Beiträge von Valeria Amatia

    Die Gattin des Legionspräfekten war schon die letzten Stunden unruhig gewesen. Nervosität, Vorfreude, auch etwas der Hunger. Sie fand es als eines der schwierigsten Dinge, sich den Hunger bis zum Abend aufzuheben.
    "Na ich bin ja schon gespannt. Hoffentlich gefällt ihnen das Geschenk."
    Sie tätschelte das kleine Paket in ihrer Hand und beide warteten darauf empfangen zu werden.

    "Stimmt."
    Und dass er uns zu einem Essen einlud, war ja ohne Zweifel auch positiv. Wobei man allerdings auch wieder nicht ausschließen konnte, dass solche Einladungen ausgesprochen werden um sich bei jemandem einzuschleimen. War ihr Gatte einer, bei dem man sich einschleimen sollte?
    Hm, als Praefekt der Legion wohl wirklich.
    "Ich sollt ein Geschenk mitbringen. Na schau, wie praktisch dass wir gerade am Markt sind."

    Sie verabschiedete sich ebenso kurz und freundlich vom Tribun.
    "Na schau, die Vorteile die Gattin eines Praefekten zu sein. Schon eine Einladung zum Essen."
    Mit ihrem Arm um seinen Ellbogen geschlungen versuchte sie ihn unauffällig und sanft von diesem Stand mit toten Tieren wegzuführen.
    "Und wie ist dieser Silanus? Magst du ihn?"
    Es mussten ja Informationen eingeholt werden, mit wem man sich da demnächst zusammensetzen wird.

    "Ja, natürlich", bracht sie heraus.
    "Gerne, ich würde mich freuen."
    Hm, wie sie wohl ihr Stadthaus eingerichtet haben? Auf traditionell römisch oder vielleicht doch mit ägyptischen Einflüssen? Ach, sie war schon gespannt darauf.
    "Vor allem auch auf deine Cousine."
    Sie hätte jetzt einen Vortrag darüber halten können, wie verloren man sich ohne Freunde und ohne Arbeit in einer neuen Provinz vorkommt, aber ließ es dann doch bleiben.
    Sie nahm ihren Appius am Arm und zog ihn sanft wieder zu ihnen.
    "Nachdem ich sowieso immer Zeit habe, überlass ich es meinem Gatten Zeit und Ort zu vereinbaren."

    Was den Wachdienst belangte, wollte sie ihm nicht weiter widersprechen.


    "Naja, ich bin gerade erst am erkunden. Allzuviel habe ich bisher noch nicht gesehen. Es ist ... wahrscheinlich gewöhnlich ich mich bald daran.
    Aber ich habe ja sehr viel Zeit alles noch kennenzulernen. Außer dem Haushalt habe ich keine Beschäftigung hier.
    Die Bibliothek soll ja das Prunkstück der ganzen Stadt sein."

    Leider hatte sie selbst nicht allzuviel Sinn für höheres Wissen, also würde sie sich einen anderen Lieblingsort suchen müssen.

    Sie versuchte also nun nachdem sie den Namen erfahren hatte ebenso nett zurückzulächeln.
    "Mir ist es ebenso eine Freude, Tribun Iunius Silanus." Mit dem Wiederholen eben erst gehörter Namen versuchte sie sich diese besser zu merken.


    Während des ganzen Gespräches hatte sie schon darauf gewartet, zu erfahren wer der Herr vor ihnen war. Gut, mit ihrer Ahnung die beiden würden sich vom Militär kennen, lag sie also schon mal richtig.
    Sie hatte zwar damit gerechnet, auf diesem Spaziergang durch die Stadt vielleicht so manches für sie Überraschende zusehen, aber eine Eskorte angeboten zu bekommen, das war doch etwas ganz Besonderes. Zwar hielt sie es für übertrieben, aber sie hatte eigentlich noch nie einen realistischen Sinn für Gefahr gehabt und ließ das ihren Gatten übernehmen.


    "Und ich danke für euer Angebot. Ich hoffe die Männer für die Eskorte werden nicht an anderer wichtigerer Stelle fehlen. Ich würde auch bezweifeln, dass es nicht zu deren Freizeitbeschäftigungen gehört, die Begleitung auf einem Einkaufsbummel zu spielen."

