Der Miene des Subpraefectus war nicht zu entnehmen, ob er sich für die Geschichte des Vaters seines Gastes wirklich interessierte. Er schaute vielmehr professionel interessiert drein und ließ den Gast aussprechen, bevor er wieder antwortete. "Ja, man könnte es als gute Tradition bezeichnen. Solange sie die Karriere fördern und nicht behindern, sind Traditionen sicher hilfreich." Solche Worte hätte er wohl nicht bei jedem Gesprächspartner gewählt, aber bei diesem jüngeren und ihm ansonsten unbekannten Ritter glaubte er, sich sowas erlauben zu können. "Seit wann bist du selber Ritter? Meine Familie war da ziemlich streng, bis ich die nötigen Mittel erhalten hatte."
Beiträge von Narrator Italiae
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"Die Sitzung hat dich also nicht frustriert und den Mut genommen?"
Dem Schmunzeln des Duumvirs war nicht zu entnehmen, ob diese Bemerkung freundlich oder hintersinning gemeint war. Mit einer Handbewegung forderte er zum Sitzen auf, während er selber schnell einige Dinge ordnete und Notizen machte, die wohl mit seiner vorherigen Abwesenheit zu tun hatten.
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Der Subpraefectus schüttelte bedauernd den Kopf. "Nein, tut mir leid, sein Name sagt mir nichts. Wahrscheinlich war er schon weg, bevor ich hierher kam. Er war hier Centurio und wurde dann Tribun? Das ist aber eher ungewöhnlich, oder nicht?" Auf das weitere Anliegen ging er nicht sofort ein. Erst einmal etwas Plauderei, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, so hatte er das gelernt.
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Erneut musste der Iulier geraume Zeit warten, bis er den Duumvir sprechen konnten, denn diesmal war dieser gar nicht im Gebäude. Der Schreiber wusste nur, dass er im Laufe des Vormittags reinkommen wollte. Schließlich kam er tatsächlich und erblickte den wartenden Iulier.
"Ah, salve Iulius. Du willst zu mir? Komm' gleich mit rein."
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Der Decurio war etwas überrascht, dass er angesprochen wurde, nickte aber freundlich. "Da munkelt man nicht ganz falsch. Der Gedanke steht zumindest im Raum." Er hatte das nie verheimlicht, auch wenn die Entscheidung noch nicht völlig feststand.
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"Nein, ich habe keine weiteren Fragen. Ich erwarte Dich morgen früh hier, junger Mann. Sei fleißig und aufmerksam, dann wirst Du viel lernen. Und vielleicht eines Tages selbst auf diesem Stuhl hier sitzen." Bis dahin würde allerdings noch sehr viel Zeit vergehen. Es konnte nicht schaden, dem jungen Mann den Mund wässerig zu machen. Umso fleißiger würde er arbeiten. "Valete." Der Duumvir erhob sich sogar zum Abschied. Aus Respekt vor dem Primus Pilus der Prima, von dem er viel hielt.
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„Dein Verlobter. Soso. Wie heißt er denn, Dein Verlobter? Und seine Familie?“ Es schmeckte wirklich gut. So gut, daß er gleich noch ein zweites Mal zugriff. „Ich denke, die Qualität ist in Ordnung. Soweit ich das bisher beurteilen kann. Ja, laß das mal hier zu einer zweiten, ausgiebigen Prüfung.“ Er nahm den Korb und stellte ihn neben sich auf den Boden. „Ich denke, ich werde Deinen Antrag befürworten. Es kann natürlich nicht schaden, wenn Du hin und wieder weitere Warenproben bringen würdest. Ja, alles kostet Gebühren, Du weißt ja, wie das ist. Die Stadt braucht Geld, der Staat braucht Geld, der Kaiser braucht Geld, wer auch immer das in Zukunft sein wird. Aber für Deine Backwaren werden sich die Abgaben in Grenzen halten. Ein Ladenlokal willst Du mieten? Kannst Du Dir das leisten?“ Vielleicht konnte man dieses Schaf noch ein wenig mehr melken? Wenn da mehr Geld hinter steckte, als man ihr auf Anhieb ansah?
