Beiträge von Quintus Tiberius Vitamalacus

    Sie waren drei Reiter gewesen, er selbst und zwei Eques, die sich den Parthern mit entgegen gestellt hatten. Scheinbar ziellos waren sie auf diesen Strom von Feinden heran gestürmt, die sich durch die Lücke in der ersten Kohorte ergoss und dessen einziges Ziel es zu sein schien, den Adler der Legion zu erbeuten.


    Doch ziellos war ihr ritt nicht gewesen, denn genau auf das Centrum des Anstürmes hielte sie zu, auch wenn sie immer wieder nach links und rechts schwenken mussten. Und sie unweigerlich winiger wurden....


    Den ersten Eques hatte es recht schnell erwischt, was genau passiert war, konnte Tiberius Vitamalcus nicht sagen, der Eques fehlte einfach. Er hatte auch nicht die Zeit dazu, sah er doch wie der Adler fast zu Boden ging und dann doch wieder hoch in der Luft stand. Allles nahm er nur aus dem Augenwinkel wahr, galt es doch für ihn sich so manchen Angriff der Parther zu erwehren und diesen gegenzuhalten.


    So nüchtern er doch war, so sehr eine Stimme ihn doch ermahnte, das es hier nur um einen klumpen Metall ging, der sich jederzeit ersetzen liess, so sehr war ihm die Bedeuting des Adlers ihm seit Kinder eingebleut worden : Eine Legion, die sich den Adler abnehmen liess, war es nicht wert eine Legion zu sein.


    Sein Spartha hieb im Bogen zur Seite, weniger um einem direkten Feind zu treffen, sondern mehr um freies Feld zu haben für den Sprung über ein totes Pferd, das vor den Verteidigern des Adlers am Boden lag. Und kaum hatten Ajax Vorderhufe wieder den Boden berührt, da zielte seine Klinge schon auf den Hals eines Parthers.
    Tiberius Vitmalacus vertraute darauf, das ihn der Eques hinter ihm den Rücken freihielt, doch ob der Eques wirklich noch da war, das wusste er nicht.

    Fast ungehindert ging das Spartha des Tribuns auf den Parther nieder, der Parther riss zwar noch zur Abwehr sein Schwert hoch, doch einen Moment zu spät. Allerdings glitt die Waffe an dem Schulterstück der Rüstung etwas ab, nicht wie gewünscht in Richtung des Halses, sondern es drang in den Schwertarm des Parthers, trennte ihn fast gänzlich vom Körper...


    Warmes Blut lief über die Stirn des Tiberiers, als er sein Spartha zurück zog, doch genauso so wie ihm klar wurde, das es nicht sein Blut war, sondern jenes, das dem Parther aus dem Armstumpf spritzte,... genauso wusste er, das auf solche erfolgreichen Hiebe zahlreiche abgeblockte folgen würden.


    Und dann drang das Geräusch der vorrückenden Reserve in sein Ohr, es würde nicht mehr lange dauern, bis die Unterstützung da war. Solange mussten sie, nein, solange würden sie durchhalten.


    "Primus Pilus ! Haltet stand !" donnerte seine Stimme durch das Schlachttümmel, jeden, der ihn, jetzt da er sich den Parthern entgegenstellte und er schwerer auszumachen war, schon für Tod hielt, einem Irtum strafend.


    "Cohors I, Centuria II und III,... in Mars Namen,... schliessst die Lücke !" donnerte er weiter, denn immer noch drangen durch die Lücke vor der I. Centurie Parther. is die Verstärkung heran war galt es diesen Nachschub von Feinden so klein wie möglich zu halten.


    Aus dem Augenwinkel registrierte er ein Schwert, das auf ihn zielte, schnell riss er sein Spartha hoch, blockte den Hieb ab, bevor er in den Gegenangriff ging.

    Es war tatsächlich einigen Parther geglückt, zwischen zwei der II. und III. Kohorte durchzubrechen, anscheinend in dem Moment da sich die I. Centurie hinter der Kohorte sammelte, ziemlich genau da, wo sich der Tribun und seine Begleitung befand, die zur Zeit nur noch aus einem Corbnichen, zwei regulärer Eques und einem jener riessigen Miles die sonst sein Zelt bewachten bestand. Und natürlich war Titus auch dabei, der sich aber im Sattel seines Pferdes, genauso wie der andere riessige Miles, sichtlich unwohlfühlte.


