Beiträge von Herminia Tarpa

    Asinia Atilla


    "Ah, sehr gut. Sprechen wir die einzelnen Feiern einmal kurz an, damit du sie kennst."


    meinte Atilla und rollte ihre Papyrus-Rolle ein wenig weiter.


    "Das Equus October - das übrigens bald sein wird und an dem du auch teilnehmen wirst - ist eigentlich ein Festtag zu Ehren des Mars. Das Siegerpferd wird geopfert und wir stellen aus seinem Blut Suffimen, ein Räucherwerk für die Parilia her. Dieser Tag ist übrigens ein Sacrum popularium, also ein Feiertag, bei dem das Volk aktiv teilnehmen kann - hier in Form von Spielen. Sie gehören zu den Sacra publica, also öffentlichen Feierhandlungen. Es gibt aber auch Sacra publica, die nur von speziellen Priestern im Namen des ganzen Staates vollzogen werden und das Volk nicht benötigt wird.


    Daneben gibt es die Sacra privata, also Feiertage, die im privaten Kreis, also etwa der Hausgemeinschaft vollzogen werden. Dennoch kennen sich die Pontifices normalerweise auch hier aus und dienen als Ratgeber.


    Schließlich gibt es noch die Sacra peregrina, also Feiertage, die ursprünglich nicht römischen Ursprungs sind, aber dennoch begangen werden. Ein Beispiel wären Feiertage für Göttinnen wie Magna Mater.


    Hast du dazu Fragen?"


    Die Einteilung der Feiertage war nach Atillas Meinung eine sehr komplexe Angelegenheit, die auch verstanden werden musste, daher unterbrach sie an dieser Stelle ihren Vortrag.




    Papiria Occia


    Occia nickte und war zufrieden. Calvina schien eine sehr fleißige und dazu sehr gelehrige junge Dame zu sein - solche Menschen mochte sie!


    "Die Schöpfkelle war übrigens das berühmte Simpuvium, das manche auch Capsis nennen - nur, damit du weißt, was das ist."


    bemerkte sie dann. Noch einmal überlegte sie, ob sie noch auf irgend etwas hinweisen musste.


    "Wenn du einmal fertig bist, musst du das Feuer nicht den ganzen Tag hüten. Es gibt einen Schlüssel, mit dem du das Gebäude absperren kannst. Allerdings sollte man trotzdem jede Stunde nachsehen, ob noch genügend Glut übrig ist - wenn es ausgeht, wirst du vom Kaiser persönlich ausgepeitscht - ganz zu schweigen von dem ungünstigen Zeichen, das dies darstellt."


    Sie verzog den Mund bei diesem Gedanken.


    "An der Tür gibt es übrigens ein Wasserbecken, an dem du den Kohlenstaub abwaschen kannst. Außerdem gibt es im Atrium - im Gang erste Tür rechts - ein kleines Kohlenlager, falls das im Tempel leer ist - aber du wirst ja noch ein paar Mal zusehen, wie alles funktioniert, bevor du selbst an die Reihe kommst."


    Sie blickte Calvina an, ob diese noch irgendetwas zu sagen hatte.

    Asinia Atilla


    "Genau."


    bestätigte Asinia und fuhr dann fort.


    "Vesta ist also, wie du schon sagtest, die Göttin des Herdfeuers. Dieses ist für uns sehr wichtig, wie du sicher auch weißt, denn wie das Herdfeuer eines Hauses der dort wohnenden Familie das Wohlergehen sichert, sichert unser heiliges Feuer dem römischen Staat das Wohlergehen. Hier haben wir wieder die Kernaufgabe aller Staatspriester: Die Sicherung der Pax Deorum.


    Wenn das Feuer ausgeht, ist dies ein schlimmes Unheil. Dem Feuer gilt unsere größte Aufmerksamkeit, aber wir haben auch andere Funktionen an bestimmten Feiertagen. Kannst du mir ein paar Feiertage als Beispiel geben, an denen wir Vestalinnen beteiligt sind?"


    fragte sie dann, nachdem sie kurz noch einmal das Wichtigste hervorgehoben hatte.




    Papiria Occia


    Die Papirierin nickte freundlich und nahm mit einem Schäufelchen, das ebenfalls sehr alt aussah und an einer Halterung neben dem Herd hing, ein paar Kohlen, um diese in den Herd zu werfen. Dann pustete sie ein wenig hinein.


