Beiträge von Medicus Germanicus Avarus

    Avarus störte es ganz und garnicht, das der Praefectus ganz ohne tamtam vor seiner Tür gestanden hatte. Er wertete diesen Umstand nicht weiter aus. Es war eine übliche Form der Kontaktaufnahme und viele überorganisierende Schreiben völlig überflüssig.


    "Ja mein Neffe hat mir davon berichtet. Er gibt dir die Möglichkeit sein Weidegrund zu nutzen. Nicht wahr?!"


    Der Senator würde tunlichst vermeiden darüber zu sprechen, das er und Sedulus desswegen aneinander geraten waren. Denn wozu Konkurrenz erzeugen, wenn das Segment Luxuspferde auch leicht von den Germanicii ausgefüllt werden konnte.

    "Unser Weideland erstreckt sich viele hundert heredium rings um Mogontiacum. Mir wird in Rom oft an den Kopf geworfen Ländereien zu horten, nun sie liegen zu neunzig Prozent hier und sie dienen der Zucht von Pferden. Über fünfhundert Stuten werden von reichlich hundert Hengsten gedeckt. Die aufwendige Dresur läuft pro Tier und Zyklus immer drei Jahre. Erst dann werden die Pferde zum Verakuf angeboten. Mehrere Gutshöfe sorgen für Futter und Unterbringung der Tiere. Nein Terentius Primus ich muß hier keinen Markt erobern. Faktisch gehört meiner Gens soviel Land um Mogontiacum herum wie keinem Anderen. Und die Duccier? Handwerker, keine Bauern."


    Er verschwieg ebenso, das seine betuchtesten Käufer in Rom lebten oder eben zur Zeit in Misenum. Der Terentius hatte was von seiner Zucht erzählt, da wollte Avarus nicht zuviel seiner Klientel bereitwillig über den Tisch reichen.


    "Du sagst selbst, das du eine Zucht hast. Geht es dir oder der Ala darum das billigste Pferd zu nehmen, auch wenn du weißt, das es seinen Reiter nicht durchs Feuer tragen wird oder liegt dir mehr daran Qualität den Eques anzubieten, weil dir das Leben und die Einsatzbereitschaft deiner Soldaten wichtig ist."


    Avarus wog ab wohin es führen würde. Er trank einen Schluck und beobachtete sein Gegenüber.

    Ein Sklavenjunge kümmerte sich hindes um zwei Becher und die Krüge zum mischen des Getränks. Es mußte dazu kein langes Aufheben gemacht werden, denn die Sklaven wußten, das der Hausherr gern mit angefeuchteter Kehle in Unterhaltungen glitt.


    "Dem Ansinnen hätte ich auch wenig entgegen zu setzen. Da hab ich also nochmal Glück gehabt, den Göttern sei Dank. Nun setzen wir uns doch."


    Ohne Eile begab er sich in eine Ecke des Raumes, wo einige Klinen aufgebaut waren. Feine Hölzer trugen üppige Kissen, die Avarus jetzt zur Seite hob, um sich zu setzen.


    "Es ist noch garnicht lange her, das ich an das Castellum in Confluentes schrieb."


    Erwähnte er eher beiläufig. In seinen Gedanken schob sich die Vermutung ein, das man durchaus Bedarf hatte, kam sogleich der Befehlshaber der Truppe zu Besuch, um über Reittiere zu verhandeln. Es konnte aber auch gut möglich sein, das der Terentius anderweilige Geschäfte in Mogontiacum erledigt hatte. Immerhin saß auch der Statthalter in dieser wunderbaren Stadt.

    "Ja Reitpferde sind schwierig zu züchten vorallem dann, wenn man mit ihnen plant zu Felde zu ziehen. Scheu wie sie von Geburt an sind, würden sie nie das Feuer bezwingen oder den Lärm einer Schlacht stand halten. Doch zur Zeit ist Frieden. Trotzdem sind Pferde ein wichtiger Bestandteil der römischen Armee, nicht wahr. Du zeigst prinzipiell Interesse..."


