Beiträge von Narrator Italiae

    Der Curator Rei Publicae nickte zustimmend, da seine Gedanken offenbar ähnlich waren. "Dann darf ich wohl annehmen, dass es auch diesmal die Arbeit ist, die dich zu mir führt?" fragte er nach, auch wenn das ziemlich naheliegend war. "Was kann ich für dich tun?"

    Der Curator Rei Publicae war etwas überrascht gewesen, als er von seinem Sekretär erfahren hatte, dass sich der designierte Praetor einen Termin hatte geben lassen. Neugierig auf das Anliegen blickte er Macer entgegen und erhob sich von seinem Platz.


    "Purgitius Macer, willkommen. Man spricht sich viel zu selten unter Kollegen, nicht wahr? Hatte ich dir schon zu deiner Wahl gratuliert?" erkundigte er sich, bot Sitzplatz und Getränke an und setzte sich selber ebenfalls wieder.

    Der vierte Kampf: Nummerus Quintus, Kater und Aussenseiter


    Ultor wird bereits als Sieger gehandelt. Doch Honoria, die Besitzerin des Katers erscheint völlig unbeeindruckt, als sie mit ihrem Kämpfer im Ring erscheint. Die alte Dame, deren spießiges Äusseres nicht so recht in diese Umgebung passen will, wird von ihrem Familienclan begleitet – eine ganze Bande kräftiger Männer mit breiten Schultern und verhornten Fäusten postiert sich neben der Arena. Sie sind Fährleute auf dem Tiber, und ihre grimmige Erscheinung sorgt dafür, dass niemand die Frau schief ansieht.


    “Hochverehrtes Publikum! Heda! Es geht noch weiter! Wir haben noch einen Kämpfer!“
    Arax, der hagere Rattenfänger versucht sich über den Jubel hinweg Gehör zu verschaffen. Er steigt wieder auf seine Kiste, wedelt mit den Armen. Doch erst als der Trommler einen ohrenbetäubenden Donnerwirbel ertönen lässt, wird die Menge etwas stiller.
    “Einen Wettkampf haben wir bisher gesehen, wie er spannender nicht sein könnte! Ein Kampf steht noch bevor!
    Als letztes tritt an.... Nuuuummerus Quintus!!! Wir erinnern uns: zu Beginn des Jahres noch unbekannt, hat dieser Kater sich rasend schnell Respekt verschafft. Und heute schreckt er nicht davor zurück, selbst unseren Ultor herauszufordern!! Quintus geht auf's Ganze! Und damit hat er sich schon mal einen Applaus verdient! Applaus für Quintus den Kater!“


    Der Beifall ist lahm, das Interesse gering. Wiederum wird die Arena präpariert, die Sanduhr gedreht. Honoria setzt den getigerten Kater auf dem blutigen Boden ab. Quintus macht nicht viel her. Sein Fell ist struppig, seine Ohren zerbissen. Narben zeichnen den sehnigen Körper. Zudem lässt er sich Zeit. Er streckt sich, reckt sich, macht einen Buckel, gähnt... während die Ratten sich in die Ecken drücken, fiepend und quiekend durcheinander wuseln. Im Publikum werden die ersten Lacher laut.
    Und mit einem Mal schlägt der Kater zu – tigergleich stürzt er sich auf die erste Ratte, schlitzt ihr mit seinen Krallen den Bauch auf, zerbeißt einer anderen das Genick, schmettert sie zur Seite und ist schon lautlos zum nächsten Opfer gesprungen. Quintus tötet leichthin, elegant, und blitzschnell dazu. Nach und nach dämmert den Zuschauern, dass dieser Gladiator bisher mächtig unterschätzt wurde. Ratte um Ratte bringt er mit spielerischer Leichtigkeit zur Strecke. Kein Brüllen und Johlen begleitet diesen Kampf – die Masse der Zuschauer schweigt, fasziniert und ungläubig...

    In alter Zeit, als die Stadt Rom noch von Königen war regiert, folgte der Kreislauf des Jahres den Gegebenheiten, welche das Land den Menschen vor gab, so dass die tapferen Männer Roms im März – damals noch Beginn des Jahres - zu ihren Waffen griffen, Soldaten wurden und mit der Stärke und Kraft des Mars ausgestattet ihren Besitz verteidigten und mehrten, ihr Territorium beständig erweiterten. Im Oktober dann endete die Zeit des Kampfes, die Soldaten versammelten sich allesamt am armilustrium - einem heiligen Hain auf dem Aventin -, um die Waffen kultisch von Blut und Tot zu reinigen und hernach sie zu verwahren, sodann kehrten die Männer als Bauern zurück auf ihre Felder, um die Ernte unter dem Schutz des Fruchtbarkeit und Frieden gewährenden Quirinus einzuholen und sich vorzubereiten auf die Zeit des Winters.