    Nachdem sie die Glut eine Zeit lang beobachtet hatte, erhob sie sich wieder und deutete auf den Platz, an dem die Schale gestanden war. Nachdem Calvina hoffentlich verstanden hatte, dass sie die Schale wieder abstellen sollte, verließ sie den Tempel wieder.


    Draußen sog sie erst einmal Luft ein und stieß sie wieder aus, ehe sie fragte


    "Und, war dir alles klar?"

    Papiria Occia


    Nachdem der gesamte Tempel gereinigt worden war - ein alltägliches Ritual - stellte Occia den Eimer auf den Boden und trat an einen Vorhang beim Eingang. Sie zog ihn beiseite und holte eine Schöpfkelle hervor, die sehr antik wirkte.


    Damit begann sie, das übrige Wasser aus dem Eimer in ein Loch im Boden unweit des Herdes der Vesta zu schöpfen. Als der Eimer leer war, nahm sie diesen und stellte ihn neben die Pforte, ehe sie zum Herd zurückkehrte und ihn öffnete.


    Sie kniete vor ihm nieder und sah in sein Inneres, dann drehte sie sich um und blickte Calvina an. Als sie sich sicher war, dass diese sie bemerkt hatte, deutete sie auf ein Kohlenbecken, das an der Tempelwand stand. Außerdem wies sie auf eine goldene Schale, die daneben stand und wohl als Transportmittel für die Kohlen diente.

    Asinia Atilla


    Natürlich war das, was Calvina hier berichtete, korrekt. Dennoch gab es natürlich auch das eine oder andere Detail, das sie nicht erzählt hatte - entweder, weil sie es für nicht so wichtig hielt, oder, weil sie es schlicht nicht wusste. Für eine gewöhnliche Frau war ihr Wissen absolut ausreichend - eine Vestalin sollte jedoch mehr wissen, wie Atilla fand.


    "Tatsächlich ist wenig über Vesta bekannt - die Griechen nennen sie jedoch Hestia! Man erzählt sich aber, dass sie tatsächlich eine sehr keusche Göttin gewesen ist. Neptun und Apoll hielten um ihre Hand an, Priapus wollte sie sich nehmen, als diese schlief. Er wurde jedoch von einem schreienden Esel daran gehindert. Priapus tötete den Esel, doch das Tier wurde als Sternbild in den Himmel gesetzt, wo wir es heute noch sehen. Das Feuer in ihrem Tempel ist bis heute das Zeichen der Jungfräulichkeit und der Grund, warum auch wir jungfräulich leben müssen."


    Sie machte eine kurze Pause, damit Calvina sich das Gesagte einprägen konnte. Dann fuhr sie fort.


    "Im Tempel selbst existiert keine Abbildung Vestas, wie du sicher schon bemerkt hast. Aber weißt du, wie du ihre Bildnisse an anderen Orten erkennst?"




    Papiria Occia


    Die beiden Vestalinnen (oder genauer gesagt die Vestalin und ihre Schülerin) erreichten mit Popianus erneut den Tempel, als die Sonne sich bereits von die Hausdächer zur Hälfte überwunden hatte und den Tempel in ein wunderbares Licht tauchte.


    "Jetzt beginnen wir mit dem Morgenritual. Ich werde ein kurzes Gebet sprechen, dass du auch noch lernen wirst, danach besprenge ich den Tempel mit dem Wasser. Zuerst außen, dann innen.


    Vorher löse ich aber noch meine Vorgängerin ab!"


    Sie stellte den Eimer ab und trat auf das Portal des Tempels zu. Langsam öffnete sie die schwere Metalltür und blickte in das Heiligtum hinein, dann verschwand sie darin.


    Kurz darauf erschien sie in Begleitung einer weiteren Vestalin. Als sie den Tempel verlassen hatten, verabschiedete sich diese und ging eiligen Schrittes auf das Atrium zu, während Occia zu Calvina zurückkehrte.


    "Im Tempel ist alles in Ordnung - das Feuer glüht! Aber fangen wir an!"


    Sie ging zum Tempelportal und holte eine Art Gräserstrauß, den sie in den Eimer mit dem Quellwasser warf.


