Beiträge von Medicus Germanicus Avarus

    Wahrlich es funktionierte. Mal wieder. Ihre Reise wurde schneller und schneller. Am Ende war es fast schade erneut auf die Füße umsteigen zu müssen. Aber Avarus bequemte sich ebenso -seinem Neffen folgend- aus der Sänfte, um sich die Therme genauer anzusehen.


    Erstmal suchten sie sich einen Ort, der grob betrachtet schlimm aussah, wenig Auflauf von Badegästen bot, die vielleicht neugierig ihre Nasen ins Gespräch stecken wollten und zudem genügend Licht hatte, um die Lage fachmännisch abklopfen zu können. Es dauerte etwas, denn die Sonne war bereits ein ganzes Stückchen durch die Häuserschluchten gewandert.


    "Na dann wollen wir mal sehen."


    Mit der Hand fuhr er über eine bröselige Stelle und brachte damit ein gutes Stück Putz herunter. Es schellte auf den Boden und zerbrach.


    "Upps, ..." Er hatte mühe mit den 'Arbeitsschutzsandalen' auszuweichen, um nicht den Putzfladen auf die Füße zu bekommen. Was er darunter sah, war ansich solide...


    "Siehst du das Sedulus? Genau dies passiert, wenn man eine Mauer zur falschen Zeit verputzt. Ich denke unser Problem ist hier weitaus kleiner. Es besteht nur aus Pfusch an der Fassade. Es sei denn Du wolltest mir noch etwas Anderes zeigen."

    "Kaum ein Officium der Stadt hat soviel Mittel zur Verfügung wie das Deinige. Es mag zwar sein, das gerade auch die alten Gemäuer unsägliche Summen verspeisen, aber ich denke bevor du an Spender heran treten mußt, fließt noch viel Wasser den Tiber hinunter. Zumal es ja am Anfang des Jahres nun stattfindet. So kurz vor dem Winter wie jetzt würde ich es ja noch verstehen, das du eine melankolische Art an den Tag legst."


    Der Onkel grinste kurz und merkte beim kurzen Blick aus der Sänfte auch, das es heute besonders langsam vorwärts ging.


    "Hm keine Ahnung. Vielleicht gab es eine frische Lieferung Brot und alle auf der Empfängerliste denken sie kommen nicht mehr dran, wenn sie erst Morgen zum Speicher des Praefectus Annonae hasten. treib die Sklaven einfach etwas an, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!"


    Das stimmte nicht so ganz, denn Avarus hatte sich heute mal vorgenommen keiner Tätigkeit nachzugehen, die außerhalb der Inspektionstour wie sonst üblich anstand. Doch zwischen verschwitzten Leibern zu warten, das es endlich vorwärts ging, war nun auch nicht so lecker...

    Hm da hatte er jetzt mehr erwartet. Alles Themen, die unendliche Male bereits die Hallen des Senats durchlaufen hatten und nie fand sich eine richtige Mehrheit. Alles in Allem sah es so aus, als wäre das oberste Ziel die Taschen der Senatoren weiter zu füllen und deren Wohlstand aufrecht zu erhalten. Ihm war nicht ganz klar, wie das Kandidatenpaar die Unterstützung der Patrizier in diesen Themengebieten bekommen hatten... war es vielleicht eine Einzelaktion des Martinius? Ohne Frage waren dies jene Vorschläge, die gerade bei den alten Gentes immer wieder auf massiven Widerstand gestoßen waren.


    Freilich gab es immer einen führenden Consular und einen Zweiten im Schatten dessen. Das sich aber der Ältere von Beiden, der in seiner "flammenden" Antrittsrede das weise Alter geadelt hatte nun mit dem Sonnen freien Platz zufrieden sein sollte, war Widerspruch genug. So recht glaubte Avarus noch nicht daran, das gerade diese Konstellation das Beste für Rom war und er würde die weiteren folgenden Worte genaustens prüfen, um die Wahl Stimme nicht leichtfertig zu verschleudern.

