Beiträge von Sica

    Sica ließ sich seinen Triumph nicht anmerken. Stumm verfolgte er die Standpauke für den Sklaven und beobachtete mit innerer Genugtuung die gesalzene Ohrfeige. Er wartete bis Pollux sich wieder an ihn wandte und antwortete dann.


    Ja, Herr. Nein, Herr. Ja, Herr.


    Sica wartete geduldig ab bis man ihm das Messer geben würde, damit er seinen Auftrag ausführen konnte.

    Sica wirft dem Sklaven einen kurzen, abfälligen Blick zu. Dann sah er wieder den Koch an und log, wie er es gewohnt war, ohne mit der Wimper zu zucken.


    Er lügt. Wahrscheinlich will er seine eigene Ungeschicktheit kaschieren. Die Geschichte ist absurd. Ich habe besseres zu tun als herumzulaufen und das Inventar der Schule zu zerstören.

    Ohne eine einzige äußere Gefühlregung wandte sich Sica um und sah den beiden auf ihn zu Kommenden entgegen. Das Gesicht des Küchenjungen merkte er sich bei dieser Gelegenheit genau, um ihm die Rechnung für diesen Fehler später präsentieren zu können. Mit ruhiger und neutraler Miene wartete Sica gelassen ab, bis die beiden bei ihm angekommen waren.


    Herr?


    Er sah den Koch fragend und abwartend, ohne eine Spur von Schuldbewusstsein, an.

    Vom Übungsplatz begab sich Sica auf direktem Wege in die Thermen der Gladiatorenschule. Während die anderen Gladiatorenanwärter ihm schon vorangingen, sah er sich die Einrichtung erst einmal genauer an. Sie waren nicht besonders üppig und natürlich nicht mit den Thermen der Villa seines Herrn zu vergleichen, doch auf die Bedürfnisse der Schule schienen sie genau zugemessen zu sein. Nachdem er sich einen Überblick verschafft hatte, entkleidete Sica sich in aller Ruhe und begab sich anschließend zu den anderen in das große Wasserbecken. Beiläufig belauschte er ihre Gespräche, während er sich selber wusch.

    Ein dünnes Lächeln umspielte Sicas Lippen als sein Plan zu funktionieren schien. Er beobachtete den Hund beim Fressen und wartete ab. Als dieser jedoch wieder zu knurren meinte, verschwand das Lächeln so schnell wie es gekommen war. Das Vieh würde also weiterer Bearbeitung bedürfen. Sica registrierte diese Tatsache und machte sich eine mentale Notiz weiteres Fleisch zu organisieren. Er stand wieder auf und ging langsam fort. Erst auf einigen Metern Distanz riskierte er es, dem unberechenbaren Tier den Rücken zuzudrehen und setzte seinen Weg zurück in die Unterkünfte fort.

    Augenblicklich hielt Sica an und kehrte direkt zu seinem Ausbilder zurück. Er versuchte möglichst ruhig zu atmen, was ihm einigermaßen gelang. Wortlos blickte er Conctor voll Abneigung an und wartete auf weitere Befehle.

    Gerade als Sica aus der Küche wieder herauskam, lief ihm endlich wieder der hässliche kleine Hund über den Weg. Er beschloss die Gelegeneheit zu nutzen und holte das gesammelte Stück Fleisch hervor. Vorsichtig näherte sich Sica dem streunenden Tier, ging leicht in die Hocke und legte das Fleisch ein kleines Stück vor sich auf den Boden. Dann wartete er.

    Sica hatte den Tagesablauf des Kochs und des Arztes über längere Zeit genau im Auge behalten und die Gespräche der ihnen unterstehenden Sklaven belauscht, so weit es ihm möglich war. Schließlich fand er einen Zeitpunkt heraus, zu dem sich keiner von beiden in der Küche befand. Lediglich einige niedere Küchensklaven kümmerten sich um die Reinigung des gallischen Terrains. Selbstbewusst durchquerte Sica den großen Raum und ging zielstrebig zu den gut sortierten Gerätschaften. Nur kurz ließ er den Blick über die zahlreichen blank geputzten Messer schweifen. Dieser pedantische Koch zählte sie sicher täglich, und das -so musste Sica zugeben- mit Recht. Ein handliches Exemplar davon nahm er nun zur Hand, sah es sich kurz an und befand es für geeignet. Er ließ es auf den Boden fallen und brach unter Zuhilfenahme seines Fußes die Klinge von ihrem Griff ab. Das Ganze ließ er wie es war auf dem Fußboden liegen, wandte sich wieder ab und ging wie selbstverständlich wieder hinaus. Bevor er die Tür erreichte, warf er einem aufblickenden Küchenjungen noch einen äußerst drohenden Blick gepaart mit einer eindeutigen Geste zu. Nun musste er nur noch den Küchensklaven weiter im Auge behalten, der für die Entsorgung des Abfalls zuständig war...

