Beiträge von Narrator Italiae

    Das war immerhin mal eine Antwort, die es nicht noch schwieriger machte, sondern nur das Erwartete bestätigte. "Nun, da du aus Ostia stammst, erzähle ich dir jetzt nicht viel neues, vermute ich. Unser großer Hafen liegt nördlich er Stadt. Noch weiter nördlich wird sich sicher irgendwann ein geeignetes Stück Land finden lassen, aber du wärst dann möglicherweise schon ein paar Meilen vom Stadtzentrum entfernt. Südlich des Hafens kommt auf Höhe der Stadt ersat einmal die Tibermündung, deren Gebiet zweifellos ungeeignet für dein Vorhaben ist. Da müsstest du also noch weiter südlich schauen und wärst damit gegebenenfalls recht weit vom Hafen entfernt. Aber das musst sicher auch du entscheiden, was für dich wichtiger ist." Der Duumvir wollte nur die Möglichkeiten benennen. Wer wo Eigentümer eines Grundstücks war und zu welchem Preis er verkaufen würde, hatte er ohnehin nicht im Kopf.

    Die Antwort ließ die Gesichtszüge des Gabinius Auruncus noch ein wenig entspannter werden, nachdem er sich inzwischen auch langsam von seiner eiligen Ankunft in der Basilica erholt hatte. Einzig, dass es offenbar niemand seiner Leute für nötig befunden hatte, ihn rechtzeitig zu informieren, dass die Flotte bereits am Vortrag eingetroffen war, sorgte für Verärgerung, von der er sich aber gegenüber dem Subpraefectus nichts anmerken ließ. Stattdessen kamen noch einmal lobende Worte über seine Lippen. "Ganz ausgezeichnet! Ich sehe schon, du verstehst dein Geschäft wirklich aufs Beste. Es scheint dann ja für alles gesorgt zu sein. Oder gibt es noch etwas, was wir zu besprechen haben?" Zweifellos würde Gabinius Auruncus noch eine Menge interne Anweisungen haben, aber die brauchten nicht in Gegenwart des Subpraefectus erteilt zu werden.

    "Neptun sei Dank", murmelte Gabinius Auruncus, auch wenn es später wohl noch ein offizieleres Dankopfer für die glückliche Ankunft der Flotte geben würde.


    "Hast du Anweisungen vorbereitet, die das Entladen der Schiffe betrifft?", kam er dann zum Amtsgeschäft zurück. Er dachte da vor allem an die Reihenfolge, in der die Schiffe entladen wurden, um die Kosten für gecharterte Schiffe möglichst gering zu halten. "Oder laufen die Arbeiten schon? Unsere Pläne, welche Lagerhäuser in welcher Reihenfolge gefüllt werden sollen, liegen bereit. Und wir können noch heute zusätzliche Helfer und Transportkapazitäten mobilisieren."

    Die Sache wurde mit jeder Antwort komplizierter, dachte sich der Duumvir. "Dann brauchst du wohl wirklich viel Platz an Land, aber trotzdem mit direktem Zugang zum Wasser. Muss es ein Zugang zum Meer oder Hafenbecken sein, oder reicht ein Grundstück an der Fossa Traiani?" fragte der Duumvir dennoch weiter. Um das landwirtschaftliche Grundstück machte er sich weniger Sorgen. Das schien ihm eher eine Frage des Preises zu sein, den der Octavier bereit war zu zahlen.

    Die Namensverwirrung irritierte nun auch den Duumvir, so dass er nicht ganz genau über den anderen Namen nachdachte und damit zunächst auch keine Erinnerungen verband. Zudem wollte er einen erneuten Themenwechsel vermeiden und blieb daher bei der Grundstücksfrage. Diese war immerhin beeindruckend genug. "Ein weitreichendes Areal, in der Tat. Ich fürchte, ohne gründliche Ortsbesichtigung deinerseits wird es kaum möglich sein, ein Grundsrück zu benennen, das allen Anforderungen genügt. Außerhalb des Hafenbeckens haben wir hier teilweise flache Ufer, die deinem Anliegen eher hinderlich sein dürften", äußerte sich der Duumvir dann eher vorsichtig, da er sich mit Schiffbau selber nun wirklich nicht auskannte. Daher fragte er auch neugierig weiter nach. "Wie lagert man denn Schiffe bis zu ihrem Verkauf? Brauchst du ein eigenes Hafenbecken?"