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Wahrscheinlich spürte nicht nur der Sitzungsleiter, dass weitere Wortwechsel dser Sache nicht dienlich sein würden, so dass er nun zielstrebig die Abstimmung einleitete. Um die Lage etwas zu beruhigen und wieder eine sachliche Atmosphäre zu schaffen, wiederholte er die beiden Anträge noch einmal langsam und einzeln, zumal sie ohnehin erst dadurch zu seinem regulären Antrag in der Curia wurden, denn der ehemalige Quaestor hatte derzeit ja kein Antragsrecht, und ließ dann jeweils abstimmen. Beide Anträge wurden angenommen, wennauch mit einer recht großen Zahl von Enthaltungen, die vielleicht auch der Tatsache geschuldet waren, dass einige Decuriones sich so schnell einfach gar keine Meinung bilden konnten. Der leitende Duumvir wollte den Punkt aber wohl schnell hinter sich bringen.
"Iulius Dives, vielen Dank für deinen ausführlichen Vortrag und auch die Anträge."
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Die Männer der diensthabenden Centurie betrachteten die Ankunft mit einer Mischung aus Erfurcht und gewolltem Desinteresse. Für so offen zur Schau gestellten Prunk hatten sie nicht viel übrig, aber wenn der Kerl jemand wichtiges war, war's natürlich schon geil, ihn empfangen zu dürfen. Dummerweise sagte ihnen der Name nichts, also vielleicht doch kein Promi. Trotzdem nahm sich einer der Männer der Sache an, führte ihn ins Innere, sprach mit einem Kameraden in der Schreibstube und lieferte ihn schließlich im Büro des Subpraefectus ab.
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Der Subpraefectus - unverkennbar ein junger Ritter auf dem Weg einer erfolgreichen Karriere, dementsprechend selbstbewusst und dynamisch - machte einen schwer beschäftigten Eindruck in seinem Büro, als man den Besucher vom Tor zu ihm führte. "Salve. Willkommen. Nimm' Platz. Du wolltest mich sprechen? In welcher Angelegenheit?"
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Auf den Gesichtern derjenigen, die eben noch gegen die Hafengebühr gewettert hatten, machte sich spöttisches Grinsen breit, als sie die beiden Anträge hörten. "Hört, hört! Gerade wollte er uns die ganze Misere noch als Erfolg verkaufen, jetzt beginnt er höchstpersönlich mit der Demontage seines Wunderwerks! Iulius, wenn man dir eines lassen muss, dann das, dass du die kaltschnäuzigste Ignoranz besitzt, die mir jemals untergekommen ist! Ich werde den Göttern ein Opfer bringen, wenn du die Curia nach dieser Sitzung verlassen hast und hoffentlich nie wieder betrittst, aber bei diesen beiden Anträgen werde ich dafür stimmen! Senken wir die Preise und beschließen wir willkürliche Ausnahmeregeln, damit die Gebühr baldmöglichst Makulatur wird oder durch die berechtigten Klagen benachteiligter Händler vollends hinwegggefegt wird!" ließ sich erneut einer der Wortführer gegen die Gebühr vernehmen, wie er erneut Kübel voller Hohn über den ehemaligen Quaestor ausschüttete.
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Mehrere abwinkende Handbewegungen machten klar, dass zumindest einige Männer in der Curia den optimistischen und positiven Worten des Quaestors keinen Glauben schenkten. Die eine oder andere giftige Bemerkung sprachen sie leise aus und schienen eine weitere laute und öffentliche Debatte für hoffnungslos zu halten. Andere schienen gerade darüber froh zu sein, dass die bekannten Kritikpunkte nun nicht noch einmal öffentlich durchgearbeitet wurden, waren die Standpunkte doch hinreichend bekannt. So wurde es etwas ruhiger, während der Sitzungleiter den Iulier zum Fortfahren mit seinem Bericht aufforderte und ein Teil der Curia den Redner für den Rest seines Vortrags mit Missachtung straften.