    Vieles hatte sich gewandelt seitdem, über die Zeiten von Krieg und Frieden hinaus herrschte Kontinuität von politischem und kultischem Leben, die Soldaten Roms waren Soldaten das gesamte Jahr hindurch, die Bauern stets Bauern, längst war die Bevölkerung des Imperium über jene Zahl gewachsen, dass alle Soldaten in Rom ihren Platz fanden, geschweige denn auf dem Aventin. Selbst die Götter waren nicht mehr die gleichen wie damals, Mars und Quirinus hatten ihre Plätze in der kapitolinische Trias aufgeben müssen zugunsten Iuno und Minerva – Krieg und Furchtbarkeit der Felder bestimmten in der Hauptstadt nunmehr weit weniger das Leben als Familie und Wissen, denn aus den Bauern waren Städter geworden, Weltenbürger – und während Mars sich noch als Stadtvater Roms, als Patron des gewaltigen imperialen Heeres und Gönner männlicher Kraft und Stärke konnte behaupten, so hatte Quirinus gänzlich an Einfluss verloren, hatte seine Macht über die Fruchtbarkeit der Äcker an Mars abtreten müssen und galt beinah nurmehr als genitur Quirinus, als veröttlichter Romulus.


    Der engen kultischen Verbundenheit gegenüber alten Traditionen indes hatte wohl Quirinus zu verdanken, dass auch dieser Tage die Wandlung von mars belli zu mars tranquillus noch jedes Jahr im Oktober am Tage des Armilustrium wurde vollzogen, wiewohl auch das Gegenstück der Quinquatrus und des Tubilustrium im März, so dass zumindest an jenen Tagen ihm wurde gedacht, dass die alte Zeit nicht in Vergessenheit geriet. Dennoch war die Zeremonie, die Reinigung der Waffen und Schilde, das Einlagern eben jener nurmehr symbolisch, so dass die Teilnahme daran für die Soldaten nicht Notwendigkeit war, sondern Ehrensache, wie auch für die Sodalitäten der Salii, deren Lanzen und Schilde – jene, unter welchen auch die Lanze und das Schild des Mars sich befanden – stellvertretend für alle Waffen und Schilde aller Soldaten standen, welche irgendwo im weiten Erdkreis im Zeichen des Adlers für das Imperium Romanum kämpften.

    Der Curator Rei Publicae hatte mit vielen Antworten gerechnet, aber nicht mit dieser. Da war es ihm noch wahrscheinlicher erschienen, dass der Curator Kalendarii nach seinem Spaziergang erst einmal gar nicht wieder in sein Büro kommen würde. Nun war er es aber doch und hatte seine Entscheidung vorgetragen, die der Senator mit stoischer Miene akzeptierte.


    "Dann soll es so sein. Ich respektiere deine Entscheidung, auch wenn ich sie nicht nachvollziehen kann. Wenn du dich schon darum gekümmert hast, wann du entbehrlich bist, sollte die Abwicklung der letzten Angelegenheiten ja kein Problem sein. Um alles weitere kümmere ich mich dann." Er erhob sich von seinem Platz. "Ich wünsche dir alles Gute für deine Zukunft, wie auch immer die Götter sie für dich bestimmt haben."

    ER hatte sich lange Zeit gelassen ehe ER sich in die Menge stürzte um seinem Favoriten zuzujubeln. Lange Zeit hatte ER sich in einer der Schenken aufgehalten und das Treiben beobachtet. Sein pockennarbiges Gesicht wurde dabei von einer Laterne erleuchtet als ER aufstand um die Taverne zu verlassen. Der Gang war weich, aber dennoch zielstrebig, seine Erscheinung unauffällig, aber auch drohend. Ein Mann, schwer einzuschätzen. Seinen Weg durch die Menge bahnte er sich unnachgiebig und jeder vergaß seine Schimpfabsichten wenn er sah wer ihn da angerempelt hatte. Sadales Polxemidas stand nun direkt an der Arena und achtete genau auf seinen Gladiatoren und Ultor enttäuschte ihn nicht. Laut feierte er den Sieg des Fretchens, brüllte und gab sich als großer Gewinner. Die Menge um ihn herum vergaß er für den Moment und nur dieses Tier zählte im Moment.

