Beiträge von Herminia Tarpa

    Papiria Occia


    "Nein, wir haben heute keinen Dienst. Aber du solltest dich wieder im Unterrichtsraum einfinden. Pomponia beginnt den Unterricht zwar etwas später, aber du solltest trotzdem bereits da sein, wenn sie kommt - sie schätzt es nicht, wenn man spät kommt."


    erwiderte sie.

    Papiria Occia


    "Ja, es ist gut, den Kontakt zu seiner Familie zu wahren. Manche von uns vergessen es und wenn sie die Sacerdotes Vestales verlassen, stehen sie fast allein da - natürlich ist das juristisch kein Problem für sie, aber man muss sich schon wieder in die gewöhnliche Welt einleben."


    meinte sie und seufzte kurz. Dann schien sie das Thema abgehakt zu haben und wechselte das Thema.


    "Aber warum ich eigentlich hier bin: Deine Ausbildung geht natürlich weiter und ich soll dir sagen, wie: Ab heute werden wir stets gemeinsam Dienst tun. Du wirst morgens allein das Wasser von der Quelle holen, danach sind wir gemeinsam für das Feuer zuständig. Am Anfang machen wir alles gemeinsam, dann wirst du aber ab und an allein nach dem Feuer sehen. Aber auch, wenn ich mit dem Opfer an die Laren und Genien dran bin, darfst du mir assistieren und später selbst opfern.


    Gleichzeitig wird die Vestalis Maxima persönlich deine theoretische Ausbildung weiterführen. Es gibt noch verschiedene Spezialteile in der vestalischen Ausbildung, außerdem wirst du etwas über die Leberschau lernen, damit du weißt, wie sie funktioniert. Hast du sonst Fragen zu deinem neuen Status?"

    CUBICULUM
    PAPIRIA OCCIA


    Der private Bereich besteht aus einem größeren Schlafraum mit einem breiten Bett, sowie Fenstern zum Hof hin. Occia hat dort außerdem ein Tischchen und einen Korbsessel platziert. Die Wände sind mit Szenen aus der Aeneis bemalt.
    Daneben verfügt der Schlafkomplex über ein Ankleidezimmer mit zwei Kleidertruhen (eine enthält nur verschiedene Garnituren der Vestalinnen-Tracht) und einen großen Silberspiegel.
    Beide Räume sind durch einen kleinen Vorraum erreichbar, in dem zwei Korbsessel positioniert sind, um dort private Gespräche durchzuführen. Passend dazu ist die Wand mit einer Waldszene bemalt, die ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt.

    Papiria Occia


    Die Vestalin trat tatsächlich ein. Sie wirkte heute sonnig wie der Morgen, der mit ihr durch die Tür drang. Auch sie war in der typischen Vestalinnen-Tracht gekleidet und lächelte Calvina an.


    "Guten Morgen!"


    begrüßte sie das Mädchen und blickte sich um. Offensichtlich war Calvina bereits fertig.


    "Hast du gestern deine Familie besucht?"

    Pomponia Pia


    Nun schien der Bann zu brechen, denn Pomponia Pia lächelte die Sergierin an. Einen Augenblick schien sie den schönen Moment zu genießen, dann sagte sie


    "Als Amata Prior darfst du das Atrium täglich eine Stunde verlassen. Für heute allerdings gebe ich dir ganz frei, damit du deine Familie besuchen kannst. Genieße den Tag!"


    Damit war die "Beförderungszeremonie" beendet und die Virgo Vestalis Maxima blickte in die Runde.


    "Ihr dürft gehen. Möge Vesta bei euch sein!"


    Die beiden anderen Vestalinnen verließen den Raum.


    Sim-Off:

    Ich bin für eine Woche nicht da! Vergnüge dich in der Stadt!




    Pomponia Pia


    Einen Augenblick schien es so, als wolle Pomponia Pia ihr widersprechen, dann sagte sie jedoch knapp


    "Korrekt!"


    Sie drehte sich zu Papiria Occia, der zweiten anwesenden Vestalin, die vermutlich ebenfalls noch etwas zu sagen hatte. Tatsächlich richtete die Vestalis Maxima das Wort an sie.


    "Papiria, was kannst du mir über Sergia berichten?"


    Occia lächelte erneut zu Calvina hin. Es war unübersehbar, dass sie ihren Schützling sehr gern mochte und dies natürlich auch sagen wollte.


