen ihm im Notfall weder hübsche Crista noch sein Cingulum mit glänzend poliertem Klimbim daran. Nur hatte der Kerl ihm mit jedem Mal, da er ihn Miles nannte, ans Bein gepinkelt.
    "Miles?! Ich geb dir gleich Miles!", raunzte er also dennoch ärgerlich, "Optio Rubrius Pennus, soweit klar?! Sehr schön!" Mit einem verächtlichen Schnauben zog er einen Schlussstrich unter sein Gezeter und blickte noch skeptisch dem Dacius nach, der sich mit verschmiertem und trotzdem freudestrahlendem Gesicht ins Lager verzog.
    "Also … Dää … äh. Däärgh. Willst du mir mal erklären, was mit deinem Kollegen los ist?" Pennus machte mit einer kleinen Geste, in sein eigenes Gesicht deutend, klar, was genau er damit meinte. "Er macht einen … ungesunden Eindruck, findest du nicht? Nach keine Probleme sieht mir das alles hier nicht aus. Vielleicht sollte ihm jemand mal einen feuchten Lappen reichen. Was macht das denn für einen Eindruck in einer ansehnlichen Bibliopola, hm?"
    Während der diesen ... Däärgh (?) befragte, kamen auch schon seine Milites angetrabt. Sehr brav. Der Octavius kümmerte sich um den Buchhändler, die beiden anderen unterstützten ihn. Dann hatte er ja alle Zeit der Welt, sich den Blondschopf vorzunehmen.

    "Heeee! Aber … !", wollte Marcus sich noch wehren, als sein Freund längst hastig nickte und, sich jeglichen verstreut liegenden Kram, den er ihn die Finger bekam, schnappend, durch den Hof flitzte. Enttäuscht vom Ausgang der Situation ließ er Brett und Kopf sinken, da schnappten seine Lauscher Schritte auf, die sich von der Gasse aus näherten. Ein leichtes, siegessicheres Lächeln breitete sich in seinen Zügen aus. Der Optio. Und der würde sogleich für Ordnung sorgen. Ein Spektakel würde das werden! Hastig hüpfte er auf die Gasse zu, dem Urbaner, so vermutete er, entgegen.



    [Blockierte Grafik: http://oi62.tinypic.com/2w3xquo.jpg]
    Caius Rubrius Pennus


    "Wah!" Pennus stieß das Bündel von sich, welches beinahe in ihn hineingedonnert war, als er um die Ecke in den Hinterhof wollte.
    "Optio!", rief das Bündel zurück. Bei genauerer Betrachtung war es nämlich gar nicht irgendein Bündel, sondern einer der zwei verdreckten Burschen, die sich um die Hintertür kümmern sollten, weitaus eingestaubter als zuvor zwar, aber ganz und gar eindeutig einer der beiden. Pennus drängte sich an dem Jungen vorbei, blickte mit gestrecktem Hals ums Eck, wo in einer sich langsam lichtenden Staubwolke nicht mehr die zwei Kinder sondern zwei breitschultrige Kerle herumwerkelten. Dazwischen huschte der zweite Junge herum. "Ja, was zum …?"
    Vor allem aber wurde da nichts aufgebaut, sondern vielmehr weggeräumt. Pennus wollte auf die zwei Typen zugehen, hielt aber noch einmal inne. Er konnte ja schlecht hingehen und sagen, dass die Barrikade auf seinem Mist gewachsen war. Wie sähe das denn aus. Nein, da gab's einen besseren Weg. Der Optio hüstelte kurz – verfluchter Staub! – und marschierte mit festen Schritten weiter.
    "Salvete, die Herren! Ihr habt hier ziemlichen Krach gemacht. Es gibt doch kein Problem, oder?"
    "Aber Op- …"
    "Ksch, ksch!", unterbrach Pennus den Jungen, "Hat man dir nie erzählt, dass man sich in die Arbeit der Urbaner nicht einmischt?"
    Marcus verzog unglücklich den Mund, schwieg aber.
    "Na also … äh, gut. Ihr zwei …" Pennus musterte die zwei Männer mit schmalen Augen. "… gehört zu Catullus?" Während er auf eine Antwort wartete, nahm er die Sauerei an der Hintertür in Augenschein. Die zwei Kinder hatten ja ganze Arbeit geleistet. Zumindest was das Dreck machen anging. Von einer versperrten Tür konnte man da ja nicht reden.