    Elefant im Glasladen oder so ähnlich hieß es doch das Sprichwort. Das rhetorische Feingefühl schien völlig abhanden gekommen zu sein und die offene Ankündigung schon vor der Wahl für eine ja kriegerische Haltung gegen den Block des Praefectus Urbi zu stehen, machte die Zeit nach der Wahl sicherlich nicht leichter. War die Frage wieviel Einfluss Vescularius Salinator besaß, um die Wahl für sich zu entscheiden. Aber vielleicht war es ja auch das, was Vinicius Lucianus beabsichtigte zu ergründen. Wieviel Macht ruhte in den Händen des Praefectus Urbi wirklich. Doch sollte dies so sein, dann war es trotzdem ein gefährliches und heikles Manöver. Es hieß zwar das Glück ist mit den Mutigen, aber manchmal kam auch Übermut vor dem Fall. Für Avarus hindes war klar, das an dieser Kandidatur mehr dran war, als an all denen der letzten Jahre. Da raschelte etwas im Busch. Blieb zu hoffen, das es zum Wohle Roms war und nicht die Stadt in ein dunkles Zeitalter führte. Zuviel hatte sie in den letzten Jahren des Friedens an Blüte gewonnen...

    Hatte es dem Quästor die Sprache verschlagen? Nun das Wetter war gut, die Sonne wärmend. Also genoss Avarus die frische Briese vom Meer. Der salzige Geruch war etwas Feines. Zumindest wenn man ihn nicht ständig in der Nase spürte...

    "JA lass uns den Ort wechseln."


    Hier war aber auch alles gesehen. Avarus begab sich auf das Bankett der Straße und wartete noch kurz, damit der Sedulus folgen konnte. Dieser hatte auch gleich noch eine Frage, die es nicht so leicht war zu beantworten.


    "Hm schwer zu sagen, aber zwei drei As wird der Spaß schon kosten. Kommt aber auch drauf an, wie teuer die Säulen werden. Ich habe aber einen Klienten, der auf meinem Land in Mauretanien Marmor gewinnt, wenn du willst schreibe ich ihm mal, dann könnte es preiswerter werden. Also nur, falls dir selbst niemand einfällt, damit die Kosten im Rahmen bleiben."


    Der Einstieg in die Sänfte gestaltete sich etwas schwierig. Aber Sedulus war ja schon drin und mußte so nicht im Stehen auf den Onkel warten. Dieser hatte es aber endlich geschafft und gab das Kommando vor, das es losgehen konnte...

    In einem Alter in dem sich Matinius Agrippa befand gerade damit zu werben, war schon bemerkenswert. Mindestens die Hälfte seiner Altersgruppe war dement, senil, gebrechlich oder wenigstens regelmäßig krank. Viele Römer wurden nicht mal so alt. Wieviele Jahre lag das Consulat jetzt zurück? Zuviele um sich daran zu erinnern. Auch hier schien es eine Abmachung mit den Patriziern zu geben. Erneut lupfte Avarus seine linke Augenbraue. Was führte man im Schilde. Warum holte ein Vinicius Lucianus den schon längst im Ruhestand verschwundenen Matinius Agrippa aus der Gruft zurück, um sich für das Amt des Consularen ein zweites Mal aufstellen zu lassen? Noch dazu war auch hier nichts davon zu erfahren, was denn nun Rom in der nächsten Amtszeit besser machen sollte. Wieder war es Senator Purgitius, der als Erster die Fragenrunde begann. Doch wenigstens hier wollte Avarus ebenfalls gleich mit einsetzen. Das war doch auch ein gutes Mittel zu prüfen wie es wirklich um die Vitalität stand. Immerhin hatte der Senator Matinius damit Gelegenheit zu zeigen, das er sich noch mehr als eine Frage merken konnte...


    "Du sprichst von gleich gesetzten Zielen mit dem Bewerber Vinicius Lucianus, Matinius Agrippa, aber Ihr lasst uns trotzdem im Dunkeln tappen. Mit welch großartigen Leistungen für Rom wirbst Du um unsere Stimmen bei der nächsten Wahl zum Cursus Honorum?"