    "Ich habe Sergia beobachtet und ihr einige praktische Dinge gezeigt. Ich durfte sie als sehr freundliche und aufgeschlossene Person kennen lernen. Außerdem zeigte sie sich sehr ehrerbietig und hilfsbereit, vor allem aber auch engagiert. Ich kann ihre Erhebung zur Amata Prior nur empfehlen."


    Die Vestalis Maxima nickte würdevoll. Offensichtlich war es genau das, was sie hatte hören wollen. Sie sprach wieder zu Calvina.


    "Sowohl Asinia, als auch Papiria haben dich nur loben können und es gibt keinen Grund, der gegen eine Ernennung zur Amata Prior spricht. Aus diesem Grund wirst du fortan zu den fortgeschrittenen Amatae zählen. Du wirst aktiv am Kult teilnehmen, deine Kenntnisse vertiefen und sicherlich in kurzer Zeit zu einer vollständigen Vestalin aufsteigen. Deine Beförderung wird dem Pontifex Maximus von mir mitgeteilt werden."


    Sie sah Calvina an, als erwarte sie, dass das Mädchen etwas erwiderte.




    Pomponia Pia


    Als Calvina vortrat, lächelte Pomponia Pia sie reserviert, aber dennoch freundlich an. Dann blickte sie zu Asinia Atilla. Mit einer etwas förmlichen Stimme fragte sie


    "Asinia, erstatte mir Rapport über Sergia!"


    Die alte Vestalis de Confirmatione räusperte sich kurz, dann begann sie.


    "Ich habe Sergia unterrichtet in allen Dingen, die eine Amata wissen muss. Sie lernte die Regeln und Pflichten einer Vestalin, den Ablauf von Ritualen, über die Dei Consentientes, die Geschichte unseres Cultus, aber auch über die Collegia der anderen Priester. Stets war sie sehr fleißig, freundlich und wissbegierig. Außerdem zeigte sie eine besondere Begabung zum Lernen religiöser Themen - auf alle Fragen wusste sie stets bereits die Antwort."


    Damit endete Atilla und lächelte Calvina freundlich an, während die Vestalis Maxima ihr Lächeln verloren hatte. Stattdessen richtete sie das Wort erneut an Calvina.


    "Die Worte von Asinia klingen erfreulich, dennoch werde ich dich prüfen. Sage mir, welche Attribute Mars auf Statuen und Bildnissen besitzt!"


    Sie blickte Calvina prüfend an. Würde sich hier entscheiden, ob sie befördert wurde?




    Pomponia Pia


    Tatsächlich senkte die Virgo Vestalis Maxima nur würdevoll ihr Haupt, um Calvina zu grüßen. Die drei Frauen blickten das Mädchen einen Augenblick schweigend an, dann übernahm Pomponia das Wort.


    "Salve, Sergia! Du störst nicht - vielmehr warten wir auf dich! Ich habe mit deinen Betreuerinnen gesprochen und wir haben beschlossen, dass du aufsteigen sollst in der Hierarchie der Vestalinnen. Tritt ruhig ein wenig näher!"


    Mit der Hand wies sie dem Mädchen, zu ihrem Schreibtisch zu kommen, als wolle sie sie besser sehen können.




    Wenn Sergia Calvina an diesem Tag vom Abendessen kommen würde, würde sie folgenden Brief auf ihrem Kästchen finden können:

    Pomponia Pia Virgo Vestalis Maxima Sergiae Calvinae s.p.d.


    Statt des Unterrichts hast Du Dich morgen nach dem Prandium im Tablinium einzufinden.


    Möge das Heil der Vesta mit Dir sein!


    Pomponia Pia

    Pomponia Pia


    Die Virgo Vestalis Maxima hatte heute mehrere Menschen in ihr Officium geladen: So standen Papiria Occia und auch die ältere Asinia Atilla vor ihrem Schreibtisch. Die drei Damen waren in ein Gespräch vertieft, während sie auf die junge Sergia Calvina warteten, die heute befördert werden sollte.


    "Sie ist ziemlich alt für eine Amata, aber sie lernt schnell."


    erklärte gerade Asinia Atilla, woraufhin Papiria Occia hinzufügte


    "Und sie ist eine liebenswerte Person. Eine richtige junge Dame!"


    Offensichtlich war sie ganz begeistert von ihrem Schützling.




    Papiria Occia


    Die Vestalin ergriff zuerst den Löffel und begann, glühende Kohlen aus dem Herd daraufzulegen (mit Hilfe einer Zange). Als sie die gesamte Glut entnommen hatte, nahm sie den Besen und fegte den Ofen aus, als wäre er ein normaler Herd. Die Asche wurde mit einer Schaufel aufgefangen, die Occia der Amata in die Hand drückte. Dann huschte sie zum Kohlenbecken und nahm ein paar der Kohlen, um sie in den Herd zu legen.