    Er machte eine Pause. Natürlich tat der Praefectus das, sonst hätte ein Bote gereicht, der einen Brief vorbei brachte, indem man schrieb, das es genug Tiere im Lager gab oder so ähnlich.


    "Was stellst du dir vor, Terentius Primus. Weder an der Qualität, noch an der Menge sollte es scheitern. Zwar sind die besten und edelsten Blutlinienfohlen für die kaiserlichen Höfe reserviert. Aber das soll mit nichten heißen, das alle anderen Stuten und Rappen nurnoch was für den Abdecker sind."


    Ein kleiner Witz, auf bürgerlichen Niveau. Avarus wartete ab, was Terentius Primus sagen würde. Mit Sicherheit gab es noch am Münzbeutel rumzufeilschen. Doch das hob er sich lieber auf. Leider gab es nicht viele exklusive Einkäufer wo Geld keine oder wenn dann nur eine sehr untergeordnete Rolle spielte.

    Angekommen war der Gast, der Sklave hingegen begann seinen Weg erstmal durch das Haus. Es war deutlich größer als jenes Gemäuer in Rom. Aber der Senator hielt sich zum Glück nur in wenigen möglichen Räumlichkeiten auf, so würde es nicht zu lange dauern, bis der Gast in annehmbarer Gesellschaft war. Jetzt nämlich standen nur paar Sklaven rum, die in solchen Momenten und vorallem bei fremden Besuchern die Anweisung hatten drauf zu achten, das die wertvollen Siluetten, Kunstwerke etc. auf ihren Plätzen blieben und nix unter Togen, in Säcken etc. verschwand.


    Avarus schlenderte wenig später herein. "Terentius Primus, willkommen." Etwas enttäuscht war er schon... " Du kommst allein?" Eher eine Feststellung, denn weder in dessen Rüstzeug war Platz, noch konnte der Türsklave bestätigen, das vor der Tür ein Haufen Soldaten wartete. Diese Tatsache konnte gut sein oder aber auch weniger positiv. Avarus ließ sich nichts anmerken, er ging zum geselligen Teil über, sowas brach immer die ersten Hemmschwellen. "Etwas Wein, Praefectus?"

    "Termin?" schoss es dem Sklaven durch den Kopf, aber glücklicherweise erinnerte er sich schnell daran, das hier nicht Rom war. Glück für den Gast an der Pforte wohl gemerkt, denn so mancher Türsklave der Gens konnte zäh wie Öl sein, ging es um Eintritt ins Haus der Senatoren Avarus et Sedulus. "Nun dann folge mir ins Triclinium. Ich werde den Senator Germanicus Avarus über deine Anwesenheit berichten."












    SKLAVE - GENS GERMANICA

    In seinen Armen senkte sich der Brief. Avarus hatte ihn nun schon zum zweiten Mal gelesen und doch war die Nachricht seines Neffen aus Rom die Selbe geblieben. Sie besuchten die Heimat also nicht in diesem Sommer. Zum Einen gefiel dem Onkel was er da las. Es würde also ein weiteres Kind baldigst den Namen Germanicus tragen. Zum Anderen stellte es ihn vor schwere Probleme. Wie würde er den Geschmack von Sabina treffen können, kehrte er nach Rom zurück und brachte ein Pferd mit? Niemals konnte er das Kind enttäuschen, wurde es doch jetzt schon schwer getroffen, als die Ansage kam: Nein wir reisen doch nicht nach Mogontiacum. Das Sabina einen echten Dickschädel manchmal haben konnte, wußte Germanicus Avarus nur zu gut. Er war außerdem gewillt es ihr recht zu machen, das hob seinen Status in ihren Augen gewaltig an und er würde im Falle der Fälle einen Fuß bei ihr in der Tür haben, ging es mal wieder um einige Dinge, die kleine Mädchen nicht tun vorallem dann, wenn ein Haus voller seltener Kostbarkeiten steht. Respekt war nämlich ein Wort, das Sabina erst noch lernen mußte. Na nutzten auch die Kulleraugen nichts, denn Avarus hatte schon viele Kinder groß gezogen, kannte ihre Spielchen nur zu gut.


