Beiträge von Ganymed

    Als Laie hab ich natürlich nur Sekundärliteratur auf die ich mich ein wenig verlassen habe. :( Jean Andreau in "Der Mensch der römischen Antike" hat nämlich folgendes geschrieben:


    "Während der letzten Jahrhunderte der Republik und im Kaiserreich wird der von einem römischen Bürger Freigelassene zum römischen Bürger, wie auch immer das offizielle Freilassungsverfahren beschaffen gewesen sein mag. Durch seine Willenserklärung wird der Herr des Sklaven zum Ausgangspunkt eines staatlichen Souveränitätsakts; er hat seinem Sklaven, als er ihm die private Freiheit gestattet, zugleich erlaubt, politische Rechte zu erlangen. Der Freigelassene eines peregrinus (....) wird Mitglied der Fremdengemeinschaft seines vormaligen Herrn. Die von römischen Bürgern Freigelassenen, die selbst römische Bürger waren, waren ins System der Centuriatskomitien eingegliedert und fanden darin einen Platz, der dem Vermögen entsprach, das sie besaßen; dort hatten sie auch Stimmrecht."

    :)


    Aber inwiefern komplezierter?


    Sklave eines Bürgers wird selber Bürger


    Sklave eines Peregrinus wird Peregrinus.


    Wenn der Sklave eines Bürgers freigelassen wird, schuldet er seinem Herren das obsequium und die damit verbundene operae. Auch hat der Sklave Stimmrecht...mehr Komplikationen seh ich dabei nicht :]

    In der Zeit der Republik und dem Kaiserreich war es doch so, dass ein Sklave, der von einem römischen Bürger freigelassen wurde, das Bürgerrecht erhielt, dessen Patron wurde und auch seinen Namen annahm. Das mit dem Namen weiß ich nicht so ganz sicher, mein das aber mal gehört zu haben.


    Warum wird das mit dem Bürgerrecht eigentlich hier anders gemacht?

    Ganymed rappelte sich auf und verschränkte schnell die Arme hinter seinem Rücken, damit Aemilia die Kratzspuren nicht sah. "Es tut mir leid, Domina!" Er sah sie treuherzig und bedauernd an. "Ich war den ganzen Tag unterwegs! In der Stadt war heute ja wirklich viel los..." fügte er als Entschuldigung an.


    Er sah etwas verlegen und schuldbewußt zu der Arbeit, die sich Aemilia gemacht hat und scharrte mit seiner Fußspitze in der Erde am Strauch, hinter dem er sich so schlecht versteckt hatte.

    Ganymed, der geduldig hinter einem kleinen Busch ausgeharrt hatte, spähte hervor und beobachtete jede Gestik von Aemilia. Ein glückliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sah, dass es seiner Herrin gefiel. Er biss sich leicht auf die Lippen und beugte sich noch etwas weiter vor.


    Als Aemilia jedoch sich umsah, erschrack er etwas. Schließlich wollte er nicht als der Urheber des Ganzen gelten. So drückte er sich hastig wieder hinter den Busch und rutschte etwas zurück. Dabei raschelte jedoch der Busch etwas und ein Zweig zerbrach unter Ganymeds Hand. Erschrocken hielt er den Atem an und wagte nicht, sich zu rühren. So hoffte er, dass Aemilia ihn vielleicht nicht bemerkt hatte.

    Ganymed kam zu der Tür des Officiums als er die Stimmen von Innen vernahm. Da er nicht wieder stören wollte, wartete er im Gang vor der Tür.

    "Schön, so ist es richtig!" erwiderte Gaynmed freundlich und hielt Ilaria eine Weile, damit sie etwas getröstet war.


    "Aber Du solltest jetzt vielleicht tatsächlich schlafen. Ich muss auch ins Stroh kriechen. Morgen ist wieder Dianalichtungstag und meine Herrin braucht da meine Hilfe." Er sah sie traurig an. "Schade wird dann wohl sein, dass wir uns nicht mehr sehen werden!"


    Er löste seinen Arm von ihrer Schulter und nahm ihre Hände in die Seinen. "Ich wünsche Dir, dass Neptun über Deine Schiffsreise wachen wird und dass Du glücklich wirst in Tarraco. Jetzt habe ich auf jeden Fall noch einen Grund nach Tarraco zu kommen, wenn ich mal die Freiheit erlange!" Er lächelte sie warm an und ließ ihre Hände los.