    "Reihen schliessen ! Reihen schleissen !" drang die Stimme des Tribuns an die Männer in der II. und III. Centurie, wie zuvor ruhig und bestimmt. Der Kampf vor ihm um den Adler wurde mit erbitterter Härte ausgetragen, und es war an den Centurien in der ersten Reihe zuverhindern, das noch mehr Parther nach rückten, die Lücke klein hielten, bis die Reserve die Lücke versiegeln würde.


    "Meldung an die Reserve : Vorrücken !"


    Noch einmal erklang das Signal der Cornichen, gab das Signal an die Reserve. Reserve war eigentlich ein Wort, das diese nur unzureichend beschrieb, waren es doch nicht einfach ein paar Mann, sondern ganze 5 Kohorten, die nun der Legatus oder der Praefectus ins Feld führen würden.
    Aber es war nicht nur ein Signal nach hinten, sondern auch eines nach vorne, hiess es doch für alle bedrängten Einheiten, so stand wie sie sich auch hielten, das Erlösung unmittelbar bevorstand.


    Die schwerste Aufgabe hatte zur Zeit aber die I. Centurie, die sich um den Adler scharrte, bereit diesen mit dem letzten Tropfen ihres Blutes zu verteidigen. Und bei dieser Aufgabe würde er sie nicht allein lassen, er streckte seine rechte Hand zur Seite und einer der Eques, reichte ihm einen Wurfpfeil.


    Es war für den Tribun ein beruhigendes Gefühl, die Waffe in der Hand zu haben, es war fast so, als ob ein Gefühl der Wärme von der Hand an der Waffe ausging, das durch den ganzen Körper wanderte und der Tribun einen Moment fast in einem Zustand des Trances war. Sein Blick peilte einen Parther an, der auf den Adler zustürmte, diesem gefährlich Nahe. Das Bild prägte sich in das Geächnis des Tiberiers ein, das Pferd des Parther schein im Sprung begriffen, das Schwert und die Rüstung des Feindes blitzten im Sonnenlicht auf,.... und der Wurfspeer des Tribuns verliess seine Hand, sein Blick verfolgte die Flugbahn, bis zu dem Moment, da sich der Speer in den Oberkörper des Parthers bohrte.


    "Schützt den Adler !"


    Dieser Befehl war nicht an die I. Centurie gerichtet, die auch ohne Befehl wussten, was sie zu tun hatten, sondern an die Männer in seiner Begleitung. Und diese taten wie ihnen gesagt, Titus und der andere Hüne sprangen fast aus ihren Sattteln, rissen die Gladii aus ihren Schneiden und stürmten seite an seite, Scutum an Scutum vorran. Die beiden Hünen hielten direkt auf die nur wenige Schritte vor ihnen kämpfende I. Centurie zu, stellten sich dabei einem Parther, der sich ihnen in den Weg stellte.


    "Ihr wollt den Adler, dann müsst ihr mich erstmal töten !" donnerte er in bestem, römischen Griechisch den Feinden entgegen.


    Und der Tribun und die beiden Eques hielten ihre Pferde zu einem schnellen Trab an, steuerten dabei auf die Parther zu, die mit scheinbar um jeden Preis den Adler wollten. Er mochte wenige Herzschläge von einem blutigen Zweikampf entfernt sein, doch sein Atem war ruhig und sein Verstand war hellwach. Er fand nicht nur Zeit dazu, neben seinem ersten Gegner auch noch die möglichen anderen Gefahren zu registrieren, ihm wurde bewusst, das der Feind ein hohen Preis für den Mann ausgesetzt haben musste, der den Adler der Prima bekam. Und darin, so schoss es ihm durch den Kopf, bestand nicht nur eine Gefahr für die Legion, sondern auch eine Chance. Denn die Feinde kämpften so weniger als Kollektiv, sondern mehr als Einzelkämpfer.


    "Iuppiter und Mars !" rief er laut, als er den ersten Parther ereichte und das Spartha in seiner Hand auf diesen niederging. "Das Blut dieser Parther widme ich euch !"

    Keine Regung zeigte sich auf dem Gesicht des Tiberius Vitamalacus, als er beobachtete, wie sich der Angriff der Parther auf die Reihen der ersten Centurie der ersten Kohorte auswirkten. Das Ergenis mochte auf den ersten Blick beunruhigend sein, doch letzlich hielt eine einzige Centurie der Prima dem Ansturm der Parther stand.