    Ihm blieb nichts anderes übrig, um eine Auswahl mitzunehmen. Die anderen Tiere konnte er in Rom leicht an den Käufer bringen. Vorteilhaft war eine farblich unterschiedliche Herde. Für was würden die Kinderaugen sich denn entscheiden. Dazu half es mit kindlichen Augen zu sehen und er nahm sich vor eins der kleinen Sklavenmädchen mit hinaus auf die Weide zu nehmen. Zwei davon, die in diesem Haus lebten, waren in etwa im Alter von Sabina. Oder besser alle Beide. Sie würden ihm beichten, was für Sie die hübschesten Pferde waren und dann konnte Avarus jene Auswahl mit zurück nach Rom nehmen, dann traf wenigstens ein Tier auch den ausgebildet umfangreichen Geschmack von Sabina.


    Doch heute hatte er andere Dinge zu tun. Sie waren ebenso auf die Pferdezucht angelegt. Dazu hatte er Lucius in sein Haus bestellt, der Tabellarius, der hier in Germanien einige Botengänge für ihn erledigte ohne das seine Briefe erst über die Müjhlenblätter des Cursus Publicus mahlten. Jener kam früh, sehr zeitig um genau zu sein, zu überpünktlich, als das Avarus bereits dem Bett entwichen war. So mußte Lucius etwas warten und sich mit der bereits lange aufgestandenen Küchenhilfe Schnacken bis er etwa eine Stunde später mit dem Senator Frühstücken konnte und so einiges erfuhr, was es in Rom Neues gab. Zwar hatte Lucius Celeripes den Brief selbst mitgebracht, war er doch versiegelt gewesen und zudem war es eine Todsünde die Post zu öffnen oder gar zu lesen, die durch den Cursus Publicus wanderte.


    Avarus hatte die Briefe für Lucius noch nicht fertig, aber den Tabellarius schien der Aufenthalt in diesem Haus auch sichtlich zu gefallen, also warum Grund zur Eile? Sie wechselten ihren Sitzpunkt vom Arbeitszimmer (wo Avarus häufiger aß, um sich die Zeit des Rübergehens zu ersparen - was eine unglaubliche Unart war- ) in den Garten. Die Sonne begann sich über die Dächer zu schwingen und so war es wichtig einen guten noch lange schattigen Platz auszumachen. Was wiederum nicht schwierig war, denn einer der Schreiber war bereits da und hatte Pergament, Tinte und Wachstäfelchen mit Griffel auf einem schattigen Tisch ausgebreitet. Nebenan plätscherte noch ein Brunnen, die Vögel zwitscherten ihr Lied und sonst drang kein Lärm der Straße herein. Ein wirklich vorzügliches Plätzchen, um den Tag anzugehen und in aller Ruhe zu diktieren...

    In der Wisim kann man "nurnoch" 99,99% je Balken erreichen. Gut bei Leben hab ich es nicht probiert, das ist zu teuer, ums einfach mal zu testen. ;) Aber bei einem Mitspieler vor mir fehlt da auch 0,01% Pünktchen.