    "Ich geh mal raus, damit Du ins Bett schlüpfen kannst, ja? Gute Nacht, Ilaria und viel Glück für Deine Zukunft!" fügte er noch an. Dann ging er raus, damit Ilaria sich ungestört bettfertig machen konnte.


    Sim-Off:

    Da ich SimOff gleich weg bin, ihr jedoch SimOn bald in Tarraco, hab ich mal die Verabschiedung jetzt gemacht ;(

    Ganymed setzte sich neben Ilaria aufs Bett und legte ihr tröstend einen Arm um die Schulter. "Ja, ich war auch mal frei, aber das ist schon sehr lange her! Das römische Heer hat mein Dorf angegriffen und da viele Männer schon in der Schlacht vorher gefallen waren, sind wir alle in die Sklaverei gekommen. Fast alle auf jeden Fall!" Er blickte auf, ob Verus noch im Raum war, dann wandte er sich wieder Ilaria zu.


    "Ich weiß auch nicht, warum er zu dieser Meinung gekommen ist, aber daran kannst Du sehen, dass Sklaven in der Familie Decima ein gutes Los haben. Also mach Dir keine Sorgen. Hispania ist sehr schön, voller schöner, goldener Wälder, freundlichen Menschen und leckerem Essen! Ich war mit meiner Herrin mal dort und es hat mir in der Casa Decima Meridius sehr gut gefallen."

    Gaynmeds Fäuste ballten sich noch fester, so dass die Knöchel weiß hervor traten. Doch dann versuchte er mühsam seine Wut zu unterdrücken. Es hatte tatsächlich keinen Sinn, sich mit Verus darüber zu streiten. So beruhigte er sich weiter. Obwohl er noch vieles dazu hätte sagen können, läßt er das Thema auf sich beruhen.


    So drehte er sich zu Ilaria um und sah sie für einen Moment erstaunt an, als er ihre Tränen sah. Erschrocken trat er auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Alles in Ordnung, Ilaria?" fragte er wie schon zuvor. Seine Augen lagen voller Mitgefühl auf ihr und auch fragend.

    Ganymed wurde etwas verlegen, über Ilarias Worte. "Ich danke Dir!" erwiderte er leise. "Aber es wird sich zeigen, welches Schicksal die Götter mit zugeschrieben haben!"


    Als Verus das Wort an sie richtete, sah Ganymed zu ihm und lauschte ihm aufmerksam. Er senkte für einen Moment den Blick, scheinbar resigniert, doch dann hob er ihn wieder und in seinen Augen brannte ein seltsames Lodern.


    "Oh doch, ich weiß ganz genau was es bedeutet Frei oder Unfrei zu sein, Verus!" Ganymed lächelte kurz zu Ilaria und löste seine Hand damit er aufstehen und auf Verus zutreten konnte.


    "Es ist ein großer Unterschied, ob man durch Familienbanden oder die Moral an Regeln und Gesetze gebunden ist oder ob man der Besitz ist, wie ein Stück Vieh oder wie ein Regal." Ganymed sprach mit fester Stimme und hocherhobenen Hauptes, was man selten bei ihm sah.


    "Ich bin mir durchaus bewußt, dass die Familie Decima für Sklaven wundervoll ist. Wir werden gut versorgt und sie behandeln uns mit einem Respekt, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe. Und vielleicht, Verus, ist das DEIN Problem. Du hast NIE eine andere Familie kennen gelernt. Du bist fast genauso behütet aufgewachsen wie die eigenen Kinder dieser Familie. Aber schau Dir die Realität tausender von Sklaven an. Getrieben wie das schlimmste Vieh werden sie und die Schoßhunde und Katzen der Damen werden teilweise besser behandelt."


    In seinen Augen loderte die Wut langsam auf. "Oh ja, ICH kann von Erfahrung sprechen. Wenn mich mein alter Herr nur geschlagen hat, konnte ich froh sein. Du weißt gar nicht welche Demütigungen er sich einfallen lassen konnte. Welche Schmach ich, ein Mensch, wie Du und er, hab erdulden müssen. Und was die anderen Sklaven in dem Haus mitmachen mussten. Meinen Lehrer Hektor hat er vor meinen Augen zu Tode gequält. Langsam, voller Vergnügen. Weißt Du warum? Weil er mich in Schutz genommen hat als ich vor den Gästen die Lyra falsch gespielt habe."


