Den Weg von der Casa Germanica hierher per Pedes zu gehen, war schon eine Anstrengung gewesen, aber den Ärzten gemäß auch nötig, um die alten Gebeine lebendig zu halten. Daher war der ältere der beiden Gastsenatoren dankbar sich setzen zu können. Er ließ dabei das übliche Gestöhne alter Männer weg, denn Avarus mochte derartiges Theater nicht und so schlimm war es denn auch noch nicht. Die Erben hatten also noch guten Grund es sich mit dem alten Herren nicht zu verscherzen. Viele Fragen wurden auch sogleich in den Raum geworfen. Germanicus Avarus versuchte sich alle zu merken. Falls er etwas vergaß zu beantworten, konnte ja entweder Sedulus ihm aushelfen oder der Decimus erneut nachfragen...
"So schnell geht das nicht. Roms Mauern wurden einige Tage belagert. Die Stadt ist ausgebrannt, ihre Bevölkerung verunsichert. Krieg auf heimischen Boden. Bis völlige Normalität eingekehrt ist wird es bestimmt noch ein Jahr oder auch länger dauern."
Ohja schreckliche Monate waren vergangen. Doch die Germanicus Familie konnte da noch ganz zufrieden sein fast ohne Schrammen aus den Wirren des Bürgerkriegs gekommen zu sein.
"Willst Du eine ehrliche Meinung zu den ganzen Testamenten hören oder die Pragmatischste. Ich glaube kaum das das neue Testament aus der Feder des Valerianus stammt, aber keiner wird das wagen anzufechten. Du nicht, ich nicht Sedulus nicht und der restliche Senat auch nicht. Man kann die Curie als gelähmt beschreiben. Immerhin wurde noch kein Exempel statuiert. Die Senatoren des Salinator versuchen nun natürlich ihre Köpfe und Habseeligkeiten aus der Schlinge zu ziehen. Bisweil scheint ihnen das auch zu gelingen. Der Senat tut zur Stunde nichts, er wartet ab. Und die Befragung des Senators Palma wegen dessen möglichen Beihilfen oder Komplotten... wer soll die durchführen? Du denkst doch nicht, das irgendwer im Senat das riskiert dieses Thema nocheinmal anzusprechen. Er wurde durch die Curie als Kaiser legitimiert. Damit ist die Sache vom Tisch. Das wird alles schön Salinator angelastet. Egal wer letztendlich der Giftmischer war."
Auch Avarus wollte von der "Rente" noch was haben und sah keinen Weg zur Wahrheit führen. Wahrscheinlich würde einfach irgendwann Gras über die ganze Geschichte wachsen wie schon so oft in der römischen Geschichte. Was das Volk wollte war klar. Frieden und Wohlstand. Was die Eques und Senatoren sich wünschten, war nicht so weit weg vom Wunsch des Volkes. Am Ende gab es vielleicht noch ein Dutzend Römer die sich für die ganze Wahrheit intressierten. Aber sie taten gut daran Nutzen und Schaden fü sich selbst und Rom abzuwägen.
"Aelius Quarto ist wohl auf. Er wohnt mit seinem Sohn vorübergehend in unserem Haus."
Und hatte das gute Recht dort noch einige Zeit zu bleiben. Genau für solche Unterstützungen waren Freunde nun einmal da.
"Die verbannten Senatoren sind wohl informiert worden und haben sich auf den Weg zurück nach Rom gemacht. Ich gehe davon aus, das sie bald wieder im Senat sitzen und rehabilitiert werden. Keine Ahnung ob sich Palma zudem großzügig zeigt, weil sie unfreiwillig ein paar Monate im Exil hausen mussten."
Germanicus Avarus nahm sich vom Obst. Was saftiges aus der Schaale. Die vielen gesprochenen Worte hatten den Rachen angeraut und ausgetrocknet.