    Der zweite und dritte Kampf: Medusa und Ultor



    Nach dem Kampf des Molosserhundes werden die toten Ratten aus der Arena gefegt. Die kleinen Kadaver bleiben nicht lange liegen – auch dieses Fleisch findet Abnehmer.
    Arax, der Herr der Spiele lässt fünfzig frische Ratten in den Ring. Das Dahinscheiden ihrer Vorgänger scheint die Tiere zu ängstigen, sie rasen im Ring herum, stoßen sich gegenseitig an, versuchen an den Seitenwänden hinaufzuklettern.
    “Als zweites tritt an: Medusa, die Promenadenmischung! Gebürtig hier in der Subura, hat sie gelernt sich durchzubeissen! Medusa ist eine von uns! Applaus für Meduuusaaa!!!“
    Die kleine Hündin mit den Fledermausohren hat einen guten Start. Schrill kläffend geht sie auf die Ratten los, wirbelt wie ein Irrwisch durch den Ring und zerfleischt eine nach der anderen. Die Kinderbande, die die Hündin hergebracht hat, jubelt hell. Doch dann, etwa nach der Hälfte der Sanduhr – keiner kann später mehr genau sagen wie es passierte – schlägt irgendjemand aus der Menge der Zuschauer vom Rande der Arena aus mit einem langen Prügel nach dem Tier! Medusa wird übel an den Hinterläufen getroffen, sie jault zum Herzerbarmen. Hinkend flieht sie in Richtung ihres Herrchens. Ein Aufschrei geht durch die Menge. Die rotznasigen Strassenkinder schwören blutige Rache. Doch im Tumult der Menschenmasse lässt sich der Übeltäter nicht ausfindig machen, und Medusa ist auch nach einer Pause nicht wieder einsatzbereit. So scheidet diese Gladiatrix mit immerhin achtzehn toten Ratten verwundet aus.


    Die Wut über das heimtückische Attentat ist schnell vergessen. Medusa hatte eher wenig Anhänger, und nun naht der Höhepunkt des Abend, der Auftritt des erklärten Lieblings des Publikum. Zu den skandierenden “ULTOR, ULTOR!!!“-Rufen seiner Fans zieht das Frettchen in den Ring ein. Damos, der Besitzer, ist hochkonzentriert. Seine Nase zuckt vor Anspannung. Er massiert seinem lukrativen kleinen Kämpen den weißen Pelz und redet ihm gut zu:
    “Du liebst mich, mein Lütter, nicht wahr? Jetzt heißt es: wir gegen sie, richtig? Ich möchte, dass Du an jede Ratte denkst wie an einen Urbaner! Du packst sie alle bis zum letzten, ja?“ Und damit schickt er das flauschige kleine Wesen in das Kampfgetümmel.
    In quiekendem Entsetzen fliehen die Ratten vor dem Kronprinzen der Rattenbeißer, aber wie ein pflichtbewusstes Frettchen tut der genau das was von ihm verlangt wird. Ein Urbaner. Zwei. Schon sind zehn Urbaner enthauptet. Den Ratten in der Größe viel näher, braucht Ultor sich nicht zu bücken, sondern schlägt zu und stürzt sich sofort auf die nächste. Die Menge beginnt laut mitzuzählen, ergriffen vom Blutrausch.
    “Fünfzehn!... Zwanzig!“
    Damos schreit vor Begeisterung.
    “Mach sie fertig, Ultor!“
    “Ultor optimus maximus!!!“
    “Runter mit den Köpfen!“
    Wo Orcus ganz Raserei und Eifer war, ist Ultor ruhige Präzision. Er enthauptet schnell und flitzt weiter. Kein lebendes Wesen könnte methodischer vorgehen, entschlossener töten.
    Im Nu ist die Zeit der Sanduhr verflogen. Der Ring ist eine einzige Blutlache. Damos hebt das Frettchen aus dem Ring. Gelassen leckt der Kleine sich die roten Pfoten.
    “Siebenundvierzig!“ ergibt die Auszählung der Ringrichter. “Siebenundvierzig!! Neuer Rekord!!“
    Damos hebt das Frettchen hoch über seinen Kopf. Das Gebrüll ist ohrenbetäubend, die Stimmung auf dem Höhepunkt.
    “Lang lebe Ultor, der König der Rattenbeißer!“ jubelt das Volk.
    Ein Kampf steht noch an: kann der Kater dem Frettchen diesen Sieg noch streitig machen?