    Seine Hände vor Wut geballt und mit zischender Stimme erwidert er weiter. "JETZT bin ich froh. Hier zu leben und ich bin auch glücklich darüber. Aber was weiß ich, was für ein Schicksal noch auf mich zukommt. Schon einmal wurde ich verkauft. Warum sollte das nicht noch einmal passieren? Nein, ich möchte über mein Schicksal selber bestimmen können. Lieber möchte ich als armer Schlucker verhungern. Den Hunger kenn ich auch gut genug. Lieber verhungern als noch mal so gedemütigt zu werden. So voller Angst und Grauen meine Tage verbringen müssen."


    Er holte tief Luft. "Auch weiß ich, was Freiheit bedeutet, da ich frei geboren wurde!" Seine Augen waren fest auf Verus gerichtet dabei.

    Ganymed sah zu Ilaria und schürzte leicht seine Lippen. Er zog den Stuhl heran, auf den er schon anfangs Platz genommen hat. Leise meinte er zu ihr, dass die Anderen das nicht hören konnten.


    "Du machst Dir Sorgen über Deine Zukunft, nicht wahr?" Er lächelte ihr aufmunternd zu und versuchte ihren Blick aufzufangen. "Aber das musst Du nicht. Die Decimas sind wirklich sehr anständige Leute. Sie werden Dich bestimmt gut behandeln."


    Aus einem Impuls heraus, nahm er ihre Hand in die Seine. Man merkte ihm jedoch an, dass er damit keine Avancen ihr gegenüber starten, sondern ihr menschliche Unterstützung in der fremden Situation geben wollte. "Mein Lehrer Hektor hat mir mal etwas ganz wichtiges gesagt. Wir gehören ihnen zwar mit unserem Leib und mit dem, was uns irdisch an diese Welt bindet, aber nicht mit unserer Psyche und unserer Seele. Unser Geist wird immer frei sein, solange wir es zulassen. Und in den Gefällen werden wir ganz frei sein und kein Herr wird uns dort noch befehlen können." Ganymed runzelte leicht die Stirn. "Er hat es poetischer gesagt, aber das war so der Sinn seiner Botschaft. Außerdem besteht immer die Möglichkeit, unsere Freiheit zurück zu erlangen."

    Dass hier alle Sklaven gut behandelt werden, ist mir aber neu. Man siehe die letzten Spiele, wo sogar eine Sklavin von den Löwen zerfleischt wurde. Und in manchen Familien wird das Brandeisen auch nicht in der Abstellkammer gelassen. 8o


    Aber es ist ja auch nicht die Grausamkeit, die den Maßstab für historisch korrektes Spiel liefert. =)

    "Eine Prinzessin?" Ganymed drehte sich erstaunt zu Verus um. "Nein, das habe ich nie gesagt. Das kann ich mir auch nicht denken. Wenn sie eine Prinzessin wäre, würde sie doch darauf bestehen, dass ihre Familie benachrichtigt wird, damit die Familie ein Lösegeld für sie zahlt."


    Ganymed schüttelte den Kopf. Über seine Miene huschte ein ärgerliches Aufblitzen. Irgendwie kam es ihm so vor, als ob Verus ihn für einen dummen, naiven kleinen Jungen halten würde, der solchen Ammengeschichten nachhängt. Aber er schwieg dazu. Immerhin war Verus ein freier Mann, Ganymed war es nicht.


    So fügte er nur noch an. "Aber ich glaube, sie kommt aus guten Verhältnissen und dass sie eigentlich nicht eine Sklavin sein sollte. Niobe kommt aus Damaskus und war die Tochter eines wohlhabenden Mannes dort, der jedoch ins Unglück gestürzt wurde. Und so auch Niobe." ergänzt er, aber eher erklärend an Ilaria und Marius gewandt, da ihm bewußt war, dass Verus das sehr wohl wußte.

    Ganymed nickte begeistert auf Ilarias Vorschlag. "Das ist eine gute Idee. Das mache ich so. Ich glaube mich auch zu erinnern, dass sie durchaus des Griechischen mächtig ist!" Ganymed wandte sich schnell dem Pergament zu. Er musste ja den Brief schreiben ehe sie nach Tarraco reisen wollten und ehe er wieder zu anderen Aufgaben gerufen wurde.