    "Salve zusammen." grüßte der Legatus die Angestellten im Raum. Sie waren ihm von Angesicht zu Angesicht völlig unbekannt. Was allerdings nicht verwunderlich war, denn ihre Auswahl traf der Praefectus der Provinz. Dieser hatte nur in wichtigeren Belangen wie die Einstellung von Stationsvorstehern ihn persönlich zu unterrichten. Von den Postausträgern kannte Avarus nur Lucius und der war gerade nicht im Raum. So folgte die normale Reihenfolge des Annehmens von Briefen, denn dazu kam man nunmal hier her, um Postgut los zu werden. "Wohin soll die Post denn gehen Senator?" war daher die logische Frage, denn als Senator war Avarus natürlich zu erkennen. "Rom." antwortete er selbstverfreilich, denn Rom war nunmal die Stadt wo die meisten Senatoren auf einem Haufen gluckten. "Aber ich bin nicht nur wegen dem Brief hergekommen." Denn den hätte er auch einem Sklaven mitgeben können, wenn dieser eh den morgentlichen Weg zum Markt nahm, um frische Lebensmittel einzukaufen. Zeit war es nun trotzdem das gute Stück erstmal auf den Tresen zu legen. Viele reichten dazu ein Säckchen Münzen, doch Germanicus Avarus sagte nur: "Wertkarte Gens Germanica bitte. Wieviel ist denn noch drauf?". "Achzig Sesterzen Senator." antwortete man ihm und Avarus fand, das er keinen Stess machen wollte diese Karte aufzufüllen. Den fragenden Blick des Beamten quittierte er daher mit einem Kopfschütteln.


    Der Brief wurde nun in eine Kiste verlegt und von der Wertkarte zehn Sesterzen gestrichen. Damit konnten die Mitglieder der Gens noch sieben Schreiben in die weite Welt verschicken, bevor frische Münzen an den Cursus Publicus gehen mußten.



    Ad
    Senator
    Quintus Germanicus Sedulus
    Casa Germanica - Rom


    Salve Quintus, mein Neffe.


    Ich habe Mogontiacum wohlbehalten erreicht und kann weder über das Wetter, noch über das Leben hier klagen. Mein Weg führte mich wie du weißt über Gallia. Ich soll dir beste Grüße von deiner Tante Lucilla ausrichten. Das Haus in der Stadt ist endlich wohnlich und angemessen hergerichtet. Die Diener haben da ganze Arbeit geleistet. Hier und da hab ich mich bereits zu einigen Festlichkeiten einladen lassen, aber ich bin noch etwas zurückhaltend, was das anbelangt. Selbst die beiden wichtigsten Männer der Provinzverwaltung sowie Sicherung Hungaricus und Livianus habe ich noch nicht zu Gesicht bekommen, aber ich fürchte sehr lange kann ich diesen Kontakt nicht mehr aufschieben. Zu mächtig ist der Eindruck, der daraus entstehen kann.


    Ich hoffe es geht dir und der Familie gut. Sabina freut sich sicherlich schon rießig auf die Reise hierher. Nun ich war schonmal draußen auf dem Gut und ich muß schreiben, das es wirklich wunderbare Tiere sind, die dort grasen. Wann kommt ihr denn nach Mogontiacum? Es ist alles vorbereitet und so die Götter wollen, werden wir eine schöne Zeit in unserer Heimat haben.


    Außerdem kannst du mir schreiben, was in Rom so abgeht. Bald müßten wieder Wahlen sein. Dann verschwinden einige Nichtsnutze aus der Politik und vielleicht wird dann Rom wieder gerechter regiert. Die Acta schreibt nichts, dann darf ich davon ausgehen, das außer Schall und vorallem viel Rauch nichts von diesem Flavius gekommen ist. Zu erwarten war schon wenig, aber überhaupt nichts für Rom während seiner Amtszeit zu tun, hebelt vorallem jene Grundsätze aus, die ansich doch so wehement von diesen Patriziern verteidigt werden. Hach ich rege mich schon wieder viel zu sehr auf. Schau einfach, das ich nicht völlig zum provinzialen Landei verkomme und schicke mir einen politischen Überblick. Schreib mir auch von unseren Freunden. Wie geht es Quarto und Lucianus. Wie steht es um dessen hinreißender Base Petronilla. Wir sollten darüber nachdenken, ob es nicht von Vorteil wäre sie mit einen unserer heim gekehrten Verwandten zu verbinden. Doch dazu sollten wir sprechen, wenn du Mogontiacum erreicht hast.


