Beiträge von Narrator Italiae

    Die zweite Tafel schien den Duumvir etwas mehr zu interessieren oder zumindest schenkte er ihr mehr echte Aufmerksamkeit als der Diploma. Bevor er ein weiteres Gehaltsangebot abgab, wollte er erst einmal herausfinden, was es mit dem Zeugnis auf sich hatte.


    "In welchem Dienstverhältnis standest du zu jenem Senator? Warst du sein Privatsekretär?"

    Der Duumvir schien wenig beeindruckt und nahm die Tafel betont gelassen in die Hand, um den Verleihungsgrund abzulesen.


    "Nun, sowas haben viele. Aus diesem oder einem anderen Grund. Nicht, dass ich das gering schätzen würde, aber du solltest dir bewusst sein, dass eine solche Tafel noch lange keinen Meister macht. Eine CXXX hast du dir damit aber schon verdient."


    Die Verhandlungen machten ihm Spaß und er war gespannt, welche weiteren Argumente der neue Quaestor ins Feld führen würde.

    "Den Bericht wird dir zweifellos dein Amtsvorgänger geben können. Ich gehe davon aus, dass das Amt ordentlich übergeben wird. Wobei es einen Bericht ja ohnehin nur einmal im Jahr gibt, een über das Geschäftsjahr. Ansonsten wird das Kassenbuch fortlaufend geführt, wie sich das gehört für eine gut organisierte Kasse. Dann kannst du auch immer Bericht erstatten über das, was gerade gefragt wird."


    Der Duumvir war immerhin selber auch erfolgreicher Geschäftsmann und kannte sich daher in solchen Sachen ebenfalls aus. Und mit Gehaltsverhandlungen ebenso.


    "Ich sehe, du hast dich gut informiert. Aber du wirst dich im Rahmen deines Amtes noch weiter informieren und in den Aufzeichnungen zuletzt keine CLX finden. Eine CXX vielleicht, die ganz sicher."

    Wenige Tage nach der Wahl kam der Stadtrat zusammen - beziehungsweise das, was die Seuche von ihm übrig gelassen hatte. Erst langsam füllten sich die Reihen wieder. Umso besser, dass nun eine neue Amtszeit begann und damit wieder eine komplette Verwaltung in Aktion treten konnte. Entsprechend erleichtert tragen daher die beiden nun amtierenden Dummviri nach vorn, opferten den Göttern und begannen, die alten Amtsträger zu verabschieden und die neuen Amtsträger zu vereidigen.

    Bürger der Stadt Ostia!!



    Hiermit geben wir, die Duumviri von Ostia, die Ergebnisse der Wahl wie folgt bekannt:


    Zu Duumviri wurden gewählt: Titus Equitius Sidicinus [NSC] und Lucius Lafrenius Simplex [NSC]


    Zum Quaestor wurde gewählt: Marcus Iulius Dives


    Zu Aedilen wurden gewählt: Quintus Titinius Catienus [NSC] und Mamercus Rusius Tempsanus [NSC]


    Die neuen Amtsträger werden in der nächsten Sitzung des Stadtrates vereidigt.


    Bürger der Stadt Mantua!!



    Hiermit geben wir, die Duumviri von Mantua, die Ergebnisse der vergangenen Wahl wie folgt bekannt:


    Zu Duumviri wurden gewählt: Sextus Pinarius Victor [NSC] und Potitus Heius Cerealis [NSC]


    Zu Magistraten wurden gewählt: [...], Marcus Artorius Celer, [...]


    Die Gewählten treten ihr Amt in der nächsten Sitzung des Stadtrates an.



    Der Duumvir schaute die beiden Männer angesichts ihrer Antworten einen Augenblick etwas irritiert an, dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht.


    "Achso, ja, das wisst ihr dann ja natürlich gar nicht. Die Kandidaten sind bei uns üblicherweise in der letzten Sitzung vor der Wahl zu Gast im Stadtrat. Das hält die Decurionen einfach weniger von ihren sonstigen Geschäften ab, als wenn sie alle Kandidaten auf dem Forum erwischen müssen."


    Sim-Off:

    Brauchst du aber nicht auszuspielen.

    Der Emotionale Ausbruch überraschte den Duumvir ein wenig und er musste sich angesichts der Würde seines Amtes dazu zwingen, keine allzu lässige Antwort darauf zu geben, auch wenn sie ihm auf der Zunge lag. Stattdessen setzte er ein professionell-besorgtes Gesicht auf und gab sich Mühe mit einer dezenten und freundlichen Antwort.


    "Ja, da magst du Recht haben, dass uns die Götter zuweilen auf eine harte Probe stellen und die Wege, die dann zu gehen sind, nicht immer nachvollziehbar erscheinen."


    Das war zwar nichts das, was der Kandidat gesagt hatte, aber das, was sich für den Duumvir daraus ergab. Zumindest war er gewillt, die Ausführungen so stehen zu lassen und nicht weiter nachzubohren, auch wenn sie ihn persönlich alles andere als überzeugten.


    "Zweifellos wird der Stadtrat ähnliche Fragen an dich richten, wie ich es getan habe. Ebenso zweifellos wird es deiner Kandidatur förderlich sein, dann nicht wieder im Affekt zu sprechen."

    Beim Duumvir lösten die Erklärungen etwas weniger Verständnis aus, als der Kandidat vielleicht gehofft hatte. Auch wenn es dem Duumvir nicht zustand, über persönliche Beweggründe zu urteilen, so schienen ihm die Entscheidungen keineswegs zwingend und damit für einen Außenstehenden einfach nachvollziehbar.


