Beiträge von Ganymed

    Ganymed musste kurz grinsen. Achilles gleich zu kommen, würde ihm wohl durchaus gefallen. Nach einer genauen Gewissensprüfung kam er schließlich zum Schluss, dass er es durchaus riskieren konnte.


    So hob er wieder den Stock. Seinen hinteren Fuß grub er etwas tiefer in den Boden. Er verlagerte wieder sein Gewicht und schwang den Stock. Ohne darüber nachzudenken, wie es Anfängern auch gerne passiert, sieht Ganymed auf die Stelle am Bein, wo er hinzuschlagen gedachte. Und dort sauste auch sein Stock herunter, mit nicht sehr viel Kraft und eher zögerlich in der Bewegung.

    Erschrocken starrte Ganymed Livianus an. "Was?" fragte er verdutzt. "Euch Angreifen...?" Sein Mund öffnete sich und schloß sich wieder. Langsam ließ er den Stock sinken. In dem Moment schoßen ihm doch einige Gedanken durch den Kopf. Hatte Aemilia Livianus von der Sache mit den Rosen erzählt. Wollte sein Herr ihn in diese Situation bringen, damit er ihn bestrafen konnte und Aemilia würde dann nichts sagen, weil Ganymed ihn doch angegriffen hatte. Zweifel huschten über Ganymeds Gesicht.


    "Das kann ich nicht, Dominus. Euch Angreifen, mein ich!" erwiderte er mit Besorgnis in seiner Stimme. Insgeheim dachte er sich, dass Schläge weil er sich dem verweigerte wohl besser wäre, als Gekreuzigt zu werden, weil er seinen Herren angegriffen hatte.

    Ganymed lächelte freudig als er gelobt wurde. Die Verwunderung hatte er mitlerweilen vergessen und er nickte leicht, durchaus eifrig etwas zu lernen. Er umgriff den Stock ziemlich mittig. Seine Finger schlossen sich recht fest um das Holz.


    Eigentlich hatte er schon eine Weile ein Gefühl für diesen Stock, aber leider immer nur beim Fegen, wenn Cicero ihn mal wieder dazu verdonnert hat, das Atrium auszufegen oder die Terrasse zum Garten zu säubern. Jetzt versuchte er darin mehr als nur seinen Besen zu sehen, sondern eine gefährliche Waffe.


    Nach einigen Sekunden nickte er abermals und hielt den Stock in Brusthöhe fest in seinen Händen. Erwartungsvoll sah er Livianus an.

    Die Fröhlichkeit, das Lachen und die Musik steckte auch Ganymed an. Der Kummer der letzten Tage schien mit einem Mal verflogen zu sein und Optimismus machte sich breit als er, ab der Via Sacra an, weiter der Prozession in der Menschentraube folgt. Seine Schritte waren trotz der kalten Luft beschwingt und er lächelte gut gelaunt. Seinen Blumenkranz hielt er dabei fest in den Händen, damit nicht jemand ihm den Kranz aus Versehen aus den Händen riss. Die Blumen zusammen zu bekommen war nicht einfach gewesen und er setzte doch sehr viele Hoffnungen auf ein Opfer an die Göttin. Neugierig musterte er die Leute, die um ihn herum mit zum Tempel liefen. Dabei musterte er sie auch mal recht unverfroren.

    Sim-Off:

    Ich sowieso...jeden Tag ein Stückchen mehr. Aber auch Ganymed und da er ja jetzt 18 ist, hab ich beschlossen ihm seine Haube wegzunehmen :D


    Und wieder war es soweit! Erst lächelte Ganymed, da Aemilia wohl doch auch Gefallen daran finden konnte, dass er ihr die Rosen geschenkt hatte. Aber mit dem untrüglichen Instinkt einer Frau und seiner Besitzerin hatte sie es wieder herausgefunden, was der Hacken an der Sache war. Ein betretenes Bestürzen trat auf Ganymeds Gesicht. Er fasste sich jedoch schnell. "Die Rosen wuchsen über die Gartenmauern auf die Strassen herunter. Da dachte ich, dass sie um Euch herum viel schöner sind, als wenn sie schnöde von Wagenrädern zertrampelt werden, Domina!" erflunkerte er das erste Mal ohne Rot und ohne Verlegen zu wirken. Immerhin ging es hier um Leben und Tod, wenn herauskam, dass er über Gartenmauern geklettert war und auch vor Patriziervillen keinen Halt gemacht hatte.


    Er lächelte und zuckte mit den Schultern. "Ich denke, dass niemand die Blumen vermissen wird!" fügte er entschuldigend an. Er sah sie an und schwieg schließlich. Sein Herz klopfte heftig, so dass er meinte, dass Aemilia das doch hören könnte. Sein Herz schien ihm sagen zu wollen, dass so manche Worte gesprochen werden sollten. Doch er schwieg. Er wollte Aemilia nicht in die Verlegenheit bringen, ihn zurück zu weisen oder gar trösten zu müssen. So lächelte er nur weiterhin.