    Selbst wenn es vier fast vier ganze Reihen gebraucht hatte, dem Sturmangriff der Parther hatte die Centurie standgehalten und zwei geschlossene Reihen Miles bis zum Adler waren ein Hindernis, das ohne Schwung und übergrossen Druck nicht zu überfinden war.


    Doch es war an der Zeit, die Centurie zu entlasten,...


    "Centuria I, langsam zurück ziehen,.. Cohors I, Reihe schliessen !"


    Den Befehl trugen die Cornischen wieder in die vorderste Linien. Die geschundene I. Centurie würde sich langsam zurückziehen, während die anderen vier Cohorten seitlich in den Keil der Parther stossen würden, den Keil nach und nach auflösend, bis wieder ein geschlossener Schildwall den Feinden gegenüber stand.
    Eine Folge war, da sich der Tribun nicht vom Platz bewegte, das sich die erste Centurie nach und nach um ihn versammelte, der Adler dicht in in seiner Nähe war.


    "Cohor II., III., IV., V : Gestaffelt voran !"


    So würde der ganze Keil der Parther langsam ein gekesselt. Und dennoch liess der Tribun an die Reserve melden, das sie sich bereit halten sollte.


    Und immer noch nahmen die Bogenschützen die Parther unterbeschuss, egal ob sie Reiter, Pferd oder Fussoldaten trafen.

    Es war in der Tat reine eindrucksvolle Reiterfront, die auf die Legionen zu hielt, das konnte und musste der Tribun uneingeschränkt zu geben. So manch anderes Heer hätte bei diesem Angriff sicher die Panik ergriffen, doch römischen Legionäre hielten dem Anblick stand und üblicherweise waren sie es, die Angst in den Reihen der Feinde trugen. Die Parther waren ein würdiger, weil gefährlicher Gegner,....


    "Auf Abwehr vorbereiten," tönte seine Stimme wieder über die Köpfe der Legion hinweg, ein Befehl der über die Cornicen auch zum letzten Mann getragen wurde. Wieder würde die Legion in die tiefgestaffelte Reiterabwehr gehen, würden den Parthern wieder ein Pila und Schildwall entgegen gehalten und würde sie ein Wurfspeer- und Pfeilhagel in Empfang nehmen.


    Als sich das Ziel der Parther abzeichnete, wurde ihm klar, auf was der Feind es abgesehen hatte : Ihren Adler ! Doch es war unnötig, den Miles zu befehlen, den Adler zu schützen, sie würden es ohnehin tun, dazu war kein Befehl nötig.

    "Legio Prima ! Haltet stand !"


    Wieder trotze eine Stimme dem Hufschlag der Feinde, dem Stönen und Gereisch von verwundten, drangen seine Worte an die Ohren seiner Männer, ruhig und bestimmt, aufmunternd und ermutigend.

    Wer so dicht am geschehen in der ersten Reihe war, wie Tiberius Vitamalacus, dem wurde klar, das das Wort Schlacht von "schlachten" abstammte, denn die Gladi der Legion verrichteten unter dem einfachen Fussvolk ihre Arbeit wie Schlachtmesser und tränkten den Boden mit dem Blut der Parther.


    Das in den Bächen von Blut, die unter den Hufen von Ajax hindurch flossen, war dem Tribun zwar deutlich bewusst, aber die Verluste der Legion warren bisher nicht von grosser bedeutung.


    Viel wichtiger war das, was seine Augen in der Ferne wahrnahmen, wie sich die feindlichen Parther darauf vorbereiteten, ihre Elite in den die Schlacht zu werfen.


    "Meldung an die Reserve : Pila nach vorn bringen."


    In der jetzigen Situation die Reihen zu wechseln, war nicht möglich, doch so würde wieder einige Pilasalven den partherischen Reiternsturm abbremsen und so manchen Reiter zu fall bringen.

    "Meldung an die Bogenschützenreseve : Aufrücken und Schützenreihen verstärken."


    Die Befehle des Tribuns waren ruhig und bestimmt vorgetragen, sein Blick war über die acht Reihen tief aufgestellte Kohorten gerichtet, hinaus zu den Parthern, die sich auf dem Hügel in Bewegung setzten.


    "Die Kohorten I, II, III, IV und V langsam etwas zurückfallen !"


    Es mochte nach Rückzug aussehen, doch so wurden die feindlichen Reiter über die gefallenen Fussoldaten hinweg reiten müssen, über einen Boden, der vom Blut getränkt war und schlechten Halt bot.