    Mit dem Segen der Götter für euch möchte ich mich verabschieden.


    Bis bald dein Onkel




    "Ja und was können wir noch für euch tun Senator?" Für Avarus mußte Mogontiacum als das tiefste Provinzkaff in diesem Moment vorkommen, denn in Rom wußte man nur zu gut, das es nur zwei Senatoren Germanicus gab und das einer davon Legatus Augusti cursu publico war. Er seufzte ob diesen Umstandes, aber er gab sich auch nicht den Ruck den ganzen Laden zusammen zu schreien, denn Avarus war im Inneren seines Herzens ein Grundgütiger Mann, der nur eine Feindschaft hegte und pflegte. Diese aber mit vollem Einsatz. Sein Cursus Publicus gehörte nicht dazu. "Tja ich wollte mal sehen, ob ihr anständig arbeitet und ob es Verbesserungswünsche gibt von denen ich als Legatus Augusti cursu publico wissen sollte." Es blieb nicht aus, das er kurz lächelnd die Zähne zeigte und auch die Reaktion war ihm schon häufiger unter gekommen. Nicht oft hatte so ein kleiner Scriba Kontakt zum LAcp. Doch Avarus beschwichtigte ihn mit ruhig anmaßenden Handbewegungen nicht in Ohnmacht zu verfallen. Nein stattdessen pflanzte er sich auf einen Schemel, ließ etwas Wein bringen und die gesamte Officiumgesellschaft damit versorgen -sich eingeschlossen- , um das Gespräch zu lockern sowie endlich jene Dinge zu erfahren, die er angefragt hatte. Wein war wirklich ein guter Kommunikator, denn die Zungen lösten sich und als sie merkten, das der LAcp irgendwie doch einer von ihnen war, wurde das Gespräch auch lockerer...

    Zitat

    Original von Paullus Germanicus Aculeo
    soda mit beeren


    bin wieder da....post wird nun wieder so rasch als möglich befördert.


    Willkommen zurück. Die Briefe blieben aber auch so nicht unnötig lang liegen. ;)


    Ahja bis Montag bleib ich mehrheitlich in Deckung. Guck nur Abends mal mit rein.

    "... Ahh, Philomelus hat dir Casandra zugerufen, das ich dich brauche. Wunderbar. Setz dich wir werden einige Briefe verfassen."


    Avarus war in bester Stimmung. Die viele frische Luft, der lasche Alltag, das ungestörte dahin Leben all das brachte seine Laune auf ein Höchstmaß. Er hatte vor wenigen Augenblicken Casandra beauftragt den alten Griechen zu finden und daher zu scheuchen. Das das so schnell ging, konnte nur Zufall sein. Sicherlich war Philomelus gerade von seinem Studienplatz auf dem Weg zur Bibliothek an dem Arbeitszimmer des Hausherren vorbei gekommen...


    Dem Senator war im Anschluss etwas anzusehen, das sowas wie 'Sonnenstich' formulierte, denn der alte Grieche rannte in einem dicken Mantel an Avarus Tür vorbei.


    "Herr mir fröstelt etwas..." der Sklave merkte selbst, das seine Worte nur Spott hervorrufen konnten und so folgte sofort eine Beschwichtigung hinterher: "Wir Griechen haben es sonst viel wärmer zu dieser Zeit." 'Ahja und im Winter laßt ihr euch dann ein Ziegenfell wachsen oder wie?! So ging es Avarus durch den Kopf, aber er setzte nur ein weiches Grinsen auf und trieb seinen Schreiberling an:


    "Na dann wird dir etwas Arbeit ja genug Wärme bringen, das du den albernen Umhang wegschaffen kannst."


    Dann begab er sich hinter den schweren Eichentisch und plumste auf seinen Stuhl.