    Auch für Senator Avarus war das Gerede für eine Bewerbung zum Consulat sehr kurz. Der Senat war doch eine Instanz, die dadurch bestach mit Worten Meinungen zu formulieren, Positionen zu umschreiben und letztlich blumige Aussichten auf etwas zu machen, das dann meist viel nüchterner ausfiel. Doch der Mensch vergaß auch genug, um nicht jedes Wahlversprechen nach der Amtszeit zu rezitieren. Diese Maßnahme zum Einstieg in den Wahlkampf fand er selbst dann aber doch zu fad. Nicht das der Vinicus groß fürchten mußte seine Stimme nicht zu bekommen, aber ein wenig Rhetorik durfte auch er an den Tag legen. Immerhin bestand der Senat nicht nur aus dem Dutzend Senatoren, derer er sich ohne große Mühe sicher sein konnte, sondern auch einem reichlichen Block Wölfen, die jedes Wort zehnmal prüften und hinterfragten. Wenigstens hatte Purgitius Macer ihm das abgenommen, was ein jeder Senator hören wollte. So blieb ihm Zeit den Kandidaten äußerlich zu studieren und darüber nachzudenken, was der Tiberius gerade eben für eine Brücke geschlagen hatte. Üblicherweise war dieser doch von vornherein immer erstmal gegen alles, was nicht seinem Stand entsprach. Vielleicht würde der Tag doch noch intressant werden. Zuviele Versammlungen kamen in den letzten Wochen der Ödnis Judeas gleich.

    Ad
    P' Germanicus Aculeo
    Praefectus Vehiculorum - Italia
    Casa Germanica - Mogontiacum
    Provincia Germania Superior


    Salve Aculeo, bezüglich Deines letzten Schreibens konnte ich Dir noch keine Antwort schicken. Doch Du schreibst mir erneut und bringst wiederholt gute Kunde damit nach Rom. Seitens der Peregrini Roxane verändert sich ihr Anstellungsverhältnis zu dem eines Tabellarii. Ihr Stand reicht einfach nicht aus, um den Posten des Stationarius zu bekleiden. Ähnlich ist es bei Deiner Neuwerbung Mathayus Magonidas. Auch er ist Peregrini und kann nur als einfacher Postbediensteter in den Dienst gestellt werden. Für Beide trifft aber zu, das es nicht ein reisender Posten sein muß. Zuviele Aufgaben stehen auch in den jeweiligen Stationen an. Ich kann mir vorstellen, das gerade diese Möglichkeit dazu beiträgt, das beide Peregrini den Weg zum Cursus Publicus finden, denn ein Händler wird zum Beispiel nicht bereit sein tagelang für die Post durch Wald und Wiesen zu reiten weit weg von seinem Geschäft.


    Nun zu Dir. Ich hatte vor einigen Wochen ein Gespräch mit dem neuen Praefectus Praetorius Terentius. Mir schien es ihm ist es ein Dorn im Auge, das gerade der PV von Italia durch den Norden reist. Wir beide wissen, das diese Reise vorallem auch der Neuausrichtung des Cursus Publicus in dieser Region dient. Ich versprach ihm damals, das Du vor dem Winter zurück in Rom wärst. Nun steht die kalte Jahreszeit kurz bevor und ich frage Dich wie es damit ausschaut. Sollte Dein Aufenthalt noch mehr Zeit in Anspruch nehmen, sende mir einen Grund dafür, der auch bei den Fragen des PP stand hält.


    Bis auf ein neues Zeichen von Dir verbleibe ich mit familieren Grüßen an Dich,



    PS: Die Ernennungsurkunde der Peregrini Roxane liegt diesem Schreiben bei. Die Entscheidung des Mathayus Magonidas ob nun ja oder nicht, steht noch aus.


    Rom, ANTE DIEM XIII KAL DEC DCCCLXI A.U.C.



    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH


    Roxane


    MIT WIRKUNG VOM


    ANTE DIEM III KAL NOV DCCCLXI A.U.C.
    (30.10.2011/108 n.Chr.)


    ZUR


    TABELLARIX DISPOSITIX



    Sim-Off:

    zweimal Dienstpost bitte, danke!