    "Mmmhm, Königsviertel. Hört sich sehr nobel an. Ich sollt es mir mal genauer anschauen bei Gelegenheit. So ein kleiner 'Reiseführer' wäre gar nicht mal so unpraktisch, wenn man in ein neues Land kommt. Etwas Niedergeschriebenes, im Kleinformat, damit man es leicht mit sich nehmen kann, wenn man durch die Stadt spaziert. " Noch immer kam ihr sovieles hier fremd, exotisch vor, obwohl sie aus dem Schmelztiegel Rom stammte.
    "Vielleicht gibts ja mal hier eine Gelegenheit, alle wichtigen Leute kennenzulernen. Sind nicht demnächst wieder irgendwelche Feiertage? Die werden doch hier hoffentlich auch gefeiert. "
    Sie kamen gerade bei einem Laden vorbei, der Tiere präpariert und Felle ausgelegt hatte.
    "Das mit dem Krokodilvorleger vorhin war eh nicht dein Ernst, oder? "

    "Hmmm. Worum kann ich mich denn schon umschauen für ein neues Heim? Wir werden doch schon bald nicht mehr im Legionslager wohnen müssen. Oder?"
    Das letzte Frage ließ eine Mischung aus Unsicherheit und Hoffnung durchblicken.
    "Es mag ja ganz praktisch sein für dich ... uuuh, greif diesen Seidenstoff an, herrlich ... ", ihre Fingerspitzen konnten sich nur wieder schwer davon lösen. Aber bei welcher Gelegenheit konnte sie so eine Stola verwenden? Um ihn daheim anzuziehen, war es doch zu schafe. Obwohl er sich wirklich verdammt gut auf ihrer Haut anfühlte. "Naja, aber die Farbe ist zu aufdringlich." Und da war auch schon der Blick auf den nächsten Laden gefallen, der Kunstgegenstände, kleine Statuen ausgestellt hatte. War das vielleicht sogar Elfenbein?
    "Ja, alos das Wohnen.
    Wie ist eigentlich der Praefect? Du hast ja schon mit ihm gesprochen? Er soll ja noch gar nicht soo alt sein."

    Es war ein schöner Tag, an dem Amatia mit ihrem Gatten sich das erste Mal ausgiebig in Alexandria befand und beschlossen hatte, dass das Kennenlernen und Gewöhnen an eine Stadt am leichtesten am Markt passieren würde.


    Amatia wunderte sich noch immer wie Cyprianus es geschafft hatte, sich Zeit dafür zu nehmen mit ihr nach Alexandria auf den Markt zu gehen. Es musste wohl sein schlechtes Gewissen sein, das ihn mit ihr hierhier trieb. Sie ließ ihn doch deutlich merken, dass ihr Rom und das bisherige gwohnte Leben fehlte.
    Vielleicht auch die Tatsache, dass er nun mehr verdiente als in Rom und auch selbst mal sehen wollte, wofür seine Frau in den nächsten Monaten dieses zusätzliche Geld ausgeben würde.
    Und davon gab es hier genug zu sehen.
    In regelmäßigen Abständen hörte er neben sich ein "Schau!", "Schön", oder spürte einfach nur ein Gezerre zu einem Marktstand.

    Eigentlich hätte Amatia noch gerne mehr Details zu den Neuerungen der Casa gehört, doch das Gesprächsklima nahm ihr die Lust, noch weiter danach zu fragen. Auch der Bote schien so schnell wie möglich wieder gehen zu wollen.


    Sie strich ihrem Gatten über den Arm: "Man hat es nicht leicht. Ich weiß nicht, ob es überhaupt richtig ist, mir Gedanken über die Casa zu machen. Ich hab eigentlich inzwischen jede Verbindung zu ihr verloren. Keiner meiner engen Verwandten lebt noch dort. Aber es ist irgendwie dennoch ein Familienteil und es wäre schade, wenn es ganz verfällt.", überlegte sie laut und endete mit einem Seufzer.


    "Mit 20 Aurei hätte wir zwei uns auch was Nettes gönnen können..." , fügte sie noch mit einem Grinsen hinzu. Sie hatte ja in Rom vor einiger Zeit ein hinreissendes Mosaik gesehen, aber der richtige Platz dafür hatte ihr bisher noch gefehlt. Aber der würde schon auch noch irgendwann kommen...

    Inzwischen kam auch endlich die sehnlichst erwartete Amatia selbst ins Atrium. Es war keine Verwunderung, dass der Besuch eines Boten des Valerier in Rom sie sehr überraschte.
    Sie hatte gerade noch die letzten Worte ihres Gatten gehört, zu diesem zeitpunkt noch verwundert über über deren Härte. Sie begrüßte kurz alle Anwesenden und nahm auch gleich den Brief zur Hand.