    [Blockierte Grafik: http://oi62.tinypic.com/2w3xquo.jpg]
    Caius Rubrius Pennus


    Einige Nichtschwimmer traten vor. Ein paar dieser Fälle gab es praktisch unter jeder neuen Truppe, weshalb er auch nicht gefragt hatte, ob jemand nicht schwimmen konnte. Irgendwer konnte immer nicht schwimmen. Die Frage war nur, wer.
    Dementsprechend war Pennus wenig überrascht, gleichzeitig aber auch, wie eigentlich fast immer, wenig begeistert über den zusätzlichen Aufwand.
    "Ihr kehrt zu den Baracken zurück. Wir werden später gemeinsam in die Thermen gehen. Abite, Tirones", ließ er die Nichtschwimmer wegtreten und gab ohne weiteres Getrödel dem Rest der Truppe den Befehl zum losmarschieren. Es wurde schließlich nicht wärmer und bis zum Abend wollte man fertig sein.

    [Blockierte Grafik: http://oi62.tinypic.com/2w3xquo.jpg]
    Caius Rubrius Pennus


    Am liebsten hätte der Optio sich zuallererst selbst ins Becken geworfen, nachdem er nun schon den ganzen Tag auf den Beinen war. Erst waren aber die restlichen Tirones dran, die auf den Tiber hatten verzichten müssen. Die hatte er sich gleich nach seiner Rückkehr geschnappt und in die Thermen zum großen Kaltwasserbecken geschleppt. Genervt schnaubte Pennus, als er registrierte, dass im Becken recht viel los war, mehr verärgert über sich selbst als über die Situation, da er daran nicht früher gedacht hatte. Es war gegen Abend. Was hatte er erwartet? Gute Frage. Aber wenn sie schon hier waren, würde er die Schwimmübungen sicher nicht abblasen, ohne zumindest einen Versuch gewagt zu haben.
    Zumindest einen Vorteil hatte seine grimmige Miene. Eine Ecke des Frigidariums, die von einer Handvoll Milites belagert wurde, hatte er im Handumdrehen mit ein paar Worten geräumt: "Wir brauchen Platz! Wollt ihr mich einen Optio bei seiner Arbeit behindern?! Na los! Sucht euch eine andere Ecke!"
    Und kaum hatten die Milites sich murrend verzogen scheuchte er die Tirones ins Becken.
    "Wer Schiss hat bleibt am Rand, ja? Ich will keinen panischen, halbersoffenen Tiro aus dem Becken ziehen müssen. Holt tief Luft und legt euch flach auf die Oberfläche. Zuerst müsst ihr kapieren: Ihr geht nicht unter, wenn ihr es nicht drauf anlegt. Verstanden? Wenn ihr das im Kopf habt, geht es nur darum, die Arme und Beine so zu bewegen, dass ihr auf der Oberfläche vorwärtskommt." Pennus machte die Schwimmbewegungen vom Beckenrand aus vor, ahnte aber schon jetzt, dass er nicht daran vorbeikommen würde, im Wasser den Schwimmlehrer zu mimen. Gut, dann würde er eben so an seine ersehnte Abkühlung kommen. Entspannend war was anderes, aber besser als nichts.

    Die beiden Jungen guckten ziemlich blöd aus der Wäsche, als ihre säuberlich aufgebaute Barrikade mit praktisch einem einzigen, donnernden Poltern wieder in sich zusammenfiel. Einer von ihnen hatte noch ein Brett in der Hand, der andere zwei alte Ziegel, als sie in die staubigen Überreste ihrer Arbeit gehüllt wurden und sich in der Wolke die Silhouette eines Riesen abzeichnete, der direkt auf sie zustampfte.
    "Maaarcus ...", quiekte einer der beiden und hielt die Luft an. Sein Freund zog die Stirn kraus. Sie hatten eine Mission. Und er war nicht gewillt, die so einfach aufzugeben. Immerhin hatten sie einen Optio auf ihrer Seite, und es war nur eine Frage der Zeit, bis der wieder auftauchte und den Fieslingen die Birne weichklopfte. Dass der Inhaber des Ladens im Urlaub war, nein, daran glaubte er natürlich nicht. Aber irgendeinen Grund musste der Urbaner haben, dass er die Tür zu haben wollte. Vermutlich was geheimes. Und der grobe Klotz hier hatte ihnen das soeben vermasselt. Mit seinem Brett in der Hand stand er kerzengerade vor dem Monstrum, der ihn um ein Vielfaches überragte.
    "Wir erfüllen hier einen streng geheimen Auftrag ..." Marcus setzte seine beste Besserwissermiene auf und erinnerte sich an die Worte des Optio. "... also pass auf, sonst lass ich dich in Ketten legen. Was hast du denn hier zu suchen? Hm?"
    Sein Freund, der eine Ahnung hatte, dass der Riese mit der Mähne keine Scherze vertrug, stieß ihn leicht an. "Maaarcus."