    "Hab ich mir schon fast gedacht."


    Die Aussage des Sklaven war zwar recht wage, aber dessen Hände wiesen Spuren von zermalenen Holz auf. Viel mehr mußte er nicht wissen und viel mehr wollte er dem Sklaven auch nicht das Gefühl geben wichtig zu sein und gebraucht zu werden. Dieser Überblick reichte wirklich fürs erste.


    "Dann bleibt Dir wahrlich nichts anderes über, als das Gebäude zu sperren und eine große Baumaßnahme fürs Frühjahr zu planen und auszuschreiben. Da machen sich die Wintermonate prächtig für. Genau in dieser Zeit lassen sich die besten Handwerker trotzdem recht preiswert verpflichten. Wenn man erst im Frühjahr damit beginnt, werden die Fachkräfte schon wieder rar und die Preise steigen."


    Ansich waren sie fertig hier... oder?!

    Man sieht mich zwar ab und an im Forum rumgeistern. Doch meist ist es nur lesender Weise. Das ist aber auch zum Mäuse melken. Auf der einen Seite will man, das solch eine Simulation mit Leben ausgefüllt wird, auf der anderen Seite fehlt aber richtig gehend die Zeit selbst die wichtigen Beiträge zu lesen. In der Woche komm ich zu ein paar Passagen mehr nicht. Am Wochenende bin ich nur mehr zwei Tage zu Hause. Das bedeutet natürlich, das nicht alle Zeit der Welt für's Inet drauf gehen kann und soll. Zwar gelobt man immer wieder Besserung, aber so recht will sie nicht eintreten. Ich persönlich brauche immer eine Weile, um mich richtig einzulesen, mich in die Zeit zu versetzen. Das ist Leben. Augenblicke, die gewollt sind, die aber zur Stunde selten sind.


    Was ich damit sagen will, entspricht in etwa dem, was ich bei meinen letzten Postings schon geschrieben hab. Ich bin lesend da, aber die Antwort kann dauern. Selbst jetzt wo ich vorfristig den heimischen Hort erreicht habe, zündet der Geist nicht so recht. Ich versuche aber die drei Threads, die "zum Glück" gerade nur laufen in den nächsten beiden Tagen mit fort zu führen. Ansonsten kann ich nur hoffen, das es nach dem Weihnachtsfest besser wird. Geloben kann ich garnix, dafür bin ich in der Welt da draußen zuviel Sklave und zu wenig unabhängig. ;)

    Er lauschte gespannt den Worten. Merkte dabei, das der Sklavenrücken recht schnell unbequem wurde und erhob sich damit, um vor seinem Gesprächspartnern im Stehen weiter zur Verfügung zu sein.


    "Das wäre eine gute Idee. Nicht das ich selbst darum bange, aber in gewisser Weise immer auf den neusten Stand zu sein, ist denke ich das Anliegen aller Politiker. Du kannst mir also gerne eine Abschrift zukommen lassen."


    Wenn er schon mal stand, konnte Avarus auch auf die Erdlöcher einen Blick werfen. Was er sah, war ansich recht gut, denn in den Grabungen bildeten sich keine feuchten Stellen. Das Grundwasser lag also in tieferen Schichten.


    "Stein ist zwar nicht Stein aber mit einer knappen oder reichlichen sechsstelligen Ziffer sollte die Civitas schon rechnen. Ich wüßte nicht wo in der Nähe Naturstein gewonnen würde. Die Ziegeleien in und um Ostia wären sicherlich schnell überfordert. Immerhin ist es eine aufstrebende Stadt wo nicht nur dieses Bauprojekt Jahr für Jahr große Massen von Ziegeln verzehrt. Aber ich denke, wenn man sparsam ist und wenig Prunk verbaut, schafft man es mit eiinhunderttausend Sesterzen auszukommen."


    Plus Nebenkosten, aber das wußte der Iulius sicherlich, das mit einem Preis niemals alle Verbindlichkeiten am Bau gemeint waren.


