Beiträge von Medicus Germanicus Avarus

    Jener erschien als Letzter. Kam wahrscheinlich völlig unerwartet in einem recht einfach Kleid. Avarus hatte seine Senatorentoga ganz bewußt abgelegt, um den Ahnen und vorallem seinen ganz persönlich zu betrauernden Geschöpfen mehr bürgerliche Nähe zu vermitteln. Er trug einige Weihrauchstäbchen mit herein und ging leise, wie schweigend an den anderen Gensmitgliedern vorbei. Vor dem prunkvollen Altar des Hauses, steckte er sie an und ließ den feinen Rauch einen Moment lang wirken. Dann begab er sich auf seinen angestammten Platz, dort wo er oft am Abend ganz allein hockte und darüber nachdachte wie es wohl wäre seine verstorbenen Kinder und Felicia wiederzusehen.


    Tage gab es, wo es ihn regelrecht zermürbte, aber heute schien Avarus gefasst zu sein und er nickte Calvena ohne große Intensität zu, bevor er den Kopf zwischen seinen Schultern senkte, um tiefer in sich zu kommen.

    "So sei es."


    Doch Avarus neigte sich nicht sofort wieder über die Schriften. Nein er wartete gespannt bis Sedulus die Tür hinter sich zugezogen hatte, um sich dann mit dem Rücken gegen die Stuhllehne zu legen. Er verharrte so und dachte darüber nach, wie sehr sich Rom doch in den wenigen Jahren wo sie hier wohnten schon verändert hatte. Und es wurde immer verrückter. Da war es zu verstehen, das viele Senatoren im Sommer auf das Land zogen. Eine Möglichkeit, die er auch wahrnehmen sollte. Na zumindest in diesem Jahr war es fest eingeplant Rom für eine Weile zu verlassen. Er hoffte nur, das er nicht wieder festgehalten wurde, dann wenn es endlich losgehen sollte. Vielleicht war es besser im Stillen zu verschwinden, aber auch dies wurde bestimmt dazu genutzt Polemik zu betreiben.


    Er seufzte und dachte darüber nach, was es sein konnte, das Aelius Quarto zum Essen lud. Was war vorgefallen? Oder welche neuen Erkenntnisse gab es? War es letztlich doch nur ein freundschaftliches Mahl, um die Zeit tot zu schlagen?


    Über den Gedanken duselte Avarus ein. Er würde für das Abendbrot geweckt werden müssen.

    Avarus lächelte. So einen Posten wie diesen wünschte sich jeder Senator. Hatte man das Amt erstmal erreicht, blieb nicht mehr viel davon übrig, was man sich nicht leisten konnte. Doch das alltägliche Brot wollte auch verdient sein. Unzählige Senatoren nutzten diese Stellungen dazu aus, um die eigene (vielleicht marode) Kasse zu sanieren. Germanicus Avarus würde später im Gespräch nochmal auf dieses Thema kommen wollen. Nicht das er Marcus zu dieser Untätigkeit im Stande hielt, aber er war auch neugierig zu erfahren was der Vinicius plante, um seinen wie den Namen seiner Gens im positiven bekannt zu halten.


    "Es gibt also Neuigkeiten, nun ich bin ganz Ohr."


    In diesem Sinne hatte Avarus jedoch nicht viel Hoffnung auf gute Neuigkeiten. Doch das leckere Essen trieb jeden Trübsinn fort. :]

    "Roms Gerüchte beinhalten oft ein ernstzunehmendes Stückchen Wahrheit. Du würdest uns doch nicht im Dunkel tappen lassen, wenn diese Sache schon beschlossen wäre, oder Marcus?"


    Neugier war so urtümlich und konnte Menschen geradezu auffressen, waren sie nicht oder nur begrenzt informiert.


    Avarus stellte den Becher wieder ab, nachdem sie zusammen angestoßen hatte.

    Der springende Punkt war aber, das viele Kinder nicht intuitiv verhinderten, das eine Gens ausstarb. Waren es nämlich zum großen Teil Jungen, deren Willen darin bestand für Kaiser, Rom und Vaterland in den Krieg zu ziehen, blieb am Ende kaum mehr als ein Meer aus Treibsand, verlorener Hoffnung und Wehmut. Avarus kannte dies nur zu gut und er schluckte jene Gedanken daran schmerzlich hinunter. Stattdessen versuchte er die Bauchschmerzen mit einer eher heiteren Exegese wegzuschupsen.


    "Oh wenn mein Neffe so lange durchhält seinen Mann zu stehen, sehe ich fruchtbare Zeiten auf unsere Familie zukommen." :D


    Doch das Erbgut hätte Sedulus auch aus einem angemesseneren Weibchen saugen können. Für Avarus war diese zweite Liebesbeziehung nur der Anglitz alter Tradition im Hause Germanica. Ein Umstand, der sie in der Gesellschaft Roms zu Außenseitern machte und dessen Ergebnis in Argwohn getränkt war.


