Potitus hatte seine Augenbrauen ärgerlich zusammengezogen. Seine ganze Miene hatte sich deutlich verfinstert ab dem Moment, in dem Livianus das Wort ergriffen hatte. Nun ließ der Praefectus Urbi sich das Wort erteilen und erhob sich. "Sehr interessant, was Du da für Vorwürfe gegen mich erhebst, Decimus. Wirklich sehr interessant. - Der gute Decimus hat ganz offensichtlich einige Dinge nicht richtig verstanden, daher erläutere ich sie gerne. Ich habe durchaus nicht nur das Amt des Praefectus Urbi inne, sondern wurde außerdem vom Kaiser damit beauftragt und auch von ihm mit entsprechenden Vollmachten ausgestattet, ihn während seiner Krankheit in sämtlichen Belangen zu vertreten. Dies ist selbstverständlich nicht mit den aus gutem Grund eingeschränkten Befugnissen zu vergleichen, die Decimus Livianus während seiner Zeit als Praefectus Urbi gehabt hat." Salinator machte eine kleine Pause, damit auch alle Zeit genug hatten, diese Worte zu verinnerlichen.
"Die Willkür, auf die Decimus hier anspricht, betrifft eine Standeserhebung, um die er mich gebeten hat. Ich sprach auf die fehlenden Verdienste des Betreffenden an und bekam von Decimus vorgeworfen, dass Verdienste doch wohl keine notwendige Voraussetzung seien, sondern allein die gute Herkunft für die Standeserhebung ausreichen sollte. Ich verweigerte diese Standeserhebung, nebst den anderen vorgebrachten Forderungen, die Decimus Livianus an jenem Tag an mich herangetragen hatte." Wieder ließ er den Anwesenden Zeit, seine Worte aufzunehmen.
"Es ist nicht schwer zu erkennen, was Decimus Livianus will, er sagt es sogar ganz offen: Des Kaiser Macht beschneiden. Nicht, dass der Senat oder die Consuln befugt wären, eigenmächtig die Machteinschränkung des Kaisers zu beschließen. Es liegt allein beim Kaiser, eventuell Machtbefugnisse auf den Senat zu übertragen und nicht beim Senat, sie dem Kaiser zu entreißen." Was dieser Decimus hier vorbrachte, war offener Verrat. Daran wurde auch nichts geändert, indem er noch schnell hinterhergeschoben hatte, dass er die Zustimmung des Kaisers für die Beschlüsse einholen wollte.