    Ein leises Lachen war die Antwort des Tiberiers, als Helena erwähnte, das sie wohl nicht von irgendwelchen Viehhirten gestört werden würden. Das Lachen war zwar leise, aber dennoch so unüblich für den Tribun der Prima, vom dem mancher sagte, er würde zum Lachen in den Keller gehen. Denn in ihm schwang eben jene Gelösstheit, die nur in der anwesenheit seiner Verlobten zum Vorschein kam.


    Ein gänzlich anderes auflachen kam von Titus, der dabei sogar leicht sein rechte Faust ballte, würde diese doch jeder Störenfried zu spüren bekommen. Und in der Natur des Hünen lag es, das er nur zu gerne seine Rechte zum Einsatz bringen würde. Aufjedenfall stellte er sich demonstrativ breit dort hin, wo der Weg zu dem kleinen Ruheplatz führte und aufjedenfall fiel es ihm nicht schwer, den Zugang allein durch seine Masse zu versperren.


    Quintus Tiberius Vitamalacus war sich bewusst, das sein vertrauter Schatten sie abschirmen würde, allerdings beobachtete wesentlich interessierter was Xamander ihnen heute servieren würde. Und für die Kürze der Zeit war es wirklich beeindruckend, was der Grieche hatte organisieren können.


    "Ein Wein aus Sparta ? Wirklich eine passende Wahl, Xamander," lobte er den Sklaven aufrichtig, waren doch die Spartaner egentlich die einzigen Griechen, welche der Tribun wirklich schätzte. Er führte seine Verlobte direkt zu dem einfachen Tisch aus Stein und half ihr, sich zu seten. Es mochte zwar nur ein der einfache Boden des Grenzgebietes sein, doch stand dieser Platz kaum dem an Bequemlichkeit nach, was sie bisher auf dem Weg der Legion erlebt hatten und noch erleben würden.


    "Es ist wirklich ein schönes Mahl, das Xamander uns besorgt hat," meinte er zu seiner Verlobten, als er sich neben sie setzte. "Jenseits der Grenze, jenseits des Euphrats, wird es schwieriger werden, so etwas zu finden, denn die Parther scheuen sich nicht, die schlimmsten Taktiken an zu wenden,..."


    Doch er wollte diesen Abend nicht mit dem Belasten, von dem sie beide wussten, was noch kommen konnte, nein, würde,..


    So hob er ihre Hand, die er immer noch in seiner hielt, leicht an, berührte sie sachte mit seinen Lippen. "Es ist schön, diesen Abend nur mit dir zu verbringen, meine Liebe."

    Für einen Mann wie Tiberius Vitamalacus , der es gewohnt war zu kämpfen, der selbst das Gladius in der Schalcht geführt hatte, ware es schwer, so dicht am geschehen zu sein und dennoch so weit weg, das er mit seinen Gladius nicht ins geschehen eingreifen konnte.


    Natürlich hätte er von Ajax absteigen können und bis in die erste Vorgehen können, sich dorthinstellen, wo zuvor der Primus Pillus gestanden hatte, doch dort würde er die Übersicht über seinen ganze Abschnitt verlieren. In einer Legion hatte jeder seinen Platz und seiner war genau hier, direkt hinter der I. Kohorte, aufrecht im Satttel sitzend und weithin gut schtbar für alle, auch für den Feind und ganz besonders für dessen Bogenschützen.


    Immer wieder nahm ihn ein Schütze aus der Distanz ins Visier, doch Tiberius Vitamalacus zeigte keine Reaktion, Angst schien ihm fremd zu sein, sein Blick war kühl nach vorne gerichtet, auf den Ort, an dem die Legion auf das Fussvolk der Parther traff und an dem die Legionäre ihrem Handwerk nachgingen, die Kohorten sich, einem einzelnen Block aus Eisen gleich, in die Reihen der Parther hinein bohrten und den steinig-staubigen Boden mit Blut tränkten, das nicht sofort versickerte, sondern sich zu kleinen Bächen sammelte.


    Es war ihm klar, das dieser Angriff des Fussvolkes nicht der Schluss sein würde, Nein, sie hatten bei weitem noch nicht alles von den Parthern gesehen, das schlimmste und schwerste würde noch noch kommen. Doch gerade deshalb galt es, das Fussvolk der Parther nieder zu machen, würden ihre toten Körper doch ein gutes Hindernis für die Reiterei der Parther darstellen.


    Als der Primus Pilus aus den Reihen der I. Auftauchte, mit blutigem Kopf und ohne Helm, wandte er sich an Titus, der neben ihm stand.