    Sica musste feststellen, dass es nicht leicht war in der Gladiatorenschule an ein Stück Fleisch zu kommen. Zu seiner eigenen Versorgung war ihm dies gleich, doch er benötigte es für andere Zwecke. Eines Tages hatte er endlich Glück, als der Eiweiß-Anteil der Mahlzeit aus eben selbigem bestand. Er steckte davon ein, so viel er ungesehen verbergen konnte und machte sich anschließend in einer freien Minute auf den Weg in den Garten, auf die Suche nach dem "Hund".

    Eigentlich hatte Sica mit soetwas gerechnet, doch war er noch mit der lästigen Rüstung beschäftigt, so dass er zu spät und zu langsam reagierte. Erst im letzten Augenblick versuchte er noch auszuweichen, schaffte es nur beinahe, strauchelte und fiel der Länge nach hin. Ohne einen einzigen Ton von sich zu geben, nahm Sica seinen Fall hin. Sein Knie prellte er sich schmerzhaft, doch stand er sogleich wieder auf und setzte seinen Lauf fort. Jede andere Vorgehensweise hätte ihm unter Garantie mehr Schmerzen eingebracht. Mit soetwas kannte der Sklave sich mittlerweile aus. Nun jedoch war er wachsamer und ein zweites Mal würde dieser Trick sicher nicht funktionieren.

    Einen Vorteil hatte die neue Rüstung. Mit dieser lächerlichen Weidenrute konnte der Ausbilder Sica nun nicht mehr allzu sehr ärgern. Ungerührt nahm er den Befehl zur Kenntnis, nickte kurz und lief los.


    Schon auf den ersten Metern spürte Sica das störende zusätzliche Gewicht und machte bereits einige Stellen aus, an denen die unförmige Rüstung zu scheuern begann. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Haut dort aufgescheuert war und er glaubte nicht, dass das Training tatsächlich vorher schon beendet sein würde.


    Ebenso wenig würde Sica sich vor Conctor diesbezüglich eine Blöße geben und so biss er die Zähne fest zusammen und lief zwischen den beiden genannten Pfählen unermüdlich hin und her.

    Bei den Hieben mit der Weidenrute zuckte Sica nur kurz zusammen. Er spürte, dass dieser Ausbilder in ihrem Gebrauch sicher nicht ungeübt war. Allerdings fehlte den Schlägen die hinterlistige Tücke, welcher sein Besitzer Flavius Felix bei derartigen Bestrafungen an den Tag legte. So ließ er das Ganze ohne einen Ton über sich ergehen und starrte weiterhin stumm vor sich hin. Möglicherweise war es doch langsam an der Zeit sich einen neuen Fluchtplan auszudenken.


    Gehorsam nahm Sica die schwere neue Rüstung auf und legte sie Stück für Stück an. Augenblicklich spürte er das große Gewicht das unförmigen Brustpanzers und sehnte sich sofort wieder nach der zuvor abgelegten, weitaus hochwertigeren Version. Auch bei den Arm- und Beinschienen spürte er soglich die ärgerliche Beschränkung seiner Bewegungsfreiheit, fügte sich jedoch ohne Widerworte. Das Aussehen der Rüstung war Sica hingegen herzlich egal.


    Als er fertig war und alle Teile fest verschnürt an seinem Körper saßen, richtete er sich wieder auf und blickte Conctor direkt an. Beinahe wünschte er sich, gegen dieses lästige Subjekt einmal kämpfen zu können. Mit diesem Klotz am Bein von einer Rüstung jedoch und ohne eine vernünftige Waffe war er für den Moment noch im Nachteil. Vielleicht ließ sich auf irgendeine Weise nicht doch ein netter kleiner Dolch hier hereinschleusen.

    Mit durchdringendem Blick sah Sica den Ausbilder stumm an und wartete bewusst einige Sekunden ab, bevor er sich letztendlich regte. Langsam machte er sich daran, die Rüstung wieder abzulegen. Sein Tempo passte er dabei genau an, dass es so langsam wie möglich war, um Conctor zu reizen ohne augenblickliche harte Strafen in Kauf zu nehmen. Nach einiger Zeit hatte Sica sich endlich seiner Rüstung entledigt, richtete sich langsam wieder auf und sah den Ausbilder wieder voll Verachtung an.

    Zitat

    Original von Firmus Horatius Callidus
    Lucidus von Tarraco, der hässlichste Hund des ganzen Imperiums, beobachtete den Mann, der so gefährlich und verschlagen roch.
    Er legte demonstrativ eine Vorderpfote auf den Knochen, den er von seinem besten Freund, dem dicken Fürsorger mit Rufnamen Pollux bekommen hatte.
    Sollte dieser Mann vor ihm sich doch selber einen Knochen suchen. An ihrem Essen im Ess-Saal vergriff er sich ja auch nicht. Seinen würde er nicht bekommen. Er würde diesen Knochen mit seinem Leben verteidigen. Und wenn er dem Kerl vor ihm die Klöten abbeissen müsste. Lucidus von Tarraco legte die Ohren an, stellte das Schwanzwedeln ein und flechtschte die Zähne.