    Zum Schluss legte sie die glühenden Kohlen wieder in den Herd und blies hinein, um die neuen Kohlen etwas zu entfachen. All das dauerte eine ganze Zeit. Zuletzt flüsterte sie Calvina zu


    "Leere die Schaufel in den Eimer am Eingang. Ich leere ihn heute Abend!"


    Sie selbst setzte sich auf die Bank am Rand und schien sich ein wenig zu erholen und die Stille zu genießen. Dann erhob sie sich und verließ mit Calvina zusammen den Tempel.


    "Das ist die Putzarbeit, die wir machen müssen."


    erklärte sie freimütig und lächelte. Die meisten Vestalinnen kamen aus Familien, in denen die Damen sogar Sklaven hatten, um sich selbst zu waschen - einen Herd sahen sie nicht einmal oft.

    Papiria Occia


    Tatsächlich erschien auch Papiria Occia. Sie trug erneut ihre volle Vestalinnen-Tracht und wirkte etwas benommen - vermutlich hatte sie einen kleinen Mittagsschlaf gemacht. Nun lächelte sie Calvina jedoch freundlich an.


    "Ah, da bist du ja schon! Fangen wir gleich an!"


    Sie ging die Stufen zum Tempel hinauf und öffnete die Tür. Drinnen herrschte wie immer eine Ruhe, die zugleich die Bedeutung jenes Ortes ausstrahlte. Occia kniete sich vor den Herd.


    "Gib mir die Schaufel, den Besen und den Löffel dort!"


    sagte sie mit gedämpfter Stimme und deutete auf eine Halterung, an der ein komplettes Kaminbesteck, sowie eine Art Löffel mit einem sehr langen Stiel hing. Alle Gegenstände wirkten uralt und sehr wertvoll (was sie wohl auch waren).

    Asinia Atilla


    Atilla war zufrieden. Damit hatte sie den "Grundkurs" beendet.


    "Dann wünsche ich Dir einen schönen Nachmittag! Heute gibt es keine Aufgaben."


    meinte sie und erhob sich. Sie würde mit der Vestalis Maxima sprechen müssen - sie verlangte stets einen ausführlichen Bericht über den Fortgang der Ausbildung, besonders an deren Ende!




    TABLINIUM
    POMPONIA PIA


    Das Haupt-Büro im Atrium Vestae wird entsprechend einem gewöhnlichen römischen Haus als Tablinium bezeichnet. Bei den Vestalinnen ist es der Virgo Vestalis Maxima vorbehalten, sodass im Augenblick Pomponia Pia hier residiert.


    Es ist geschmackvoll eingerichtet: Es befindet sich eine Liege und ein Beistelltisch darin, da Pomponia gern im Liegen arbeitet. Außerdem gibt es einen Schreibplatz für ihre Sekretärin. Ansonsten befindet sich ein Blumenstock in dem Raum, sowie Fenster zum Innenhof. Die Wand ist mit Natur-Szenen verziert.

    Asinia Atilla


    Atilla konnte sich gut vorstellen, dass vieles in Calvinas Kopf umherschwirrte nach so viel Information. Ihre Frage fand sie ebenfalls sehr klug - was man nicht mehr wusste, konnte man ja noch immer nachlesen!


    "Natürlich besitzen wir eine Bibliothek. Sie befindet sich direkt über uns. Allerdings werden dort auch zahlreiche Testamente aufbewahrt, daher darf sie nur mit ausdrücklicher Erlaubnis der Virgo Vestalis Maxima betreten werden.


    Amatae Minor ist der Zugang grundsätzlich nicht gestattet. Aber ich denke, dass du bald einen Rang aufsteigen wirst - dann kannst du dich an Pomponia Pia wenden und sie um einen Schlüssel bitten - vielleicht gewährt sie dir Zutritt."


    erklärte sie. Dass es bei den Testamenten und ihrem Schutz um Millionen-Beträge ging, brauchte Atilla wohl kaum zu erwähnen: Fast alle Senatoren lagerten ihren letzten Willen im Haus der Vestalinnen!




