Es war einmal an einem dieser Tage, an dem eine große Schlacht tobte. Und es begab sich, dass sich zwei Götter zusammmen fanden. Sie waren von so gegensätzlicher Natur, man hätte nie vermutet, dass sie je miteinander sprechen würden. Noch viel weniger hätte man gedacht, dass diese beiden sich zu einem philosophischen Gespräch zusammenfänden.
So kam es also, dass sich der Gott der Heilung anschickte, eine Schlacht zu besuchen. Viel hatte er schon davon gehört und wollte nun sich davon überzeugen, was es hier so zu sehen gab. Die Römer kämpften gegen diese eigentümlichen Parther. Eigentlich recht gute Kämpfer, wie er sich still eingestehen musste, aber natürlich lag sein Hauptaugenmerk auf jenen Schlachtteilnehmern, die an ihn glaubten und - natürlich - die ihm opferten. Während er nun so schaute und guckte, wen er alles heilen sollte und musste, denn als Gott waren einem ja vorher ein paar Opfergaben dargebracht worden, die man in seiner Auswahl berücksichtigen mussten, tauchte ein Zweiter neben ihm auf. Es war Pluto, der sich schon des Öfteren als Gegenspieler entpuppt hatte. Denn die Seelen ins Jenseits zu bringen lag nicht unbedingt im Interesse des Apollo.
Apollo: Salve Pluto. Ich hatte mich wirklich schon gefragt warum du noch nicht hier warst, als ich kam.
Pluto: Es ist wirklich eine große Überraschung dich hier zu sehen, Apoll. Hat dich deine Neugierde hierher geführt oder möchtest du dir anschauen wie man richtig mit dem Bogen umgeht?
Die Antipathie, die zwischen beiden herrschte, war unübersehbar. Der Blick nach unten auf das Schlachtfeld wurde von pedantischem Schweigen begleitet. Es war schließlich der Gott der Heilung, der die angespannte Stille durchbrach.
Apollo: Sie werden sich sicher fragen, wie es in der Welt nach dem Tod aussieht.
Es dauerte einen Moment bis Pluto bemerkte, dass mit ihm gesprochen wurde.
Pluto: Wie meinst du das?
Apollo: Nun ja. Sie werden sich sicher fragen wie das Leben nach dem Tod aussieht, wie es so ist. Es kam bisher niemand zurück, um ihnen darüber Auskunft zu geben.
Pluto: Es stellt sich die Frage ob sie überhaupt in diese Welt kommen.
Darauf erntete Pluto einen so verwunderten Blick Apollos, dass dieser fast umfiel vor Lachen. Nie wäre Apollo auf den Gedanken gekommen, dass Soldaten nicht in die Unterwelt begleitet würden.
Pluto: Ich habe mich gefragt, ob der Tod auf dem Schlachtfeld überhaupt ein guter Tod ist. Im Grunde sind sie doch alle selbst daran Schuld. Sie folgen ohne zu fragen einem Feldherrn, der ihnen befiehlt andere Menschen anzugreifen. Sie stürzen sich in das Getümmel und lassen ihr Leben. Da der Tod fast schon Gewissheit ist, bin ich zu der Entscheidung gekommen, dass sie Selbstmord begehen und somit haben sie kein Anrecht auf die Nachwelt.
Völlig verwundert stand Apollo nun da und fragte sich ob das Oberstübchen seines Mitgottes noch ganz in Ordnung war. Er wusste darum wie gefährlich es werden konnte, wenn Götter der Philosophie anheim fielen. Doch es gab hier wohl keinen Weg drum herum. So verschwand die Schlacht und die sterbenden Männer gänzlich aus dem Blick der Götter. Sie hatten etwas zu besprechen. Zu alledem auch noch etwas Wichtiges.
Apollo: So kannst du doch aber nicht denken. Sie ziehen aus, um dem Reich Ruhm und Ehre zu bringen und sicherlich auch nicht mit dem Wunsch hier zu sterben.
Pluto: Papperlapapp. Sie kommen hierher und kämpfen. Der Tod ist doch schon fast Gewissheit. Für mich ist das ein Selbstmordkommando.
Apollo: Aber, so kannst du das wirklich nicht sehen. Sie gehen zur Legion oder den Auxilliareinheiten um Rom zu dienen...