    Gabinius Auruncus folgte den Zahlen und dem Bericht mit beständigem Nicken und erfreute sich vor allem an der Zusammenfassung am Ende, die man in späteren Zeiten wohl unter dem Begriff "Executive Summary" kennen würde. "Hervorragend", lobte er dann auch das Ergebnis. "Ich werde das lobend erwähnen. Die ganzen Zahlen hast du auch noch einmal schriftlich, nehme ich an? Die nimmt dann mein Mitarbeiter hier entgegen." Er deutete auf einen Angestellten, der das Gespräch bisher schweigend verfolgt hatte.


    "Wie steht es um die Schiffe? Ist die Flotte in gutem Zustand?", fragte er dann weiter. Genaugenommen ging ihn das zwar nichts an, da es nicht in seinen direkten Aufgabenbereich fiel, aber er war gerne informiert und außerdem kam man im Zweifelsfall mit den Kosten der Getreideflotte doch wieder auf ihn zu.

    "Sehr schön!", antwortete Gabinius Auruncus erst einmal nur und atmete noch einmal durch. Langsam war sein Puls wieder auf normalem Niveau. "Sehr schön. Gehen wir in mein Amtszimmer", lud er den Subpraefectus dann erst einmal ein, das Gespräch nicht gänzlich in der Halle zu absolvieren.


    "Wenig Verlust durch verdorbenes Getreide ist sehr erfreulich. Wir können jedes gesunde Korn gebrauchen. Wie hoch ist die gesamte Ladung, die ihr bringt?", fragte er dann ab, nachdem sie die Amtsstube erreicht und Platz genommen hatten.

    "Titus Octavius Victor?", murmelte der Duumvir, während er sich am Ohr kratzte. "Nein, der Name sagt mir nichts", schüttelte er dann mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck den Kopf. "Aber du möchtest dich hier nun also auf jeden Fall als Reeder und Schiffbauer niederlassen?", kam er dann wieder auf die Pläne des jungen Mannes zu sprechen. "Das ist in einer Hafenstadt natürlich gerne gesehen. Andererseits bist du damit hier natürlich nicht der erste. Über welche Größenordnung der Unternehmung reden wir denn?"

    Mamercus Gabinius Auruncus, der amtierende Praefectus Annonae, war gar nicht im Gebäude, als der Subpraefectus Classis eintraf. Eilig begann man ihn daher zu suchen und noch eiliger stürzte der Praefectus schließlich in die Basilica. Seine Toga hatte er offenbar recht hastig anlegen lassen oder sie war in der Eile mehr verrutscht, als es üblich war. Aber es gab Situationen, in denen war alles andere wichtiger als das Äußere.


    "Salve, Subpraefectus Petronius!", grüßte er hörbar mit schwerem Atem, als er die Halle erreicht hatte, in welcher der Subpraefectus wartete. "Schön, dich in Rom zu sehen", rang er sich ein höfliches Wort zur Begrüßung ab, bevor er erst einmal tief Luft holen musste.

