Beiträge von Narrator Italiae

    "Na dann komm rein", lud der Ianitor Faustus ein. Sie gingen ein paar Schritte in den Innenhof des Geländes, wo eine Bank stand. Dort hatte der Ianitor sich offensichtlich seinen Arbeitsplatz eingerichtet, denn neben einem Tonkrug mit Posca waren in einer leeren Holzschale die Überreste einer Mahlzeit zu erkennen. "Augenblick", sagte der Ianitor und entschwand durch eine Tür in ein Gebäude, das nach Wirtschaftstrakt aussah. Wenig später erschien er mit einem zusätzlichen Becher, den er Faustus reichte und sodann mit Posca füllte.


    "Also", setzte der Ianitor zu einer Erklärung an, nachdem er mit dem Helvetius angestoßen hatte. "Zunächst einmal: Mein Name ist Cnaeus Fulcinius Mugillanus. Ich bin seit fast einem Jahrzehnt Ianitor dieser Factio. Ich kann dir einige allgemeine Dinge erklären, aber hab Verständis dafür, dass ich dich nicht über das Trainingsgelände führen darf. Das ist nämlich für die Öffentlichkeit nicht zugänglich."


    Er trank einen Schluck Posca und fuhr dann fort: "Nun, dir dürfte ja bekannt sein, dass die ursprünglichen vier Factiones die Praesina, die Russata, die Veneta und die Albata sind, die für die vier Jahreszeiten stehen. Später kamen dann noch die anderen beiden dazu, Aurata und Purpurea. Jede Factio betreibt ein Vereinshaus, Ställe, Werkstätten und derlei, was eben für einen ordentlichen Rennbetrieb nötig ist. Ein Dominus Factionis führt eine Factio, der wird von den Sodales gewählt."


    Fulcinius pausierte an dieser Stelle und rieb sich nachdenklich das Kinn. "Joa, was möchtest du noch wissen? Hast du konkrete Fragen?"


    "Caius Duccius Callistus, sei uns herzlich willkommen in der Germanitas Quadrivii", erwiderte Egilius freundlich und schüttelte die Hand des jungen Mannes, der auf ihn in seiner Toga und mit seiner Wortwahl einen ordentlichen Eindruck machte.


    Daraufhin wandte er sich an Faustus Octavius Macer: "Ich denke - mit Blick in die Runde -, dass wir nun langsam beginnen können." Der Saal war gut gefüllt und Egilius gab einem Sklaven ein Zeichen, der daraufhin einen aufmerksamkeitsheischenden Ton auf einer Flöte spielte. Dies war das Signal, dass das Vereinstreffen begann.


    Es war eine lange Tafel aufgestellt worden, an der die Sodales ihre Plätze einnahmen, vor Kopf der Magister Potitus Egilius Denter. Er blieb stehen und ergriff das Wort, sobald alle saßen: "Verehrte Sodales der Germanitas Quadrivii, ich begrüße euch alle sehr herzlich in unserem Vereinshaus und eröffne hiermit die Sitzung!


    Es ist mir eine Freude, dass ich als ersten Tagesordnungspunkt die Vorstellung eines neuen Mitglieds bekanntgeben darf: Caius Duccius Callistus hat sich um die Mitgliedschaft beworben. Ich habe seinem Wunsch entsprochen. Duccius, du bist fortan Sodalis Minor der Germanitas Quadrivii. Herzlich willkommen! Wenn du dich bitte kurz vorstellen möchtest?"

    Überrascht zog der Ianitor die Augenbrauen in die Höhe. "Senator Claudius interessiert sich für die Grünen?" Das waren ja mal tolle Neuigkeiten. "Und du bist... ein Freund des Senators?", riet der Ianitor auf gut Glück. Er nahm eigentlich an, dass ein Senator seinen Sekretär oder einen Boten mit ähnlicher Funktion schicken würde, um sein Interesse zu bekunden. Aber das konnte man einem Fremden ja nicht einfach sagen, ohne ihn womöglich zu beleidigen, wenn dem nicht so war. Wobei, hatte der Mann nicht gesagt, wir interessieren uns? "Also, ich kann dir das Leben und Treiben in einer Factio erklären, wenn du möchtest. Willst du auf 'nen Becher Posca reinkommen?" Er war zwar nur der Ianitor, aber das war er schon sehr lange. Und er bekam hier ziemlich viel mit.