    Der Wachposten an der schwer bewachten Villa war gut informiert und hatte die Ankunft der beiden Männer bereits erwartet. Ein Offizier der Wache geleitete sie ins Innere des Gebäudes, wo sich wiederum ein Beamter der Männer annahm. Durch mehrere Räume und Flure hindurch gelangten sie schließlich in das Audienzzimmer der Villa. "Der Imperator Caesar Augustus empfängt euch gleich", erklärte der Beamte noch und sorgte dafür, dass die Männer mit Getränken versorgt waren, während der Kaiser noch mit den nötigen Informationen versorgt wurde.

    Der Curator Rei Publicae verdrehte die Augen und sah seinen Mitarbeiter zunehmend fassungslos an. "Ist es nur mein Eindruck, oder hast du keine Ahnung, was du sagen willst? Gerade sagst du noch, es läge an mir und dann sagst du im nächsten Augenblick, dass du nun doch nicht gehen willst, weil es dir unsittlich erscheint. Wenn du einen freundschaftlichen Rat eines erfahrenen Senators annehmen willst, dann sage ich dir, dass du so nie zu etwas kommen wirst." Der Senator atmete tief durch. Ihm schien einerseits wirklich daran gelegen zu sein, dass sein Curator aus dieser Situation etwas lernte und andererseits war das Gespräch ganz und gar nicht nach seinem Geschmack.


    "Ich schlage vor, du verlässt dieses Büro wieder und wir beide vergessen das, was du eben gesagt hast. Du läufst einmal zum Tiber und zurück und denkst darüber nach, was du eigentlich willst. Und wenn du mir dann nochmal etwas zu sagen hast, kommst du wieder herein und sagst es." Der Blick des Curator Rei Publicae verriet, dass er diesen ungewöhnlichen Vorschlag sehr ernst meinte.

    Der Curator Rei Publicae quittierte die knappe Antwort mit einem ebenso knappen nicken. Offenbar hatte der Curator Kalendarii nicht die Absicht, um seine Stimme zu werben, wenn er nicht einmal das Amt von sich aus nannte. "Du hast dich also versichert, dass du abkömmlich bist, würdest aber dennoch zu deiner Tätigkeit zurück kehren, falls du nicht gewählt wirst?" hakte der Senator nach. "Versteh' mich nicht falsch - es ist deine Sache, ob du für ein öffentliches Amt kandidierst. Aber welche Optionen habe ich nach deinen Ausführungen? Entweder du bist abkömmlich, dann kann ich dir keine Wiedereinstellung versprechen, oder du bist doch nicht abkömmlich, dann würde ich dich nicht gehen lassen oder müsste dich durch einen anderen ersetzen und könnte somit erst Recht keine Wiedereinstellung versprechen."

    Der Curator Rei Publicae räusperte sich. "Dein Kollege und deine Untergebenen sind bereits informiert, noch bevor du mit mir gesprochen hast? Ich muss doch wohl nicht darauf hinweisen, dass dies nicht dem üblichen Gebahren entspricht", bemerkte er mit kühlen Unterton in der Stimme. "Du möchtest also für ein Amt kandidieren. Im Cursus Honorum, nehme ich an?" Der Curator Rei Publicae war immerhin selber ebenfalls Senator und damit in dieser Angelegenheit nicht ohne Einfluss.

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    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer hielt nicht viel von allzu deutlich gespielter Freundschaft, hatte aber auch keinen Grund zu einer unhöflichen Reaktion. "Die Freude ist ganz meinerseits", erwiderte er daher. "Ich habe nicht häufig die Ehre, bei einem amtierenden Consul zu Gast sein zu dürfen. Wobei ich wohl annehme, dass du gerade in diesen Tagen nicht über einen Mangel an Gästen klagen kannst." Er liess seinem Gegenüber Raum für eine ausgiebige Reaktion, bevor er zu seinem Anliegen kam. "Daher möchte ich dir auch nicht zu viel deiner Zeit stehlen. Ich bin gekommen, um mich als Kandidaten für das Amt des Praetors aufstellen zu lassen."



