Beiträge von Narrator Italiae

    Das Tabularium in Caere war nur ein Kellerraum in der örtlichen Curia. Und der zuständige Scriba ein Mann, der jahrzehnte für die Duumvirn der Stadt gearbeitet hatte, seit einer Beinverletzung aber nicht mehr mobil genug war, um die Beamten durch die Stadt zu begleiten. Also saß er im Officium und ordnete die Erlasse der Curia, aber eben auch die Kataster der Stadt und ihres Umlandes.
    Als Octavius Maro bei ihm aufkreuzte, war der Alte überrascht. Er hatte nicht oft Besuch aus Rom.
    "Ovinius Naso?"
    fragte er und noch einmal und erhob sich ächzend. Er ging zu einem Regal und fuhr mit dem Finger mehrere Fächer ab, in denen Reihen von Tabulae standen. Plötzlich hielt er inne und humpelte ein paar Fächer weiter, um zielgenau eine Buchrolle zu ergreifen und zu seinem Schreibtisch zurückzukehren.
    "Besitzer: Cohortes Urbanae. Pächter: Ovinius Naso. Da haben wir's. Hatte ich schon zur Wiedervorlage vorgemerkt, weil der Pachtvertrag ausläuft."
    erklärte er und lächelte zufrieden.

    "Was ist denn an Vorbereitungsarbeiten nötig und wieviel Zeit und Geld wird dafür nötig sein?", erkundigte sich der Curator. Er wollte weder leichtfertig seinen Architectus für eine Aufgabe hergeben, die gar nicht in seinen Aufengabenbereich fiel, noch wollte er sich später nachsagen lassen, den Ernst der Lage nicht rechtzeitig erkannt zu haben und Arbeiten verschleppt zu haben, nur weil er sich für nicht zuständig hielt.

    "Die Fernstraßen in Italia fallen ganz eindeutig in seinen Aufgabenbereich. Der Curator Rei Publicae und ich sind nur für die italischen Städte und ihre Angelegenheiten zuständig", klärte der Curator seinen Architectus auf. "Den Auftrag und das Budget bekommst du also von ihm. Von mir brauchst du nur die Freigabe, dass du nicht anderweitig gebraucht wirst und diese Sache überhaupt weiter verfolgen kannst."


    Die andere Frage war schwieriger. "Bis vor kurzem war Octavius Victor Curator Viarum, aber soweit ich weiß, hat er den Posten nicht mehr inne. Ich weiß zwei Männer, die als Nachfolger im Gespräch waren, aber in wie weit das schon offiziell ist, weiß ich nicht. Ich kann aber gerne mal nachfragen, denn früher oder später betrifft uns das ja alle. Wenn der neue Curator nicht ohnehin zum Antrittsbesuch vorbeikommt."

    Archytas war in diesem Augenblick verdammt stolz auf sich. Seine Verhandlungstaktik war aufgegangen. "Einverstanden!" sagte er im Hochgefühl des Erfolgs und genoss dieses Gefühl noch einen Augenblick. Dann kam er wieder auf den Boden zurück. "Das sind dann jetzt wieviel Sesterze genau?"

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    Original von Lucius Matinius Primus
    Primus sah ihn an. Was sollte er sonst bis zum nächsten Wahltermin tun? " Die nächsten Wahlen sind nicht gleich Morgen. Was wäre deiner Meinung nach da beste ?" Primus wusste jetzt erst einmal nicht weiter.


    Der Curator schmunzelte, denn genaugenommen waren die nächsten Wahlen ja tatsächlich nicht mehr weit. Aber darauf wollte er nicht herumreiten.


    "Suche dir einen Senator, für den du arbeiten kannst. Als sein Tiro Fori oder als sein Klient. Oder mache dir als Anwalt oder sonstiger Redner einen Namen. Als Aquarius bleibst du ein Niemand. Du tust in dieser Funktion zwar etwas sehr wichtiges für Rom, aber niemand wird es bemerken und niemand wird dir ein politisches Amt anvertrauen, nur weil du Löcher in Zisternen finden und das Gefälle von Aquädukten berechnen kannst."


    Der Curator war stolz auf seine technische Abteilung und wusste um die Bedeutung ihrer Arbeit. Aber er wusste auch, dass die allermeisten dort keine Politiker werden würden.

    Es dauerte eine ganze Weile, in der andere Männer kommen und gingen, die offenbar früher Termine mit dem Curator gemacht hatten. Doch schließlich forderte der Schreiber auch den wartenden Annaeus auf, ihm zu folgen und führte ihn in das Büro des Curators. Dieser hatte bereits die Notizen vorliegen, die sein Schreiber gemacht hatte.


    "Salve, Annaeus Trabae. Bitte, setz' dich. Du hast dich als Aquarius oder Agrimensor beworben, richtig? In keinem dieser beiden Tätigkeiten hast du direkt gearbeitet bisher? Was bringt dich zu der Annahme, dass du mit dieser Tätigkeit hier trotzdem weiterhelfen kannst?"