    "Bereit?" Ein eiliges Nicken folgte. "Na denn schreib!" Der Senator begann munter drauf los zu sprechen und die flinken Finger des Griechen konnten zu Glühen beginnen. Hier und da ließ er etwas korrigieren oder ersetzte ganze Passagen. Bevor es das Siegel bekam, würde Philomelus das alles nochmal schönschreiben dürfen, aber dafür waren Schriftsklaven ja da...

    Das Schwelgen in der Vergangenheit ist was für Rentner. Gut da kommen wir vielleicht mal alle hin, aber bis es soweit ist rulz die Zukunft.


    Ich weiß echt nicht, was so ein Thread bringen soll, wenn du mal wieder von dir Reden machen willst, Domitianus versuch es mit RPG im Forum.


    Ansonsten wir sehen uns Montag in der AWO :D

    Der Müßiggang forderte schon seinen Tribut. Zwischen den Mahlzeiten gab es wenig Bewegung für Avarus und so fühlte er sich nach einigen Tagen so als ob sein Bäuchlein wuchs. Das durfte natürlich nicht sein und doch scheute er davor zurück die Leckereien zu begrenzen, denn kulinarisch war der Norden schon immer gewesen. Während man es in Rom vorallem abgefahren mochte, hatte man in Germanien die eher deftige Küche kultiviert. Er liebte sie so sehr und Germanicus Avarus merkte sehr schnell, was ihm in Rom gefehlt hatte. Doch Avarus mußte sich etwas einfallen lassen, wollte er im Herbst nicht als fette Kugel vor Lucilla stehen. Denn so hatte er sich vorgenommen, der Rückweg mußte einfach nochmal über Gallien gehen.


    Letzte Nacht hatte der Senator intensiv geträumt. Nichts Schlimmes, nein vielmehr eine Geschichte, die einen Menschen so stolz und glücklich machen konnte, vorallem dann, wenn man der Vater war. Es war irgend so eine Reise gewesen. Bestes Wetter, wie das in Träumen dieser Art meist der Fall ist. Und die Reise ging über Gallia. Avarus war darin nichtmal ganz vom Pferd gestiegen, als ein quirlliges Mädchen mit zwei langen schwarzen Zöpfen auf ihn zugehüpft kam. Ein breites Lächeln im Gesicht zeigte und lauthals Papa,Papa,Papa schrie. Sie eroberte sofort eins seiner Beine und schien ihn nie wieder loslassen zu wollen. Die in der Ferne stehende Mutter zeigte ein gefälliges Gesicht. Ja und als der Avarus dann hinunter blickte, die sonnige Miene in seinem Herzen aufnahm, da dachte er gleich wieder an Lucilla. Keine Frage, so ähnlich waren ihre Züge. Dann passierte immer das, was eintrat, wenn man einen Traum einfach nur zu gern weiterträumen wollte, Avarus wachte auf, konnte sich für den Moment nur an die letzten beiden Bilder erinnern und versuchte sofort wieder einzuschlafen, um die Fortsetzung ja nicht zu verpassen. Aber sie war bereits weg, die Geschichte schien beendet zu sein und die restliche Nacht wurde zu einem zögerlichen Ruhen. Viel wälzte er sich herum, drehte das Kissen unter dem Kopf, fand es auf einmal viel zu warm, wollte das Fenster öffnen, aber es stand schon sperrangelweit offen. Schlupfte zurück ins Bett und fand doch keine Ruhe mehr.


    Was wenn an dem Traum ein kleines Fünkchen Wahrheit dran war? Was wenn er vor wenigen Wochen bei seinem Aufenthalt in Gallien wirklich einen frischen Braten in die Röhre geschoben hatte? Selbstgefällig ließ ihn dieser Gedanke nicht mehr los und er mußte immer wieder breit grinsen, dachte er darüber nach...

    Das stimmte natürlich. Lucius war ein Tabellarius und die hatten ihre ständigen Routen zu bedienen. Da seine nicht nach Rom führte, konnten sie sich auch nicht über den weg laufen. Lebte, wohnte und arbeitete Avarus in der ewigen Stadt am Tiber.


