Beiträge von Ganymed

    Ganymed seuftze tief auf und sah zu Ilaria. "Ich weiß noch nicht mal, wie ich sie ansprechen soll. Weiß Du, Ilaria, Niobe ist zu Unrecht in die Sklaverei gekommen. Das sieht man ihr ganz genau an. Sie ist eine Dame, sie bewegt sich wie eine und spricht wie eine. Was kann ich ihr da schreiben, was sie überhaupt interessieren würde? Wäre es nicht albern? Oder wenn ich ihr gar ein paar lyrische Zeilen schreibe, fände sie es dann nicht vermessen von mir, solche Worte an sie zu richten!"


    Er blickte zu den Anderen. Leise setzte er fort und zog heimlich einen kleinen Ring hervor, aus Silber mit einem blauen hübschen Edelstein in der Mitte. "Den hat sie mir jedoch vor ihrer Abreise gegeben. Was meinst Du, bedeutet das?"

    Ganyme strahlte vor Freude bei ihren Worten auf. Marius hatte er dabei schon längst wieder vergessen. "Ich danke Dir, Ilaria! Gut, dann schreibe ich ihr gleich die Nachricht!" Mit den Worten wandte er sich seiner Schlafstätte zu und ging zu einer etwas schäbigen Kiste, auf der eine schöne Lyra stand.


    Vorsichtig und sehr behutsam stellte Ganymed das Instrument zur Seite und öffnete die Kiste, in denen seine wenigen Habseligkeiten verstaut waren. Er holte einiges Schreibzeug hervor, eine Gänsefeder, ein Papyrus und ein Tintenfäßchen aus Ton. Sorgfältig faltete Ganymed das Papyrus und schnitt mit einem kleinen Messer seine Liedernotizen weg. Als er das restliche leere Papyrus vor sich liegen hatte, griff er nach dem Federkiel, öffnete den Korken des Faßes und tauchte schwungvoll die Feder hinein.


    An Niobe Zahrah bint Abdul Aziz bint Abdul Rahmann Al-Sau
    Casa Decima Meridius
    Tarraco
    Hispania


    Salve liebe Niobe















    Wie es sich gehörte murmelte Ganymed die Worte, die er schrieb. Nach den ersten drei Wörtern stockte er. Er starrte darauf, unsicher wie er weiterschreiben sollte und ob die Anrede nicht schon falsch war. Er biss sich auf die Lippen und merkte dabei nicht, wie ein Tintentropfen von der Gänsefeder auf seine Tunika fiel.

    Ganymed lächelte froh darüber und sein Blick ging zu Marius als ob es ihm nicht ganz recht wäre, dass er das auch hörte. Doch er überwand sich und meinte leise zu Ilaria. "In Tarraco, im Hause der Decima Meridius, lebt noch eine Sklavin namens Niobe. Sie wird Dir nicht gleich als Sklavin auffallen, da sie wie eine große Herrin wirkt. Aber ich möchte Dich bitten, ihr eine Nachricht zu übergeben, die ich noch verfassen werde! Würdest Du das für mich tun?" fragte er sie immer noch leise.

    "Mhm!" erwiderte Ganymed daraufhin. Da ihm wohl nichts weiteres dazu einfiel, ließ er das Thema fallen und wandte sich wieder an die Neue im Haus.


    Er lächelte freundlich zu Ilaria. "Schade, dass Du nach Tarraco musst. Ein bisschen mehr Leben hier wäre schön gewesen." Er lächelte sie einfach nur freundlich an und ohne irgendwelche Hintergedanken, die Verus wohl bei ihm vermutete. Doch dann kam ihm tatsächlich noch ein Gedanke. "Sag mal, Ilaria, kannst Du mir vielleicht einen Gefallen tun, wenn Du nach Tarraco kommst?" Er sah sie fragend und bittend dabei an.

    Ganymed sah Marius verwundert an und schüttelte dabei leicht den Kopf.


    "Der Verlobte der Herrin wurde entführt und sie will von hier fort? Also ehrlich gesagt ist mir das zu hoch. Warum will sie nicht hier warten, ob sich nicht eine gute Wendung in der Entführung und somit die Freilassung ihres Verlobten ergibt? Schließlich ist es ja nicht so, dass die Familie Decima sich nicht ein Lösegeld leisten könnte!"


