Beiträge von Quintus Tiberius Vitamalacus

    Vielleicht war es Titus Bemerkung vom Vortag gewesen, darüber das seine alte Wunde wieder schmerzte, der Instinkt eines alten Soldaten oder es war die Unruhe gewesen, die Taranis mit Einbruch der Dunkelheit erfasst hatte, welche den Tribun veranlasst hatte, seine Rüstung wieder anzulegen und sich auf einen Weg durch das Lager zu machen.


    Genau in dem Moment, als er aus dem Zelt getreten war, war der Pfeilhagel in Richtung des Lagers niedergegangen und schien die Nacht für einen Moment zu hellen.


    "Titus ! Hol Ajax !" befahl er rasch, davon ausgehend, das der Hüne hinter ihm stand und schnell wieder zurück sein würde. Am zuagng zur Via Praetoria wäre der Tiberier fast mit dem Wachposten zusammen gestossen, welche sich auf den Weg gemacht hatte, um eben diesen Wecken.


    "Tribun,... " stammelte der nur noch, in seine Worte mischte sich das Geräusch der Cornicen.


    "Miles, Meldung an alle Kohorten : Zu den Waffen und im Intervallum sammeln. Kohors 9 und 10 sollen sich mit den Probati ans Löschen machen. Und wehe, einer benutzt Wasser zum löschen. Sand und Decken ! Nur
    Sand und Decken werden benutzt. Pergite, Pergite !!"


    Kaum hatte der Tribun geendet, war der Miles auch schon unterwegs und auch Titus war zurück mit Ajax.


    Nur einen Augenblick später war er aufgesessen, preschte die Via Praetorium in Richtung Porta Praetoria.


    "Legio Prima, Ad Arma !!!" donnerte seine Stimme über die Zelte der Legion hinweg unmittelbar bevor er losritt. Vom Rücken seines Pferdes hatte er einen guten Überblick über die Lage, bemerkte das die Trossknechte schon dabei waren, die Maultiere unterkontrolle zu bringen, hier und da, vornehmlich in den äusseren Reihen, brannten die Zelte, viele Pfleile schlugen aber im Boden ein und zahlreiche gingen auch im Vorfeld des Lagers nieder.


    "Centurio ! Meldung !" wandte er sich knapp an einen Centurio, der ihm noch den Rücken zugewandt hatte.


    Optio Sextus Saufeius Simplex
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    Kaum standen die Miles wieder vor den Optios, da donnerte Saufeius Simplex wieder los. Ihm war es zu wieder, das die Männer von dieser ersten Runde schon scheinbar erschöpft waren.


    "Was, bei Iunos Titten, ist das für eine müde Vorstellung ? Was sollen die Parthischen Späher da hinter dem Hügel denken ?"


    Er deutete auf die nächste Hügelkette, ohne wirklich zu wissen, ob sich dahinter Parther befänden. Wenn wären es nur Späher, es sei denn, und das wäre typisch, dachte sich Simplex, die Reiterei hätte versagt.


    "Liegestütze ! Zwanzig Stück ! Währendessen,..." donnerte er weiter, "..,beantworte mir eine Frage, Proabtus Andronicus : Das Gladius, was für eine Art von Waffe ist es ? Und wie wird es angewandt ?"



    Decurio Decimus Domitius Tarius
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    Domitius Tarius mochte erstaunt über den hohen Besuch sein, doch er bemühte sich nichts anmerken zu lassen. Gänzlich allerdings gelang es ihm nicht, gerade im angesicht des Legatus und dessen Stellvertreter.


    "Wir sind schon einige Meilen weiter vorraus vorgestossen, überall ein ähnliches Bild. Die Felder und Speicher niedergebrannt, die Wasserquellen vergiftet. Allerdings gibt es ein paar Zisternen, welche der Feind scheinbar nicht gefunden hat. Wir haben sie hier markiert."


    Er überreichte dem Legatus eine Wachstafel, auf der er den Standort einiger intakter Zisternen vermerkt hatte. Sicher hätte die Tafel früher oder später den Legatus erreicht, aber niemals so schnell.


    "Direkten Feindkontakt hatten wir bisher noch nicht !"


    Ajax hatte den schnellen Ritt genauso genossen wie sein Reiter und wenn es nach Ajax gegangen wäre, dann hätte der Ritt ruhig noch etwas weiter gehen können. Tiberius Vitamalacus war zwar ein kleines Stück weiter als der Legatus geritten, stoppte Ajax aber immer noch in Hörweite.


    Der Blick des Tribuns wanderte durch die Umgebung, erfasste die Lage sowohl in der Nähe wie auch in der Ferne. Überall vor ihnen war nur eine öde Wüstenei, er hatte so etwas das letztes Mal in seiner Jugend gesehen, als gesehe hatte wie ein Brand in einem Wald in Gallia Narbonensis gewütete hatte.


    Doch hier war es kein von den Göttern gelegtes Feuer, hier hatten die Parther die Flammen gelegt. Und das, dies Störung der Ordnung der Götter, war etwas, dass dem Tribun tief in seinem Inneren störte. Als er sich vergewissert hatte, das die Staubwolken am Horizont nicht von feindlichen Reitern stammte, liess er sich aus dem Sattel gleiten und schritt langsam durch ein verbranntes Feld, direkt auf ein Wasserloch zu, aus dem es schrecklich stank.