    Der Ianitor öffnete und erkannte einen jungen Mann vor sich. "Salve, dies ist der Domus der Factio Praesina. Was kann ich für dich tun?" Ein Blick am Ianitor vorbei zeigte einen weitläufigen Innenhof, der von Ställen gesäumt war, von dem aber auch ein Eingang in das Vereinshaus abging. Ruhig war es hier tatsächlich, denn besonders viele aktive Mitglieder konnten die Grünen aktuell nicht vorweisen.

    Der Ianitor wies Tiberius Helvetius Faustus freundlich auf die Marmorbänke hin, die mit ihren Samtkissen bequeme Sitzplätze während der Wartezeit darstellten. Er schickte einen Sklaven ins Innere des Hauses, um den Besucher zu melden. Nur Augenblicke später erschien ein Mann mittleren Alters. Er war in eine einfache Tunika gekleidet und trug eine Wachstafel bei sich. Lässig hatte er sich einen Griffel hinter das Ohr geklemmt.


    "Salve. Ich bin Volusus Magius Taurea, Vicarius Domini Factionis. Willkommen im Domus der Factio Purpurea. Wie kann ich dir behilflich sein?"


    "Den Göttern sei Dank, ja", entgegnete Egilius Denter auf Senator Octavius' Frage nach den Tumulten. "Dieser Aufstand war ein Schock für uns alle, wahrhaftig. Aber nun müssen wir nach Vorn schauen. Ich danke den Göttern für deine Rückkehr, denn wie du selbst feststellst wir können jede Hilfe gebrauchen."


    Es war offenkundig, dass Egilius sich über Octavius' Rückkehr freute. "Die Germanitas Quadrivii hat leider einen herben Schwund erleben müssen, seit Senator Annaeus Modestus ins Elysium entrückt ist. Wir haben in der Folge einige Mitglieder verloren und damit einhergehend natürlich auch zahlungskräftige Geldgeber."


    Der Magister machte ein besorgtes Gesicht. "Ich selbst bin nach Senator Annaeus' Ableben eigentlich nur zeitweilig als Magister eingesprungen, woraus aber leider ein dauerhafter Zustand geworden ist."
    In diesem Moment bemerkte Egilius Denter den jungen Mann, der zu ihnen hinzugetreten war.
    "Salve. Du bist ein neues Gesicht, nicht wahr? Einer unserer neuen Sodales etwa?"


    Sim-Off:

    Die Wahl eines neuen Magisters bekommen wir definitiv hin.


    Potitus Egilius Denter war bereits anwesend und begrüßte die langsam eintreffenden Sodales der Germanitas Quadrivii. Er schüttelte fleißig Hände, tauschte Begrüßungsfloskeln aus und hielt Smalltalk. Als dann einer der bedeutenderen Sodales eintraf, begrüßte Egilius Denter diesen mit ganz besonders erfreutem Gesichtsausdruck.


    "Senator Octavius, welch eine Freude dich wieder in Rom anzutreffen! Es ehrt uns alle, dass du zur heutigen Versammlung erscheinst."


    Tatsächlich hatte der Verein zur Erhaltung der Kreuzungsschreine seit dem Ableben des Magisters Kaeso Annaeus Modestus etwas an Bedeutung verloren. Egilius hoffte, dass die Rückkehr des Octaviers neuen Einfluss bringen könnte und, dass dieser womöglich auch andere Senatoren von der Wichtigkeit ihres Projekts überzeugen könnte.


    Sim-Off:

    Entschuldigung, vor lauter Wahlkampf ist mir die Versammlung durchgegangen.

    Senator
    F. Octavius Macer
    Villa Octavia ante Ostiae


    P. Egilius Denter Sen. F. Octavio Macri s. d.


    Werter Senator Octavius, hiermit lade ich dich herzlich zur Teilnahme an der nächsten Vollversammlung des Vereins Germanitas Quadrivii ein, die ANTE DIEM V ID NOV DCCCLXVII A.U.C. (9.11.2017/114 n.Chr.) in unserem Vereinshaus in Rom stattfinden wird.


    Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die Aufnahme eines neuen Mitglieds sowie die Entscheidung über die Erhebung eines Sodalis Minor in den Rang eines Sodalis Maior. Außerdem soll ein Festprogramm anlässlich der Compitalia geplant werden, die im kommenden Januar stattfinden werden.


    Vale bene


    Potitus Egilius Denter
    ___________________________
    Magister - Germanitas Quadrivii
    KAL NOV DCCCLXVII A.U.C. (1.11.2017/114 n.Chr.)


    C. Duccius Callistus
    Casa Accia Ducciaque


    P. Egilius Denter C. Duccio Callisto s. d.


    Mit Freude habe ich dein Ersuchen um Aufnahme erhalten. Ich darf dir hiermit mitteilen, dass ich dich als Sodalis Minor in den Verein der Germanitas Quadrivii aufnehme. Herzliche Gratulation!


    Gleichzeitig lade ich dich zur Teilnahme an der nächsten Vollversammlung des Vereins ein, die ANTE DIEM V ID NOV DCCCLXVII A.U.C. (9.11.2017/114 n.Chr.) in unserem Vereinshaus stattfinden wird. Dort werden wir dann mit Sicherheit eine angemessene Aufgabe finden, durch deren Erfüllung du dich der Eignung als Sodalis Maior als würdig erweisen kannst.


    Vale bene


    Potitus Egilius Denter
    ___________________________
    Magister - Germanitas Quadrivii
    KAL NOV DCCCLXVII A.U.C. (1.11.2017/114 n.Chr.)


    LUCIUS ANNAEUS FLORUS
    SENATOR


    TRIB PLEB • Q URB • PRAEF CLASSIS MISENENSIS • PRAEF CLASSIS GERMANICAE • RECTOR ACADEMIAE MILITARIS ULPIAE DIVINAE • DIPLOMATUS VII • CORONATUS COR EXPLORATORIAE • HASTA PURA

    CICERO OCTAVIUS ANTON
    CENSORIUS


    CENS • COS • PR URB • TR PLEB • Q URB • COMES ITALIAE • PRINCEPS IUVENTUTIS • SOD AUG • PRINCEPS S • LEG AUG IN TYLUS II • LEG AUG • AUCTOR ACTAE DIURNAE • DIPLOMATUS VIII • INSCRIPTUS I

    Der Stertinier hörte dem neuen Tribun aufmerksam zu und nahm dann schweigend das Schwert entgegen. Er war kein Fachmann, was die Qualität von Stahl betraf, aber von norischem Stahl hatte selbst er gehört.
    "Sieht ja ganz ordentlich aus." stellte er fest und entschied dann: "Dann könntest du das übernehmen. Den genauen Bedarf etc. wird dir der Custos Armorum mitteilen." Als Praefectus Urbi hatte er immerhin Besseres zu tun, als sich mit den Details der Nachschubversorgung aufzuhalten. "Mit ihm kannst du auch absprechen, ob wir uns diese Edelwaffen leisten können und wollen." Der Iulier hatte auch in der Legion gedient. Also würde er wissen, wie die Preis- und Qualitätsstandards bei Nicht-Elite-Truppen aussahen.

    Stertinius Quarto grinste, als der Iulier geendet hatte. "Reden schwingen ist auch nicht eure Aufgabe. Das lasst meine Sorge sein!" bemerkte er, während er dem Petronier nur knapp zunickte.


    "Dann lasst uns mit dem Verwaltungskram beginnen." Er hasste Verwaltungskram, weshalb er gequält seufzte. "Wir müssen wieder einen Schwung Ausrüstung für unsere Rekruten einkaufen. Wir müssten wieder einen neuen Lieferanten für Schwerter finden. Würde sich da jemand drum kümmern?" Er sah fragend in die Runde. Die älteren Tribune sahen demonstrativ zu Boden. Auch sie hassten scheinbar Verwaltungskram.