    Er zuckte ratlos mit der Schulter. "Aber ich kann mir schon denken, dass Dominus Livianus Dir darüber nichts mitgeteilt hat...! Seltsam ist es aber schon, nicht wahr?"

    Man sah Ganymed an, dass er sich von Marius überrumpelt gefühlt hat, als dieser so jovial auf ihn zugetreten war. Immerhin hatte er bis jetzt kaum mit ihm zu tun gehabt. Aber er schwieg dazu und trat einen Schritt in den Schatten der Unterkunft. Kurz darauf kam auch noch Verus hinein. Es wunderte Ganymed schon, wie schnell dieser Mann immer auftauchte. Das Gespräch mit Livianus muss wirklich schnell gegangen sein. Er zuckte mit der Schulter und schwieg die ganze Zeit. Auf seinem Gesicht war auch kaum eine Regung anzusehen als diese scheinbare Lockerheit im Raum seinen Platz einnahm. Seine Gedanken wanderten zu anderen Dingen. Pläne, die seine Zukunft betrafen. Pläne, die er immer wieder in seinem Kopf durchging, seit jenem Tag als Aemilia das erste Mal von möglicher Freiheit sprach.


    Er blinzelte als sie auf das Schiff zu sprechen kamen. "Wünscht die Herrin Alessa wirklich im Winter auf einem Schiff zu reisen?" fragte er Marius mit ungläubigen Blick.

    Kurze Zeit später betrat Ganymed die Sklavenunterkunft. Suchend sah er sich um und als er Ilaria erblickte, lächelte er. "Ah! Da bist Du ja! Wie hast Du den Weg hierher gefunden? Na egal..." Er trat freundlich lächelnd an ihre Seite. "Erst mal, willkommen in der Casa Decima Mercator. Ich bin übrigens Ganymed!"


    Er zog einen Schemel heran und setzte sich. "Wie ich sehe, hast Du Dir schon eine freie Lagerstätte gesucht." Er musterte sie freundlich. "Es ist immer schwierig irgendwo neu dazu zu kommen, nicht wahr? Aber Du musst Dir keine Sorgen machen. Die Familie Decima ist ein ehrenvolle und sehr anständige Familie. Man wird hier sogar nicht geschlagen und es gibt immer genug zu Essen!" Er lächelte sie aufmunternd an. Dann fiel ihm beim Thema Essen wohl ein wichtiger Umstand ein. "Hast Du Hunger?"

    Ganymed, der gespannt das Gespräch zwischen Verus und seinem ehemaligen Herren verfolgt hatte, sah sich überrascht um als die neue Sklavin schon entschwunden war. "Oh...wo ist sie denn jetzt?" murmelte er leise und machte sich auch auf leisen Sohlen davon.

    Ganymed nickte bestätigend, dass er Verus Anweisungen verstanden hat. "Ja, Herr!" verstärkte er das noch mit Worten.


    Dan wendete er sich an Mattiacus. "Das ist eine neue Sklavin Ilaria für den Herren Senator Meridius, Herr!" erwiderte Ganymed auf seine Frage hin demütig. Dann wendete er sich wieder ab, damit Mattiacus sein Gespräch ungestört führen konnte.


    Er lächelte Ilaria freundlich zu. Bei ihrer Frage musste er wider Willen schmunzeln. "Vielleicht weil Du einfach eine Schönheit bist, Ilaria?" meinte er, weil er es sich doch nicht verkneifen konnte auf Verus Antwort zu warten.

    Ganymed, der den ganzen Tag verschollen war, kam langsamen Schrittes, sich suchend umsehend den Garten entlang als er Aemilia erblickte. Er blinzelte leicht und schlich sich an sie heran. Lächelnd sah er auf sie herunter, als sie dort so eingeschlafen saß. Sein Blick irrte zu den Essensresten und dann wieder zu Aemilia. Er sah sie eine Weile stumm an, dann drehte er sich um und verschwand lautlos.