    "Titus, sieh nach dem Rechten. Der Prilus Pilus braucht was zu trinken, einen Lappen und vorallem einen Helm !"

    Der Meldereiter aus Zeugma kam diesmal etwas später, so wie er sagte, hatte er ein paar Umwege reiten müssen, um den Parthern auszuweichen. Doch der Scriba glaubte ihm nicht wirklich, stattdessen hielt sich das Gerücht in der Poststube, das der Meldereiter in Zeugma sich lieber amüssierte und gern etwas länger blieb.




    Ad
    Tiberius Vitamalacus
    Legio Prima
    -im Feld-


    Salve Patron,


    ich weiss, du bist kein Freund von blumigen Worten, daher mach ich es knapp:
    Cato hat mich gebeten, mit Flavius Furianus über die Verlobung mit deiner Cousine zu verhandeln und sei versichert, ich habe es zu deiner Zufriedenheit geregelt :


    Sine manus, Form der Confarreatio, eine entsprechende Dos und die Worte am Vorabend von Claudias Verlobung gelten immer noch.


    Anfänglich mochte ich deine Bedenken bezüglich des Flavirs geteilt haben, aber diese konnte innerhalb eines längeren Gespräches beseitigen. Er ist durchaus eine angemessen Partie.


    Cato ist auch darüber informiert, wie es gelaufen ist, so das die Verlobung bald in Rom eingetragen werden wird.


    Vale bene,


    Lucius





    An
    Quintus Tiberius Vitamalacus
    Tribunus Laticlavius
    Legio I Traiana Pia Fidelis
    Parthia
    E.




    Mein Lieber Quintus,


    ich habe deinen Brief erhalten und ich leugne nicht, dass er mich überraschte.
    Dennoch hast du Recht und all das war ohnehin nur eine Frage der Zeit.
    Wären die Umstände anders und die Geschehnisse der letzten Zeit weniger schmerzhaft gewesen, so hättest du meiner Dankbarkeit und Freude sicher sein können. Es ist dennoch nicht so, dass ich dir nicht dankbar wäre. Doch fällt es mir noch schwer, mich an diese Neuigkeit gewöhnen. Und noch schwerer fällt es meinem Herzen , sie zu akzeptieren, wie du besser als jeder andere dies vermutlich verstehen wirst.
    Dennoch beuge ich mich deiner Entscheidung, in dem Vertrauen darauf, dass du das Richtige tust und in der Hoffnung, dass ich jenen Schmerz einst überwinden oder trotz ihm meinem Verlobten eine gute Ehefrau werde sein können.
    Wie komisch es doch ist, dieses Wort zu schreiben. Wie falsch es sich doch anfühlt…
    Wie hast du es bloß geschafft, damals eine andere Frau zu heiraten? Ich werde beten, die gleiche Stärke wie du zu besitzen, mein geschätzer Vetter. Ich wünschte, du wärest hier und ich könnte mit dir, dem ich mehr als allen Anderen vertraue, das alles besprechen. Doch da dich der Dienst an unserem Staat fernhält, so sei dir gewiss, dass Cato seine Aufgabe sehr ernst nimmt, sich sehr bemüht dich zu vertreten und hervorragend um mich kümmert.
    Er ist mir eine Hilfe, auf die ich weder verzichten könnte noch wollte und ich frage mich oft, wie ich ihm dies entlohnen kann und soll.
    Die Verlobung wird , wie mir Furianus bereits schrieb, durch seine Verpflichtung in Hispania nicht gefeiert werden können. Aber ich hoffe sehr, dass du und auch deine geschätzte Verlobte, dann bereits wieder hier sein werdet. An dieser Stelle grüße sie bitte auch herzlich von mir. Wie stets , seit eurem Aufbruch bete ich für euer Wohlergehen. Auf dass die Götter eure Geschicke weiterhin wohlwollend leiten,


    die besten Wünsche,

    deine Cousine Albina



    Matinius Plautius, Legio I


    Lieber Bruder,


    eine schwere Krankheit hat mich befallen und ehe ich sabbernd dahin sieche, beende ich das, was sie aus meinem Körper gemacht hat. Bitte sorge dafür, das mein Hab und Gut ordentlich verteilt wird. Für Titiana ist bereits gesorgt. Meine verbleibenden Grundstücke sollen wie folgt aufgeteilt werden:


    Matinius Plautius und Duccia Venusia zu je gleichen Teilen. Ein eventuell nicht teilbares Grundstück (ungerade Zahl) sollen an Germanica Aelia gehen.
    Sollten Geld oder Waren noch in meinem Besitz befindlich sein, soll auch dieses zu gleichen Teilen aufgeteilt werden.