    "Dea Dia, mea culpa, mea maxima culpa !" entfuhr es ihm leise. Sicher würde er sich nich scheuen selbst eine Taktik der verbrannten Erde zu benutzen, allerdings nicht ohne Dea Dia und der capitolinischen Trias zu opfern. Langsam kniete er nieder, lies etwas der verbrannten Erde durch die Finger seiner Hand gleiten, griff mit der Linken nach dem Pugo und umschloss die Klinge mit der Rechten, bis einige Tropfen Blut auf die Erde fielen.


    Erst dann steckte der Tribun, der auch der Magister der Arvales Fratres war, seinen Pugo weg und erhob sich. Er hoffte so Dea Dia und die anderen Götter, etwas besänftigt zu haben.

    Wieder brachten die Meldereiter Post ins Lager der Prima.


    Die Scriba prüften sie und lieferten sie aus.


    Centurio Marcus Flavius Aristides, Lager der Legio I Traiana Pia Fidelis, Parthia


    Gruß und Heil, Vetter in der Fremde, furchtloser Streiter im Namen Roms!


    Kaum gibt es Nachricht aus den Provinzen hinter den Grenzen unseres Reiches, doch keine Nachricht mag gleichsam bedeuten, dass die Kämpfe noch nicht haben begonnen. Ich hoffe darum, dass du dich wohl befindest und deine einzige Sorge der Schwierigkeit gilt, Puls und Essigwasser gegen schmackhaftere Nahrung einzutauschen.


    Da ich nicht weiß, ob jemand dich bereits benachrichtigt hat, so möchte ich dich davon in Kenntnis setzen, dass dein Sohn Serenus in der Villa Flavia in Aegyptus angekommen ist und sich dort wohnlich eingerichtet hat. Er befindet sich wohl und nützt seine Zeit, um seine Bildung zu vervollständigen.


    Der Grund, weshalb ich dir diesen Brief schreibe, ist jedoch ein wahrhaft deplorabler, und es schmerzt mich zutiefst, diese Worte zu Pergament bringen zu müssen. Unsere Base Leontia hat den Styx überquert und ist ins Elysium eingekehrt. Sie suchte den Heiratsplänen, welche ihr Vater Aetius erneut für sie gefasst hatte, zu entgehen, ich selbst sprach ihr zu, nach Aegyptus zu reisen, gleichsam erklärte ich mich bereit, sie zu begleiten, konnte dies jedoch nicht ob meiner Pflichten in Rom. Es drängte sie so sehr, dass sie schlussendlich allein die Reise antrat, ich folgte ihr, sobald die Situation dies zuließ. Doch in Alexandria angekommen fand sich keine Spur von ihr, noch von dem Schiff, welches sie in Ostia bestiegen hatte. Auch zurück in Italia, am Quell aller Informationen, tat sich keine Spur mehr auf. Das Mare Internum hat sie verschlungen, es gibt keine Hoffnung mehr. Um ihrer Gaia Ruhe zu schenken und ihr den Weg in die Reihe der Ahnen zu öffnen, werde ich dafür Sorge tragen, dass der Bestattungsritus trotz des Fehlens ihres Leichnams korrekt vollzogen wird.


    Ich schließe diese Zeilen in der Hoffnung, dass künftige Nachrichten freudvoller sein werden.


    Möge Mars Ultor dein Schwert führen, möge dir Jupiter Stator Standhaftigkeit schenken und möge Duellona dir mit ihrer Fackel Licht in den dunklen Wirren des Krieges leuchten.


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    Centurio
    Marcus Flavius Aristides
    Lager der Legio I Traiana Pia Fidelis
    Parthia (JWD)



    Mein lieber Marcus,


    mit großer Freude habe ich deinen so unverhofft zeitig kommenden Brief verschlungen. Du bist noch gar nicht so lange fort, und dennoch kommt es mir vor, als seien bereits Monate vergangen seit dem Tag auf dem Kai, als du mich um meine Palla batest. Nach dem Ausschiffen bin ich noch eine Weile mit Artoria Medeia in Ravenna geblieben, und auch als ihr Schiff gen Aegyptus auslief, blieb ich noch drei weitere Tage in diesem schönen Städtchen, sah mich um und besuchte die ansässigen Thermen. Ravenna gefällt mir, vielleicht ist es möglich, dort später etwas Land zu erwerben, wenn du wohlauf zurück bist.