    Trotz das er selbst ebenso nie aus politischen Gründen geheiratet hatte (oder es sich zumindest einredete), war Avarus der Meinung, das die Kinder, Enkel und vielleicht auch Urenkel diesen plebeiischen Pfad nicht weiter vertiefen sollten. Im Betracht darauf, das die Gens schon lange in der hohen Gesellschaft Roms angekommen war.

    Nachdem der Senator in seinem Officium ein Ende gefunden hatte oder anders ausgedrückt den Pergamentberg ignorierend floh, schritt Avarus durch sein Haus auf die Räumlichkeiten von Calvena zu. Vitale war in sein Arbeitszimmer gekommen und es schien so, als wäre es an der Zeit los zu lassen. Gerade jetzt wo er ähnlich den anderen Bewohnern dieses Hauses die einst so Fremde in sein Herz geschlossen hatte. Doch der Weg der Zeit war nicht aufzuhalten und es wäre fatal Calvena jetzt einen Weg zu verschließen, den sie sich selbst so sehr wünschte zu begehen.


    "Calvena?" fragte Germanicus Avarus vorsehend an der Tür, als er sie geöffnet hatte und ins Innere lugte.

    Zitat

    Original von Volubilis Vitale
    "Ich bin gerade aus ihrem Cubiculum gekommen, wo sie noch zu bleiben schien." Antwortete Vitale. "Wenn du mich nicht mehr brauchst, gehe ich meinen Beschäftigungen nach." sagte er und wandte sich der Tür zu, denn Avarus schien sehr mit seinen Angelegenheiten beschäftigt zu sein.


    "Gut, dann werde ich sie dort aufsuchen... gleich..."


    Es würde sich trotzdem noch eine Weile hinziehen, denn Avarus schätzte es angefangene Schriftstücke zu Ende zu führen, bevor er einer anderen Tätigkeit nachging.


    "Ja tue dies..."


    "Vielleicht suchst du einfach einen Abend aus, der nicht auf Mitte nächster Woche fällt?"


    Sicherlich hatte Sedulus ja auch nicht jeden Tag Zeit es sich einzurichten. ;)

    Zitat

    Original von Volubilis Vitale
    Vitale trat ein und fand Avarus an seinem Tisch schreibend vor. "Salve!" grüßte er, um dann sofort zur Sache zu kommen: "Germanica Calvena bittet dich, eine Liste zusammenzustellen von Gästen, die du gerne bei ihrer Hochzeit dabei hättest. Soll ich solange warten? Oder sprichst du selber mit ihr?"


    "Ah salve Vitale..." und schon hörte er zu, was der Scriba des Hauses zu sagen hatte. Scheinbar waren andere Familienmitglieder eifriger dabei den jungen Mann zu beschäftigen. Das war gut so, denn Avarus wußte dieser Tage nicht wo ihm der Kopf stand. Er konnte also nur froh darüber sein, wenn die Angestellten vertan waren ohne das er sich groß kümmern mußte.


    "...ihre Hochzeit... hm ich werde mit Calvena selbst reden. Noch weiß ich nicht in welchem Umfang sie plant oder welche Möglichkeiten ihr Onkel ihr geöffnet hat...


    ...weißt du denn wo sie sich gerade aufhält und ob sie einen Moment Zeit erübrigen kann?"


    "Hm am Abend ist es die günstigste Zeit. Der Tag ist eigentlich egal. Außer in der Mitte nächster Woche, da hab ich bereits einige kulinarische Treffen."


    Kurz war die Pause... dann fuhr Avarus nachdenklich fort, denn er konnte nicht glauben, das ein vielbeschäftigter Senator wie Quarto nurmal so zum Essen lud.


    "Hat er dir gesagt worüber er reden will?"


    Vielleicht war es ja nötig einige Vorbereitungen zu treffen, um im besagten Moment nicht ohne Worte da zu liegen. 8)

    Zitat

    Original von Iunia Serrana


    "Meine Eltern sind beide schon seit Jahren tot, sie werden wohl nicht mehr zu dieser Sache äussern können." antwortete sie jetzt schon deutlich kühler als zu Beginn des Gesprächs. "Allerdings weiß ich, dass sie seinerzeit auch aus Liebe geheiratet haben und daher sicher mit meiner Entscheidung einverstanden wären." Serrana spürte, wie sich ihre Nervosität und Unsicherheit allmählich in Ärger umwandelten. Im Grunde war es ja logisch, dass sie auf einen gestandenen Senator wie Avarus wenig beeindruckend und aufgrund ihres Alters auch unreif wirken musste. Aber nichtsdestotrotz gab es da bereits eine tiefe Verbundenheit zwischen Sedulus und ihr, und auch dessen Onkel hatte kein Recht, diese einfach als läppisches Bauchgefühl abzuhaken.


    "Oh das tut mir leid."