    Ich liebe Euch und habe Euch immer in Ehren gehalten. Behaltet Ihr mich in guter Erinnerung,


    Dein Fuscus


    Matinius Fuscus in Besitz seiner vollen geistigen Kräfte


    Während des Vormarsches der Legion wurden die Scuti der Legionäre langsam zum Sammelpunkt der Pfeile der Parther, doch auch wenn der Pfeilhagel trotz der von den Pferden stürzenden Parther immer noch recht dicht war, die Diszilplin der Truppen Roms zeigte wirkung. Verhältnismässige kleine Lücken zeigten sich, und diese wurden äusserst schnell geschlossen.


    Und selbst so manches Pila aus der letzten Reihe traf den Feind, riss Pferd und Reiter zu boden.


    Der Blick des Tribuns Tiberius Vitamlacus wanderte kurz zum Boden auf dem die Legion vorgerückt war. Und er war zufrieden, nur wenig Blut war zu sehen. Dann war sein Blick wieder nach vorne gerichtet, auf den Feind, der nun sein Schlachtvieh vorschickte.


    Und dieses Schlachtvieh musste über die eigenen Toten stürmen, über Pferde und Reiter, die vor der Legion gefallen waren.


    Und sie mussten auf eine Legion zu stürmen, die tief stand, ganze acht Reihen , deren hinteren Reihen nicht nur geschützt vor den feindlichen Bogenschützen waren, sondern die den vorderen Reihe einen Halt gaben und die ganze Schlachtreihe zu einem massiven Bollwerk machten.


    Und in der ersten Reihe taten die Legionäre die Arbeit der Schlachter, stiessen aus der Deckung ihres Schildwalles mit dem Gladius hervor, versenkten die Gladii in den Leibern der Parther und verschwanden wieder hinter den Scutii. So wie sie es gelernt hatten, immer wieder und wieder.


    Und wenn die Schwertarme der Legionäre in der ersten Reihe schwer wurden, dann rückte die hintere Reihe an ihre Stelle. So vermittelte die Legion den Eindruck, das sie nie Müde wurde und die Arbeit der Schlachter unendlich fortsetzen würde, egal wie lange die Parther stürmen würden.

    Wäre es in der Art des Tiberiers, offen seine Gedanken und Gefühle zu zeigen, dann hätte er sicher hämisch gegrinnst, als die befremdlichen Briten den Parthern empfindlich in die Quere kamen. Aber er blieb emotionslos, auch wenn Titus, der neben ihm ritt, später beschwören würde, er hätte ein solches Grinsen auf dem Geschicht des Tribuns gesehen.


    "Cohors II. ! Voran !"


    "Cohors IV. ! Voran !"


    Die Befehle des Tribuns wurden von Cornicen an die Centurionen der Kohorten weitergetragen. Und beide Kohorten schlossen auf, marschierten rasch auf die gleiche Höhe mit den anderen drei Kohorten.


    Die geworfenen Pila der Kohorten rissen weitere Lücken in die Reihen der Parther, und jeder Parther, der zu Boden ging, riss ein, zwei, manchmal sogar drei andere mit.

    Tiberius Vitamalacus hatte den Ansturm der Parther aufmerksam verfolgt, fast schien es so, als ob er einzelne der Reiter fixierte, gerade zu den Augenkontakt suchte. Und er ahnte, kurz bevor die die Parther zur Seite schwenkten, welches Manöver sie nun zu sehen bekommen würde.


    "Legio Prima ! Unter die Schilde !"


    Seine Stimme trug durch das Beben des Bodens, drang in das Ohr eines jeden Miles, kräftig, aber dennoch ruhig, ja beruhigend. Und die Bogenschützen in der letzten Reihe hoben ihre Bögen auf das Zeichen des Tribuns und ihre Pfeile flogen über die Köpfe der Kohorten hinweg, forderten ihren Blutzoll unter den Parthern.


    Es mochten nicht viele Pfeile sein, doch so gut wie jeder Pfeil fand ein Ziel, dabei war es egal, ob es nun ein Parther oder sein Pferd war. Und so passierte es, das immer wieder ein Parther sammt Pferd zu Boden ging, durch die hohe Dichte und das Tempo zwanglläufig seinen Hinter- und/oder Nebenmann mit zum Straucheln brachte.