    [Blockierte Grafik: http://oi62.tinypic.com/2w3xquo.jpg]
    Caius Rubrius Pennus


    "Ich schwörs Optio, ich hab keinem Schwein was angetan!", krächzte der Gammer verzweifelt. Pennus drückte ihn dennoch gegen die Mauer und ließ nicht locker.
    "Ach, und warum bist du dann davongelaufen?! Einfach so? Zum Spaß? Ja? Schwindler. Verfluchter", zischte Pennus. Er hatte den Kerl ja gar nicht einfangen wollen, wer aber wie von der Hummel gestochen davonzischte, wenn er einen Urbaner sah, musste doch Dreck am Stecken haben.
    "Ich hab's doch gehört, 'um den sollte ich mich auch noch kümmern' hast du gesagt. Würdest du da sitzen bleiben? Ich bin doch nicht blöd."
    Ha. Und er hatte gedacht, der Kerl würde schlafen. Wenn Pennus aber genauer darüber nachdachte ... vielleicht war es gar nicht so blöd, dass er den Kerl am Haken hatte. So ein stinkender Penner, der den ganzen Tag lang nur in der Gasse hockte, sah sicher so einiges. Er verkniff sich ein hässliches Grinsen und wollte nun erst recht nicht aufhören, den Burschen festzuhalten. Kurz warf er einen Blick über die Schulter. Kein Mensch in der Nähe, außer den beiden Jungen, die er im Hof werkeln hörte.
    "Was weißt du, was ich nicht weiß, hm? Na los! Kennst du den Laden?!", fauchte er.
    "J-Ja ... äh ... ich meine, ich weiß nicht ... da gehen ständig Leute ein und aus ..."
    "Was für Leute?!"
    Der Bettler verzog das Gesicht. "Eigenartige Leute ... mehr weiß ich nicht ... wirklich nicht, Optio ...", jammerte er verzweifelt. Pennus stieß ihn von sich. Der arme Hund heulte ja fast schon. So ein Elend wollte er sich nicht länger ansehen, erst recht nicht, wo er sich als absolute Totalniete herausstellte. Nicht einmal zum ausquetschen taugte der Bursche.
    "Na los, verpiss dich", knurrte Pennus und machte eine wegwerfende Geste. Es wurde ohnehin Zeit, dass er sich zu seinen Soldaten gesellte. Vielleicht hatten die in der Zwischenzeit etwas brauchbares gefunden. Grummelnd watschelte Pennus ums Gebäude herum, bis ihn das Geräusch berstenden Holzes von einem Augenblick auf den anderen einfrieren ließ. Das gabs doch gar nicht. Ob ihm seine Ohren einen Streich spielten? Nein, das war aus dem Innenhof gekommen, oder zumindest aus derselben Richtung.
    "So eine verdammte Scheiße ..." Der Optio machte auf dem Absatz kehrt. Dann eben wieder zurück.

    [Blockierte Grafik: http://oi62.tinypic.com/2w3xquo.jpg]
    Caius Rubrius Pennus


