Es war nicht weit vom Anwesen des Appius Plaetorius Pera zur Curia Pompeia, eine Tatsache, die der Tiberier durchauszuschätzen wusste. Zwar scheute sonst nie einen längeren Fussmarsch, doch trug er dann wie gewohnt eine Rüstung und nicht eine Toga wie am heutigen Tag.
Trotz der lästigen Toga schritt er rasch die Stufen zur Curia hinauf. Nur einen kurzen Moment blickte er auf den Boden in der Mitte, dort wo die Attentäter Caesar nieder gestreckt hatten. Knapp grüsste er die Senatoren, die in seiner Nähe saßen, bevor er sich setzte. Doch er blieb nicht lange sitzen, da erteilte ihm der Consul schon das Wort. Langsam erhob er sich, trat einen halben Schritt vor und setzte zu sprechen an.
"Consul ! Senatoren !" hallte seine Stimme kräftig durch die Curia.
"Ich möchte zunächst dir, Aelius Quarto, danken, das du mir es möglicht hast, heute vor den Senat zu treten und euch, werte Kollegen, dafür das ihr erschienen seit. Und ich will euch nicht lange auf die Folter spannen, zu welchem Anlass ich sprechen möchte :"
"Ich ersuche den Senat, den Blick unseres Imperators und seines Statthalters in Germanien ihren Blick auf die Lex Provincialis zu richten und sie so zu verändern, das Germanien mehr Römisches Provinz wird, denn eine Militärverwaltung."
"Über Jahrhunderte ist das Imperium gewachsen, unsere Legionen haben Länder erobert, in erfolgreichen Schlachten den Feind besiegt und das Land besetzt. Doch Legionen können das Land nur erobern, der eigentliche Grund für die Grösse des Imperiums, ist die Verbreitung unserer Kultur. Und diese wird nur zu einem kleinem Teil aus einem Castellum verbreitet, wesentlich grösseren Anteil daran hat die civile Verwaltung und das civile Bürgertum."
"Bürger, welche unter dem Schutz der Legion Handel und Landwirtschaft betreiben, Bürger, welche so zu Wohlstand gekommen sind und welche diesen Wohlstand einsetzen, die Lebensbedingungen in ihren Heimatstadt zu verbessern, probieren in ihrer Heimatstadt das zu realisieren, was römische Kultur ausmacht."
"Und diesen Bürger wird die Ehre zuteil, Mitglied im Ordo Decurio ihrer Heimatstadt zu werden, als solche ihren Einfluss geltend zu machen, den Magistraten und Duumvirii zur Seite zu stehen."
"Doch in der Lex Provincialis ist dieser Ordo nicht vorgesehen, statt dessen müssen die Städte auf Anweisung der Provinzverwaltung handeln...."
Er machte eine kurze Pause. blickte sich um, bevor er fort fuhr.
"Jenes unglückseelige Jahr, da drei Legionen in den Wäldern Germaniens liegt nun bald 100 Jahre zurück, es wird Zeit, das Germanien eine civile Struktur bekommt, die den Bürgern das Gefühl gibt, nicht in einer Militärprovinz zu wohnen, sondern eine, die das civile Leben stärkt, den Wohlstand stärkt und die Errungenschaften über den Limes hinausstrahlen lässt."
"Senatoren, Consul, ich weiss, es liegt nicht in der Macht des Senates dies zu ändern, das ist allein Sache des Imperators und seines Statthalters. Doch eine Aufgabe des Senates ist es auch, mit seinem Rat beiden zur Seite zu stehen, ich bitte euch heute, eben dieses zu tun. Lasst euch von einem alten Soldaten eines sagen: Das Gladius kann eine Provinz erobern, doch nicht aufdauer halten..."