    Und so brachten die Salven Unordnung in die Reihen der Parther, zwangen sie, mehr Konzentration auf das Reiten, denn auf das Bogenschiessen zu verwenden. Und immer wieder passierte es, das ein Parther von einen anderen Parther überritten wurde.


    Doch der Pfeilbeschuss der Parther reichte gut bis hin zu der Position des Tiberiers, allerdings schien er diesen scheinbar zu ignorieren, auch als direkt neben ihm sein Scriba getroffen wurde und zu Boden ging.


    "Legio Prima ! In Formation vorwärts Marsch !"


    Es war die Stimme des Tribuns, die wieder zu den Ohren der Miles gelangte, noch bevor der Befehl von den Cornicen zu ihnen getragen wurde.


    Die Formation setzte sich in Bewegung, die Schilde immer noch dicht geschlossen, während die Bogenschützen weiter die Parther unterbeschuss nahmen. Tiberius Vitamalacus folgte der Kohorte, durchquerte die Reihe der Bogenschützen, an einer Stelle, in der die Parther einen Mann gefällt hatten. Ein Pfeil streifte Ajax Schweif, doch der schwarze Hengst schnaubte nur leise.


    Und als die Legion den Abstand soweit verkürzt hatte, das die leichten Wurfspeere er IV. bis VIII. Reihe die Parther erreichen konnte, gab es wieder ein kurzes Signal und die hinteren Reihen schleuderten eine Salve Wurfspeere gegen den Feind, nur sehr kurz ihre Deckung hinter dem Schild verlassend.

    Die Cornicen der Prima gaben das Zeichen zum Marschieren und langsam setzten sich die fünf, leicht versetzt aufgestellten Kohorten der ersten Schlachtreihe in Bewegung. In gerader Linie marschierte der Schildwall vorran, langsam aber stetig ging es leicht bergauf. Noch waren zwei Lücken in der vordersten Reihe, denn die II. und die IV. Kohorte blieben noch etwas zurück, auf die Distanz musste es so erscheinen, als ob dort ein freier Durchgang für Reiter vorhanden sei.


    Tiberius Vitmalacus ritt direkt hinter der I. Kohorte, etwa auf der Höhe der II. und IV. links und rechts von ihm. Sein Umhang und der Helmbusch wehten leicht im Wind, der allerdings kaum kühlung bot. Vor ihm marschierte die I. Centuria der ersten Kohorte, acht Reihen tief aufgestellt, wie alle anderen Centurien der 5 Kohorten. Direkt vor ihm, zwischen ihm und dem letzten Mann der I. Kohorte, marschierte eine Reihe Bogenschützen, welche, wie die Männer mit den leichteren Wurfspeeren in den Reihen davor, den feindlichen Reitern einen blutigen Empfang liefern würden.


    Der Blick des Tiberiers wanderte über die eigenen Reihen und dann hinüber zum Feind, wo sich die Reiter zum Angriff aufmachten. Es würde das erste Wirkliche Kräfte messen sein, und er wusste aus eigener Erfahrung, das für die Männer in den ersten Reihen es furchterregender Anblick sein würde. Aber, es waren römische Soldaten, ausgebildet nach bester römischer manier und jeder hatte schon in seiner Ausbildung erlebte, wie es war, wenn eine Reiterfront auf einen zu galloppierte. Und nicht umsonst hatte darauf geachtet, das bis zum Schluss die Reiterabwehr geübt worden war.


    Und als die Reiter immer dichter kamen, gab er das Zeichen an die Cornicen, deren Signal den Kohorten in der ersten Reihe befahl in die Reiterabwehr zu gehen. Aus dem Augenwinkel registrierte er, das der Terentier das Signal befolgte, genauso wie der junge Tribun auf der anderen Seite.
    Die II. und Iv. Kohorte warteten allerdings noch, sie würden erst kurz bevor die Parther heran noch noch ein Stück weiter marschieren, bis ihre vorderste Reihe etwa auf der Höhe der vorletzten Reihe der benachbarten Kohorten sein würde und so den Durchgang in der Formation versperren.


    Die Bogenschützen in der hintersten Reihe, spannten ihre Bögen, die Pila in den hinteren Reihen waren wurfbereit.

    Schon als sich die Cohors equitata, jedenfalls die Reiter dieser Einheit, dazu ansetzten, den Parthern nach zu setzen, hatte Tiberius Vitamalacuis geahnt, nei eigentlich gewisst, das dies ein Fehler war. Und als er diese Einheit fallen sah, sah er sich in seinen Erwartungen bestätigt.