    Verdattert sah Ganymed Livianus an und so ließ er auch einfach den Stock los. "Au!" entfuhr es ihm als sein Herr gegen seine Waden stieß. Einen Moment blieb er unschlüssig stehen, weil er sich fragte, ob Livianus das ernst meinte, oder sich mit ihm einen Spaß erlaubte.


    Nur zwei Herzschlag dauerte dies, wo er zum Schluss kam, dass er es riskieren wollte. So nickte er und stellte sich gerade hin, wobei er sein linkes Bein etwas nach vorne stellte und sein Gewicht verlagerte, in dem Versuch einen besseren Stand zu haben. Sein Blick war fest auf Livianus gerichtet. Sollte Livianus noch mal auf seinen Waden schlagen wollen, wollte er vorher ausweichen. An das erinnerte er sich aus seinen schmerzhaften Lektionen in den Ringergruben des Gymnasiums noch gut- nicht seinen 'Gegner' aus dem Auge zu verlieren.


    Doch anschließend sah er Livianus fragend an und schien auch verwirrt zu sein, was ihm sein Herr eigentlich vermitteln wollte...doch nicht etwa wie man kämpfte?!?

    Es war schon eine Weile her, dass Ganymed durch die Stadt streifen durfte. Eigentlich das letzte Mal an den Saturnalien. So war er froh, dass an jenem Tag nicht viel anstand und er sich für einige Zeit aus dem Staub machen konnte. Schlendernd kam er zur Via Sacra und betrachtete neugierig, aber auch ehrführchtig die Prozession.


    In der Hand hielt Ganymed einen Kranz aus Blumen, die er wieder mal in einem Streifzug durch ihm schon altbekannte Gärten erbeuten konnte. Im Trubel all der vielen Leute wollte er den Kranz an die Göttin geben. Immerhin konnte er sehr viel Beistand von ihr gebrauchen, sollte sie mal ein wenig Zeit auch für Sklaven erübrigen wollen. So folgte auch er dem Zug der Feiernden.


    Ganymed fröstelte leicht, während er die Strasse entlang lief, da er doch nur eine Tunika und seine Sandalen an hatte. Doch in freudiger Erwartung auf die Einweihung konnte er das verkraften. Seine blauen Augen streiften weiter hin neugierig über all die Menschen die gekommen waren, der Göttin ihren Respekt zu bezeugen. Immer wieder schaute er nach rechts und nach links, auch einer Gruppe Mädchen hinterher, so dass er nicht immer darauf achtete, wo er lang lief und mal gegen den Einen oder Anderen aus Versehen stieß.

    "Schwertkampf?" Ganymed schüttelte hastig den Kopf und schluckte erschrocken. "Nein, Dominus, das würde ich ganz bestimmt nicht wagen. Ich weiß doch, dass das verboten ist!" Er nickte bestimmt und versuchte eine ehrliche Miene aufzulegen.


    Etwas zerknirscht deutete er mit seiner rechten Hand auf den Stock. "Ich hab bloß damit etwas geübt, weil es ja nicht wirklich als Waffe gilt. Aber man kann sich damit schon erwehren." Er zuckte kurz mit der Schulter bei den Worten. "Wenn Ihr das jedoch nicht wollt, Dominus, dann lass ich das natürlich sofort!" fügte er schnell an.

    Ganymed schwieg für einen Moment. In seinem Gesicht war abzusehen, dass er nicht wußte, was er Aemilia sagen sollte. Er überlegt, ob er weiter sich rausreden sollte, aber irgendwie machte das alles nur noch schlimmer. Eigentlich hatte er da ja nicht so geplant gehabt und innerlich verfluchte er, dass er unbedingt warten wollte, bis Aemilia aufwachte.


    Schließlich seuftzte auch er und zuckte resigniert mit der Schulter. "Es tut mir leid, Domina! Ich wollte Euch nicht anlügen. Ich war wirklich in der Stadt unterwegs. Auch mal kurz bei den Ständen, die aufgebaut waren, doch die meiste Zeit in den Parkanlagen!"


    Er verstummte. Er atmete wieder ein, um zu sprechen, doch dann sagte er die Worte nicht, die ihm erst über die Lippen kommen wollten. Statt dessen sah er Aemilia nur stumm an. Er öffnete wieder den Mund um zu sprechen, griff dann jedoch mit seiner Hand in eine kleine Tasche und holte eine weiß blühende Rose hervor, deren Knospe erst zart erblüht war, deren Blütenspitze jedoch schon einen rot-orangenen Ton aufwies. Er reichte sie Aemilia.

    Erschrocken wirbelte Ganymed herum. Sein Atem ging immer noch verräterisch schnell und er hatte etwas Schweiß auf der Stirn. Verdattert sah er Livianus an, dann wanderte sein Blick zu dem Stock und wieder zu Livianus. Wieder trat sein notorisch schuldbewußter Ausdruck in sein Gesicht. Stammelnd meinte er: "Äh...im Garten...der Stock?" Er sah verwirrt auf seinen Stock und hob den Blick. "Fegen!?!" fügte er leise an. Er biß sich verlegen auf die Lippen.