    Senator Avarus gesellte sich an die Seite des Marcus Iulius Dives und blickte ebenso hinab. Doch es war nicht unbedingt der Boden der ihn intressierte, sondern die Arbeit, die der Gräber verrichtete. Sein mühsames Kratzen verriet mehr, als eine Handvoll Staub aussagen konnte. Und Avarus mußte sich die Finger nicht schmutzig dabei machen.


    "Das schaut doch sehr gut aus. Ist es im gesamten Baugebiet wie hier sehe ich keine Probleme. Zumal das Grundwasser noch tiefer zu liegen scheint. Um Sicher zu gehen, würde ich da allerdings ein zwei Tage abwarten und schauen ob sich eine oder mehrere der Gruben von unten her füllen."


    Denn auch das Wasser wanderte durch verschiedene Schichten. Mal lag es etwas tiefer, mal stieg es an. Das sah man zwar auch nicht innerhalb von zwei Tagen, aber ganz ohne Grundwasser in den Baugruben würde es sowieso nicht abgehen. Man mußte es immer mit einrechnen.

    Avarus nickte. Das war wohl die beste Lösung vorerst. Die Anrainer würden das auch verstehen, denn jeder merkte, das die Temeraturen kühler wurden. Der Winter konnte schon recht bald Einzug halten.


    Für das handwerkliche Gebahren trat er hindes einige Schritte zurück. Er wollte weder von einem lockeren Dachstein erschlagen werden, noch besonders viel Schmutz auf die Toga bekommen. Außerdem half der Abstand den Hals zu entlasten, blieb der Blick doch in einem erträglichen Maß ohne das Genick zu sehr zu dehnen.


    "Aber Du hättest die Möglichkeit gehabt, gleich einen dieser Handwerker mit herzu zu beordern. Doch dafür ist es nun zu spät."


    Als wüßte er nicht selbst wie ausgebreitet sich Rom über die Hügel rings um den Tiber zog. -.^


    Die Aussicht des Sklaven nach oben zu klettern, hatte wohl aber eine andere Wirkung.


    "Ihm wird doch nicht schwindlig werden, wenn er die fünfte Stufe überstiegen hat?"


    Nicht das Avarus den Sklaven irgendwie bedauerte, aber er hoffte nur darauf, das dieser auf den Sprossen zurück nach unten kam und nicht voller Dummheit fiel, um das Pflaster zu vermessen. Solch ein hoher Sturz konnte tötlich enden. Noch dazu war dann der Tag sowieso dahin und auch die Kleidung der Senatoren.


    Doch selbst hoch? Nein Danke!


    "Heb oben ein paar der Dachziegel vorsichtig aus und schau mit den Fingern, ob die Balken darunter bröselig sind."


    Gab er dann lieber noch gezielte Aufgaben, denn mit einfachen Schauen da oben konnte man nur die Dachwelt des Bezirkes erkunden, aber nicht den Fehler für die Bauschäden finden.


    "Aber pass auf. Ich will keinen der Ziegel hier unten sehen. Sei vorsichtig dabei!"

    "... und dieser Vorschlag Liegegebühren einzuführen, geht von welchem zeitlichen Rahmen aus?"


    Nun wollte Avarus das schon genauer wissen. Immerhin hatte er eine Vielzahl von Klienten, die sich dem Seehandel verschrieben hatten oder für eigene Produktionen Rohstoffe übers Meer schafften. Da war solch eine Information natürlich Gold wert. Zumal dann wenn es raus kam schnell die Liegebecken in umliegenden heute unbedeutenderen Häfen vergriffen waren. Da half es diesen Vorteil auszunutzen.


    Er kam zum Circus zurück. Eine fünfstellige Summe konnten gerade mal zehn Aurei sein oder aber fünfzig. Avarus entschied sich nicht zuviel zu erwarten.


    "Für einen kleinen Holzbau sollte eine fünfstellige Summe schon reichen. Ich halte diesen Standort oberflächig gesehen für perfekt. Aber für eine Analyse müßte man die Erde aufschlagen. Ich halte nicht viel davon ein Gebäude auf altes Moorland zu setzen oder auf zuviel Sand zu bauen. Fels ist natürlich perfekt, aber ein anderer fester Untergrund reicht auch aus."