    Zufrieden nickte der Sklavenhändler. Ja derartige Ansprachen waren doch immer wirkungsvoll. Natürlich hätte er seinen Worten auch Taten folgen lassen. Dies war zum Glück nur selten von Nöten so auch hier und heute. „Gut.“ Sagte er also knapp. „Gebt ihm was zu trinken und zu essen. Wir wollen doch schließlich, dass unsere Ware im besten Zustand ist wenn wir sie verkaufen.“
    Die beiden Männer schnappten sich also den Sklaven und brachte ihn wieder zurück. Und tatsächlich erhielt er im Gegensatz zu den letzten Tagen vernünftiges Essen. Ein gutes Stück Brot. Etwas Fleisch und sogar etwas verdünnten Wein. Ja Zuckerbrot und Peitsche. Schließlich sollte er sehen, dass er wenn er sich fügte ein gar kein so schlechtes Leben haben konnte.
    Schon am Ende des nächsten Tages kamen sie dann in der Nähe von Rom an.
    Titus Tranquillus der berühmtestes Sklavenhändler von Rom war auch vor Ort und mal wieder auf der Suche nach guter Ware. So wurden ihm nun die Sklaven vorgeführt. Die Frauen und Männer einer nach dem anderen. Sie wurden begutachtet wie Vieh. Auf körperliche Mängel untersucht, die Zähne wurde begutachtet und der allgemeine Zustand. Der gewiefte Sklavenhändler Titus Tranquillus ließ sich natürlich nichts anmerken. Jede Regung würde nur den Preis hochtreiben.
    Schließlich zeigte er auf die Sklaven an denen er Interesse hatte unter anderem auch auf Sofian.
    Dann wurde in zähen Verhandlungen der Preis verhandelt.
    Irgendwann kamen die Männer des Titus Tranquillus und nahmen Sofian und noch ein paar andere mit. Schon morgen würde sie Rom erreichen und für die Sklaven würde sich dann wohl entscheiden wie und bei wem sie ihr weiteres Leben verbringen würden.

    "Salve, ich bin Tiberius Atius Antias, einer der beiden Duumviri der Stadt", stellte sich der anwesende Duumvir vor, nachdem der Redeschwall des Gastes es zuließ. "Bitte, nimm doch Platz. Deine Vorfahren lebten hier? Vor vielen Generationen oder noch vor wenigen Jahren?", erkundigte er sich dann erst einmal. "Unter meinen Amtsvorgängern gibt es ja auch einige Octavier. Bist du vielleicht mit jenen verwandt?"

    Der Beamte zog leicht die Augenbrauen nach oben angesichts der großspurigen Ankündigung und nahm sich die Zeit, den Mann dann doch einmal etwas genauer von oben bis unten zu mustern. Er war gespannt, wann er ihn wirklich wieder sehen würde. Dann schaute er verdutzt auf die 18 Sesterze, die plötzlich in seiner Hand landete und zuckte schließlich mit den Schultern. "Vale", rief er dem Mann noch nach, bevor er auch den Geldeingang in den Akten notierte und diese dann ins Regal sortierte.

    "Du beanspruchst sechs Liegeplätze für drei Schiffe? Mag sein, dass das in Alexandria geht, aber in Ostia kannst du das vergessen." Der Beamte schüttelte verständnislos den Kopf, ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen. "Sobald ihr mit dem Entladen oder Beladen fertig seid, können die Schiffe am Kai IV festmachen. Da kannst du mit deinen Schiffen bleiben solange du willst. 10 Tage sind kostenfrei, ab dem elften kostet es 18 Sesterze pro Tag und Schiff", erklärte er dann und nickte noch einmal mit dem Kopf in Richtung der Tafel an der Wand, während er die Platzzuweisung auf den Tafeln notierte.

    Zitat

    Original von Caius Flavius Scato


    "Ich bitte dich darum mir die Einzelheiten dieses Falles noch einmal schriftlich zukommen zu lassen. Wenn du es für ratsam erachtest kann auch mein Sklave Lupus direkt alles notieren. Ich werde die Klageschrift dann umgehend verfassen und vorlegen damit es zeitnah zur Verhandlung kommen kann." schlug der Flavier vor und nickte Lupus dann zu, sodass er sich in einem kleinen Nebenraum alles von seinen Gästen diktieren lassen könnte.


    "Jederzeit gerne." erwiderte Aquilianus Privatus und die beiden folgten dem Sklaven in den Nebenraum.

    Der Beamte notierte schweigend und ohne Eile die Daten jedes Schiffes auf je einer Wachstafel. "Liegeplatz Ostia? Ach, wirklich? Und ich dachte schon, ich mache hier die Verwaltung für das ganze Mittelmeer", brummte er zwischendurch und verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. "Die Liegeplatznummer will ich wissen. Laut Hafenordnung müssen Schiffe mit Nahrungsmitteln an Bord nur an den Plätzen 6 bis 10 festmachen", erklärte er dann und deutete auf eine große Tafel an der Wand. "Voraussichtliche Liegedauer?", fragte er dann noch ab, um die Meldung zu vervollständigen.