    Der Curator hörte geduldig zu und versuchte, sich die verschiedenen Etappen vor seinem geistigen Auge vorzustellen. Zur Sache fiel sein Kommentar dann allerdings recht knapp aus. "Nun, was die Genehmigung und das Budget angeht, ist die Sache einfach: Hast du mit dem Curator Viarum gesprochen?"

    Zu den Ausführungen des Consulars nickte der Aedil wortlos. Er verstand, was gemeint war, aber als ausführender Magistrat hatte er dadurch trotzdem nicht mehr Spielraum. Tatsächlich war dies wohl eine Angelegenheit für den Senat. Daraus eine Fristverlängerung zu machen erschien ihm jedoch schwierig.


    "Nun, solange der Consul eine solche Debatte nicht einmal auf die Agenda genommen hat, kann ich unmöglich aus einem völlig unbestimmten Termin eine Verlängerung für eine feste Frist machen. Ich müsste ja nicht nur dein Verfahren, sondern alle derartigen so lange pausieren und das geht nun sicher nicht für eine unbestimmte Zeit. Ich sehe noch nicht, wie ich dir hier entgegenkommen kann", stellte der Aedil mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck fest. Sein Bedauern würde dem Consular zwar nicht helfen, aber er wollte auch nicht den Eindruck vermitteln, sich an seiner Machtlosigkeit in dieser Sache zu erfreuen.

    Erst aus der Antwort des Consulars schloss der Aedil, dass er die Frage offensichtlich schon beantwortet hatte. "Ich würde die Kausalität eher andersherum ausdrücken, aber in der Sache stimmt es: Gerade weil deine Kinder und Enkel deiner Patria Potestas unterstehen, können sie keinen Betrieb im Eigentum haben, selbst wenn sie faktisch die Betriebsführung innehaben. Das ist ja ein sehr alter Grundsatz der Gewalthaberschaft, wenn du mir diese Bemerkung gestattest", antwortete der Aedil mit einem bescheidenen Gesichtsausdruck, denn als Aedil stand es ihm kaum zu, einen Consular über Rechtsgrundsätze zu belehren.


    Trotzdem wollte er eine präzise und korrekte Antwort geben. "Deine zweite Anmerkung zu Theorie und Praxis ist so jedoch nicht ganz korrekt. Es gibt keine gesetzliche Passage, die jedem volljährigen Römer das Recht auf das Eigentum an Betrieben zuspricht. Ob Römer oder nicht spielt keine Rolle. Das zweite Kriterium neben der Volljährigkeit ist vielmehr die Freiheit. Ein gewaltunterworfener römischer Bürger ist also von Anfang an raus, nicht erst durch eine spätere Einschränkung. Ein freier Mensch kann dagegen Eigentümer sein, auch ohne Bürgerrecht. Und auch in der Praxis sind es bei Weitem nicht nur die Waisen, die Betriebe im Eigentum haben dürfen, denn es gibt ja auch genug Kinder, die von ihren Eltern emanzipiert wurden."

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    Original von Lucius Matinius Primus
    Geduld und Zeit hatte Primus. Er wartete, am Ende bestand die Möglichkeit eine Arbeit zu bekommen. Dann war es so weit. " Meine Vater hat es so bestimmt. Erste Erfahrungen zu Hause und dann nach Rom. Ich will und soll den Cursus Honorum beschreiten. Dazu wäre es vorher passend, Rom und seine Menschen kennenzulernen." Das er hier für seine Schwester einen Ehemann suchen sollte war Nebensache.


    Der Curator kratzte sich hinter dem Ohr. Er schien zu überlegen, wie er antworten sollte.


    "Nun, du bist zu mir gekommen, um nach einer Stelle zu fragen und nicht nach Karriereratschlägen, aber wenn ich du wäre, würde ich meine Karriere im Cursus Honorum nicht als Aquarius beginnen. Das ist keine Arbeit für angehende Senatoren."


    Dann schwieg er erst einmal und wartete ab, was der Bewerber dazu sagte. Davon würde wohl abhängen, ob das Gespräch noch weiter ging.

    Der Griffel des Schreibers hielt das Gehörte im Wachs fest, bevor der Schreiber ihn zur Seite legte, um nach dem Brief zu greifen. Mit Brief und Wachstafel in der Hand stand der Schreiber dann auf.


    "Ich schaue mal, was der Curator sagt."


    Er ging durch eine Tür in den Nachbarraum und schloss sie hinter sich. Aus dem Inneren hörte man gedämpfte Stimmen. Dann öffnete sich die Tür wieder.


    "Du kannst noch heute mit dem Curator sprechen, musst allerdings etwas warten. Oder du vereinbarst einen Termin für übermorgen."

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    Original von Lucius Matinius Primus
    Eine erfreuliche Mitteilung, der Curator hätte heute noch Zeit. " Ich werde draußen im Gang vor dem Officium warten." sagte Primus, bedankte sich bei dem Schreiber und ging vor die Tür.