    So fing er an, sorgfältig das Pergament zu beschreiben. Leise kamen die Worte aus seinem Mund. So leise jedoch, dass es eines sehr aufmerksamen Ohres bedurfte, ihn zu verstehen.


    An Niobe Zahrah bint Abdul Aziz bint Abdul Rahmann Al-Sau
    Casa Decima Meridius
    Tarraco
    Hispania


    Salve liebe Niobe


    'Göttern gleich ist selig der Mann zu preisen,
    Der dir gegenüber sich setzen darf und
    Von der Nähe deine bezaubernd süßen
    Worte vernehmen,


    Und dein Lachen, lockend und lieb, das wahrlich
    Mir das Herz in der Brust tief erschüttert;
    Kaum erschaut mein Blick dich, erstickt die Stimme
    Mir in der Kehle,


    Meine Zunge ist wie gelähmt, ein feines
    Feuer rieselt unter der Haut, es sehen
    Nichts mehr meine Augen, ein Brausen schwillt mir
    Schrill in den Ohren.


    Schweiß bedeckt mich, fröstelnd erbeben alle
    Glieder, ich bin fahler noch als ein Grashalm,
    Wenig fehlt, so gleiche ich einer, der dem Tode verfallen.'



    Viele Wochen sind nun schon seit Deiner Abreise vergangen und doch kann ich mich an die wenigen Momente und Herzschläge vor dem Moment, als Du die Casa verlassen musstest, erinnern. Immer wenn ich meine Augen schließe habe ich Dein Angesicht vor Augen. Gefüllt voller banger Angst vor dem, was das ferne Hispania Dir bringt. Jenseits Deiner Heimat und der Freiheit, die Dir gebührt. Ich hoffe jedoch, dass dieses weite Land Dir eine neue Heimat gibt. Für kurze Zeit auf jeden Fall, bis das Schicksal und die Moiren Dir gesonnen sind und Dir die Freiheit zurück schenken. Ich bete zu den Göttern, dass dieser Tag für Dich nicht allzufern ist.


    Auch bete ich zu den Göttinnen der Schicksalsfäden, dass sie unsere Wege eines Tages wieder kreuzen, vielleicht sogar für uns Beide mit dem Los der Freiheit. Meine Herrin hat mir dies in Aussicht gestellt und auch ich hoffe, dass dies eines Tages wahr werden möge.


    Ich wünsche Dir, dass Du ein Stück des Glücks wieder gefunden hast und ich kann Dir versichern, dass die Trägerin dieser Botschaft, Ilaria, Dir bestimmt eine gute Freundin werden kann.


    So verbleibe ich in der Hoffnung, Dich bald wieder treffen zu dürfen.


    Dir Dein ewig ergebenster
    Ganymed


    "So! Mehr passt auch nicht auf den Brief!" Er kratzte sich mit dem Federkiel an der Nase. "Ach, Romanus!" meinte er dann noch. Schnell holte er noch ein anderes Papyrus hervor, dass leicht zerknittert war. Trotzdem befreite auch er dieses von Randnotizen und fing an, schnell etwas darauf zu schreiben.


    An Lucius Decimus Romanus
    Casa Decima Meridius
    Tarraco, Hispania


    Salve Romanus


    ich weiß ja nicht, ob es sich gehört, dass ein Sklave einem Neffen eines Senators schreibt, aber ich tu das einfach mal. Ich finde es wirklich schade, dass Du in Tarraco sein musst und auch, dass wir nicht mehr ausreiten konnten. Ich übe fast jeden Tag auf dem Pferd meiner Herrin. Sie hat mir nämlich in Aussicht gestellt, mich eines Tages frei zu lassen.


    Ich habe mir da schon einige Pläne zu gemacht, wenn ich frei bin. Zum einen will ich dann unbedingt nach Tarraco reisen, um Dich und auch Niobe zu besuchen. Dann werde ich mich den Hilfstruppen, der Reiterei, anschließen. Damit könnte ich immerhin sogar das Bürgerrecht erhalten. Vielleicht werden die Truppen ja auch nach Dacia geschickt.


    Meine Domina Aemilia hat mich nämlich auf den Gedanken gebracht, dass es mir vielleicht doch gelingen könnte, meine Familie in Dacia wieder zu finden. Das wäre natürlich sehr schön, aber ich glaube nicht wirklich daran. Wahrscheinlich ist mein Vater in der Schlacht gegen die Römer gestorben und meine Familie ebenso versklavt, wie ich es heute bin.