    So schön der Aufenthalt in Ravenna auch war, so trist und öde war die Heimreise, so müßig und langweilig ist es hier daheim. Ich habe daher meinen Vater nach einer Zerstreuungsidee befragt und er schlug mir vor, eine abenteuerliche und interessante Reise nach Aegyptus zu unternehmen. Ich habe - du wirst mich für lebensmüde und unangebracht abenteuerlustig halten - begeistert zugestimmt, denn seitdem du mir von den wunderbaren Tempelstätten und der endlosen Weite und Medeia von diesem goldenen Land der Fülle und des Reichtums sprach, bin ich begierig, dieses Land der Wunder und Schönheit mit eigenen Augen zu sehen. Doch nicht nur des Müßigganges wegen werde ich reisen! Erinnerst du dich noch an die wunderschönen Kelche aus blauem Glas, aus denen wir im Hortus Lucretius tranken? Waren sie nicht aus Aegyptus? Die mir von meinem Vater aufgetragene Aufgabe lautet, das Geheimnis dieser Glasmacherkunst zu ergründen und entsprechende Aufzeichnungen nach Rom zu bringen. Zwar weiß ich noch keinen Reisetermin zu sagen, doch hoffe ich, dass sich die Abreise nicht mehr allzu lang hinziehen wird. Sorge dich bitte nicht, Geliebter, ein ganzer Stall von Sklaven und Wachleuten wird mich begleiten und mir vermutlich mehr hinderlich als nützlich sein.


    Deinen Reisebericht habe ich mit einem Schmunzeln verfolgt. Dein Vorgesetzter Matinius scheint wirklich ein lustiger Geselle zu sein. Ich hoffe aber doch sehr, er verliert bei all eurem Spaß nicht den Blick für das Wesentliche: Eine gute Strategie zu haben uns Sorge für die ihm unterstellten Männer zu haben? Wenn du erst zurück bist, musst du mir alles genau erzählen! Ich freue mich bereits jetzt darauf, Stunde um Stunde in einem Garten an deiner Seite zu weilen und dir zuzuhören, wie du deine Geschichten erzählst. Sicher bedauerst du, nicht ausgiebiger die fremdländischen Gepflogenheiten studieren und der andersartigen Musik lauschen zu können? Falls der Landstrich um Antiocheia herum wirklich reisenswert ist, so würde ich ein solches Unternehmen nur zu gern einmal an deiner Seite in Angriff nehmen, Marcus.


    Befindet ihr euch denn bereits Auge in Auge mit dem Feind? Muss ich schon um meinen Liebsten bangen, hoffen, dass ihn das Amulett auch beschützen wird? Ach Marcus, ich habe ja durchaus großen Respekt vor deiner Entschlossenheit und deinem Mut, welcher mich zugleich stolz macht, aber wie glücklich wäre ich, wenn ich dich hier und nicht im fernen Parthien wähnen könnte!


    Aus Rom gibt es indes kaum Neuigkeiten zu berichten. Die Magistratswahlen liefen vor kurzem ab, gewählt wurde ein Aurelier und einige andere, eher unbekannte Männer. Mir zumindest sagen die Namen nichts. Die Curia haben sie mit einem Gesetz abgesetzt und Spanien soll einen neuen Proconsul bekommen - Flavius Furianus! Ich sende dir die neueste Ausgabe der Acta Diurna in diesem Brief mit. Sie kommt zwar erst morgen heraus, aber als Lectrix habe ich bereits eine Abschrift vorliegen.


    Ich weiß nicht, ob es angemessen ist, dir mein Beileid nur schriftlich auszudrücken, Marcus, aber wir haben leider keine andere Wahl, als damit Vorlieb zu nehmen. Es tut mir sehr leid, dass Arrecina ins Elysium gegangen ist. Wenn ich sie doch wenigstens etwas besser kennengelernt hätte! Ich wünsche deinem Sohn den Segen Mercurius' und werde natürlich die Augen offen halten, wenn ich in Aegyptus weile. Vielleicht wollen die Parcen, dass ich ihn dort finde.


    Liebster Marcus, ich sende dir in diesem Brief all meine Zuneigung und meine Hoffnung, dir baldigst persönlich zeigen zu können, wie sehr ich dich vermisse. Vorerst aber muss es reichen, den Papyrus zu herzen, den du nun in deinen Händen hältst. Möge Mars dich schützen und Bellona dich lieben wie keinen anderen.


    In Liebe,


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    Roma, an den Kalenden des September

    Es war der Abend, bevor die Legionen das grosse Heerlager verlassen und über den Euphrat schreiten würden. Die Sonne stand schon tief am Horizont, lange würde es nicht mehr hell sein, bald würden in den Zelten der Legion die Fackeln und Lagerfeuer entzündet und in den Wohn- und Geschäftshäusern der Stadt würden unzählige Öllampen für etwas Helligkeit sorgen.


    Die meisten Offiziere hatten ihren Männern für diesen Abend Ausgang gegeben, so herrschte in Stadt ein reges Treiben, findige Händler verkauften den Legionären die unschiedlichsten Dinge, meist kleine Glückbringer, die Tabernen waren voll und in den Lupanaren herrschte ein Betrieb, wie schon lange nicht mehr.


    Auf der Haupstrasse, welche die Stadt und ihr rechwinkliges Strassennetz durchschnitt und vom Stadtor im Westen zur Brücke über den Euphrat im Osten führte, war auch Tiberius Vitamalacus unterwegs, allerdings nicht allein hatte er es doch geschafft, sich diesen Abend freizuhalten und war zusammen mit seiner Verlobten aufgebrochen, um mit ihr einen ruhigen Abend zu verbringen.