    Etwas betreten schaute er für den Moment drein, denn er erinnerte sich an das Abendmahl, wo Laevina aus dem familieren Nähkästchen geplaudert hatte. Erst jetzt kam er in Erinnerung darauf, denn damals hatte er beim Essen einfach auf Durchgang geschaltet und sich einen Happen nach dem Anderen genüsslich zwischen die Wangen geschoben.
    Seine defensive Phase währte nur kurz.


    "Mein Neffe hat schoneinmal aus Liebe geheiratet. Nun es liegt ihm wohl im Blut immer wieder seinen Kopf durchzusetzen. Ansich könnte zur Stunde eine geeignete Senatoren-Tochter-Ehe unserem Haus mehr nützlich sein. Doch vielleicht liegt es ja wenigsten in seinem, deinem Hort weitere Nachfahren zu zeugen, um die vertane Chance ein wenig abzumildern. Ich gebe es klar zu, das ich nicht besonders darüber erfreut bin, wie sich die Dinge entwickelt haben, aber sollte es soweit kommen, dann werde ich auch Dich, Iunia Serrana wie eine Tochter in meinem Haus willkommen heißen."


    Noch waren nicht alle Messen gelesen. Doch Avarus wußte auch, das sein Neffe wenig politisch ambitioniert war. Daher versprach er sich von der nächsten Zeit wenig. Vielmehr erwartete er den Tag, an dem ein weiteres Verlöbnis 'aus Liebe' in seiner Casa bekannt gegeben wurde... 8)

    Zitat

    Original von Decima Valeria
    Ein Sklave hatte sie hierher geführt und sie scheinbar auch schon angekündigt. Selbstbewusst trat Valeria vor Ursus in den Büroraum ein. "Salve, Senator Germanicus", grüßte sie ihn und nahm direkt danach auch gleich das Heft in die Hand. Vermutlich überraschte sie aber nur den Aurelier damit, denn Avarus durfte das selbstsichere Auftreten schon von Lucilla gewohnt sein. "Es freut mich, dass du ein wenig Zeit erübrigen konntest, obwohl wir unangemeldet kommen. Ich bin Decima Valeria, du erinnerst dich viellecht. Aurelius Ursus kennst du ja schon. Ich hatte es zuerst direkt in der Schola versucht und dabei habe ich ihn getroffen." Sie hatten sich auf der Hochzeit gesehen und hin und wieder bei einigen Familienangelegenheiten. Ob es Avarus bewusst war, dass sie mal in der Schola gearbeitet hatte, wusste sie nicht.


    "Decima Valeria, Aurelius Ursus, salve."


    Eine entsprechende Pause entstand, denn Avarus überlegte woher er die Decima kannte. Ursus sah er in der Schola häufiger. Ihm fiel ganz sporatisch Hispania ein. Immerhin stammte ein nicht kleiner Teil dieser Gens aus der Region um Tarraco. Seine Frau war ebenfalls mit den Temperamentzügen dieser hispanischen Völkchen zur Welt gekommen und hatte sie auch jetzt noch nicht abgelegt. Sowas, das wußte Germanicus Avarus legte sich auch erst sehr spät im Alter, wenn überhaupt. Um das Gespräch zu beginnen, lenkte er die Aufmerksamkeit eben auf Hispania.


    "Du stammst ebenso wie mein Frau Lucilla aus Hispania, Valeria? Ich darf dich doch Valeria nennen?"


    Jaja in der Schule versucht, das passierte häufiger, das er dort nicht anzutreffen war, denn wenn er schonmal ind er SA war, dann zog er sich in das Officium vor Ort zurück und kam erst wieder heraus, wenn die Luft rein war. Denn in der Schola hatte er oft nur zu tun, wenn Avarus über etwas grübelte. Anderweilige Arbeiten nahm er mit heim.


    "Oh das tut mir aber leid. Jedoch bin ich der Tage wenig vor die Tür getreten. Ich hoffe aber dir, euch hier weiterhelfen zu können."


    Der Blick streifte auch Ursus, es mußte doch einen Grund haben, warum auch er sein Haus aufgesucht hatte.

    Zitat

    Original von Volubilis Vitale
    Vitale klopfte mal wieder an Avarus´Tür und wartete darauf, hineingebeten zu werden.


    "Herein!"


    Avarus blickte nichtmal von seinem Pergament auf, wo er es rief, denn er wollte die letzten Striche noch fertigmachen, bevor er den vermeindlichen Gast empfang. Das Knacken der Türe sollte dann seine Aufmerksamkeit erhöhen.

    Zitat

    Original von Germanica Sabina


    "Na hörst du das? Ich glaub das Problem hat sich vorerst erledigt, dann ab mit Dir, Sabina. Dein Vater und ich haben noch etwas zu besprechen..."


    Ein geheimnisvolles Gesicht war es, das Onkel Avarus jetzt aufsetzte. Während er wartete bis das Kind das Officium verlassen haben mochte. Erst dann setzte er das Gespräch mit Sedulus ihrem Vater fort...


    "So wo waren wir stehen geblieben?"