    Eine Pferderennbahn erzeugte imense Schwingungen. Das Schlagen der Hufe, das Poltern der Wagen. Bei einem Holzcircus erlebte der Zuschauer jede Runde rüttelnd mit. Sowas war nicht für die Ewigkeit gebaut, aber eben preiswert.


    "Man müßte schon zwei drei Meter runter graben, um den Boden angemessen zu untersuchen. Und es sollte an mehreren Stellen geschehen, um ganz sicher zu gehen."


    Das war doch mal eine Aufgabe!

    "Für eine notdürftige Reparatur wird die Zeit schon noch reichen. Es hat bis jetzt gehalten und ich glaube nicht, das diese Risse dazu führen, das die Säulen in den Wintermonaten nachgeben."


    Seinen Kopf würde er aber trotzdem nicht darauf verwetten. Es war am Ende Sedulus, der die Entscheidung treffen mußte, was die Zugänglichkeit zum Gebäude betraf.


    "Du wirst doch wenigstens eine Handvoll fachkundiges Personal auf dem Bauhof haben. Wer macht denn sonst die Arbeiten?"


    Bei solchen Aussagen wurde es dem Onkel himmelangst, dachte er im Bezug daran was Roms Bauwerke anbelangte.

    Wurde er etwa vergesslich? Nein Sedulus hatte doch nichts davon erwähnt oder doch?


    So lauschte Avarus den Ausführungen und nickte ab und zu. Bei manch gesprochenen Wort blickte er kritisch auf das Gelände. Es war die Vision einer kleinen, aber bedeutenden Stadt. Fraglich nur, ob sie es zu stemmen vermochte und vorallem auch ob sich die Pferderennbahn rechnen konnte. Immerhin waren auch die Unterhaltskosten eines solchen Spektakeltempels imens.


    "Wie weit hat man denn in Ostia bereits die allgemeinen Planungen voran getrieben?"


    Fragte Avarus daher ersteinmal. Immerhin war das kein kleines Projekt. Vielmehr ein Gigant, den es an vielen Punkten zu untersuchen und zu berechnen gab.


    "... habt ihr euch zudem Gedanken darüber gemacht, wie ein solcher Betrieb in Ostia zukünftig unterhalten werden kann?"


    Zwei grundlegende Fragen, die vor jeder Ausführungsplanungsphase einer Baustelle geklärt sein sollten.

    Avarus hatte nach der Gratulation noch keinen so richtigen Ansatzpunkt für eine Gesprächsrunde gefunden. So nahm er sich erstmal einen Becher verdünnten Wein von einem vorbei schwebenden Tablett und lauschte den anderen Themen, die allesamt auf Tuchfühlung gingen. Er kümmerte sich hindes auch um seine Augen und notierte innerlich die Gästeliste. Man hatte mal wieder die ganzen elitären Kreise ins Haus gelockt. Nun zu so einem Abend konnte es schon feucht fröhlich werden. Doch bis dahin konnte noch viel Wasser den Tiber hinunter fließen.
    Als die Zeremonie dann begann, staunte er nicht schlecht. Denn irgendwie hatte es seine Lucilla wiedermal in den Mittelpunkt geschafft. Es stand ihr wahrlich gut Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Fast sah es so aus, als müßte das Hochzeitspaar verblassen. Doch bevor sie ihre Aufgabe nicht gemeistert hatte, war es töricht eine Bewertung abzugeben. So drängelte Germanicus Avarus sich galant in die erste Reihe der Zuschauer et Gäste und hoffte eine perfekte Eheschließung zu sehen. Immerhin würde dieser Akt später die Gesprächsblasen von ganz Rom füllen...

    Decken? Das war wohl das Mindeste, das man erwarten konnte. Ansonsten hielt Germanicus Avarus diese Art der Sitzgelegenheit als durchaus spartanisch. Man hätte doch zumindest ein paar bequeme Armsesselstühlen mitnehmen können, um angemessen und vorallem bequem zu sitzen. Hier würde er schon nach wenigen Minuten einen schmerzlichen Rücken haben. Aber er wollte sich auch nicht zu senatorenhaft geben und hoffte darauf, das etwas mehr kam während seines Besuches, als ein stapaziöser Spaziergang und ein verschweißter Sklavenrücken.