    Allerdings war an Ruhe in dieser Stadt nicht zudenken, nicht an diesem Abend, überall waren Soldaten, mehr oder weniger nüchtern. Und jene, die noch nüchtern genug waren, grüssten den Tribun in seiner kompletten Rüstung. Und anders als für einen römischen Magistrat oder Stabsoffizier üblich, erwiederte Tiberius Vitamalacus jeden der Grüsse, zumindest mit einem knappen Nicken.


    Sie hatten gerade die Agora kurz vor der Brücke betreten, da wandte sich Tiberius Vitamalacus an seine Begleiterin. "Was hälst du davon, das dein Xamander uns einen kleinen Korb mit etwas Wein und einer kleinen Stärkung besorgt und wir uns dann etwas ausserhalb der Stadt den Euphrat ansehen ?"


    Sicher hätte er auch Titus beauftragen können, der ihnen genau wie Xamander folgte, aber dann hätte die Stärkung wohl aus einem Klumpen Puls bestanden.

    Kommen wir nun zu den Verwandtschaftsbeziehungen :


    Tiberia Camilla die Tochter von Gaius Tiberius Albinus und dessen erster (geschiedener) Ehefrau Aquillia Petina, ist sie die Schwester des Gaius Tiberius Rufinus.


    Tiberia Albina und Tiberia Camilla sind somit Halbgeschwister.


    Optio Sextus Saufeius Simplex
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    Noch mehrere Male lässt er er die Proabti die Übungen wiederholen, dann aber hat auch der Menschenschinder Saufeius Simplex einsehen und entlässt die Miles.


    In den nächsten Tagen drillen er und sein Kollege die Probati wieder wieder, lassen sie Pilawürfe und Pilasalven üben. Mittlerweile haben die Legionen Zeugma hinter sich gelassen, aber der Drill geht weiter.


    Es war nach einem langen Tag des marsches als Saufeius Simplex und sein Kollege den Platz betreten, welcher heute als Exzierplatz dient.


    "Probati venite"


    "Probati state !"


    Natürlich hatte der alte Optio keine Gnade mit den Probati, fast schien es sogar das er Freunde daran hatte, in die vom Marsch gerzeichneten Gesichter der Probati zu blicken und sogar noch Verbal auf sie ein zu dreschen.


    "Was ist das hier für ein müder Haufen ? Habt ihr geglaubt, das ihr heute gleich in Bett fallen dürft ? Das bisschen Marschieren ist doch kein Grund...."


    "In aciem venite!!!" (In Linie antreten)


    "Scuta sursum ! " (Scutum aufnehmen)


    "ad dextram!!!!" (Rechts um)


    "Und nun, mal zwei Runde um etwas Warm zu werden..pergite!!! cursim!!!!!" (Marsch... im Laufschritt)


    Während die Probati liefen, schickte er ihnen noich einige Flüche hinterher, bis sie letzlich wieder vor ihn standen.


    Einer der Gallier.....


    Naja, eigentlich stimmte das auch nicht, denn alle Männer waren seid Generationen römische Bürger, waren also schon lange keine Gallier mehr. Ihre Ahnen hatten ihr Brgerrecht zum Teil schon vom göttlichen Iulius Caesar erhalten.


    ...... hatte wirklich zu den anderen Miles herüber geblickt. Das allerdings, was auf seinem Gesicht zu sehen war, sollte ein Lächeln sein, zumindest das was er dafür hielt. Vielleicht lag es an den Torquess, die er trug, an der langen Narbe quer über seine rechte Wange oder einfach nur an seiner Art, das er grimmig wirkte.


    Aber statt sich zu erheben, hob er nur seinen Becher.


    "Auf die Erste ! Auf das wir den Parthern den Arsch aufreissen und ihren Frauen zeigen, was es heisst, von einem Römer in Besitz genommen zu werden," gröllte er lautstark.

    Erst jetzt, als sich die Taberna langsam leerte, jedenfalls immer weniger Soldaten darin sassen, fiel die kleine Gruppe von Männern, die an einem Tisch in einer Ecke saß, stärker ins Auge.


    Sie hatten, davon zeugten die Karaffen auf dem Tisch, schon einigen Wein geleert, und dennoch sassen sie noch so aufrecht da, wie am beginn des Abends. Vielleicht lag das an ihrer Körpergrösse, das ihnen der Wein nichts anzuhaben schien...


    Aber auch wenn sie wirkten wie Germannen, so waren sie doch Soldaten der Prima.


    Und wer in der Prima Dienst tat, erkannte die Gesichter der Männer, welche das Quartier des Tribunus Laticlavius bewachten. Männer von denen es hiess, es seien Germannen.


    Doch es stimmte nicht, es waren Gallier. Und an diesem Tag hatten sie frei...


    Optio Sextus Saufeius Simplex
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    Ob eine so absolvierte Salve die Parther beeindrucken würde, war sicher eher unwahrscheinlich. Ganz sicher war Saufeius Simplex nicht beeindruckt, und es war sicher für niemand überraschend, das er wie gewohnt los donnerte :


    "Probati, was, bei Iunos Titten, soll das für eine Vorstellung sein ? "


    Seine Stimme donnerte hart und brutal über den Platz, war vielleicht noch in den Ohren der Parther in zu hören.