    Schließlich holte er tief Luft, nachdem er sich etwas mehr gefangen hatte. "Ich wollte nur etwas früher aufstehen, Dominus und etwas...nun ja, mich bewegen. Früher war ich in Milet öfters mal im Gymnasium." Er ließ den Stock sinken und blickte betreten drein. "Es tut mir leid, wenn ich Euch gestört habe, Dominus!"

    Verstohlen schlenderte Ganymed an einem frühen Morgen in den Garten. Hinter seinem Rücken hielt er einen langen Besenstil versteckt. Er gähnte etwas müde, da er in letzter Zeit nicht so früh aus dem Bett musste. Immer wieder sah er sich um, ob ihn jemand sah. Langsam ging er an einigen Schirmpinien vorbei, huschte zwischen zwei Sträucher und sah sich noch einmal aufmerksam um.


    Als er sich alleine und in einer versteckten Ecke des Gartens wähnte, lehnte er den Stock gegen einen Baum. Er holte tief Luft und atmete die Winterluft genussvoll ein. Ohne Eile, er glaubte ja, dass die meisten Hausbewohner noch schliefen, fing er an sich aufzuwärmen. Er lief einige Runden im Garten, blieb einmal mißtrauisch stehen, weil er ein Rascheln hörte. Dann kam er zu seinem Gartenteil zurück. Nach einer halben Stunde, die er damit verbrachte, ging er zu dem Stock und sah ihn prüfend an.


    Schließlich stellte er sich zwischen zwei Pinien. Mit ruhigen Bewegungen und nicht ungeübt, fing er an den Stock herumzudrehen und zu wirbeln. Erst ganz langsam, sehr bedächtig, dann mit jeder Minute, die er dabei war immer schneller. Nach einer schwungvollen Wendung, in der der Stock mit Wucht gegen einen der Bäume schlug, verharrte Ganymed schließlich. Das laute Klacken gegen den Baum hatte einige Vögel aufgescheucht, die erschrocken gen Himmel geflogen waren. Ganymeds Atem ging schnell. Finsteren Blickes starrte er auf den Baum als ob dieser ihn beleidigt hätte.

    Vom Eingang her führte Ganymed den Besucher in das Atrium. Dort angekommen blieb Ganymed stehen und sah Agrippa fragend an. Er legte die Arme hinter seinen Rücken und es schien ihm jetzt leichter zu fallen, freundlich zu lächeln.


    "Und, mein Herr, welche spanischen Freunde wünscht Ihr anzutreffen und wen darf ich melden?"

    Auch Ganymeds Schultern sackten herab. "Ich...!" setzte er an und sah beschämt auf den Boden. Er schwieg und luckte dann mit seinem Blick nach oben. "Ich war nicht beim Fest, Domina!" gab er schließlich leise zu. Wieder schwieg er für einige Herzschläge. Unschlüssig was er sagen sollte, stand er betreten vor Aemilia. Seine Arme versuchte er gar nicht mehr zu verstecken, so dass die Kratzer auf der Haut sichtbar waren. "Es tut mir leid!" fügte er an. "Darf ich gehen?" fragte er leise, so dass man ihn kaum hörte.

    "Saturnalienkönig?" Ganymed schüttelte den Kopf. "Nein, ich mag es nicht, wenn mich viele Leute anstarren!" fügte er stirnrunzelnd hinzu und presste seine Arme wieder fest, wie einen Schraubstock, hinter seinem Rücken.


    "Das ist noch von gestern..." log er ziemlich schlecht und etwas lahm. "Nichts schlimmes, Domina!" Er lächelte und eine leichte verlegen Röte breitete sich auf seinen Wangen aus. "Ich wollte mir alles anschauen, die Feste und so. Und das sind doch meine ersten Saturnalien. In Milet werden sie nicht gefeiert. Und da hab ich die Zeremonie wohl verpasst..." Er senkte den Blick, weil die Röte auf seinen Wangen brannte.

    Wieder etwas verlegen schüttelte Ganymed den Kopf. "Nein, ich war heute nicht beim Tempel. Ich war...ähm...in der Stadt ganz einfach unterwegs!" Hektisch suchte er in seinem Kopf nach Ausreden. Immerhin war er zu dem Zeitpunkt, wo die Zeremonien vollzogen wurde, gerade dabei eine Mauer zu erklimmen und in einen Garten einzubrechen.


    "Auf den Strassen war ja auch viel los...die Feiern und Musikanten und so!" fügte er entschuldigend an. Er hielt seine Arme weiterhin fest hinter dem Rücken und lächelte schließlich zaghaft. "Und Ihr, Domina? Ich hoffe, Ihr hattet nicht zuviel Arbeit damit?" Er deutete auf die Laube und zog blitzschnell seinen Arm zurück, da seine zerkratzte Haut sichtbar wurde.