    "Nun ich wüßte nicht, warum sich deine Arbeit ändern sollte. Du hast einen guten Stand im Cursus Publicus. Nicht viele halten die anstrengende Arbeit so lange aus. Noch mehr treibt es nach oben. Ich bin erfreut, das dieses ständige Streben nach mehr und noch mehr dir zu wider ist. So erfahrene Tabellarii wie dich gibt es selten. Lucius."


    Doch genug der Lobeshymnen Avarus wollte natürlich was von Lucius und es war an der Zeit mit dieser Aufgabe ans Licht zu treten.

    "Iulia Venusia ist dir doch ein Begriff, nicht wahr? Nun sie hat in Rom einen wichtigen Dienst versehen. Ich wußte, das ich mich auf sie zu hundert Prozent verlassen kann. Nicht nur was die Schnelligkeit und Pünktlichkeit anbelangt sondern auch was ihre Verschwiegenheit betraf. Hier in Germanien brauche ich ebenso einen Tabellarii, der meine Wünsche pflicht gerecht erfüllt und Lucius ich dachte da an Dich. Du wirst paar Reisen machen, die dich weg von deinen üblichen Routen führen. Vielleicht gefällt dir diese Abwechslung ja und ich kann auf dich zählen. Doch vorher muß ich an deine Verschwiegenheit appellieren. Einige dieser zu transportierenden Schriften sollen bis zum Empfänger geheim bleiben."


    Und oft auch darüber hinaus...

    Ah war das ein herrliches Gefühl. Zu lange hatte Germanicus Avarus die Vorzüge dieser Reise verstauben lassen. Er war geradezu befreit von der Last Roms. Morgens kamen nur wenige Klienten, denn der Schwarm war nach seinem Fortgang ebenso nach Süden gezogen. Die wenigen, die noch in Mogontiacum wohnten, arbeiteten und lebten, hatten das gewisse bequeme, lässige Extra im Blut. So mußte die tägliche Auferwartung nicht vor dem ersten Hahnenschrei beginnen, nein sie begann weit danach. Avarus schlief lange, er begann seinen Körper auf die neuen Umstände einzustellen und wie durch ein Wunder passte er sich schnell an die Begebenheiten an. Die Abende wurden lang, die Nächte deswegen nicht kürzer. Der Tag war von Müßiggang geprägt. Nur kleine Geschäfte wurden getätigt. Für heute zum Beispiel erwartete er seinen Verwalter. Er sollte ihm erzählen, wie sich die Zucht machte, welche Pferde wann und wo gewinnbringend verkauft wurden und welche Käufer regelmäßig kamen. Zwar kannte er die grobe Summe aller Einnahmen und sie war nicht von schlechten Eltern, aber die Details konnten offenbaren wo noch Potenzial steckte.


    Avarus hatte es sich auf einer der Liegen im Esszimmer bequem gemacht. Er lauschte einer Harfenspielerin, die vor wenigen Tagen einfach so vor seiner Tür gestanden hatte. Ihre Muse der Musik gegenüber klang reizvoll und so zupfte sie nun öffters in seinem Haus. Er selbst speiste von Datteln, Trauben und Oliven. Doch nur nebenbei, denn hauptsächlich war er über die Zeilen eines zeitgenössigen Poeten geneigt.


    Irgendwann legte er die Pergamentblätter zur Seite und lächelte die Spielerin an: "Wirklich sehr schön mein Kind. Lass dir vom Ianitor dein Salär auszahlen. Wenn du magst, darfst du heute zum Abendessen wieder kommen, doch jetzt lass mich allein."


    Es dauerte einen Moment, bis das unhandliche Musikinstrument seinen Weg nach draußen gefunden hatte. Avarus drehte sich auf den Rücken und starrte zur Decke hinauf. Er sah auf die alten Balken des Daches und versank in Gedanken darüber...