    So langsam nervte der junge Mann alle mit seiner ständigen Brüllerei und Fragerei. Doch man ignorierte ihn. Auch wenn sie ihn wohl gern mit der Peitsche gefügig gemacht hätte – was sicherlich Wunder gewirkt hätte – hatte sie Befehl, dass er keine Verletzungen haben sollte, dass schmälerte den Marktwert. Die Nacht rückte heran und man bereitete das Lager vor. Plötzlich jedoch erschienen zwei kräftige Helfer des Sklavenhändlers und zerrten Sofian aus dem Holzkäfig. Keiner sprach ein Wort als sie ihn quer durch das errichtete Nachtlager schleifen. Sollte der sich ruhig vor Schiss in die Tunika machen. Am Ziel angekommen warfen sie ihn schließlich vor dem Händler in den Dreck und zogen sich zwei Schritte zurück. Dennoch waren sie bereit jederzeit einzugreifen, falls der Junge Dummheiten machen würde.
    „So du willst also wissen, was mit deiner Familie ist? Also. Wenn dein Vater Glück hat kommt er zu einer Familie, die auf sein Alter Rücksicht nimmt. Wenn er Pech hat kommt er in die Steinbrüche. Dort wird er wohl keine vier Wochen überleben.“ Sagte der Mann mit kalter teilnahmsloser Stimme. „Was deine Schwester angeht. Die Kleine sah wirklich mitgenommen aus, deswegen wollte ich sie auch nicht. Ihr Marktwert war quasi über Nacht gesunken. Aber 5 Männer zu bedienen zerrt ja auch an einem nicht wahr.“ Sagte er und ein fieses Grinsen huschte über sein Gesicht. Auch die beiden Helfer lachten nun höhnisch. „Als wenn sie Glück hat, verkaufen die Männer sie. Wenn sie Pech hat muss sie ihre Bedürfnisse noch eine weile befriedigen. Und wenn sie ganz viel Pech hat taugt sie danach nur noch dazu in einem Ludus die Gladiatoren bei Stange zu halten. Für dich wäre es aber besser sie zu vergessen. Wir erreichen bald Rom und da solltest du dich als guter Sklaven präsentieren. Und vor allem solltest du bis dahin gelernt haben was du nun bist. Ein Sklave nicht weiter als ein Sklave. Bisher ließ ich dich gewähren, aber nun ist Schluss damit. Solltest du also weiter aufmüpfig sein und dich nicht fügen, so glaub mir, dass ich Mittel und Wege kennen selbst den stärksten Mann zu brechen und das ohne das er auch nur den kleinsten Kratzer hat. Also entweder du kommst als gesunder Sklave mit einem gesunden Geist in Rom an, der dann sicher auch die Chance auf eine gute Familie hat. Oder du kommst als leere Hülle an, die nur noch für die niedersten Arbeiten taugt. Es liegt ganz bei dir. Also wie hättest du es gern?“ Nun sah der Händler den Sklaven an und wartet auf seine Antwort.

    "Das ist gut!" rief Carbonius und schaute endlich etwas zufriedener drein. Aquilianus hielt sich mit Gefühlsausbrüchen noch etwas zurück.
    Stattdessen kam er direkt zum Geschäft: "Dann sollten wir umgehend eine Klageschrift gegen diesen Germanicus aufsetzen!" Er fuhr sich über die inzwischen verheilte Nase. "Ich will Schadenersatz für diese Entstellung, die Beleidigung und die Schmerzen, die dieser Wahnsinnige mir bereitet hat!"

    Carbonius runzelte die Stirn, doch Aquilianus Privatus ergriff sofort das Wort: "Wir sind auch nicht zu dir in deiner Eigenschaft als Aedil gekommen, sondern als Redner." Scato war zuletzt ja als solcher aufgetreten. "Wir möchten dich bitten, unseren Fall vor dem Praetor als Advocatus zu vertreten. Das ist doch nicht verboten, oder?" Natürlich würde ein römischer Magistrat und Senator als Anwalt sicherlich Eindruck machen - deshalb waren sie heute hier (abgesehen von dem Umstand, dass der Gefragte ein Verwandter des ebenfalls geschädigten jungen Gracchen war).