    Allein arbeitete es sich immer noch am besten. Pennus schlurfte gemütlich ums Gebäude herum. Nein, nicht so, wie der alte Sulca es bevorzugte, auf Biegen und Brechen alles auf eigene Faust, aber eben jeder mit seiner eigenen Aufgabe, jeder machte seinen Job und alle hatten ihre Ruhe. Vor allem er. Als Optio bekam man die ja sonst nie. Zufrieden ließ er seinen Blick in der Umgebung herumwandern, schlenderte weiter und fand sich in einem siffigen, kleinen Hinterhof wieder, den sich mehrere Gebäude teilten. Die sauberen, hübschen Ecken der Stadt konnte man wohl wirklich an einer Hand abzählen. Zwei ganz offensichtlich ahnungslose und von oben bis unten verdreckte Bengel spielten mit Astragaloi herum, ansonsten war niemand zu entdecken. Ausgezeichnet. Pennus schritt voran und entdeckte auch gleich die Hintertür. Ganz eindeutig, die musste es sein. Wenn er sich nicht irrte. Vorsichtig presste er sein Ohr ans ausgebleichte Holz. Stimmen. Nicht die seiner Urbaner, aber irgendwo da drin war wer.
    "Hmmm", brummte er vor sich hin. Hier darauf zu warten, dass etwas passierte, war Pennus eindeutig zu blöd. Selbst er wollte nicht einen halben Einsatz lang nur auf seinem Hintern sitzen. Das machte er in der Schreibstube genug. Ein Plan musste her.
    "Herr Cen ... Op ... äh", quatschte ihn eine knabenhafte Stimme von der Seite an.
    "Optio", korrigierte Pennus, löste sich von der Tür und erblickte die beiden Burschen, die zuvor noch auf der anderen Seite des Hofs im Dreck gesessen hatten.
    "Du bist einer von den Urbanern? Ja wirklich? Darf ich den Helm anprobieren?"
    "Aber hat ein Optio nicht ein Hastile? Was ist mit deinem Schwert? Darf ich dein Schwert sehen? Bitte!"
    Pennus wurden die beiden schon jetzt lästig. Er stieß ein genervtes Brummen aus.
    "Aber was ist denn mit der Tür, Herr Optio?"
    "Ihr zwei hält jetzt mal schön den Ra- ..." Pennus hielt inne und musterte die zwei. "Ihr könnt mir nicht zufällig unter die Arme greifen, hm? Also wisst ihr ..." Pennus lehnte sich lässig an die Hauswand. "... man hat mich und meine Leute hergeschickt, weil der dem der Laden gehört ... der ist im Urlaub. Und er hat dummerweise seine Hintertür offen gelassen. Nur ... äh ..."
    Die Jungen sahen ihn mit großen Augen an.
    "Seht ihr den Kerl da vorne?" Pennus deutete auf irgendeinen Gammler, der in der Gasse vor dem Hinterhof schlief, zusammengesackt an einer Hauswand. "Um den sollte ich mich auch noch kümmern. Wie wäre es also, wenn ihr für mich diese Tür verbarrikadiert, und ich schnapp mir den Fiesling da vorne? Ihr habt doch sicher irgendwo ein paar Keile rumliegen? Vielleicht ein paar Bretter gegen die Tür stemmen? Oder wie wär's mit dem Karren da? Ihr macht das schon, hm?" Pennus grinste, als hätte er längst gewonnen, während sich einer der Jungen verständnislos am Kopf kratzte und der andere die Stirn runzelte.
    "Wir sollen die Tür von außen verbarrikadieren ... damit niemand reinkommt?"
    Dem Optio verging das grinsen. Die hielten sich wohl für ganz schlau.
    "Jetzt macht euch gefälligst an die Arbeit, ihr Klugscheißer, bevor ich euch Beine mache, klar?!", keifte Pennus zurück, "Ihr redet hier mit einem Optio der Urbaner, ihr stinkigen Rotzlöffel! Passt auf, sonst lass ich euch in Ketten legen."
    Die beiden Jungen waren ein ganzes Stück kleiner geworden, blickten sich noch einmal gegenseitig an und flitzten los. Er sah nur noch, wie sich einer am Karren zu schaffen machte und der andere in einem Bretterstapel im Innenhof nach Material zu wühlen begann, bevor Pennus wieder in Richtung Vordereingang schlenderte.

    Caius Rubrius Pennus


    Es ging ans eingemachte. Pennus und einer der Milites hatten die Frischlinge morgens aus den Betten gescheucht, lange vor Sonnenaufgang und noch eine Weile bevor der Rest der Mannschaft in die Gänge kam. Konnte nicht schaden. Bei den neuen dauerte die morgendliche Routine meist noch etwas länger und die neuen Rekruten sollten sich ruhig daran gewöhnen, dass das Leben im Exercitus kein Zuckerschlecken war. Blöd war nur, dass Pennus sich nicht gemeinsam mit den frischen Tirones, sondern sogar noch etwas früher aus dem Bett hatte schälen müssen. Dementsprechend sah auch seine Laune aus.
    Grummelnd führte er den Sauhaufen gemeinsam mit dem jüngsten Zuwachs auf den Platz.
    "In aciem venite*! State**!", befahl er gleich. Trödeln war nicht. "Tirones! Wie ihr seht, stehen neue Soldaten in euren Reihen! Wie alle anderen auch sollt ihr sie vom heutigen Tag an als eure Brüder ansehen, mit und für sie kämpfen, aber untersteht euch, sie zu schonen, verstanden?" Da wandte er sich an die neuen Rekruten. "Ich, Optio Rubrius Pennus, leite eure Ausbildung. Ihr werdet jeden einzelnen meiner Befehle befolgen, ganz egal ob es euch gefällt oder nicht. Wenn ich sage, keiner geht scheißen, geht keiner scheißen. Wenn ich sage, es wird nicht gestorben, werdet ihr es gefälligst genau so machen! Ihr seid nicht zum denken hier, sondern um zu gehorchen. Und im Gegenzug werde ich euch zu etwas machen, das es Wert ist, den Cohortes Urbanae anzugehören. Haben wir uns soweit verstanden? Noch Fragen?" Bei den Göttern, was für ein beschissener Tag.