    Wie üblich kam Publius Stertinius Quartus ein bisschen später zur Stabsbesprechung. Immerhin war er der Chef und konnte sich das leisten. Er machte auch nicht viel Aufhebens und trat direkt an den Kartentisch.
    "Meine Herren, ich begrüße euch zur heutigen Stabsbesprechung." Er blickte kurz in die Runde. "Besonders begrüße ich unsere beiden Neuzugänge Lucius Petronius Crispus und Lucius Iulius Antoninus." Er sah zu seinen älteren Tribunen hinüber. "Beginnen wir am besten mit einer kurzen Vorstellungsrunde der Neuen. Sicherlich seid ihr noch nicht mit allen bekannt, also nennt kurz eure bisherigen Stationen und wo eure speziellen Fähigkeiten oder Interessen liegen."

    Lusorix dachte noch einmal kurz nach, aber nachdem er ja den letzten größeren Vorschlag gemacht hatte, konnte er jetzt ohnehin nicht mehr so einfach zurück. Außerdem war er mit dem Ergebnis durchaus zufrieden. Auch Obeladovenix schien nicht protestieren zu wollen, so dass Lusorix die ausgestreckte Hand ergriff. "Einverstanden." Obeladovenix erhob derweil seinen Becher. "Auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit und die kommenden Erfolge."

    "Vier Jahre?!" Lusorix musste schlucken und Obeladovenix schüttelte heftig den Kopf. Nachdem Lusorix kurz nachgerechnet hatte, wie wenig das Angebot wirklich Wert war, fasste er seinen Protest genauer in Worte. "Du sagtest eben was vom Sold für Rekruten bei der Legion. Aber mit 600 Sesterzen für vier Jahre länge ich ja noch darunter. Und bei der Legion ist man nur ein paar Monate Rekrut und nicht ein paar Jahre." Zumindest meinte Lusorix, dass es so war. Er war ja offensichtlich nicht bei der Armee. "Vielleicht solltest du dich lieber zur Armee melden." Die beiden Gallier schaute sich kurz an, blieben dann aber bei der Sache. "Also, wie ist es mit folgendem: Sechshundert Sesterze jetzt und ich verpflichte mich für drei Jahre. Aber nach einem Jahr rechnen wir ab, wie viel ich durch Preisgelder erhalten habe. Und wenn das nicht auch noch einmal sechshundert sind, zahlt ihr mir für das zweite Jahr die Differenz. Und für das dritte Jahr genauso."

    Die Argumentation war durchaus nicht dumm und die beiden Gallier wussten natürlich auch, dass man nur bei Rennen fahren konnte, zu denen man eingeladen wurde. Und dass Lusorix Chancen auf eine Rennteilnahme ungleich höher waren, wenn er bei der Albata fuhr, statt gar keine Factio zu haben. Andererseits wollte er sich ungerne langfristig auf ein solches Wagnis einlassen. Unsicherheit hatte er jetzt schon und wollte sie ja gerade loswerden. Wieder warfen sich die Gallier ein paar Blicke zu, denen man ansah, dass sie beide nachdachten. "Mal angenommen, ich nehme die erste Zahlung an, wie lange würde ich mich damit denn an euch binden?"

    "Die letzte Rennteilnahme der Albata ist auch schon eine ziemliche Weile her. Der letzte vierte Platz noch länger, oder?" Für diese durchaus provokante Erwiderung hatte Lusorix nicht lange überlegen müssen, auch wenn er gar nicht übermäßig stolz auf seinen vierten Platz war. Er wusste, dass er noch ein Anfänger war. Aber die Albata schien Unterstützung wirklich nötig zu haben und das wollte er sich gut bezahlen lassen. Zumal sowohl seine eigene Leistung als auch die Leistungen der Albata Grund zur Hoffnung gaben, dass gleich das nächste Rennen sein Konto weiter aufbessern würde. "Gibt es denn eine gewisse Menge von Rennteilnahmen, die ihr ihm garantieren könnt? Ein Anteil an den Siegprämien ist ja bestenfalls dann ein sicheres Einkommen, wenn ihr auch regelmäßig fahrt." Obeladovenix schien durchaus flexibel zu sien, wann und wie das Geld in die Kassen kam, solange absehbar war, dass es nicht zu knapp und unzuverlässig kam.