    "Du darfst mich jetzt nicht mehr unterbrechen, bis wir den Tempel wieder verlassen haben - sonst muss ich alles noch einmal machen!"


    erklärte sie, ehe sie den Eimer wieder aufnahm und tief durchatmete. Den Eimer vor sich haltend begann sie zu sprechen:


    "Haec aqua fontis impuritates a corpore meo temploque velut plumbo ad aurum mutando eluat*."


    Sie tippte mit ihrem Finger auf die Wasseroberfläche und berührte sich an der Stirn, der Brust und dem Bauch. Sie hielt inne und setzte sich schließlich in Bewegung, den Strauß eintauchend und damit die Tempelmauern besprengend. Dabei wiederholte sie ständig die Worte


    "Purga templum!"


    So umrundete sie den Tempel, bis sie erneut vor dem Eingang zum Stehen kam. Langsam stieg sie die Stufen hinauf und öffnete das Heiligtum. Die Türen quietschten ein wenig. Dann jedoch betrat sie den kühlen Innenraum und ließ die Tür für Calvina offen stehen.


    Mit einem weiteren


    "Purga templum!"


    begann sie die Runde im Innern des Tempels, wobei sie nur die Wände, nicht jedoch den Herd im Zentrum des Gebäudes besprengte. Nur die Schritte, das leise Klatschen der Tropfen auf den Wänden und Occias Stimme war im Tempel zu hören.

    Asinia Atilla


    Erstaunt stellte Atilla fest, dass Calvina bereits fertig geworden war. So nahm sie die beiden Tabulae und überflog sie kurz.


    "In Ordnung. Ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell bist."


    kommentierte sie die Hausaufgabe, dann legte sie die beiden Schriftstücke neben sich auf den Boden, ob erneut ihr Papyrus zur Hand zu nehmen.


    "Heute sprechen wir ein wenig über Vesta. Was weißt du denn bereits über unsere Göttin?"


    Sie wollte Calvina schließlich nicht langweilen, indem sie Dinge erzählte, die diese längst wusste!




    Papiria Occia


    Occia war zu Fuß den Weg bis zur Quelle gegangen und erklärte Calvina auf dem Weg, dass es noch verschiedene andere, auch etwas nähere Quellen gab, von denen man inzwischen schöpfen dürfe, es sich dabei jedoch grundsätzlich immer um Stellen handeln musste, bei denen das Wasser noch nicht durch Leitungen geflossen war. Natürlich hatte sie auch den Weg zu diesen erklärt.


    Dann waren sie endlich angekommen und Occia stellte den Eimer unter die Stelle, bei der das Wasser aus dem Stein sprudelte.


    "Egerius war der Vater des Kollegen von Iunius Brutus, des ersten Consuls. Also der erste Mit-Consul. Damals lag sein Grab noch außerhalb der Stadt - aber die Stadt ist drumherumgewachsen. Jetzt ist es eben mitten drin und sogar innerhalb des Pomerium, obwohl man dort eigentlich niemanden begraben darf."


    erklärte sie, während der Eimer volllief. Schließlich war er halbvoll und Occia nahm ihn wieder an sich.


    "Das ist eigentlich keine große Sache, wie du siehst."


    So machten sich die drei wieder auf den Rückweg. Der Liktor war die ganze Zeit stumm daneben gestanden und machte nun wieder den Platz auf dem Rückweg. Tatsächlich wichen die meisten Frühaufsteher sowieso ehrfurchtsvoll zur Seite, sobald der Liktor ihren Titel nannte.

    Asinia Atilla


    Am nächsten Tag erschien Atilla erneut in der Kammer. Sie wirkte heute ein wenig müde und hatte offensichtlich auch nicht so viel Zeit mit der Morgentoilette verbracht wie üblich. Dennoch machte sie einen konzentrierten Eindruck, als sie sich in die Unterlagen zum heutigen Unterricht vertiefte.






    Papiria Occia


    "Das freut mich zu hören. Dir scheint es hier wirklich gut zu gefallen - ich muss zugeben, dass ich am Anfang meine Probleme mit dem strengen Tagesablauf hatte."


    erzählte sie freimütig. Dann jedoch wurde ihre Miene wieder ernst, denn nun wollte sie mit dem Dienst beginnen.