    "Aber wäre es denn nicht gerade dann, wenn dein Einkommen das wichtigste der Familie ist, viel sicherer gewesen, in deiner Heimat zu bleiben, anstatt eine kostspielige und riskante Fahrt bis hierher zu wagen? Deine Familie nun über die Entfernung zu unterstützen und später nachkommen zu lassen ist doch alles andere als einfach und sicher auch nicht billig."


    Als Einwohner einer Hafenstadt kannte er all die Geschichten von misslungenen Überfahrten, gesunkenen Schiffen und Boten, die ihr Ziel nie erreichten. Und eine Flucht aus der Stadt, nur weil seine Villa abgebrannt war, konnte er sich für sich nun überhaupt nicht vorstellen. Ihm kamen andere Gedanken an weniger sentimentale Gründe, aber er sprach sie nicht aus.

    Bei dem einen Bewerber, der bisher das Wort geführt hatte, schien die Luft nun ein wenig raus zu sein, glaubte der Duumvir zu erkennen. Es verwunderte ihn nicht, hatte der Mann doch tatsächlich schon viel erzählt und sich einen Pause verdient. Der andere schien dafür noch immer nicht recht warmgelaufen zu sein, aber der Duumvir wollte ihm trotzdem noch ein paar Worte entlocken und wandte sich daher nun vornehmlich direkt an ihn.


    "Was hat dich bewogen, das Wagnis einer Überfahrt einzugehen, deine Heimat zu verlassen und nun hier Fuß fassen zu wollen? Ist es die Loyalität zu deinem Freund, der diesen Weg gehen wollte, oder hast du andere Gründe?"

    Erneut hörte der Duumvir schweigend zu. Es machte ihm die Sache durchaus einfacher, dass zumindest einer der Kandidaten so frisch und frei heraus redete und gleich seine halbe Lebensgeschichte mitsamt seiner Zukunftspläne ausbreitete. Besser konnte man einen Menschen ja kaum kennen lernen, zumindest in der Kürze der Zeit.


    "Das sind durchaus verständliche Beweggründe und für einen Jungpolitiker nachvollziehbare Überlegungen. Ob dies dir die Mehrheit der Stimmen sichert, wird die Wahl zeigen. Ostia ist der Hafen Roms, hunderte Menschen ziehen jeden Tag in beide Richtungen durch die Stadt. Die einen halten es deshalb für legitim, dass es auch für junge Männer nur eine Station auf ihrem Weg ist. Andere haltens es gerade deshalb für wichtig, dass Kontinuität herrscht durch Bürger, die lange in der Stadt sind. Aber man braucht sich nichts vormachen - nicht wenige einflussreiche Männer Ostias sind nur die Gehilfen noch einflussreicherer Männer aus Rom. In Ostia werden Geschäfte gemacht und wo das passiert, versucht jeder seinen Einfluss zu sichern. Solltet ihr gewählt werden, werdet ihr das sicher noch merken. Aber die griechischen Städte kämpfen untereinander ja auch heute noch um Einfluss genauso wie in früheren Zeiten, habe ich mir sagen lassen, so dass ihr das vielleicht sogar schon kennt. Hier mag manches anders sein, manches aber vielleicht auch ähnlich."

    Mit leicht schief gehaltenem Kopf hörte der Duumvir zu, was die Männer ihm zu erzählen hatten. Wobei er durchaus bemerkt, dass offenbar nur einer sprach und der andere bestenfalls nickte. Und der, der sprach, hatte durchaus etwas zu erzählen.


    "Ja, Senator Iulius Centho ist mir ein Begriff. Er suchte uns vor einiger Zeit auf. An deine Tante erinnere ich mich auch noch, auch wenn ich da noch etwas jünger war. Aber vielleicht habe ich damals sogar auch mit ihr gesprochen, ich weiß es nicht mehr genau. Du bist also nicht hier geboren, sondern wohnst derzeit nur hier, im Haus deines Cousins, nehme ich an? Bist du auf sein Anraten hier, um deine ersten politischen Erfahrungen zu sammeln und dann einen ähnlichen Weg einzuschlagen, wie er es tat?"

    "Salve, Celer", grüßte der Angesprochene zurück, denn in der Stadtverwaltung kannte man sich durchaus beim Namen. Zumal durch die Umstände der letzten Zeit der Personenkreis ja recht überschaubar war. "Du hast überlebt und bist nicht weggelaufen, das ist Referenz genug", erklärte er daher auch ohne eine Spur von Scherz in seiner Stimme und setzte den Namen auf die Liste.

    Der Duumvir ließ die beiden Männer artig ihre wohlvorbereiteten Bewerbungssprüchlein aufsagen, bevor er sie mit einer einladenden Geste zum Sitzen aufforderte.


    "Junge Herren, nehmt Platz. Es freut mich, dass die Jugend an den Geschicken der Stadt interessiert ist und sich engagieren will. Sehr schön, sehr lobenswert. Hatten wir schon einmal das Vergnügen miteinander? Verzeiht, wenn ich euch nicht wiedererkenne, aber als Duumvir lernt man viele Leute kennen. Wer sind eure Väter? Sind sie im Stadtrat?"

    Der Beamte war tatsächlich ein anderer, als jener von der ersten Begegnung. Und auch wenn die Geschichte von dem seltsamen Bewerber unter den Beamten die Runde gemacht hatte, war dieser unvoreingenommen, denn er erkannte den Mann nicht wieder. "Salvete", grüßte er daher die beiden Männer gleichermaßen und warf einen kurzen Blick auf eine Wachstafel in seiner Hand. "Zwei gänzlich neue Bewerber, wenn ich das richtig sehe? Das wird die Duumvirn freuen, dass das Interesse an den Geschicken der Stadt groß ist. Ihr könnt eintreten, er hat gerade keine anderen Gäste."