    “Die Praetur! Natürlich, ja. Deiner Kandidatur wird gewiss nichts im Wege stehen. Den erfolgreich abgeschlossenen cursus Iuris kannst du vorweisen, ja?“

    Zitat

    Original von Titus Decimus Verus
    Verus folgte vorsichtig und betrachtete das Innere des Hauses mit großen Augen. Der Konsul lebte doch recht angenehm. Schließlich trat Verus auch vor den Hausbesitzer. Er schluckte.


    "Salve, Consul!" Verus machte den römischen Gruß und verbeugte sich dann leicht. Er war recht nervös. Man traf nicht jeden Tag einen Konsul und reichte dann auch noch bei diesem seine Kandidatur ein.


    "Ja," antwortete er. "Ich möchte zum Vigintivir kandidieren. Besser gesagt zum Tresvir aere argento auro flando ferunde, natürlich nur mit deiner Zustimmung." War das nun so richtig? Verus grübelte gedanklich, ob er nicht zu viel gesagt hatte und ob die Aussage höflich genug formuliert war. Der Amtsname war doch recht lang und Verus musste sicherlich dessen korrekte Aussprache üben, momentan wirkte sie noch etwas holprig aber dennoch in korrekter Wortfolge und Wortinhalt.



    “Als Vigintivir also.“, antwortete der Consul.
    “Gut. Mein Scriba wird es notieren. Du bekommst in den nächsten Tagen eine Nachricht, ob du zur Wahl zugelassen bist und wenn ja, eine Einladung in den Senat.“

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    Original von Spurius Purgitius Macer
    Begleitet von gleich zwei Sklaven und einer guten handvoll Klienten hatte sich Macer nach der morgentlichen Salutatio von seiner Casa aus auf den Weg zum Haus eines der amtierenden Consulen gemacht. Heute wollte er seine Kandidatur als Praetor für die nächste Amtszeit offiziell anmelden.


    Vor dem Haus angekommen liess er anklopfen und sich anmelden. "Salve, mein Herr, der Senator und Curator Aquarum Purgitius Macer, möchte gegenüber dem Consul seine Kandidatur für die nächsten Wahlen zum Cursus Honorum erklären" erläuterte der Sklave dem öffnenden Türhüter, während sich die Klienten im Hintergrund so aufstellten, dass sie nach möglichst vielen aussahen.


    Ein so bekannter Name und die durchaus beeindruckende Zahl Klienten taten ihre Wirkung. Der Ianitor ließ den prominenten Senator und berühmten General nicht lange warten, sondern führte ihn umgehend zum Consul.



    “Salve, Senator Spurius Purgitius! Ich bin erfreut dich zu sehen. Wie schön das du mich in meinem Haus besuchst.“, begrüßte ihn der Consul wie einen alten Freund. Dabei wäre es viel zu viel gesagt, die beiden Freunde zu nennen. Aber Afranius Dexter war mit Schmeichelei, Unterwürfigkeit und gespielten Freundschaftsbezeugungen zu seinem Amt gekommen, und mit dem allseits verbreiteten Eindruck, vollkommen harmlos und opportunistisch zu sein.

    Zitat

    Original von Titus Decimus Verus
    Verus riss seine Augen auf als jemand die Tür öffnete. Er hatte sich ein kurzes Nickerchen gegönnt, da die Wartezeit doch recht lang war. Er gähnte kurz mit der Hand vor dem Mund und eierte dann zum Ianitor.


    Mit einem kurzen Handwink richtete er seine Gardrobe.


    "Ich bin Decimus Verus," stellte er sich erleichtert vor. Ein erleichtetes Seufzen entfloch ihm sogar. "Ich möchte meine Kandidatur für den Cursus Honorum persönlich beim Konsul bekanntgeben. Ein Brief war mir einfach zu unpersönlich. Natürlich vorrausgesetzt der Konsul hat Zeit für mich." Er lächelte mit seinem charmanten Politikerlächeln und hoffte so Einlass zu erhalten. Nun wollte Verus diese Geschichte auch hinter sich bringen.


    Der Ianitor: “Decimus Verus." Das sagte er mehr zu sich selbst.
    Aber dann: "Der Consul wird dich empfangen. Folge mir.“


    Er führte ihn in das Innere des Hauses und zum Atrium. Dort meldete er dem Hausherrn den Besucher.