    Sim-Off:

    * In Reihe antreten
    ** Stillgestanden

    [Blockierte Grafik: http://oi62.tinypic.com/2w3xquo.jpg]
    Caius Rubrius Pennus


    Pennus grinste amüsiert. Der quintilische Tiro hatte seinem Kameraden einen gezielten Tritt verpasst und hatte damit Mächte entfesselt, die er nicht mehr im Griff hatte. Wenn die Flasche anders nicht zum Kämpfen zu bewegen war, war es Pennus durchaus recht, wenn sein Tiro härtere Maßnahmen ergriff. Nur ein kleines Problem sah er bei der Sache ...
    "Auf dem Feld geht das dann aber auch ohne, hm?", kommentierte er, bevor er weiterschlenderte.
    Einige weitere Runden folgten, solange, bis der Optio das Gefühl hatte, das Ringen abbrechen zu müssen, da die Tirones sonst den Rest des Tages nicht mehr zu gebrauchen wären. Zur Entspannung gings mit Hastae und Gladii erneut an die Pfähle, bis gegen Ende des Vormittags der Optio seine vom Exerzierplatz eingestaubte, geräderte Truppe wieder antreten ließ.
    "In agmen venite Tirones!" Pennus wartete ab, bis sich vor ihm die Kolonne gebildet hatte. "Einige von werden ihre Ausbildung mit dem heutigen Tag abschließen. Ein wahrlich großer Augenblick! Zur Feier des Tages habe ich deswegen beschlossen, dass ihr den Dreck auf eurer Ausrüstung im Tiber loswerden dürft!" Dürft? Müsst. Selbstverständlich fragte keiner, erst recht nicht Pennus, nach den Vorlieben der Rekruten. "Zuerst aber: Wer von euch kann nicht schwimmen?"

    [Blockierte Grafik: http://oi62.tinypic.com/2w3xquo.jpg]
    Caius Rubrius Pennus


    Der Optio schaute erwartungsvoll auf die Soldaten, die noch immer untätig vor ihm in der Gasse standen. Was erwartete? Tja, dass was passierte. Aber es passierte nichts. Pennus griff sich kurz an die Stirn, seufzte leise und wollte seinen Milites mit fuchtelnden Handbewegungen klarmachen: "R-E-I-N-G-E-H-E-N. A-B-I-T-E. Ja? Gut."
    Wird schon. Wird schon werden. Das redete sich Pennus jedenfalls ein, als er sich von seiner Truppe abwandte. Ganz überzeugt war er nicht. Aber solange sie den Laden ein wenig umkrempelten, den Händler ablenkten und er solange etwas herumspionieren konnte, war er schon einigermaßen zufrieden. Mehr konnte er von seinen Armleuchtern nicht erwarten.

    [Blockierte Grafik: http://oi62.tinypic.com/2w3xquo.jpg]
    Caius Rubrius Pennus