    "Ich weiß nicht, was du schon über die Rituale bei uns weißt, aber jeden Morgen ist es die Aufgabe der diensthabenden Vestalin, das Heiligtum mit Wasser zu besprengen. Dieses Wasser muss direkt aus einer Quelle stammen. Früher war sogar nur eine, nämlich die Quelle des Egerische zugelassen. Sie liegt außerhalb des alten Pomerium. Was dabei wichtig ist, ist die Tatsache, dass wir das Wasser selbst holen müssen."


    Sie sah sich kurz um, dann nahm sie einen glänzenden Metalleimer, der neben dem Eingang des Tempels stand. Dann blickte sie sich erneut um und winkte einen Mann herbei, der einen Knüppel geschultert hatte.


    "Komm mit, ich zeige dir heute die Egerische Quelle, damit du sie kennen lernst. Das ist übrigens Popianus, mein Liktor. Er begleitet und beschützt uns."


    Damit ging sie los.

    Mitten in der Stadt (allerdings nicht im Zentrum) stand ein Steinquader an einer Ausfallstraße. Auf dessen Seite war folgendes eingemeißelt:


    D M S
    EGERII ARUNTIS F
    ET LVCRETIAE PARENTES
    BENE MEREN
    L TARQUINIVS EGERII F COLLATINVS COS
    FECIT


    Es handelte sich um das Grab des Egerius, das nun innerhalb des Pomeriums lag, zur Zeit der Könige jedoch durchaus zur Bestattung geeignet war. Jener Egerius war der Legende nach der Vater des ersten Consul Tarquinius Collatinus, des Amtskollegen des berühmten Iunius Brutus, gewesen und stammte aus einer korinthischen Familie, die zwei Generationen zuvor nach Rom eingewandert war. Leider musste er jedoch der Legende nach in Armut leben, da sein Vater vor seiner Geburt verstarb und das Erbe an einen anderen Zweig der Familie ging. Sein Grab - und das seiner Frau Lucretia - war so eher unauffällig und wohl auch kaum noch bekannt.


    Nur die Vestalinnen erschienen hier gelegentlich, um aus der Quelle, die direkt neben dem Grabmahl entsprang, Wasser für die rituelle Reinigung des Vesta-Tempels jeden Morgen zu schöpfen. Diese Egerische Quelle war angeblich bereits von Numa Pompilius für diesen Zweck bestimmt worden (obschon sie damals wohl anders geheißen hatte, da Numa Pompilius zum Zeitpunkt der Einführung der Republik bereits lange tot gewesen war).

    Papiria Occia


    Papiria Occia erschien wesentlich später als Calvina, dafür trug sie jedoch die volle Tracht einer Vestalin: Den Kopf durch einen Schleier verhüllt, weiße Kleidung und dazu eine geradezu göttliche Ausstrahlung: Sie war bereit, das Herdfeuer der Vesta zu hüten für diesen Tag!


    Als sie Calvina sah, lächelte sie, was man unter dem Schleier jedoch nicht sehen konnte. So trat sie näher und begrüßte die Amata


    "Salve, Calvina! Hast du gut geschlafen?"

    Asinia Atilla


    "Ach ja, ehe ich es vergesse! Du bekommst heute wieder zwei kleine Aufgaben: Wähle dir eine Priestergemeinschaft und eine beliebige Gottheit, die nicht Vesta ist - mit ihr werden wir uns seperat beschäftigen - aus und schreibe mir eine etwas ausführlichere Erklärung über wichtige Riten, Eigenheiten und so weiter. Das hat aber auch etwas Zeit. Übermorgen würde ich sie gerne bekommen."


    Heute war die Arbeit umfangreicher - das wusste Atilla! Aber Sergia musste ja langsam auch an anspruchsvollere Arbeiten gewöhnt werden.


    "Damit entlasse ich dich für heute."


    Wie üblich erhob sie sich und verließ die Kammer.




    Asinia Atilla


    "Die Haruspices sind eine sehr alte Einrichtung, die auch die Etrusker schon kannten. Daher stammen noch heute die meisten ihrer Zunft aus diesen Gebieten und für die Staatspriester ist dies sogar Vorschrift. Leider stromern auch viele freischaffende Haruspices, die mit ihren mangelhaften Gutachten ehrbaren Bürgern das Geld aus der Tasche ziehen."