    Einige Minuten später kam er mit einem großen Bündel voller Rosen wieder. Den ganzen Tag hatte er damit verbracht nach einem Garten in Rom zu suchen, der Rosen beherbergte, die im Winter ihre dritte Blüte hatten. Wer auch immer der Besitzer dieser Rosen war, würde am nächsten Morgen die meisten Sträucher geköpft vorfinden. Aber auch Ganymed hatte den Preis dafür zu zahlen gehabt. Eine Schürfwunde am Knie, nachdem er über die Mauer gefallen war und dann seine zerkratzten Hände und Arme, als die Rosen sich ihres Blütenraubes erwehren wollten.


    Da Aemilia noch tief und fest schlief, blieb er wieder einen Moment stehen und sah sie lange an. Dann fing er an, die Rosen um sie herum zu drappieren. Die Essensreste räumte er geschickt weg, so dass kein Geräusch den Schlaf von Aemilia trüben konnte. Schließlich legte er die letzte, besonders schöne Rose auf ihren Schoss und schlich von ihr weg, um in sicherer Entfernung und getarnt ihr Aufwachen zu beobachten.

    Ganymed lächelte Ilaria freundlich an als die Sklavenhändler verschwanden. "Salve, komm doch rein. Wie heißt Du?" fragte er gleich neugierig. Als er jedoch sah, dass sie fast zusammensackte, trat er auf sie zu und stützte sie mit einem freundlichen Gesichtsausdruck und mit Mitgefühl im Gesicht.


    Er wendete seinen Blick zu Verus, als dieser ebenfalls dazu kam. "Salve Herr!" grüßte er ihn. Er ließ Verus auch wieder in die Casa und führte Ilaria ins Haus hinein.

    Ganymed kam mit der jungen Frau hinein, die Verus just auf dem Sklavenmarkt ersteigert hatte. "Komm setz Dich erst mal!" meinte er zu ihr und deutete auf eine der Bänke im Atrium.


    Dann wendete er sich zu Verus und senkte demütig den Blick. "Soll sie erst mal in die Sklavenunterkunft oder werdet Ihr sie gleich mitnehmen, Herr?"

    "Wieso? Was hat sie denn gekostet?" fragte Ganymed und ergriff den Federkiel, um in schönen griechischen Buchstaben seinen Namen darauf zu setzen.


    Sein Blick richtete sich kurz auf den Wächter und er stockte kurz nach 'Ganym...' Dann schrieb er noch die letzten beiden Buchstaben darauf und reicht die Feder zurück. "Reicht das?" fragte er verwirrt, da es das erste Mal war, dass er soetwas machte.

    Langsam gewöhnte sich Ganymed daran, immer mal wieder zur Tür zu trotten und sie aufzureissen.


    Ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht, meinte er freundlich. "Salve! Wie kann ich Euch helfen?" Sein Blick irrte zwischen dem Händler und der Sklavin hin und her, woraus ihm auch der Zusammenhang schlagartig klar wurde.


    Sein Blick wurde finster und er sah den Händler leicht angwiedert an. "Ja?" murrte er dann.

    Fröhlich vor sich hinpfeifend kam Ganymed das Atrium entlang und auf die Tür zu. Heute mal war er sehr früh aufgestanden, wie eigentlich jeden Tag in letzter Zeit. Er wollte sich ja noch anständig um die Pferde kümmern und die wollten ihr Futter früh haben.


    So hörte er das Klopfen auch recht schnell und eilte zur Tür. Er riss die Tür gut gelaunt auf und lächelte den Besucher freundlich an. "Salve und einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich Euch!" meinte er, dann erkannte er Verus und blinzelte verblüfft. "Was kann ich für Euch tun?" fragte er noch etwas verwirrt.

    Ganymed, der nach dem Überbringen des Wasserbechers und schließlich den neuen Befehl nach dem Essen gefolgt ist, verschwindet.


    Er kommt gerade wieder zurück mit einem Tablett voll mit Brot, Oliven und Trauben als Livianus von Aemilias stürmisch begrüßt. So bekommt er den letzten Wortwechsel mit. Auch er zeigt kurz einen erstaunten Gesichtsausdruck, läßt sich jedoch nichts weiter anmerken. So tritt er an Aemilia heran, stellt das Tablett neben sie und geht wieder einen Schritt zurück, damit er die Herrschaften nicht bei dem Gespräch störte. Sein Blick, der zwar gesenkt aussieht, ist auf Livianus gerichtet, falls er auch etwas zu trinken wünscht.