"Die Frau, die für mich nach dem Tod meiner Mutter für mich da war und mit der Zeit meine Mutter ersetzte, war die Köchin in der Villa Rustica. Oft haben wir Stunden in der Küche verbracht, haben geholfen und zu geschaut. So lernt man einiges, das einem Patrizier nicht zugetraut wird," antwortet er lächelnd auf ihre Überraschen. Für ihn war das immer eine selbstverständlichkeit gewesen, schliesslich war das Haus seines Grossvaters auch kein prächtiger Palast, wie man ihn bei einem Senator und ehemaligen Legatus erwarten würde, sondern ein schlichtes Landhaus, das mehr einem Castellum glich. Und er wusste auch, das seine Mutter dieses Leben dort nicht ertragen hatte, zu sehr war sie an die annehmlichkeiten der Villa ihrer adligen Familie gewöhnt gewesen. Doch seinem Vater zu liebe war sie geblieben. "Vielleicht wäre es anders gewesen, wäre meine Eltern nicht so früh gestorben, doch gerade mein Grossvater legte viel wert darauf, das ein Mann zur Not alles selbst machen konnte."
Irgandwann würde er ihr noch mehr darüber erzählen, vielleicht wenn sie beide in Gallien sein würden, er ihr den Ort zeigen würde, an dem er aufwuchs, jedenfalls das, was noch davon übriggeblieben wäre. Vielleicht würde er die Villa Rustica ja auch eines Tages wieder aufbauen, wenn er das Land wieder erwerben würde. Doch jetzt war nicht der Zeitpunkt dafür, erst müsste er auch mit ihrem Vater sprechen. "Ich hoffe, das ich mich gut mit ihm verstehe, auch wenn ich ihn bisher nicht kenne. Doch mit seinen beiden Brüder verstehe ich mich gut, dein Onkel Numerianuns ist einer meiner ältesten und besten Freunde. Und auch wenn ich ein raubeiniger Soldat bin, vielleicht kann ich deinen Vater doch davon überzeugen, Helena, das mir das wohl seiner Tochter sehr viel bedeutet." Es war erstaunlich, wie manchmal das Schicksal wirkte, vor langer Zeit hatte er in einer finsternen Nacht einem jungen Probati gezeigt, worauf es bei einer Nachtwache ankam und irgendwie war daraus eine tiefe Freundschaft entstanden. Und dann, in ein ähnlich finsteren Nacht, jedenfalls in seinen Gefühlen, hatte er sie getroffen und auch hier hatte sich mehr entwickelt, mehr als er jemals gedacht hatte, und mehr als er sich bereit war einzugestehen.
Jede ihrer Berührungen liess ihn wieder alles andere um sich herum vergessen, steigerte das Körperliche, aber auch das seelische Verlangen nach ihr. Seine Lippen lagen auf ihren, der Kuss und das Spiele ihrer Zungen wollte und sollte nicht ändern, hüllte so den Raum in Stille, eine Stille die nur durchbrochen wurde von dem leisen Knistern der aufgestellen Öllampen und dem Rascheln der Vorhänge der Sänfte durchbrochen wurde. Je länger der Kuss dauerte, desto mehr Verschwanden der Geschmack der Garnele die sie sich geteilt hatten und der des Weines und desto deutlich schmeckte er sie, wie er sie schon am Strand von Ostia oder in dem edlen Juwelier geschmechkt hatte. Sein Ellenbogen mochte als stütze dienen, doch die Hnad dieses Armes war frei und fuhr durch ihr Haar, zertstörte wahrscheinlich die sorgfältige Arbeit ihrer Leibsklaven und allein ihre von ihrer beider Leidenschaft zerwühlte Frisur machte es schwer möglich, das sie sich an diesem Tag noch auf der Cena Liber blicken liessen.
Doch daran dachte er auch nicht, als sich seine Lippen von ihren lösten und langsam an ihrem Hals entlang glitten, er war nur im hier und jetzt, genoss das Gefühl, das ihre Hände auf seiner Haut hinterliessen, das den Tanz seiner Finger auf ihrer Haut nur noch in Intensität zunehmen lies, sie Stellen ihres körpers berühren liess, die sie bisher nicht berührt hatten, jedes kleine Stück ihrer Haut berühren und erkunden wollend. Ihre zarte Haut an Hals und Schulter schmeckte so sehr nach ihr, die Anstrengungen ihres ersten Liebsspiels hatten dazu beigetragen, das die Spuren der weiblichen Schönheitskunst in den Hintergrund treten zu lassen und die wahre, die wirkliche Helena zum vorschein zu bringen, etwas, das ihm ungemein gefiel, war sie es doch, nach dem es ihn verlangte und seine Küsse wanderten langsam zu ihrem Busen. Er liess sich Zeit, denn Zeit war etwas, das sie in dieser Nacht hatten, obwohl er nicht wusste, wie viel Zeit wirklich seit ihrem Aufbruchh vergangen war. Doch er konnte sich darauf verlassen, das der Mann vor der Tür ihnen rechtzeitig bescheid geben würde, bevor der der Tag anbrach, genauso so, wie er dafür sorgen würde, das niemand in diesen Raum dringen und sie stören würde.
Doch irgendwann liess er es geschehen, liess die beiden Körper sich vereinen und unweigerlich verstärkte sich das leichte Knarren der Sänfte wieder. Hatte er beim letzten mal eine fast scheue Zurückhaltung zu beginn gezeigt, war dieses Mal davon nicht viel zu spüren. Seine Lippen legten sich wieder auf ihre, seine Zunge suchte ihre, um erneut in dieses, wildverlangende Spiel einzusteigen, das schon jetzt seinen Herzschlag beschleunigte und seinen Atem schwerer werden liess, mehr als dies je ein 30 Meilen Marsch getan hätte. Er wusste, mit dieser Frau wollte er genau das noch viel öfter erleben, und das nicht nur in der Heimlichkeit einer Sänfte an einem unbekannten Ort, nein, gerade jetzt erweckte das Spiel ihrer Körper in seinem Kopf Phantasien, in welchen ein gemeinsames Ehebett zwar auch eine angenehme Rolle spielte, aber auch gänzlich andere Orte immer wieder auftauchten.