    Aber ich will Dir nicht von so trübsinnigen Dingen schreiben. Immerhin sieht meine Zukunft sehr rosig aus. Ich habe eine wunderbare Herrin und werde vielleicht irgendwann in die Freiheit entlassen. Was will ich mehr?


    Wie geht es Dir? Ich habe gehört, Du hast einen neuen Hauslehrer? Ist der streng? Er soll ja ein Grieche sein. Bei Griechen solltest Du Dich immer ein Wenig in acht nehmen. Die sind in mancher Beziehung sehr seltsam, aber das findest Du schon noch raus.


    Ich würde mich freuen, wenn Du mir zurück schreibst.


    Vale
    Ganymed


    Sorgfältig rollte er die Papyri zusammen und trat auf Ilaria zu. "Kannst Du den Niobe geben und den Romanus? Er ist der Neffe von Senator Meridius!"


    Er lächelte sie wieder freundlich an und sah dann fragend drein. "Ist alles in Ordnung?" fragte er sie leise.

    Verdutzt blickte Ganymed von seinen Bemühungen auf, einen schönen Brief an Niobe zu verfassen.


    "Ianitor?" fragte er. Dann breitete sich ein Grinsen auf und er gluckste leise vor Lachen. Er schüttelte den Kopf. "Nein, ich bin nicht der Ianitor. Ich bin der Leibsklave für Decima Aemilia und unterhalte sie auch. Aber wenn sie mal wieder unterwegs ist oder mit ihren priesterlichen Tätigkeiten oder gar ihrem Ehemann beschäftigt ist, hab ich nicht viel zu tun. Wenn dann jemand klopft und Fannia oder Cicero beschäftigt sind, öffne halt ich die Tür."


    Er bemerkte in dem Moment den Tintenfleck auf seiner Tunika, was ihn kurz ärgerte. Aber dann sah er wieder zu Verus und fügte noch an. "Ich kann übrigens auch noch zwei Instrumente spielen und singen. Deswegen hat mich Dominus Livianus ja auch wohl gekauft."

    Nachdenklich nickte Ganymed. "Dann schreib ich ihr noch ein paar lyrische Zeilen am Anfang. Vielleicht gefällt ihr so etwas!"


    Er drehte sich zu Ilaria um.


    "Was meinst Du ist besser?


    Göttern gleich ist selig der Mann zu preisen,
    Der dir gegenüber sich setzen darf und
    Von der Nähe deine bezaubernd süßen
    Worte vernehmen,


    Und dein Lachen, lockend und lieb, das wahrlich
    Mir das Herz in der Brust tief erschüttert;
    Kaum erschaut mein Blick dich, erstickt die Stimme
    Mir in der Kehle,


    Meine Zunge ist wie gelähmt, ein feines
    Feuer rieselt unter der Haut, es sehen
    Nichts mehr meine Augen, ein Brausen schwillt mir
    Schrill in den Ohren.


    Schweiß bedeckt mich, fröstelnd erbeben alle
    Glieder, ich bin fahler noch als ein Grashalm,
    Wenig fehlt, so gleiche ich einer, der dem Tode verfallen."


    Ganymed rezitiert das Gedicht mit einer klaren, reinen Stimme und in einem wunderschönen und melodischen Griechisch. "Das ist jedoch von Sappho und ich hab ein oder zwei Wörter ändern müssen, da sie ja ihre Geliebte anspricht! Oder wie wär es mit diesem?


    Selig wie ein himmlischer Gott erscheint mir,
    Wär's erlaubt, noch über den Göttern selig,
    Wer, vor Dir hinsitzend, Dich immer, immer
    Schauet und anhört,
    wie so süß du lachst, was um alle Sinne
    Jählings bringt mich Armen; ja, wenn ein Blick nur
    Dir begegnet, Niobe, stockt der Atem
    Tief in der Brust mir;
    Und die Zung' erlahmt, mein Gebein druchrieselt
    Abwärts flücht'ges Feuer, vom eignen Klange
    Gellt der Ohren Paar, und es deckt die Augen
    Nächtiges Dunkel."


    Hier sprach er das Gedicht in einem klaren Latein, das zwar auch schön klang, jedoch nicht so melodisch wie das griechische Gedicht. "Das ist von einem römischen Autor!" fügte er sinnigerweise hinzu. "Was gefällt Dir besser?" fragte er sie etwas nervös.