    Sie seufzte und blickte zur Tür, als würde sie erwarten, dass im Atrium ein buckliger Haruspex einen armen Bauern hereinlegt. Dem war natürlich nicht so: Die Sonne lachte draußen und es war ein herrlicher Sommertag!


    "Neben den explizit ausländischen Riten sind die Quindecemviri auch für Kulte nach dem Graecus Ritus, also ursprünglich aus Achaia stammenden Kulte zuständig. Dazu gehört auch die Verehrung von Hercules und Apollo, nur um zwei prominente Beispiele zu nennen. Ansonsten hast du alles zu ihnen gesagt."


    Sie warf einen Blick auf ihre Papyrus-Rolle und schien dann wieder einen Gedanken aufgegriffen zu haben.


    "Es gibt noch weitere, weniger bedeutende Collegia und Societates von Priestern in Rom. Dazu gehören etwa die Arvales Fratres Salii, die Augustales, die Lupercii und viele weitere. Die Arvalbrüder besorgen hierbei den Kult der Dea Dia, die Salii haben spezielle Tänze, mit denen Mars, aber auch Quirinus, der mit Mars eng verbunden ist, geehrt werden. Die Augustales besorgen den Kult der vergöttlichten Kaiser - gemeinsam mit den jeweiligen Flamines und die Luperci versehen gewisse staatsrechtliche Kulthandlungen.


    Wichtig ist aber noch zu wissen, dass fast alle Priesterämter in Rom auch nebenberuflich versehen werden können. Zwar braucht man für manche zeitweise sehr viel Aufwand, sodass sie häufig von Berufspolitikern nebenher versehen werden, viele können jedoch im Grunde von jedem respektablen Bürger bekleidet werden, obwohl es für manche spezielle Auflagen gibt. Aber damit will ich dich nicht weiter langweilen - falls du dich dafür interessierst, kannst du dies ja in der Bibliothek in der Regia genauestens nachlesen."




    Asinia Atilla


    Man konnte die Sache zwar noch etwas ausführlicher erklären, dennoch gab sich Atilla damit zufrieden - immerhin hatte sie ja einen kurzen Überblick verlangt!


    "Das stimmt. Allerdings ist eine Sache noch sehr wichtig: Auspicia richten sich stets an Iuppiter Optimus Maximus, niemals an einen anderen Gott. Da er der Göttervater ist, ist das jedoch kein Problem - denn wer würde sich schon gegen seinen Vater auflehnen?
    Übrigens werden die Auspicia nicht von den Auguren eingeholt, sondern stets von einem Magistraten mit Imperium, also etwa einem Praetor oder Consul. Der Augur fungiert gewissermaßen beratschlagend."


    Ein kleines Schmunzeln huschte über das Gesicht der Alten.


    "Daneben sind Auguren natürlich auch für die Inauguration, also das Weiheritual für Magistrate und Priester zuständig. Kannst du mir sagen, welche Aufgaben die anderen beiden Collegia haben, die du genannt hast?"




    Asinia Atilla


    Atilla hatte sich bereits darauf vorbereitet, das übliche 'Korrekt' verlauten zu lassen, als sie aufhorchte. Da waren doch ein Fehler passiert!


    "Fast richtig: Es heißt Collegium Augurum. Das Auguraculum hingegen ist der Ort, an dem die Auguren in Rom Auspizien einholen. Kannst du mir übrigens sagen, was ein Auspicium ist und wie es grob abläuft?"


    Nun hatte sie die Gelegenheit, den Fehler von eben auszubügeln.




    Asinia Atilla


    Erstaunt horchte Atilla auf. Alle Flamines aufzählen zu können war ihrer Meinung nach doch eine respektable Leistung.


    "Du hast den Flamen des regierenden Augustus vergessen. Neben den Flamines gibt es im Collegium Pontificium aber noch die sechzehn Pontifices, den Rex Sacrorum und Pontifex Maximus, der stets der Imperator Caesar Augustus ist. Auch wir Vestalinnen werden gelegentlich zu den Sitzungen herbeigezogen - allerdings nicht regulär, ebenso wie die Flamines Minores.


    Das Collegium ist gewissermaßen mit der Leitung des Cultus Deorum betraut, die Beratung der Politik und ebenso alles, was nicht von den anderen Collegia wahrgenommen wird. Weißt du übrigens, welche weiteren Collegia es in Rom gibt?"


    Sie sah auf.