    "In aciem venite!!!" (In Linie antreten)


    "Scuta sursum ! " (Scutum aufnehmen)


    "ad dextram!!!!" (Rechts um)


    "Und nun, mal eine Runde um den Platz für alle..pergite!!! cursim!!!!!" (Marsch... im Laufschritt)


    Während die Probati liefen, schickte er ihnen noich einige Flüche hinterher, bis sie letzlich wieder vor ihn standen. Aber auch da gab er ihnen keine Ruhezeit.


    "Jetzt noch mal,.. Pilla aufnehmen ! Und dann..."


    Nur wenige Augenblicke lies er ihnen Zeit, die Pila zu aufzusammeln, er peitschte sie gnadenlos zur Wiederholung der letzten Übung.


    "Probati venite!!!" (Antreten)


    "Scuta sursum ! " (Scutum aufnehmen)


    "Scuta premite!! " (Rotten schliessen)


    "Pila sursum!!!!" (Speere hoch)


    "Tollite pila!!!!!" (Fertigmachen zum Pilumwurf!)


    "Mittite!!!!!" (Feuer)



    Optio Sextus Saufeius Simplex
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    Es klappte wirklich, die Probati stellten sich drei Reihen tief auf, auf das Scutum sursum hoben sie ihre Schilde und dann verkleinerten sie auf das `Scuta premite`die Abstände zu den Männern links und rechts von ihnen, so das, wie in der Schlachtformation, ein Schildwall entstand.


    So nickte er seinem Kollegen zu bevor er sich an die Probati wandte.


    "Auf mein Kommando werden die ersten beiden Reihen werfen, darauf, ohne das ich noch etwas sage, reicht die dritte Reihe ihre Pila nach vorne, welche sofort wieder geworfen werden. Ich will also zwei Salven sehen."


    Er trat zur Seite, blickte noch einmal zu den Probati und dann befahl er den Beginn der Übung.


    "Pila sursum!!!!" (Speere hoch)


    "Tollite pila!!!!!" (Fertigmachen zum Pilumwurf!)


    "Mittite!!!!!" (Feuer)


    Der gemächliche Schritt, in dem der Stab im Zug der Legion fortbewegte, passte Ajax ganz und gar nicht, der schwarze Hengst blickte immer Sehnsüchtig in die Weite des Landes, blickte den Pferden der Meldereiter nach, immer sich mit höherem Tempo bewegten. Nur zu gerne wäre er genauso los galloppiert. Und als Numerinauns heran ritt, schnaubte er er leicht ärgerlich auf


    Sein Reiter hingegen blieb regungslos, als der Tribun von den Taten der Parther berichtete. Es war keine erfreuliche Nachricht, auch wenn er nicht fürchtete, das sie so schnell verdursten und verhungern würde, hatte Plautius mit seinen Ausführungen recht.


    Und wie um dessen Worte zu unterstützen, drang ein leichtes, weitentferntes Donnergrollen zu ihnen. Weiter im Norden, an den Hängen und Gipfeln des Taurusgebirges entluden sich einige Gewitterwolken. Ob deren Wasser rechtbald zu ihnen kommen würde, war natürlich fraglich, aber dennoch ein Zeugnis dafür, das das Land zwar trocken wirkte, aber dennoch keine Wüste war, wie manche wohl befürchtet hatte.


    Die Nachricht zeute auch davon, das ihr Gegner sie durrchaus fürchtete, denn ohne Not würde man das eigene Land nicht so schänden. Und so gaben die Parthern ihnen auch ein Mittel in die Hand, die Zivilbevölkerung auf ihre Seite zuziehen.


    "In Edessa wird der Rammbock schnell die Mauern berühren," meinte der Tribun trocken, denn ihm war klar, das eine lange Belagerung von Edessa der Legion schnell zu Nachteilen für die Legionen führen würde, waren doch die meisten Citadellen in der Region auf lange Belagerungen eingestellt und verfügten über grosse Zisternen. Entweder würde die Stadt schnell aufgeben oder sie würde erstürmt werden.


    "Ich denke, der Imperator wird den Hilfstruppen einen ähnlichen Auftrag erteilen, auch wenn sich wohl an unserer Route nach Edessa nicht viel ändert," entgegnete er noch dem Terentier, bevor er sich dem Legatus zu wandte, allerdings ohne etwas so sagen, sondern nur knapp nickte.


    Und während Ajax unruhe stärker wurde, ahnte der Hengst wohl, das nun ein schneller Ritt folgen würde, stöhnte Titus innerlich auf, blickte gequält zu dem riessen Miles neben sich. Denn beide war nicht danach, im Galopp durch die Gegend zu reiten.

    Dann ist es mal an mir, jemand zum Geburtstag zu gratulieren und damit auch alle anderen, ob sie interessiert oder nicht =). darauf hinzuweisen.


    Und auch wenn sie gerade noch im Urlaub ist, muss ich es doch los werden :


    :star: Herzlichen Glückwunsch, Tiberia Albina :star:


    Auf ein erfolgreiches und schönes neues Lebensjahr, mögen deine Wünsche für dieses Jahr in Erfüllung gehen und alles, was dir unerwartet wiederfährt, erfreulich sein. =)


    Optio Sextus Saufeius Simplex
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    Irgendwann war auch der Menschenschinder Saufeius Simplex ansatzweise zufrieden.


