Beiträge von Sica

    Sica wunderte sich, wie lange sie in dieser Schule ausschlafen durften. In der Villa seines Besitzers mussten die Sklaven teilweise zu unregelmäßigen Zeiten oft mitten in der Nacht schon aufstehen. Manche von ihnen argwöhnten, dies sei reine Schikane. Sica wusste es. Auch die Zellen, in denen sie zu hausen hatten, waren zwar klein und eng, doch mit den Sklavenunterkünften in Rom kaum zu vergleichen. Sica selbst war zwar sein eigenes Zimmer gewohnt, doch auch dies sollte ihm recht sein.


    Als sie herausgeholt wurden, erhob er sich in aller Ruhe und folgte den anderen Sklaven nach draußen. Abweisend musterte er die Ausbilder. Die erste Zeit würde er sich zurückhalten, um die Situation einschätzen zu lernen.

    Zitat

    Original von Secundus Flavius Felix
    "Sica, man wird dich hier den Umgang mit diversen Hilfsmitteln zur Herabsetzung der Wehr- und Angriffsfähigkeit von Menschen lehren. Wenn deine Ausbildung beendet ist, kommst du als Leibwächter zurück in meinen Dienst. Bis dahin tust du was diese Herren von dir verlangen, verstanden? Ich will keine Klagen hören.


    Konon, diese Männer deine Freunde. Diese Männer dir zeigen wie BUMM BUMM. Ok?


    Sica, pass auf ihn auf. :)"


    Skepsis prägte Sicas Gesichtsausdruck, als ihn diese neuen und unerwarteten Befehle erreichten. Mit einem abschätzenden Blick musterte er die anwesenden Männer und versuchte sie einzuschätzen. Für sie hoffte er, dass die Ausbildung tatsächlich gut sein würde. Falls sich das Ganze als eine einzige Zeitverschwendung herausstellen sollte, würde er sein Heil rechtzeitig in der Flucht suchen. Hier in Hispania war es sicher kein Problem, ungesehen unterzutauchen. Anderenfalls könnten ihm die neuen Fähigkeiten sicher eines Tages nützlich sein. Er nickte bestätigend.


    Ja, Herr.


    Er warf Konon einen drohenden Seitenblick zu. So langsam ging ihm dieser tumbe Fleischberg gehörig auf die Nerven. Wenn sich ihm das befohlene 'Aufpassen' in Arbeit ausarten sollte, würde Konon selbst die Konsequenzen dafür tragen müssen.

    Beiläufig hatte Sica dem Kampf zwischen den beiden Gladiatoren zugesehen. Ihn störte diese seiner Meinung nach lächerliche Aufmachung der beiden. Er erinnerte sich an den vorhergehenden Kampf von Toxis gegen die zahlreichen Gegner. Das hatte ihm besser gefallen, da wurde wenigstens noch wahre Kampfkunst gezeigt und nun langweilte er sich. Da öffnete sich endlich wieder die Tür des Officiums. Allerdings war es nicht sein Herr, der hinaus trat, sondern irgendein Diener, welcher Konon und ihn herein bat. Konons Aufmerksamkeit war einmal wieder ins endlose Nichts abgedriftet. Sica schlug ihm leicht auf den Arm, um ihn wieder zu wecken.


    Mitkommen.


    Sein Blick ließ keine Widerworte zu. Düsteren Blickes ging Sica in das Officium ohne darauf zu achten, ob Konon ihm folgte oder nicht. Skeptisch musterte er die kleine Versammlung. Wortlos trat er an die Seite und wartete weitere Befehle ab.

    Während er in der Nähe des Officiums auf seinen Herrn wartete, sah Sica beiläufig dem Kampf zu. Missmutig beobachtete er den Ausgang der Auseinandersetzung. Der kräftige und vielversprechende Gladiator war nicht mehr zu gebrauchen. Doch er hatte maßlose Furcht gezeigt und sich damit ohnehin disqualifiziert. Die starken und geschickten Tiere lagen tot am Boden. Nur das nichtsnutzige Weibsbild hatte überlebt. Alles in allem nicht befriedigend und inakzeptabel. Sica wandte seinen Blick wieder ab und behielt abwechselnd die umherlaufenden Gäste und die Tür des Officiums im Auge.

    Sica ging exakt zwei Schritte hinter seinem Herrn. Den Pugio hatte er sich gut sichtbar umgebunden und hielt stets die Hand in griffbereiter Nähe. Weitere Waffen sah man nicht. Die waren, soweit vorhanden, gut verborgen. Mit großem Misstrauen musterte er die Umstehenden, während sie weiter gingen. Ein vertrottelter Sklave taumelte schwer bepackt auf Senator Felix zu. Geistesgegenwertig war Sica rechtzeitig bei ihm und stieß den Tölpel grob zur Seite.


    Pass auf, wo du hinläufst.


    Mit einem Blick, der hätte töten können, sah Sica zu dem hochgewachsenen Sklaven auf. Dieser machte ein überraschtes Gesicht und starrte sprachlos zurück.


    Scher dich fort.


    Sicas Stimme war voll Verachtung und er ließ ab von dem Sklaven, um seinem schon weiter gegangenen Herrn zu folgen. Dieser war inzwischen in belebtere Bereiche vorgedrungen, so dass Sica ihm vorangehen musste, um eine Gasse zu schaffen. Wer nicht von allein rechtzeitig weichen wollte, der wurde mit einem unsanften Stoß aus dem Weg befördert.

