Es war tatsächlich einigen Parther geglückt, zwischen zwei der II. und III. Kohorte durchzubrechen, anscheinend in dem Moment da sich die I. Centurie hinter der Kohorte sammelte, ziemlich genau da, wo sich der Tribun und seine Begleitung befand, die zur Zeit nur noch aus einem Corbnichen, zwei regulärer Eques und einem jener riessigen Miles die sonst sein Zelt bewachten bestand. Und natürlich war Titus auch dabei, der sich aber im Sattel seines Pferdes, genauso wie der andere riessige Miles, sichtlich unwohlfühlte.
"Reihen schliessen ! Reihen schleissen !" drang die Stimme des Tribuns an die Männer in der II. und III. Centurie, wie zuvor ruhig und bestimmt. Der Kampf vor ihm um den Adler wurde mit erbitterter Härte ausgetragen, und es war an den Centurien in der ersten Reihe zuverhindern, das noch mehr Parther nach rückten, die Lücke klein hielten, bis die Reserve die Lücke versiegeln würde.
"Meldung an die Reserve : Vorrücken !"
Noch einmal erklang das Signal der Cornichen, gab das Signal an die Reserve. Reserve war eigentlich ein Wort, das diese nur unzureichend beschrieb, waren es doch nicht einfach ein paar Mann, sondern ganze 5 Kohorten, die nun der Legatus oder der Praefectus ins Feld führen würden.
Aber es war nicht nur ein Signal nach hinten, sondern auch eines nach vorne, hiess es doch für alle bedrängten Einheiten, so stand wie sie sich auch hielten, das Erlösung unmittelbar bevorstand.
Die schwerste Aufgabe hatte zur Zeit aber die I. Centurie, die sich um den Adler scharrte, bereit diesen mit dem letzten Tropfen ihres Blutes zu verteidigen. Und bei dieser Aufgabe würde er sie nicht allein lassen, er streckte seine rechte Hand zur Seite und einer der Eques, reichte ihm einen Wurfpfeil.
Es war für den Tribun ein beruhigendes Gefühl, die Waffe in der Hand zu haben, es war fast so, als ob ein Gefühl der Wärme von der Hand an der Waffe ausging, das durch den ganzen Körper wanderte und der Tribun einen Moment fast in einem Zustand des Trances war. Sein Blick peilte einen Parther an, der auf den Adler zustürmte, diesem gefährlich Nahe. Das Bild prägte sich in das Geächnis des Tiberiers ein, das Pferd des Parther schein im Sprung begriffen, das Schwert und die Rüstung des Feindes blitzten im Sonnenlicht auf,.... und der Wurfspeer des Tribuns verliess seine Hand, sein Blick verfolgte die Flugbahn, bis zu dem Moment, da sich der Speer in den Oberkörper des Parthers bohrte.
"Schützt den Adler !"
Dieser Befehl war nicht an die I. Centurie gerichtet, die auch ohne Befehl wussten, was sie zu tun hatten, sondern an die Männer in seiner Begleitung. Und diese taten wie ihnen gesagt, Titus und der andere Hüne sprangen fast aus ihren Sattteln, rissen die Gladii aus ihren Schneiden und stürmten seite an seite, Scutum an Scutum vorran. Die beiden Hünen hielten direkt auf die nur wenige Schritte vor ihnen kämpfende I. Centurie zu, stellten sich dabei einem Parther, der sich ihnen in den Weg stellte.
"Ihr wollt den Adler, dann müsst ihr mich erstmal töten !" donnerte er in bestem, römischen Griechisch den Feinden entgegen.
Und der Tribun und die beiden Eques hielten ihre Pferde zu einem schnellen Trab an, steuerten dabei auf die Parther zu, die mit scheinbar um jeden Preis den Adler wollten. Er mochte wenige Herzschläge von einem blutigen Zweikampf entfernt sein, doch sein Atem war ruhig und sein Verstand war hellwach. Er fand nicht nur Zeit dazu, neben seinem ersten Gegner auch noch die möglichen anderen Gefahren zu registrieren, ihm wurde bewusst, das der Feind ein hohen Preis für den Mann ausgesetzt haben musste, der den Adler der Prima bekam. Und darin, so schoss es ihm durch den Kopf, bestand nicht nur eine Gefahr für die Legion, sondern auch eine Chance. Denn die Feinde kämpften so weniger als Kollektiv, sondern mehr als Einzelkämpfer.
"Iuppiter und Mars !" rief er laut, als er den ersten Parther ereichte und das Spartha in seiner Hand auf diesen niederging. "Das Blut dieser Parther widme ich euch !"