    "Kurze Pause !"


    Doch es war wirklich nur ein kurzer Moment, den der Optio den Männern zur Erholung gewährte. Denn kaum hatten auch die Letzten es geschafft wieder etwas zu Atem zu kommen, donnerte seine Stimme wieder los.


    "In aciem venite!!!" (In Linie antreten)


    "Nun werden wir es in der Schlachtformation üben. Dazu stellt ihr euch, auf das Kommando `Probati venite` in drei Reihen auf, Scutum an Scutum. Jeder Probati in der ersten und zweiten Reihe hält ein Pilum, die Probati in der dritten Reihe jeder zwei Pila. Auf mein Kommando schliesst ihr dann den Schildwall, so wie es in der Schlacht üblich ist. Verstanden ?"


    Die letzte Frage war natürlich nur rhetorisch gemeint, er wartete nur noch das Obligatorische "Optio, ja, Optio" ab, dann donnerte seine Stimme weiter.


    "Probati venite!!!" (Antreten)


    "Scuta sursum ! " (Scutum aufnehmen)


    "Scuta premite!! " (Rotten schliessen)


    Der Meldereiter wischt sich den Staub aus der Rüstung, als er die Mansio betritt und die Briefe übergab, darunter diesen, von einem Scriba teilweiise geschwärzten :


    An
    Decima Lucilla
    Casa Decima Mercator
    Roma


    Liebe Tante Lucilla,
    über Deinen Brief habe ich mich ganz wahnsinnig gefreut! Es ist einfach wunderbar, hier, abgeschnitten von der zivilisierten Welt, so liebe Nachricht von der Familie zu bekommen. (Da freut man sich sogar über Vorwürfe und Drohungen, liebes Tantchen. Vor allem weil ich weiß, dass Du mir sowieso kein Haar krümmen könntest.)
    Es ist schön zu hören, dass es Dir gutgeht, und dass Du nicht zu viel arbeitest, und auch dass die liebe Drusilla noch immer so unverwüstlich ist. Wenn Du sie das nächste Mal siehst, musst du sie von mir unbedingt ganz doll drücken.
    Aber Deine Sorgen sind wirklich unbegründet. Ich passe schon gut auf mich auf, das versichere ich Dir, und die Prima ist die beste Legion überhaupt, und unser Feldherr heißt Decimus Livianus. (Und der Imperator ist ja auch dabei.)
    A propos Onkel Livianus, er hat mich inzwischen entdeckt. Er war sowas von wütend, Du kannst es Dir nicht vorstellen, ich war wirklich überrascht, wie zornig er werden kann. Dabei habe ich es doch gar nicht böse gemeint, als ich zur Prima bin, und dachte eigentlich sogar er freut sich, wenn er sieht, dass ich auch mal in die Caligae komme. Und auch dass Du es gar nicht gut findest, wenn ich doch der Familientradition folge, hätte ich nicht gedacht. Tja, so kann man sich irren.
    Zum Glück hat der Legat mich nicht rausgeworfen, aber es fehlte wohl nicht viel dazu. Er wurde dann sehr eisig, eben unnahbar, und ich war schon ziemlich geknickt. Von daher musst Du Dir bestimmt keine Gedanken machen, dass ich ihm verrate, dass Du Dir Sorgen um ihn machst, denn er redet ja gar nicht mit mir, und ich bin mir sicher, das wird sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern.


    Wir sind jetzt seit drei Tagen in Parthia, aber das Land durch das wir gezogen sind ist wie ausgestorben, ich bin also noch keinem Parther begegnet. Es heißt aber, dass wir wohl bald auf den Feind stoßen werden. Die Stimmung hier in der Prima ist noch immer sehr gut, und ich bin zuversichtlich, dass wir schnell siegen und dann bald wieder nach Hause kommen. Es wäre natürlich toll, wenn es so bald wäre, dass ich noch auf Deine Hochzeit kommen kann. Also lasst euch ruhig Zeit. Das wird doch sicher das rauschendste Fest, das Rom je gesehen hat. (Und ich bin ja schon auch sehr gespannt, wen Du Dir da ausgesucht hast. Er ist Senator, nicht? Und wie ist er sonst so?)


    Inzwischen habe ich viele von meinen Kameraden näher kennengelernt, und es sind einige sehr nette darunter. Früher dachte ich, die vielgepriesene Kameradschaft unter Soldaten, das wäre nur ein Klischee, aber es ist wirklich etwas ganz besonderes.
    Viele hier in der Prima sind ganz unheimlich kampfeslustig, sie fiebern der Schlacht entgegen, und wenn man so durch das Lager geht, hört man sie an allen Ecken und Enden zu jeder Gelegenheit "Roma Victrix!" rufen. Nicht mal mehr "Prost" heißt es, oder "Auf die Gesundheit", sondern immer nur "Roma Victrix!". Bald wird man wohl auch auf ein Niesen oder Rülpsen ein kräftiges "Roma Victrix!" zu erwarten haben.
    Ach, übrigens, rate mal, wer inzwischen richtiger Miles ist, und nicht länger Probatus?