Pluto: Sie wissen aber schon dort, dass es in eine Schlacht gehen kann. Sie müssen ja nicht zu den Truppen, wenn sie nicht sterben wollen. Es bleibt bei Selbstmord.
Apollo: Wer soll dann aber die Römer und ihr Reich verteidigen? Wenn sie wissen, dass sie nach einer Schlacht nicht in die Unterwelt kommen, geht doch keiner mehr zu den Truppen.
Pluto: Aber sie wissen es doch nicht.
Wieder sah Apollo ziemlich überfahren drein. Hielt Pluto die Menschen wirklich für so dumm? Nun gut...sie waren es zum großem Teil auch, aber einige waren doch auch ganz pfiffig und die würden das sicher bemerken.
Apollo: Du solltest die Menschen nicht unterschätzen. Die merken eine ganze Menge.
Pluto: Ich bleibe dabei....Selbstmord.
Apollo: Das ist aber kein Selbstmord. Angenommen du hast Recht, sie wissen, dass sie sterben und könnten auch damit rechnen. Aber sie haben doch auch manchmal Familie. Eltern, Geschwister, Frau oder Kinder. Die wollen doch dann wissen wo sie mit ihren Vätern, Brüdern oder Männern reden können.
Pluto: Hätten sie diese davon abgehalten, dann wüssten sie wo sie mit ihnen sprechen können. Nämlich zu Hause.
Pluto grinste breit. Bisher hatte er auf jedes Argument Apolls ein gutes Gegenargument bringen können. Zumindest aus seiner Sicht. Apoll hingegen war sich noch immer nicht so sicher, dass Pluto auf einer seiner Reisen nicht doch etwas an den Kopf bekommen hatte und nun nur noch Blödsinn redete. Also startete er einen neuen Klärungsversuch.
Apollo: Also gut. Nehmen wir mal an, du hättest mit allem Recht...
Pluto: Das müssen wir nicht annehmen, das habe ich sowieso.
Apollo: Wir nehmen jetzt einmal an, dass du Recht hättest. Wie viele Seelen würden dann auf einmal auf der Welt herumgeistern. Die würden sich ja irgendwann auf die Füße treten. Das kann doch keiner verantworten.
Hier stutzte Pluto nun. Daran hatte er noch nicht gedacht. Das wäre auch nicht gut. Die ganze Welt voller Geister und Seelen. Das würde definitiv Ärger geben.
Pluto: Ich bleibe aber dabei, dass es Selbstmord ist... ah...stirbt da nicht gerade der, der dir vor drei Tagen noch geopfert hatte und deinen Beistand erbat? Ich glaube, der ist schon ein Fall für mich.
Apollo richtete seinen Blick geschwind auf das Schlachtfeld zurück und es war tatsächlich so. Der hatte ihm geopfert. Schnell machte er sich auf den Weg zu diesem um sein Opfer nicht unnötig erscheinen zu lassen.
Pluto: Du musst dich nicht so beeilen. Er gehört schon mir. Sieh doch nur. Er sieht schon fast tot aus.
Apollo: Geh weg und lasse mir meine 10 Augenblicke. Dann darfst du dich seiner annehmen. Überlebt er aber, lässt du ihn in Ruhe.
Pluto hingegen konnte sein Spiel nicht lassen und erschien dem armen Wurm. Live und in Farbe. Mit einem süffisanten Grinsen, stand er neben ihm.
Pluto: Na? Haben wir eine Nahtoderfahrung?
Wieder einmal sieht man, dass es nichts als Ärger bringt wenn sich Götter in der Philosophie versuchen. Es ist einfach ungesund für die Menschen, wenn die Götter anfangen über bestimmte Dinge wie den Selbstmord nachzudenken. Fast wäre der Mann gestorben. Aber nur fast. Denn Apollo war noch zur rechten Zeit gekommen und konnte ihn von Plutos Hand reißen. Der Gott der Heilung nahm sich von nun an vor keine Gespräche solcher Art mehr mit Pluto zu führen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann versucht Apollo noch heute solchen Diskussionen aus dem Weg zu gehen und Pluto... Apollo in solche Gespräche zu verwickeln.