Wieder hörte sich Dives an, was die Duumviri zu seinen Ausführungen zu sagen hatten. Zu kompliziert war sein Vorschlag also. Das überrascht ihn schon etwas, wenngleich er es sich nicht anmerken ließ. Dass er sehr viel dachte, wenn der dies lang war und in verschiedenstens Formen - schräg, kursiv, unterstrichen, links, verlinkt... - war ihm ja bewusst, aber scheinbar ZU viel, das war neu. Jedoch war es andererseits bestimmt auch in gewisser Weise alltäglich, dass junge, unerfahrene Leute, die die ersten Schritt in politische Bahnen lenkten, hier und dort zu kompliziert vorgingen. Vergleichbar vielleicht mit einem Bäcker, der in jungen Jahren jedes Gramm einer Zutat doppelt und dreifach abwiegt, um dem Rezept auch ja akkurat zu folgen, während der Bäckermeister nach Gefühl backt und es trotzdem schmeckt!
"Gut, okay...", stimmte Dives dem ersten Duumvir nickend zu. Schon jetzt wurde Dives klar, dass er, wenn er Ostia später einmal wieder 'gen Roma verlassen würde, auf jeden Fall eine ganze Menge gelernt haben würde! Und eh er viel weiter in diese Richtung denken konnte, begann dann auch der zweite Duumvir seine Meinung hierzu zum Besten zu geben. Aufmerksamkeit war angesagt.
"Also ich für meinen Teil halte eine Beschränkung auf jeden Fall für notwendig. Ob ausschließlich auf senatorische Schiffe sei vielleicht aufgrund der sicherlich berechtigten Zweifel mal dahin gestellt. Aber eine allgemeine Hafenliegegebühr stünde auf jeden Fall im Widerspruch zur Intention dieser Abgabe. Denn die Frage ist, ob wir wollen, dass unser großer Hafen jederzeit nahezu leer und ausgestorben ist, oder ob wir wollen, dass er noch geschäftiger wird. Letzteres zu erreichen bedeutet Ostia eine sichere Zukunft zu gewähren." Eine allgemeine Gebühr wäre in der Praxis quasi mit einer Zollschranke vergleichbar, die folglich zur Verteuerung vieler Importwaren in Roma führen würde. Das wiederum würde wahrscheinlich zuletzt sogar noch die Senatoren selbst auf den Plan rufen, womit das Image Ostias für Jahrzehnte im Voraus ruiniert wäre, wenn nicht gar noch mehr passieren würde. Und wen würde man dafür verantwortlich machen? Ja wohl die derzeitig amtierenden Amtsinhaber...
"Vielleicht sollten wir auch einfach unterscheiden zwischen reinen Handelsschiffen, teilweisen Handelsschiffen und anderen. Erstere blieben von den Abgaben unbetroffen, teilweise Handelsschiffe müssten zumindest die hälftige Gebühr entrichten und andere Schiff den vollen Satz. Dabei könnte man von vornherein festlegen, dass ein senatorisches Schiff niemals ein Handelsschiff sein kann. Weiterhin setzt ein Handelsschiff auch voraus, dass der Eigner mindestens einen produzierenden Betrieb hat oder eben einen Fernhandel. Die Unterscheidung zwischen reinem Handelsschiff und teilweise als Handelsschiff genutztem Kahn sollte dann von der Hafenverwaltung individuell erfolgen. Wenn sich der Verdacht ergibt, dass ein Schiff nur einen Scheineigentümer hat, dann fällt dieses Schiff eben schlicht unter teilweise als Handelsschiff genutzt. Besagter Verdacht ergibt sich hier ja bei nicht wenigen Schiffen, denn reine Handelsschiffe würden doch für gewöhnlich deutlich häufiger den Hafen verlassen. Aber man bedenke den allgemeinen Rechtsgrundsatz: In dubio pro reo." Dass dieser Grundsatz mitunter natürlich auch verhinderte, dass Verbrechen (wie Vorspielung falscher Tatsachen mit dem Ziel der Prellung von staatlichen Abgaben) angemessen bestraft wurden, würde als großes Problem dieses Systems wohl auch in knapp 2000 Jahren noch aktuell sein.
"Ich würde auch anbieten, dass ich in meiner restlichen Amtszeit als Quaestor die Einarbeitung der Hafenverwaltung diesbezüglich übernehme.", was natürlich wieder nicht ganz uneigennützig war. Denn so könnte er vielleicht diesen oder jenen einflussreichen Mann kennenlernen und sein Vitamin B anreichern. Er müsste ja nicht alle Fälle persönlich abklären, nur eben jene, bei denen er davon ausgehen könnte, dass es sich um wirklich edle Leute handelte, denen ein paar Sesterzen nicht weh taten. Denn wem soetwas weh tat, der würde sich eh wahrscheinlich schon jetzt hinter Mittelmänner versteckt halten, um so das Handelsverbot für Senatoren zu umgehen. Nicht zuletzt hätte er damit natürlich auch einen weiteren Punkt für seine kommende Wahlkampfrede - wieder eine Sache, die er geleistet hätte...
PN @ Narrator Italiae.