    Was die Gegend hier angeht, so ist sie, obwohl wir uns ja hier zwischen Euphrat und Tigris befinden, sehr trocken. Es ist hügelig und karg, und die Sonne brennt jeden Tag heiß vom Himmel. (Jawohl, Tante Lucilla, ich werde immer daran denken genug zu trinken, Tante Lucilla!)
    Aber es soll in Parthia auch sehr schöne Landstriche geben, majestätische Gebirge und der Süden des Zweistromlandes soll auch sehr lieblich sein. Na, mal sehen ob ich das noch zu Gesicht bekomme. Also, eine Reise in die baldige römische Provinz, wie Du sagst, lohnt sich bestimmt.


    Wir haben nun schon einen weiten Weg hinter uns und ich habe viel erlebt. Ich fang mal von vorne an. Zuerst die Seereise, die hat mir sehr gut gefallen, weil wir da nicht marschieren mussten (unser Gepäck ist nämlich ganz mörderisch schwer). Die Winde waren uns auch gewogen, und so hatten wir eine sichere, ruhige Überfahrt. Allerdings hat meine Grundausbildung auf dem Schiff angefangen, und die ist ganz schön hart. Einmal bin ich auch ganz hoch hinauf auf den Mast geklettert, über die Segel hinaus bis ins Krähennest - dort oben zu stehen und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, das ist als würde man fliegen. Hast Du das schon mal gemacht? Wenn nicht, musst du es unbedingt ausprobieren. Und die riesige Flotte war auch ein majestätischer Anblick.
    Der Centurio, zu dem ich jetzt gekommen bin, ist ganz in Ordnung. Schon streng, und manchmal ein bisschen geistesabwesend, aber freundlich und fair. Mit dem hab ich echt Glück gehabt, es gibt da ganz andere, eiserne Besen und Leuteschinder. Da fällt mir, ein, er hat mich mal nebenbei nach Dir gefragt, kennst Du ihn zufällig? Rom ist ja ein Dorf. Er ist seltsamerweise ein Patrizier und heißt: Flavius Aristides.


    Das war also die Überfahrt. Wir sind dann in Seleukia an Land gegangen, also Seleukia bei Antiochia, es gibt ja noch mehrere davon, und da habe ich also zum ersten mal meinen Fuß auf asiatische Erde gesetzt. Ich war gleich begeistert! Die Farben, die Düfte, die Menschen! Alles strotzt hier so vor Leben, spricht einen auf eine so unmittelbare Weise an. Einen Abend lang war ich auch in Antiochia unterwegs. Die Stadt ist einfach wunderschön, nein, das ist untertrieben - wie verzaubert! Allein die liebliche Umgebung - die blauen Berge, der Fluß Orontes, die herrlichen Gärten, und die Stadt liegt darin wie ein strahlendes Juwel. Überall sind Brunnen, Blumen, Kunstwerke, du siehst die verschiedensten exotischen Trachten, die Luft riecht fremdartig nach Gewürzen und nach Abenteuer. Und nachts brennen so viele Lampen, Laternen und Lampions, dass man meinen könnte es sei Tag. Jedenfalls an den großen Prachtstraßen, Elendsviertel gibt es natürlich auch in Antiochia.
    Leider hatte ich keine Zeit die Stadt ausführlicher zu erforschen, aber ich muss unbedingt nochmal dorthin reisen. Vielleicht magst Du dann ja mitkommen. Denk nur, Du kannst dort Tag und Nacht einkaufen. Die Märkte sind auch zum Staunen, wie in einem Märchen. Der Schleier, den ich gefaltet zwischen die Blätter hier gelegt habe, ist von dort. Ich habe keine Ahnung ob er zu Deinem Stil passt, und im Nachhinein fand ich ihn für römische Verhältnisse auch etwas bunt, aber er vermittelt einen guten Eindruck von Antiochias Farbenpracht. Die Frauen der Beni Zalan, das ist ein stolzes Reitervolk in der syrischen Wüste, tragen solche Schleier.


    Quer durch das nördliche Syrien sind wir dann bis nach Zeugma am Euphrat weitergezogen, wo sich insgesamt vier Legionen in einem gigantischen Heerlager gesammelt haben. Eine richtige Stadt war das, gefüllt mit Soldaten. Es gab dort auch eine Ansprache des Imperators, aber nur an die Offiziere. Sie soll sehr fesselnd gewesen sein, aber wir haben nur eine Abschrift vorgelesen bekommen, leider, und das ist natürlich nicht das selbe.
    Eines frühen Morgens vor drei Tagen, haben wir dann den Euphrat überquert. Dieser Strom ist schon sehr breit und sehr beeindruckend, aber ich hatte ihn mir, weil er so sagenumwoben und berühmt ist, trotzdem breiter vorgestellt. Und, wie gesagt, seitdem sind wir in Parthia, aber die Parther scheinen sich alle vor uns zu verstecken.


    Liebe Tante Lucilla, ich danke Dir ganz herzlich für Deine guten Wünsche, und überhaupt für den tollen Brief, und verspreche Dir, dass ich gut auf mich achtgeben werde. Pass aber Du auch auf Dich auf, gerade wenn du so viel in Rom unterwegs bist. Alles Gute und viele, viele Grüße!