    Sie runzelte die Stirn, überflog einige Zeilen zweimal um sicherzugehen, alles richtig verstandne zu haben, runzelte nochmals.
    "Richte Apollonius aus, was schon mein Mann sagte: So ganz wirtschaftlich scheint mir eine Reise hierher nicht zu sein.
    Du sollst bekommst Geld, für die Wasserrechnung mitbekommen. Aber wie er auf den Gedanken einer Vollmacht über mein Vermögen kommt, das sich ohnehin größtenteils bei mir befindet?
    Berichte, wie sieht die Casa nun aus? "

    Amatia mochte dieses Land nicht, es war alles so anders, schon auch römisch, aber doch irgendwie anders. Was ihr die ersten Tage aber ein wenig versüßte, war das Beschäftigsein mit dem Auspacken und Einräumen, Einleben. Auch wenn das Praetorium nicht gerade ihre erste Wahl ist, aber für den Anfang wird es langen müssen. Und sobald sie sich hier ein wenig wohl fühlte, würde es mal für einen ausgedehnen Besuch nach Alexandria gehen. Denn was wäre das ein Spaziergang in der Stadt, wenn man danach ungern wieder nachhause kommt.

    Abseits, aber mit einem guten Blick auf alles, beobachtete Cyprianus' Gattin das alles, gemeinsam. Es war schon beeindruckend, soviele Männer stramm aufgestellt zu sehen, die nur auf einen einzelnen vor ihnen hörten.


    Und wieder einmal war sie irrsinnig stolz auf ihren Mann. Corvus machte die Ansprache richtig schön. Gut, die Aufzählung der Auszeichnungen seiner Soldaten nutzte Amatia um sich rundherum umzusehen, immerhin würde sie hier in der nächste Zeit leben, und um sich über das Wetter zu freuen, es war doch deutlich angenehmer als Rom.

    Hallo,
    ich bin leider nicht immer täglich hier, deshalb erst jetzt meine Antwort:
    Es tut mir leid, aus der Aufnahme in unsere Gens Valerier wird es nichts, aber es gibt ja noch genügend andere die Mitglieder aufnehmen werden.
    Ich wünsch dir noch alles Gute!

    Durch den Sklaven des Hauses Terentia wurde ein Schreiben abgegeben:



    Salve, Apollonius,


    ich hoffe der Casa Valeria, dir und allen anderen Bewohnern geht es gut.
    Ich wollte schon seit längerem wieder nach dem Rechten sehen, doch kam ich nie dazu und nun gibt es überraschende Neuigkeiten: mein Gatte wird nach Ägypten versetzt, ich reise daher schon in den nächsten Tagen aus Rom ab und weiß nicht wann ich wieder zurückkommen werde.


    Ich habe dir unseren Familienhaus anvertraut und bitte dich, schau gut auf alles.


    Vale,
    Amatia


    Ein erleichtertes "Pfuuuuhhh" entkam ihr, als ihr Gatte dann auch erleichtert von ihr rollte.
    Eigentlich hätte sie nun Lust auf ein wenig kuscheln, doch der Schweiß und der nasse Stoff im Bett, der leicht am Körper klebte, machten es unangenehm. Und teilweise waren ihr ein paar Dinge, die sie vohin getan hatte, plötzlich peinlich.
    Sie nahm sich ein gemütliches Gewand und machte sich daran, sich etwas zu säubern, und ließ ihn alleine zurück. Den wohlverdienten Schlaf konnte er sicher auch ohne sie genießen.

    Nachdem sie bei ihrer Vorgesetzten ihren Abschied bekanntgegeben hatte und auch alles andere hier geregelt schien, war es nun ihr letzter Gang in das ihr zur Verfügung gestellte Zimmer.
    Es waren nur noch wenige persönliche Dinge hier, die schnell zusammengepackt waren.
    Und doch mit ein wenig Wehmut schloß sie das letzte Mal die Türe von außen.

    Man wird irgendwie doch gerne vermisst :)


    "Ich habe meine Kolleginnen eh auch schon gezeigt worauf sie acht geben sollen, bei den Dingen die ich bis jetzt getan habe."
    Man stelle sich nur vor, sie ist weg und keiner findet mehr dieses geniale Öllampenputzding, das sie einmal bei einem kleinen Händler erstanden hat. Es wäre sehr schade darum.
    "Na dann ... werde ich also gehen. Ich packe noch meine Dinge ... "
    Abschiede fielen ihr schwer.
    "Und wünsch euch allen noch alles Gute! Und passt mir gut auf unseren neuen Kaiser auf!"

    Sie lächelte, ja es waren schon Neuigkeiten, auch wenn das Fortgehen aus Rom nicht so toll war, aber Ägypten würde sicher auch spannend werden.
    "Naja, ich nehme schon an wir bleiben dort länger. Und er hat es auch schon eilig mit dem Abreisen. Mein Gatte hat ja keine Ahnung, wieviel Vorbereitung man normalerweise für so einem Umzug braucht und denkt sich das geht in ein paar Tagen." Sie zuckte mit den Schultern. Man konnte ohnehin nix machen.
    "Jedenfalls werde ich eher nicht mehr hierher zurückkommen. "
    Sie wurde fast sentimental. Viele Jahre war sie nun schon hier.
    "Schön wars."