    Aber letzlich, die Reiterei einer solchen Cohors equitata war nicht besonders grösser als die Reiterei einer Legion. Und es waren nicht mal Römer gewesen, die hier ihr Leben gelassen hatten.


    Kühl betrachtet war es ein Opfer, das nicht zu verschmerzen war, sondern im Gegenteil nützlich sein konnte, denn offenbarten die Parther allen die Art ihrer Taktik, ohne ihrem Gegner wirklich zu schaden.


    "MILITES ACIEM DIRIGITE!"


    Kräftig, aber ruhig, ja sogar beruhigend im Ton, ertönte seine Stimme über die Köpfe der vordersten Kohorten der Prima hinweg


    "MILITES OCULOS PROSAM!"


    "Lasst sie ruhig kommen, sie werden schon merken, wer wir sind !

    Der Tribun gab Titus ein Zeichen, das er vor dem Zelt warten sollte, dann trat Tiberius Vitamalacus ein, sein Scriba folgte ihm. Und während dieser probierte, so etwas anzunehmen, was einer Haltung nahe kam, die einem einfachen Miles in der Gesellschaft zweier Senatoren entsprach, stand der Tiberier wie immer da. Den Helm hielt er unter den linken Arm, die Rüstung war, für die staubige Umgebung erstaunlich blank, seine Haltung war absolut militärisch. Und auch wenn er so stand, wirkte er dennoch nicht verspannt, ganz im gegenteil, es war einfach die Haltung, die tu ihm passste.


    "Ein Bericht der Poststelle ist auf meinen Tisch gelandet," begann er ohne umschweife, wie es sein Art war, "einige Miles haben Post in Erbschaftssachen bekommen, mit einer Frist, sich in Rom zu melden, welche einzuhalten ihnen nicht möglich ist. Der Weg der Post ist einfach zu lang."


    "Scheinbar wurde in Rom vergessen, das wir weit hinter der Grenze stehen. Der Imperator hat in diesen Tagen wichtigeres zu tun, als sich um solche dinge zu kümmern, daher wende ich mich an dich. Wenn diese Frist nicht aufgehoben, oder zumindest deutlich verlängert wird, könnte bei den Miles, die ihr Leben für das Imperium zu opfern bereit sind, der Eindruck entstehen, das der Staat an ihnen bereichern will. Und das könnte verhehrend sein."

    Die wenigen Worte waren gesprochen und irgendwo an der Flnke machten die Parther den ersten angetäuschten Versuch einer Attacke, sicherlich um diese zu einer unüberlegten Reaktion zu verleiten.


    Doch als Tiberius Vitamalacus Ajax wendete, blickte er genau auf diesen Flügel, und die Miles verharrten in ihrer Position, unternahmem keinen vergeblichen Versuch, die Reiter mit ihren Pilla zu treffen. Nur die Bogenschützen hinter der Formation der Legion deckten die Parther mit Pfeilsalven ein.


    Tiberius Vitamalacus lenkte Ajax langsam durch die Lücke, die zwischen der I. und III. war. Ein Lücke hinter der die II. bereit stand, um in eben diese auf Befehl hinein zu stossen. Und es war ein knappes Nicken des Tribuns und die II. rückte etwas vor, als der Tribun hinter der I. Kohorte stellung bezogen hatte. Genauso passierte es auf der anderen Seite, dort marschierte die IV. etwas in die Lücke zwischen der I. und V. Kohorte.


    Der Tribun beobachtete dies alles mit stoischer Gelassenheit, sein Hand lag ruhig am Griff seines Gladius, sein Blick wanderte über die Reihen der ersten Kohorte hinweg, die acht Reihen tief stand und dahinter über noch zwei Reihen besondere Verstärkung verfügte.

    Es waren die schnellen, schweren Schritte von drei Männern und einem Luchs, die sich auf das Zelt des Aelius Quarto zu bewegten. Knapp grüsste Tiberius Vitamalacus jeden Posten, den er auf den Weg begegnete, Titus, der ihm im kurzen Abstand folgte, blickte diese nur grimmig an und der Scriba des Tribuns wirkte nur gehetzt, wie immer, wenn er seinem Dienstherren folgen musste.


    Am Zelteingan blieb der Tribun stehen, nahm seinen Helm ab und meldete sich mit kräftiger Stimme an.


    "Senator Aelius Quarto, auf ein Wort."