    „Grrrrrrrrrrrrrr!!!“


    Interessant. dachte sich Sica, als er beobachtete, wie der Hund seinen Knochen zu verteidigen meinte. Er trat wieder zurück, damit sich der Köter nicht mehr bedroht fühlte. Sica machte sich nämlich ernsthafte Sorgen, bei einem Biss von diesem Exemplar an einer Blutvergiftung sterben zu müssen. Die Beobachtung, die er so machen konnte, schien ihm jedoch hilfreich zu sein. Das Tier war ganz offensichtlich stark auf sein leibliches Wohl fixiert und wäre gegenüber Nahrung wohl leicht bestechlich. In Anbetracht des stets reichlich gedeckten Frühstückstiches nahm er sich fest vor, in Zukunft regelmäßig eine kleine Portion hundetauglicher Lebensmittel unauffällig beiseite zu schaffen. Die Freundschaft dieses wandelnden Flohzirkus könnte sich eines Tages vielleicht noch als nützlich erweisen.


    Im Anschluss an diese Betrachtungen wanderte Sicas Blick zu der sich beratenden Gruppe hinüber und er dachte darüber nach, ob das Gespräch mit den merkwürdigen Andeutungen zusammenhängen konnte, die Callidus ihm beim Training gemacht hatte. Besuch klang für ihn eigentlich nie nach etwas Positivem.

    Sica hob die linke Augenbraue minimal an und blickte den Ausbilder unverwandt mit finsterer Miene an. Darüber hinaus reagierte er nicht auf diese kleine Ansprache und wartete geduldig, bis der offensichtlich redebegeisterte Mann zu einem Ende gelangt war. Die Nachricht bezüglich der Einzelzelle gefiel ihm insgeheim nicht schlecht. Auf Konon als Zimmergenossen würden nicht wenige gerne verzichten. In manchen Nächten schlief der Koloss still und leise, ruhig wie ein Baby. In anderen Nächten jedoch schnarchte er, dass man um den Waldbestand ganz Germaniens fürchten musste.


    Am Ende der Rede nickte Sica knapp und wandte sich wieder dem Training zu. Einige der Anmerkungen von Callidus merkte er sich und dachte noch kurz darüber nach. Über andere der Kommentare konnte er insgeheim nur müde lächeln, da auch der Ausbilder offensichtlich nicht alles bemerkt hatte. Sica hütete sich, sich dies anmerken zu lassen und trat konzentriert dem nächsten Übungsgegner gegenüber. Gehorsam kämpften sie, bis Toxis die Übung wieder abbrach. Sogar Sica war ein wenig ins Schwitzen gekommen und atmete schneller als zuvor.


    Der Befehl in die Thermen zu gehen kam ihm genau recht. Er hasste es, verschwitzt zu sein. Sie gaben ihre Übungswaffen ab und zielstrebig begab sich Sica in Richtung der Thermen.

    Sica hatte den Ausführungen des Lehrers aufmerksam zugehört. Er nahm sich fest vor, seine Angriffe in Zukunft gezielter auszuführen. Das Kampftraining war sicher schon eine gute Gelegenheit, mit den Zielübungen bereits zu beginnen. Seine bisherige Kampftaktik gründete sich zumeist vornehmlich auf Instinkten und den hinlänglich bekannten verletzlichen Zonen, wie etwa den Hals oder den nicht von Knochen geschützten Magen. Er prägte sich die verschiedenen Stellen mit den Kommentaren des Apollonius gut ein. Möglicherweise waren auch Schlagkombinationen denkbar, in denen gleich zwei oder mehr dieser empfindlichen Punkte getroffen werden konnten. So ließe sich vielleicht die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass einer der tödlichen Stiche zu einem schnellen oder sicheren Tod führte. Eben diese Gedanken führte Sica auch weiter fort, als die Männer gingen.


    Er blieb mit dem merkwürdigen Tier zurück, welches angeblich ein Hund sein sollte. Sica dachte darüber nach, ob diese verletzlichen Stellen auch für Hunde galten und näherte sich vorsichtig und wachsam dem Tier. Er wusste nur allzu gut, dass gerade diese undefinierten Biester garstige Bisse verursachen können.

    Sicas Miene verhärtete sich und er starrte stumm geradeaus. Langsam stand er in einer einzigen, geschmeidigen Bewegung wieder auf und nahm eine aufrechte Haltung an. Sein Blick war starr in die Ferne gerichtet und er gab keinen Ton von sich. Es würde am einfachsten sein einfach zu warten, bis dieses Subjekt sich hinreichend abreagiert hatte. Der Ausbilder war wohl schon allzu lange nicht mehr in einem Lupanar gewesen.

    Sica behielt seine lässige Haltung bei und musterte den Ausbilder abweisend. Inzwischen war er es gewohnt, von geistig Minderbemittelten mit Beleidigungen belästigt zu werden und hatte es gelernt, diese geflissentlich zu ignorieren. Sie wussten sich einfach nicht anders zu helfen. Sica widerstand auch dem Drang, Conctor verächtlich vor die Füße zu spucken. Soetwas konnte schmerzhaft enden.


    Das ist mir leider nicht bekannt. Ich habe schon sehr viele Besitzer gehabt.