    Argiletum, unweit der Subura. In der ganzen Stadt gabs wohl kaum einen Ort, wo ein Buchhändler unauffälliger wäre. Helfen würde es dem Apronius trotzdem nichts, nahm sich Pennus vor. Wenn es etwas zu finden gab in dem Laden, sie würden es finden und sich das Arschloch schnappen. Nichts anderes war schließlich sein Job. Wie seine Aufträge erledigte, schmeckte vielleicht nicht immer jeden, aber er erledigte sie. Ausnahmslos. Und mit genau der Einstellung würde er auch heute an die Sache ran gehen. Mit dem Diebespack hatten sie schon lange genug Probleme. Es wurde Zeit ein wenig aufzuräumen.
    Exakt so unauffällig, wie er es sich bereits gedacht hatte, wirkte der Laden auch, als er mit seinen Leuten davorstand, eine kleine Truppe, von denen er leider nur die Hälfte gebrauchen könnte, befürchtete der Optio. Der Octavius, ganz akzeptabler Bursche, der Matinius, akzeptabel, wenn auch mit seinen Gedanken nicht immer ganz dort, wo er sein sollte, der Germanicus, den man ihm aufgezwungen hatte und den er folglich zähneknirschend mitschleppte, und schließlich der Tiro, von dem er gar nicht so recht wusste, was der hier eigentlich sollte. Aber wenn der Tribunus sagte, er musste mit, dann musste er mit. Punkt. Der andere Octavius war längst auf dem Weg in den Norden. Blöd gelaufen für den armen Kerl, aber irgendwer musste nach Germania. Hauptsache nicht er selbst, dachte Pennus. Naja gut. Irgendwie würden sie das schon packen. War ja nur ein Händler, kein verfluchter Berserker da drin.
    "Apronius Catullus, Bibliopola", las er murmelnd, die Schrift, die sich von der gelb angepinselten Hauswand abhob. Richtig waren sie auf alle Fälle. "Milites! Tiro! Geht voraus in den Laden. Ich werde mich noch einen Augenblick hier draußen umsehen." Falten bildeten sich zwischen seinen Brauen. So harmlos der Laden auch aussah, irgendwie traute er dem ganzen nicht. Außerdem hatte er schlechte Erfahrungen mit Hintertüren gemacht. "Sollte sich ein Problem ergeben, hat Miles Octavius das Kommando, und der Tiro soll mich benachrichtigen, verstanden?"

    [Blockierte Grafik: http://oi62.tinypic.com/2w3xquo.jpg]
    Caius Rubrius Pennus


    Pennus liebte das Ringen. Es gab gar nichts besseres. Entspannt den Rekruten zuschauen, wie sie sich gegenseitig blaue Flecken verpassen und sich im Dreck wälzten? Einmalig. Die Tirones waren beschäftigt und er konnte sich mehr oder weniger zurücklehnen. Mit lockeren Schritten und einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht schlenderte er zwischen den rangelnden Soldaten durch und ließ es sich natürlich nicht nehmen, ab und an die Männer ein wenig anzufeuern. War ja auch furchtbar, wie sich manche anstellten. Der da zum Beispiel, beim Quintilius. Versaute jede einzelne Runde.
    "Na los, du Lahmarsch! Lass dir ein paar Eier wachsen und kämpf gefälligst!" Da lernte sein Kollege ja gar nichts, wenn der sich so blöd anstellte, und der Bursche selbst nahm von von den Übungen außer Schrammen auch nichts mit. "Ihn in den Schwitzkasten nehmen, ihm die Beine wegziehen, ... lass dir was einfallen! Such nach Schwachstellen! Nochmal! Los, los! Sonst bist du im Dienst schneller tot, als dir lieb ist! Und deine Mama siehst du dann auch nie wieder!" Wütend machen ... vielleicht half das ja. Zum Glück herrschte in seinem Kopf nie ein Mangel an eigentlich vollkommen überflüssigen, saublöden Sprüchen.

    Vaccus nahm die Tabula wieder entgegen. Sehr schön. Damit war seine Arbeit hier getan, und er konnte sich wieder weniger nervenaufreibenden Dingen widmen. Wie etwa dem beobachten eines etwas unbeholfenen Tiro.
    "Tja, schön blöd, nicht wahr?", kommentierte der Miles unnötigerweise und lehnte sich an den Holztisch, während er dem neuen beim herummurksen zusah. "Ich hab schon gesehen, dass welche den Kram, der sich nicht umhängen lässt, aufs Scutum geschmissen haben und das Zeug dann so mitgeschleift haben." Vaccus kratzte sich am Kopf und grinste schließlich amüsiert.
    "Davon ruinierst du dir natürlich gleich mal das Tegimentum, aber du kannst das Teil ja auch auf dem Kopf balancieren." Wie er das mit der Schlepperei damals gemacht hatte ... keine Ahnung mehr. War ja schon ewig her. Vermutlich so: "Oder du kommst zweimal vorbei."
    Er lief ja schließlich nicht so schnell davon.
    "Und nicht vergessen: Gleich beim Optio oder Centurio melden, wenn du dann mit dem zeug da fertig bist."