Beiträge von Narrator Italiae

    Der Sklave wirkte fast schon glücklich als der Senator ihm sagte, dass jener sich die Therme einmal anschauen würde. Somit hatte er seine Arbeit gutgemacht und sein Herr würde stolz auf ihn sein. In all dem innerlichen Überschwang hatte er fast vergessen, dass noch Antworten erbracht werden mussten.


    "Er hat einen Laden im Macellum Liviae. Er handelt mit Tonwaren. Dort kannst du ihn finden wenn er nicht im Haus anzutreffen ist. Auf den späten Nachmittag ist er allerdings ziemlich sicher anzutreffen."


    Brav wartete nun der Sklave ob er wieder gehen durfte oder noch Fragen zu beantworten sind.

    Amasis hätte nun auch gerne jemanden gehabt, dem er ein paar Blicke zuwerfen konnte, aber er war wieder alleine gekommen. Jetzt musste er es also auch alleine zu Ende bringen. An 17 Aurei war wohl nicht zu denken, die würde er nicht herausbekommen. 16 hatte er vorgeschlagen und war damit auch nicht auf Gegenliebe gestoßen. Jetzt stand das Gebot bei 15 und einem halben. Er überlegte, ob es weiteres Verhandeln wert war, oder ob er sich damit alles kaputt machen würde. Schließlich entschied er sich für die sicherere Variante. Er würde ja heute nicht zum letzten Mal Geld von seinem neuen Arbeitgeber bekommen. "Einverstanden. 1550 Sesterze für mich, meinen Wagen und zwei Pferde."

    "Dein letztes Gebot lautete 15 Aurei", erinnerte dann auch prompt Amasis den Senator an den genauen Gesprächsinhalt. "Das hattest du als Mitte vorgeschlagen. Aber ich war noch bei 17, so dass das mit der Mitte nicht stimmte." Ein Gegenangebot machte er erstmal nicht. Der Senator schien ihm ein harter Verhandler zu sein, dem jedes Mittel recht war. Er wollte ihn ein wenig aus der Reserve locken.

    Für Amasis hatte sich an der Verhandlungssituation nicht vel geändert. Sein Vater hatte sich keinen besonderen Preisnachlass abhandeln lassen und seinen eigenen Preis wollte er auch nicht weiter senken. "Da, wo wir letzte Woche auch waren", sagte er daher. "Pferde gibt es nicht billiger und ich halte mich noch immer für wertvoller als ein Pferd."

    "Mein Herr sagte, dass dem so ist. Es ist eine öffentliche Therme. Sie war auch bis vor Kurzem in Betrieb. Es kamen aber immer weniger Menschen dorthin. Man soll es wohl mit der Sauberkeit nicht so genau genommen haben und die Gäste blieben weg. Du musst wissen, es ist keine große Therme sondern eine kleine. Nun kümmert sich keiner mehr recht darum. Sie war vorher schon in einem schlimmen Zustand, aber jetzt scheint es noch schlimmer zu sein."
    Das Gebäude sah in der Tat schon recht lange Zeit sehr marode aus. Doch so lang noch Leute ein und ausgingen, hatte sein Herr nur wenig Bedenken gehabt.

    Mit einem Begleiter war Amasis nicht ganz so glücklich, aber er konnte wohl nichts dagegen tun. Also lächtelte er den Mann, der ihn überhaupt erst hierher gebracht hatte, freundlich an. "Ist gut. So machen wir das." Zur Bestätigung griff er zu seinem Becher und nahm erstmal einen großen Schluck. Während des ganzen Gesprächs hatte er nämlich noch gar nichts getrunken, wie er erst jetzt bemerkte.

    Während der enttäuschte Gesichtsausdruck des jungen Fahrers eben noch weitgehend gespielt war, blickte er nun ernsthaft nachdenklich drein. "Die Mitte von 15 und 17 ist 16", feilschte er routiniert. "Oder wir treffen uns einfach erst übermorgen wieder, dann kann ich zwischendurch mal mit meinem Vater reden, wie das mit den Pferden aussieht."

    Amasis zog einen enttäuschten Gesichtsausdruck, auch wenn er mit einer Abwehr gerechnet hatte. "Na gut, dann also 17?" gab er die Antwort, die sich folglich aufdrängte. "Oder ihr wartet noch ein Jahr. Aber dann nimmt mich vielleicht vorher eine andere Factio."