    Dein Faustus



    PS. Die Acta bekommen wir hier nicht gerade zuverlässig. Wenn du mir wirklich die Ausgaben zuschicken könntest, wäre das ganz phantastisch!




    Sim-Off:

    Bitte auf die Wertkarte Legio I Legionäre. Danke :)

    So fröhlich wie der Miles war derScriba, der den Brief entgegen nahm nicht,eher war er ziemlich grimmig.


    Als der Miles gegangen war, öffnete der Scriba das Schreiben, las es durch und setzte seinen Stift zur Korrektur an. Dann erst gab er dern Brief weiter, für den Meldereiter nach Zeugma.


    Optio Sextus Saufeius Simplex
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    Diese zweite Unterbrechung brachte Simplex innerlich zum kochen und am liebsten hätte er diesem Tribun mal ordentlich die Meinung gesagt, was ihn den Einfiele, sich so in die Ausbildung dieser kleinen unfähigen Weicheier zu mischen. Simplex hatte von den Eques überhaupt keine gute Meinung, für ihn waren das alles kleine griechische Knabenliebhaber.


    Auch wenn die Leistung der Probati für ihren ersten Wurf nicht so schlecht wat, das hätte Saufeius Simplex nie gesagen. Stattdessen setzt er zu einer Schimpftirade an, kaum da der Tribun sich zu gehen gewandt hatte


    "Mit so einem Pilumwurf könntet ihr ja nicht mal ein paar Strassenkinder in Mantua beeidrucken.... Du... Progredere! "


    Wahllos lässt er einen der Probati vortreten.


    "Du wirst jetzt demonstrieren, wie man sein Pilum richtig wirft ! Und ich werde dich korrigieren, wenn du etwas falsch machst."


    Und so geschah es auch, der Proabti nahm seinen Pilum mit der rechten Hand, hielt ihn hinter, sich um ausholen. Doch schon da schlug ihn der Optio auf den rechten Arm.


    "Nicht so weit nach hinten aus holen ! In der Schlacht würdest du schon deinen Hintermann treffen !"


    Unsanft korrigierte er auch die weitere Haltung des Probati, bis er zufrieden war, zeigte auch, wie der Pilum bis zum Abwurf idealerweise geführt werden sollte.


    "Pilum und Arm müssen eins werden ! Peilt zwar ein Ziel an, aber wichtig ist die Kraft mit der das Pilum einschlägt und die Richtung die es nimmt. In der Schlacht ist es, bei Iupiters Arsch, scheissegal, ob ihr den Mann vor euch oder irgendeinen seiner Nachbarn oder Hintermänner trefft !"


    "Dann werdetz ihr das gleiche noch mal machen. Pila Werfen, Pila im Laufschritt holen und zurück in der Linie angetreten."


    Er deutete auf eine Linie, die in den Staub gezogen worden ist und gut 30 Schritt entfernt lag.


    "Wer nicht über diese Linie trifft, der macht dafür fünf Liegestütze. Der Letzte, der wieder in der Reihe steht, macht fünf Kniebeugen," donnerte seine Stimme über ihre Köpfe hinweg, in seiner gewohnt bissigen, zynischen Art und Weise.


    "In aciem venite!!!" (In Linie antreten)


    "Pila sursum!!!!" (Speere hoch)


    "Tollite pila!!!!!" (Fertigmachen zum Pilumwurf!)


    "Mittite!!!!!" (Feuer)


    Saufeius Simplex liess diese Übung immer und immer wieder wiederholen, gnadenlos strafte er jeden zu kurzen Wurf mit Liegestützen ab, was natürlich dazu führte, das der Betroffene auch immer wieder Kniebeugen machen musste.


    Kurz auf den Punkt gebracht :


    -Hat sich die Stadt freiwillig ergeben, ohne das eine Erstürmung nötig war, wurde Milde walten gelassen.


    -Hatte "der Rambock die Mauern berührt", musste also die Stadt im Sturm erobert werden, dann gab es keine Gnade mehr. Zitat : "Polybios berichtete, die Römer hätten immer alles zerstört, Menschen und Tiere niedergemetzelt und zerstückelt, um zu demonstrieren, das es besser sei, keinen Wiederstand zu leisten und sich zu ergeben." (Goldworthy, Die Legionen Roms)


    Was das Versklaven angeht, so wurde wohl jeder, der die ersten Tage der Gewalt überlebt hatte und "brauchbar war" versklavt, wer es nicht war, der wurde getötet.


    Diese Gewaltorgien direkt nach der Belagerung waren sicher ein probates Mittel, um das, während der Erstürmung produzierte, Adrenalin abzubauen. Wenn die Anspannung, jeden Moment zu sterben plötzlich aufhört, braucht der Körper etwas Zeit, um herunter zu kommen. Und für den Befehlshaber ist es eben praktischer, die Soldaten tun das, in dem sie plündern, töten und vergewaltigen, anstatt das sie sich zurückhalten, aber die angestauten Aggressionen später zu Unruhe in der Truppe führen.
    So hat diese Gewaltorgie neben der Abschreckung noch einen weiteren "Vorteil".