    Dieser wandte sich seinem Gast zu.



    “Salve! Ich bin Gnaeus Afranius Dexter, der amtierende Consul. Du willst deine Kandidatur anmelden?“

    Zitat

    Original von Titus Decimus Verus
    Wie man sich doch die Beine in den Bauch stand! Verus fröstelte es ein wenig, da seine Bekleidung doch recht dünn war für die Jahreszeit. Nervös ging er auf und ab, natürlich darauf achtend, den Brief nicht zu verlieren.


    Zur Sicherheit klopfte er noch einmal. Er hustete und lehnte sich dann wartend an die Wand. Irgendwann würde schon jemand aufmachen.


    Jemand machte auf. Es war der ianitor.
    “Ja?“
    Es gab höflichere Begrüßungsformeln, aber den Mann plagte zurzeit ein nervöser Magen, der ihn allzu oft auf das 'Stille Örtchen' trieb. :(
    “Was führt dich zum Haus des consuls Gnaeus Afranius Dexter?“

    Es geht los. Der Rattenfänger und Zeremonienmeister Arax öffnet die erste Kiste und streckt, ohne Angst oder Widerwillen, die Hand hinein. Immer zwei auf einmal, hebt er fünfzig Ratten an den Schwänzen heraus und und läßt sie in dem vom Feuer hell erleuchteten Kreis der Arena los. Benommen und orientierungslos wandern die räudigen grauen Kreaturen durch den Ring, setzen sich auf die Hinterbeine, schnuppern zu den Zuschauern hinauf. Die meisten sitzen in kleinen Häufchen beieinander, der Zeremonienmeister bläst dann in diese Zusammenrottungen hinein. Die Ratten hassen das und stieben auseinander, sobald der menschliche Atem sie trifft.
    Neben Arax greift ein skelettdürrer Alter zum Tympanon. Dumpfe Trommelklänge untermalen den beginnenden Kampf. Die Sanduhr wird gedreht. Orcus trottet in den Ring, doch zum Entzücken des Publikums und zum Entsetzen seines Besitzers, weicht der Sieger des Vorjahres sofort erschrocken zurück. Die Lichter, der Lärm, die vielen Ratten.
    “Los los, verdammter Köter! Auf sie, pack sie, beiss sie tot!“, brüllt neben dem Ring wütend Quentin, der stutzerhafte Lude. “Fass, Orcus! Fass!!!“
    Der Molosser schnuppert, und zuckt zusammen, als mehrere grosse Kanalratten ihren Haufen verlassen und seine Schnauze anspringen. Eine verbeisst sich fest in den faltigen Lefzen. Der Hund jault auf, schüttelt wild den Kopf hin und her, als er sich endlich befreit hat blutet er heftig an der Schnauze. Doch nun hat ihn die Kampfeswut gepackt, Orcus wird zur geifernden Kampfmaschine. Die Arena erbebt, als der Molosser sich auf eine Ratte nach der anderen stürzt, die pelzigen Körper mit dem gewaltigen Gebiss zermalmt. Dumpf schlagen die Trommeln, das Publikum johlt.
    “Lass sie fallen, schüttle sie nicht wie ein Fetzenpuppe, du vermaldedeites Kalb! Sie ist tot! Sie ist tot! Los, mach weiter, nimm dir die nächste vor!“, tobt der Sekundant des Molosserhundes.
    Als die Sanduhr abgelaufen ist, wird Orcus aus dem Ring gezogen. Blut tropft von seinem braunen Fell, er leckt sich die Schnauze. Quentin nimmt ihn in die Arme und reinigt ihm die Schnauze mit Kamillenwasser. Der Hund winselt leise.
    Die übrigen, nur verletzten Ratten werden zur Seite geschafft, und Arax verkündet die offizielle Zahl der von Orcus getöteten Ratten: Zweiundreissig alles in allem. Das reicht nicht an den Rekord vom letzten Jahr heran, doch es ist eine stattliche Menge, die nun überboten werden muss.

    Pepe und seine Kameraden erhoben ebenfalls ihre Becher und erwiderten den Trinkspruch, zum einen auf die Albata und zum anderen auch auf Pepe, ihren neuen Fahrer. Der Wirt schien den erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen ebenfalls bemerkt zu haben und steuerte auf Kosten des Hauses eine weitere Runde bei, um den Abschluss gebührend feiern zu können.