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Eine der Soldaten griff nach einer Wachstafel, der andere stand auf, um sich den Bewerber aus der Nähe anzuschauen. "Name? Alter? Herkunft? Bisherige Berufe?"
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Von drinnen rief man ihn herein. "Salve. Du willst dich melden?", fragte einer der beiden Soldaten, die an einem typischen Schreibstubentisch saßen, der mit allerlei Wachstafeln, Holztäfelchen, Tintenfäßchen, Federn, Griffeln und sonstigem Schreib- und Verwaltungsgerät gut bestückt war.
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Die Kritiker der Hafengebühr unter den Decurionen ließen diese Möglichkeiten natürlich nicht aus, ihrer Kritik Luft zu machen. "Das heißt, wir haben nicht die Effizienz des Hafens gesteigert, sondern seine Auslastung gesenkt", polterte einer als Erwiderung auf die erste Antwort. "Na bravo! Rühmen wir uns bald nicht mehr, der Hafen Roms zu sein, sondern der leerste Hafen des Mittelmeeres?"
Auch das Kleinreden des zweiten Problems schien bei einigen Decurionen nicht zu fruchten. "Du willst uns also als Erfolg verkaufen, dass einige Schiffszimmerleute schlicht keine Arbeit mehr finden in ihrem gelernten Metier und deshalb auf andere Arbeiten ausweichen, wo sie wiederum den dort etablierten Handwerkern unnötige Konkurrenz machen? Was kommt als nächstes? Wenn diese Männer die Stadt ganz verlassen und in die benachbarten Hafenstädte abwandern, willst du uns diesen Verlust auch noch als Gewinn verkaufen?"
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Einer der Soldaten musterte den Mann kurz. Er sah durchaus brauchbar aus. Alles andere konnten die Kameraden drinnen entscheiden. "Geradeaus über den Hof, zweite Tür links von der gro0en Tür in der Mitte ist das Rekrutierungsbüro. Da melden", erklärte er dem mann den Weg.
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Zwei Soldaten der diensthabenden Centurie standen am Tor - weniger als Wache, sondern mehr als Ansprechpartner für alle, die Brände oder entflohene Sklaven melden wollten. Oder eben sich rekrutieren lassen wollten. "Salve", gab es erst einmal als Antwort für denjenigen, der sie angesprochen hatte. Er schien nicht aufgeregt zu sein, also schonmal keine Brandmeldung.
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Bei dieser Frage ging der Blick von mindestens der Hälfte der Truppe zum Anführer dieser Patrouille. Offenbar wollte sich keine auf sein eigenes Zeitgefühl verlassen, sondern richtete sich lieber nach dem Chef. "Vorne an der Kreuzung laufen wir noch zwei Blocks rechts herum, dann geht's zurück zur Station", verkündete der dann auch prompt. "Füße müde?" fragte er dann grinsend den Neuen.
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Gleich beim ersten Punkt auf der neuen Liste regten sich Nachfragen, die beantwortet werden wollten: "Macht sich die Effizienzsteigerung nur dadurch bemerkbar, dass die Schiffe unseren Hafen früher wieder verlassen, oder haben dadurch auch mehr Schiffe unsere Stadt angelaufen? Letztlich ist für uns ja nicht die möglichst niedrige Liegezeit wichtig, sondern dass möglichst viele Schiffe unsere Stadt anlaufen."
Ein anderer schloss sich gleich an: "Wie sieht es mit Reparaturen aus? Ist die Zahl gerade der kleinen Aufträge, für die ein Schiff nicht gleich in die Werft geholt wird, sondern die am Liegeplatz ausgeführt werden, ebenfalls gesunken?"
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"Ist ein fester Job, wo sie dich nicht gleich rausschmeißen, wenn das Geschäft nicht läuft", antwortete einer. "Ergab sich so. Bin direkt gegenüber von einer Kaserne geboren, da kennt man fast nix anderes", wusste ein anderer zu berichten. Bei den anderen war es ähnlich, so dass einige nur zustimmend nickten.