    Geraume Zeit später wurde er vom Schreiber wieder hereingebeten und in das Büro des Curators geführt. Dieser schaute auf die Wachstafel, die der Schreiber mit den Notizen über den Mann gefüllt hatte.


    "Salve Matinius Primus. Bitte, nimm Platz. Du möchtest also Aquarius werden, richtig? Du stammst aus Tarraco? Ist 'ne schöne Stadt, habe ich mir sagen lassen. Ich hab' es bisher nicht bis nach dort geschafft. Was hat dich nach Rom verschlagen?"

    "Is' hier irgendwo ein Nest? Bist schon der zweite in kurzer Zeit."


    Der Schreiber schüttelte etwas ungläubig den Kopf, bevor er wieder nach einem Schreibzeug griff.


    "Name? Erfahrungen oder sonstige Empfehlungen? Irgendwas anderes, was ich dem Curator über dich erzählen sollte, damit er sich dafür entscheidet, dich zu empfangen?"


    Mit dem Griffel in der Hand wartete der Schreibe auf Antworten.

    Der Aedil ließ die jeweiligen Wünsche notieren und nickte dazu. Alles schien soweit unkompliziert zu sein und kein amtliches Veto zu erfordern. Nur bei der vermeintlichen Frage nach dem Jägereibetrieb war er überfragt oder vielleicht eher unterfragt.


    "Was genau ist denn deine Frage bezüglich dieses Jägereibetriebs? Wenn es dir nach dem Marktgesetz nicht erlaubt ist, ihn in deinem Eigentum zu behalten, dann hast du keine andere Wahl, als ihn einem anderen Eigentümer zu übergeben oder ihn zu schließen", erläuterte er die Gesetzeslage, die ihm in diesem Punkt recht klar zu sein schien.

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    Original von Titus Annaeus Trabea
    Wie mit dem Senator besprochen, geht Titus den nächsten Tag zum Curator Rei Publicae. Er hat zwar keine Empfehlungsschreiben, nur den Brief, den er dem Senator gezeigt hatte, aber seine Ausbildung und seine bisher geleistete Arbeit sollten ihm helfen, eine Anstellung zu bekommen.


    Er klopft an die Tür des Officium. * Klopf* * Klopf*


    Auch hier war es ein Schreiber aus dem Stab des Curators, der den Besucher herein rief.


    "Salve! Was kann ich für dich tun?"

    Zitat

    Original von Lucius Matinius Primus
    Jetzt lag‘s an ihm was der Curator entschied. „ Ich bin Matinius Primus. Komme aus Hispania Tarraconensis. Genau genommen aus Tarraco. Meine ersten Aufgaben habe ich als Scriba in Barcino bei einem Aedil, der für die öffentlichen Bauten verantwortlich war, erfüllt. Dabei ging es vornehmlich um die Instandhaltung der Wasserversorgung, Aquädukt, Rohrleitungen und Wasserdiebstahl aus der öffentlichen Wasserversorgung. Ich war meist dabei, damit gleich alles schriftlich festgehalten wurde. Der Aedil meinte es wäre nie verkehrt etwas dazu zu lernen.“ Ein entsprechendes Empfehlungsschreiben des damaligen Aedil‘s legte er dem Schreiber vor.


    Der Schreiber notierte fleißig mit und warf einen Blick auf das Schreiben. Dann nickte er.


    "Warte hier."


    Ohne weitere Worte verschwand er durch eine Tür und kam nach einiger Zeit wieder zurück.


    "Hast du noch mehr Zeit? Dann kannst du warten und der Curator empfängt dich noch heute. Ansonsten musste du morgen wiederkommen."

    200 Sesterzen waren ein nette Siegprämie, die Archytas sicher nicht verschenken wollte. Trotzdem nagte es an ihm, dass er noch immer keine Aussage hatte, wie ihn die Albata in Relation zu Athenodorus sah. "Die 200 Sesterzen für heute und außerdem zahlt ihr mir die Hälfte von dem, was ihr Athenodorus zahlt", schlug er vor und hoffte einfach, dass er jetzt nicht zu hoch gepokert hatte und das aktuelle Angebot nicht nur knapp unter dem von Athenodorus lag.

    Die Mitarbeiter des Aedils wussten dennoch, dass Claudius Menecrates nicht nur Senator, sondern auch Consular war, so dass er nicht lange warten musste, bis er zum Aedil vorgelassen wurde.


    "Salve, Claudius Menecrates. Wie kann ich dir helfen?" fragte jener, als sein Senatskollege vor ihm stand.

    "Eine Anstellung als Aquarius. Soso."


    Der Schreiber brummte etwas vor sich hin, während er aus dem Regal eine frische Wachstafel hervorzauberte.


    "Was kann ich dem Curator denn über dich erzählen? Erfahrung in dem Beruf? Sonstige Erfahrung? Name?"


    Der Schreiber nahm seinen Griffel zur Hand und wartete auf Antworten.