    Andriskos nickte wissend. "Ja, von dem habe ich auch gehört." Das war natürlich untertrieben, denn wenn er nicht sein Vermittler wäre, wäre er wohl kaum gekommen. "Ein netter Kerl. Ein bisschen dick für sein Alter, aber deswegen nicht langsamer. Der interessiert euch also. Aber gesehen habt ihr ihn noch nie? Ist doch schonmal in Rom gefahren."

    Brav verneigte sich Aculeos und trat etwas näher.


    "Ich grüße dich Senator. Mein Herr schickt mich. Messius Pastor. Ich will schnell zur Sache kommen. Neben seinem Haus befindet sich eine alte Therme. Sie ist einem schrecklichen Zustand und er hat Angst, dass diese einstürzen und sein Haus beschädigen könnte. Er wohnt auf dem Mons Esquilinus, nahe der Stadtmauer."


    Damit hatte er das Problem vorgetragen. Nun musste er noch wissen, was er sienem Herren ausrichten konnte.


    "Wäre es dir möglich sich einmal anzusehen?"

    Es war die Sorge seines Herrens, der ihn dieser Tage hierher führte. Das Nachbarhaus, eine Therme, zeigte langsam bedenkliche Anzeichen einer mangelhaften Pflege. Der Putz bröselte von der Wand und das Dach schien auch schon lange nicht mehr gewartet worden zu sein. Er hatte das Officium des Curatoren gefunden und klopfte kräftig an. Hoffentlich war der Curator zugegen. Langsam wurde die Sache ernst.

    Diesmal zögerte Amasis nicht, denn es ging jetzt schließlich nicht um den Preis der Pferde seines Vaters, sondern um seinen eigenen. "Legt fünf drauf, dann sind wir bei 18", schlug er selbstbewusst vor. Ihm war klar, dass das ein zu höher Preis war, aber er hatte oft genug beim Pferdehandel mitgefeilscht, um das Spiel zu kennen.

    Amasis blickte den Princeps Factionis an, überschlug die Summe dann im Kopf und setzte ein lauerndes Grinsen auf. "Ich bin euch weniger Wert als ein Pferd?" fragte er. Bei der Rechnung war das nämlich der naheliegende Schluss.

    Amasis malte sich im Kopf aus, wie er Tage und Wochen damit verbringen würde, immer wieder andere Pferde aus einem Stall zu holen und zu einem Gespann zusammenzustellen, um die Unterschiede zu testen. Er stellte sich das zeitaufwändig vor, aber auch spannend. Immerhin wusste er eine Menge über Pferde und hatte schon gemerkt, dass es gar nicht so einfach war, ein gutes Gespann zu bekommen. Dass er eine Auswahl haben würde, freute ihn daher. Beim Preis musste er dagegen zögern. "Vier Aurei vielleicht, vielleicht auch viereinhalb", antwortet er dann. "Kommt sicher auch drauf an, welche ihr kauft. Wir haben verschiedene." Er grinste verlegen, denn es war seinen Gesprächspartnern wohl klar, dass die Pferde nicht alle gleich sein würden.

    "Die Pferde gehören meinem Vater", erklärte er. "Er hat mir gesagt, dass er mir ein Pferd schenken würde, wenn ich eine Factio in Rom finde." Auch darauf schien Amasis stolz zu sein. "Das wird dann natürlich mein Leitpferd. Die anderen müsstet ihr meinem Vater aber abkaufen, wenn ihr das Gespann komplett halten wollt. Ich habe aber auch nicht immer dieselben vier im Gespann. Mein Vater hat ja an seinem Hof eine Pferdewechselstation. Und manchmal ist eben ein Pferd nicht da, wenn ich fahren will. Dann muss ich ein anderes nehmen."

    "Das ist wirklich viel", stellte Amasis beeindruckt fest. Der junge Fahrer hatte bisher natürlich jeden Tag auch auf dem Hof seiner Eltern mitarbeiten müssen und nur in der Freizeit die Möglichkeit zum Training gehabt. "So viel Zeit hatte ich bisher nicht. Aber ich musste ja arbeiten. Ist auch gut für die Kondition." Die Vorstellung, nun einfach so zu Laufen, schien ihm nicht unbedingt die bessere Aussicht zu sein. "Meinen Wagen habe ich selbst gebaut. Den kann ich doch weiter benutzen, oder?" fragte er dann.

    Amasis freute sich, dass er hier ganz offenbar nicht nur mit ein paar Togaträgern verhandeln konnte, sondern auch zumindest ein Fahrer hier war. "Hört sich gut an", erwiderte er auf die Geschichte. "Wieviel trainierst du denn jetzt?" fragte er dann neugierig.