    Wenig erfreut setzte er sich und ließ den Blick über die Isola Sacra gleiten. Wenigstens dieser Ausblick erhellte sein Gemüt.


    "Wirklich ein schöner Flecken Erde, wenn nicht Hafen und Stadt die Ruhe trüben würden, ein wunderbares Grundstückchen am Meer...."


    Aber für solcherlei Gedanken ...Finca oder Villa Mare und dergleichen war das Eilland ja auch nicht gedacht.

    Er popelte noch ein wenig mit den Fingern in den Rissen herum, als er seinem Neffen zuhörte und nickte dann beiläufig.


    "Die Säulen ohne Frage. Wir Römer haben ja einen Hang dazu alles pompös und überdimensioniert zu planen und dann auch zu bauen. Doch wenn Wasser bis hier runter gelaufen ist, wird es auch vor den Balken der Dachkonstruktion nicht halt gemacht haben. Wir müssen da jemanden rauf schicken, der sich die Qualität dort oben anschaut. Wenn damals Frischholz oder abgelagerte Balken einfach so drauf gesetzt wurden ohne sie zu behandeln. Wird es bestimmt Fäulnis geben. Überall dort wo sich das Wasser einen Weg nach Unten gesucht hat."


    Avarus machte damit auch klar, das er nicht vor hatte selbst nach oben zu steigen. Für solche Klettertouren war er schlicht und einfach zu sehr auf sein Leben bedacht. Noch dazu ein römisches Baugerüst eine arg klapprige Angelegenheit war.


    "Kann also sein, das du nicht die Maurer, sondern die Zimmerleut noch vor dem nächsten Eis hier brauchst."

    Bevor ein Ereignis angemessener Größe in Rom stattfand, wurde es immer zu dem Spektakel des Jahres hochstilisiert. Für Avarus war die Woche anstrengend verlaufen und so ließ er im Atrium seines Hauses die Würfel sprechen, um heraus zu finden ob er an diesem gesellschaftlichen Event teilnehmen würde. Egal wie sehr er das Ergebnis der Würfel beieinträchtigen wollte, sie sprachen immer dafür. Das mußte ein Omen sein oder zumindest ein Wink mit dem Zaunspfahl. So ließ er sich ein Bad einlassen... das dauerte, dann ausreichend Salbe auftragen und eine angemessene Toga nebst Schmuck ankleiden. Als es dann soweit war, stand die Sänfte frisch "bereift" vor dem Haus und er ließ sich mit schnellem Schritt zum Haus der Decimer bringen. Immerhin war die Zeit schon voran geeilt.


    Hier angekommen, war bereits mächtig was los und er hatte Mühe (oder seine beiden Drängelsklaven) sich einen Weg zum Brautpaar zu bahnen. Endlich im Zynit des Festes angekommen, stockte ihm der Atem. Anstatt sein Verschen aufzusagen, um damit Braut und Bräutigam zu gratulieren, brachte er nur: "Lucilla!" heraus, öffnete die Arme und umschlang sein Weib. Oh welch herrlicher Duft sie umgab... ansich konnten sie gehen und den Abend zu einem der Besten dieses Jahr werden lassen. -.^


    ...doch stopp das war eine Hochzeit. Er ließ daher von ihr ab, zeigte eine breites Grinsen. Drückte seinem Eheweib noch einen Kuss auf die Wange, um dann doch zurück zum Brautpaar zu gehen.


    "Entschuldigt, aber manche Überraschung übermannt mich doch. Euch Beiden wünsche ich, das ihr das Glück bereits gefunden habt und nicht mehr danach suchen müsst. Viele, viele glückliche Jahre und ein dutzend kleiner Racker, die euch immer und immer wieder verzaubern."


    Es war nur höflich noch einen Moment zu warten obwohl es ihn bereits zu Lucilla zurück zog und zu der brennenden Frage wie es ihren Kindern in Hispanien eigentlich ging...