    Sica nickte Konon zu, er könne das Gepäck vorerst abstellen. Dann sah er sich erst einmal genau im Atrium um. Er ging davon aus, dass sein Herr die nächste Zeit hier wohnen würde. Es konnte sich also durchaus als nützlich erweisen, die örtlichen Gegebenheiten zu kennen. Schon jetzt war ihm der hohe Anteil an jungen, hübschen und schon fast Übelkeit erregend blonden Sklavinnen zuwider. Während sie warteten dachte er sich interessante und in seinem Sinne höchst amüsante Methoden aus, diesen Bestand ein wenig zu dezimieren.


    Gelassen ließ Sica sich nach seinem Rundgang auf einer Bank nieder, holte seinen neuen Dolch heraus und betrachtete sich die Klinge. Dann legte er ihn wieder zur Seite und holte ein kleineres, dafür umso schärferes, unauffälliges Messer heraus. Es hatte ihm schon gute Dienste getan und würde das auch weiterhin tun. In aller Ruhe begann er, sich damit die Fingernägel zu säubern.

    Sica musterte die Villa mit großem Misstrauen. Die Hand hatte er zur Sicherheit auf den Knauf seiner Waffe gelegt. Er fand es sehr angenehm, dass man außerhalb des Pomeriums nicht mit solch überflüssigen Gesetzen wie dem Waffenverbot umzugehen hatte. Konon hatte den Großteil des Gepäcks aufgeladen bekommen und wartete verhältnismäßig brav neben ihnen. Sica nahm die Sklavin genau in Augenschein. Sie war ihm sehr suspekt und er nahm sich vor, sie im Auge zu behalten. Sein Blick drückte Verachtung aus und er wartete darauf, dass der Herr voran ging und sie eintreten konnten.

    Sica befahl einem der anderen Sklaven, den vorbereiteten Wagen nun vorfahren zu lassen. Dieser gehorchte eilfertig und schien irgendwie froh zu sein, dass die Abreise seines Mitsklaven kurz bevorstand. Sica ignorierte das dämliche Grinsen. Nun war keine Zeit für eine gerechte Strafe. Er machte sich eine geistige Notiz.


    Dadurch kam er direkt nach dem geräuschvoll "trottenden" Konon am Arbeitszimmer an. Erneut klopfte er und öffnete die Tür.


    Es ist alles bereit, Herr.

    Auch wenn Sicas Gepäck nicht sonderlich umfangreich war, so hatte er doch mehr vorzubereiten als Konon. Schreibwerkzeug, einige leere Papyri, einige juristische Dokumente, die er von seinem Iura-Kurs einbehalten hat, ein paar saubere Tuniken und so weiter. Die wertvollsten Dinge, wie vor allem der neue Dolch, sowie die Schreibsachen, nahmen die sicheren Plätze im Inneren des kompakten Pakets ein. So unauffällig zusammengebunden dürfte es keinen Verdacht erwecken. Sica kam erneut beim Arbeitszimmer an und klopfte. Sobald das Zeichen gegeben wurde trat er ein.


    Salve, Herr. Es ist nun alles für Eure Abreise vorbereitet. Turda hat Eure Sachen fertig gepackt, ich die meinen und Konon hat kein Gepäck. Ich muss ihn nur noch aus seinem Stall abholen.

    Das bedeutet vermutlich so viel wie 'Nein'. Sehr gut. Halte dich bereit. Morgen geht die Reise los. Ich hole dich kurz vorher hier ab. Für heute hast du genug geschlafen. Hilf den anderen Sklaven bis zum Abendessen bei der Gartenarbeit.


    Sica verließ den Stall wieder und begab sich auf sein Zimmer, um die eigenen Sachen zu packen.

    Sicas Kiefern mahlten fest aufeinander. Wenn das so weiterging, dann würde er eines Tages ernsthafte Ohrenschmerzen davon bekommen. Er zwang sich jedoch zu Ruhe.


    Ja. Turda packt bereits seine Sachen. Du sollst dich ebenfalls auf die Reise vorbereiten. Gibt es etwas, das du mitnehmen musst, außer der Tunika die du trägst?

    Sica sah Konon aus leicht zusammengekniffenen Augen drohend an.


    Spiel dich nicht so auf. Wir werden nach Hispania reisen. Der Herr hat es so befohlen.

    Mit zusammengebissenen Zähen und den Lärm ignorierend ging Sica zu Konons Stall. Es war nahezu unerträglich, doch ihm blieb ohnehin keine Wahl. Ohne anzuklopfen trat er ein und trat Konon leicht gegen das Bein.


    Aufwachen. Wir reisen ab.

    Für den Bruchteil eines Moments weiteten sich Sicas Augen vor Staunen, doch schnell hatte er sich wieder unter Kontrolle. Er nickte und nahm das Paket entgegen.


    Danke, Herr. Ja, Herr.


    Dann entfernte er sich lautlos aus dem Raum um sich an die Ausführung der Befehle zu machen.

    Nachdem das blasse Mädchen noch keine Anstalten machte, die Fragen seines Herrn zu beantworten, trat Sica kurz vor. Er hatte keinerlei Bedarf, sich diese rührige Familienzusammenführung noch länger anzusehen.


    Habt Ihr noch Befehle oder soll ich Euch allein lassen, Herr?

    Bevor Turda ihn fand, musste Sica seit langer Zeit wieder als Ianitor herhalten. Er führte Flavia Calpurnia von der Porta in das Arbeitszimmer, wo sich sein Herr aufhielt. Sica klopfte an und öffnete die Tür.


    Salve, Herr. Eine gewisse Flavia Calpurnia wünscht Euch zu sehen.

    Sica öffnete die Tür gerade so weit wie nötig und musterte die davor stehende Frau misstrauisch von oben bis unten. Es war lange her, dass der Herr Besuch empfangen hatte. Diese Dame störte sein in letzter Zeit so ruhiges Leben.


    Salve. Wer seid Ihr und was wollt Ihr?