    BIBLIOTHECA
    DIE BIBLIOTHEK DER VESTALINNEN


    Im Obergeschoss des Atrium Vesta befindet sich eine kleine Bibliothek, in der neben verschiedenen uralten Büchern zu allen Themen des Kultes auch die Testamente der römischen Bürger verwahrt werden, die sie in die Obhut der Vestalinnen geben.
    Die Bibliothek ist stets verschlossen und nur, wer von der Virgo Vestalis Maxima die Erlaubnis zu ihrer Benutzung erhält, darf sie betreten.



    Sim-Off:

    Inhalte sind in einem Privatforum, das mit Passwort versehen ist

    Asinia Atilla


    "Gut, dann wäre das klar."


    meinte Atilla und sann darüber nach, was sie als nächstes erklären sollte. Schließlich kam es ihr.


    "Die einzelnen Feiertage wirst du durch Teilnahme besser kennen lernen als durch theoretische Erklärungen. Was aber noch wichtig für uns ist, sind ein paar Informationen zu unserer eigenen Geschichte!


    Obwohl es Vesta schon immer gab - du hast ja schon gesagt, dass sie das Feuer in Lavinium entzündete - hat es lange gedauert, bis man unsere Priesterschaft ordnete. König Numa Pompilius, der im Grunde den gesamten Cultus Deorum organisierte und Priesterschaften einrichtete, hat unser heutiges Bild festgelegt.


    Er bestimmte vier Vestalische Jungfrauen, die im Grunde kein Collegium bildeten, sondern jeweils einzeln ihre Vollmacht besaßen. Die Zahl kann dadurch erklärt werden, dass aus den beiden alten Stämmen der Römer jeweils zwei Vestalinnen bestimmt wurden. Als dann noch ein dritter Stamm hinzukam, wurden später auch zwei Vestalinnen hinzugefügt. Von dieser Zeit an wurden sie vom König erwählt - seit der Gründung der Republik dann vom Pontifex Maximus.


    Für die Auswahl gibt es strenge Vorgaben: Damals musste es die Tochter eines Patriziers sein - heute nicht mehr - , ebenmäßig in ihren Zügen, zwischen sechs und zehn Jahren und mit lebenden, freigeborenen Eltern. Außerdem dürfen die Eltern keiner ehrlosen Tätigkeit nachgehen und müssen in Italien leben.


    Wenn eine Stelle frei wird, gab es ein kompliziertes Verfahren, falls sich niemand freiwillig findet: Der Pontifex Maximus bestimmt zwanzig qualifizierte Mädchen, von denen dann eine gelost wird. Weil wenige Väter ihre Töchter geben wollen, ist es inzwischen aber erlaubt, nicht-patrizische Mädchen zu nehmen, und sogar die Töchter von Freigelassenen sind zugelassen.


    Danach beginnt der dreißigjährige Dienst, aufgeteilt in zehn Jahre des Lernens, zehn der Kultausübung und zehn der Unterweisung neuer Amatae. Danach sind wir frei und dürfen selbst über uns entscheiden - wir unterstehen dann keiner Patria Potestas mehr!


    Diese Bestimmungen sind uralt. Weniger alt sind die Gebäude, in denen wir arbeiten: Numa Pompilius soll den ersten Tempel als Rundbau entworfen haben. Rein rechtlich gesehen ist es aber gar kein Templum - er wurde niemals eingeweiht! Dennoch ist er selbstverständlich heilig.


    Das Haus, in dem wir uns befinden, ist wohl mit das Neueste, was wir haben: Es wurde den Vestalinnen vom göttlichen Augustus geschenkt, als dieser seine Domus Publica, in der vorher der Pontifex Maximus gelebt hatte, schenkte."


    Damit hatte sie das wichtigste zur Geschichte der Vestalinnen gesagt. Sie lehnte sich zurück und dachte darüber nach, wie all dieses Wissen auf sie gewirkt hatte, als sie so eine junge Frau wie Calvina gewesen war.


    "Möchtest du noch etwas zu diesem Haus oder der Geschichte unseres Kultes wissen?"




    Papiria Occia


    Noch einmal überlegte Occia, während sie den Dank Sergias beiläufig akzeptierte.


    "Ah, ich habe noch etwas vergessen: Auf dem Weg von der Quelle hier her darfst du das Gefäß niemals abstellen, das darfst du nicht vergessen!"


    Dann war sie endlich zufrieden - sie hatte doch gewusst, dass sie irgendetwas vergessen hatte!


    "Gut, den Rest des Tages werde ich etwa stündlich nach dem Herdfeuer sehen. Heute Nachmittag kannst du noch einmal vorbeikommen, dann putzen wir gemeinsam die Asche aus dem Herd!"


    Das war vielleicht noch etwas, das man lernen musste...