Beiträge von Herminia Tarpa

    Pomponia Pia


    Mit einem zufriedenen Lächeln nahm die Obervestalin die Reaktion des Mädchens zur Kenntnis. Sie war völlig perplex, hatte offenbar nicht damit gerechnet. Doch es war schön, wenn sie die Erhebung in den zweiten Teil der Ausbildung als so besonders erachtete!


    "Das ist es wahrhaftig. Doch so soll es sein."


    Sie schob eine Urkunde vor, die sie persönlich gesiegelt hatte. Sie würde in Kürze an der Regia aushängen, sodass jeder römische Bürger sehen konnte, wer welches öffentliche Amt inne hatte.




    Pomponia Pia


    Die Virgo Vestalis Maxima rief die Amata herein - natürlich hatte sie sie schon erwartet. Im Officium standen außerdem Papiria Occia, die Romana beim Eintreten wohlwollend anlächelte - wie so oft.


    "Salve, Claudia. Du bist nun schon sehr lange bei uns und wie es scheint, bist du sehr gelehrig und erfolgreich."


    Sie machte eine Pause und blickte dann zu Occia, die anfügte


    "Ich habe nur gutes zu berichten. Du weißt im Unterricht sehr viel, auch hilfst du fleißig mit, wenn es um praktische Aufgaben geht. Daher kann ich raten, die junge Claudia zur Amata Prior zu machen."


    Pia hatte aufmerksam gelauscht, obwohl es offensichtlich war, dass sie bereits ausführlichst unterrichtet war. Dennoch meinte sie daraufhin


    "Ich habe vor, den Rat deiner Lehrerin zu befolgen."




    Auch Occia drang der Duft des fertigen Bratens in die Nase. Sie schnupperte und hörte dabei zu, wie Romana zu schwärmen begann. Diese Sache wäre offenbar wirklich eine große Freude für sie.


    "Dann werden wir das bewerkstelligen."


    In diesem Augenblick öffnete sich die Küchentür und die Sklavinnen trugen eine Platte mit aufgeschnittenem Schweinebraten herein. Da die Gabel unbekannt war, waren die Happen sogar mundgerecht.


    Dabei musste die Papirierin kurz überlegen, von welchem Becken Romana redete - etwa von dem im Hof? Ach, das Kohlebecken!


    "Bringt das Becken wieder herein."


    befahl sie daher knapp und betrachtete dann das Fleisch auf dem Teller vor sich.

    Es erheiterte Occia einigermaßen, als Romana begann loszureden. Offenbar hatte sie heute einen recht großen Redebedarf. Allerdings musste sie das Mädchen etwas enttäuschen, denn als zukünftige Domina hatte man sie als Kind natürlich nicht gärtnern lassen - sie war eher "Garten-Konsumentin".


    "Nein, das hat alles unser Villicus gemacht. Und ich weiß leider auch wenig davon, wie man Pflanzen züchtet - wenn du möchtest, kannst du vielleicht ein wenig den Garten des Atrium bepflanzen!"


    fügte sie aber an, da sie sich vorstellen konnte, dass Pomponia Pia dies durchaus erlauben könnte...

    Clusium - Occia war noch nie in diesem Nest gewesen, doch sie fand es schön, dass Romana einen solchen Ort hatte, an dem ihr Herz hing. Auch sie selbst hatte einen solchen - auch wenn nicht sie, sondern ihr Vater beschlossen hatte, dass sie in den Dienst der Vesta trat.


    "Ich bin hier in Roma geboren und die meiste Zeit aufgewachsen. Im Sommer waren wir immer auf dem Land, meist in Baiae. Der Ort gefiel mir auch immer sehr - wir haben oft in den warmen Quellen gebadet!


    Aber mein Herz hängt an Rom, am Haus meines Vaters und dort besonders am Garten. Der hat mir damals auch am meisten gefehlt, als ich hierher gekommen bin."


    erklärte sie und ihr Blick wurde ein wenig verträumt, als sie an diese schöne Zeit dachte.

    "Die Litatio ist das Ergebnis der Kontrolle. Die Kontrolle selbst heißt Haruspizin. Aber die hast du ja schon ganz richtig erklärt. Du wirst später auch noch selbst etwas darüber lernen - es ist eine nicht uninteressante Sache."


    erklärte Occia und dachte wieder einmal darüber nach, was sie als nächstes Lehren sollte. Doch dann kam wieder etwas


    "Ich denke, für heute haben wir genug gelernt. Du kannst gerne in die Stadt gehen, wenn du möchtest - du lernst schnell und weißt viel! Ich bin sicher, dass du bald zur Amata Prior werden wirst!"


    Sie lächelte das Mädchen liebevoll an.

    Aufmerksam hörte Occia zu. Ihr eigenes Zimmer wurde auch durch eine hübsche Waldlandschaft geschmückt - ihr Maler würde also derartige Dinge ebenfalls gut malen können!


    "Paulus Caesannus - ein Gallier, meine ich. Er hat seine Werkstatt in der Nähe des Odeum auf dem Marsfeld. Frag' einfach nach ihm, du wirst ihn leicht finden."


    Leider waren Hausnummern und Straßennamen in diesen Tagen unbekannt - dafür kam man jedoch auch wesentlich leichter ins Gespräch, weil man ja ständig nach dem Weg fragen musste!


    "Du bist aus Etrurien?"


    fragte sie dann jedoch auf Romanas Bemerkung hin.

    Occia bemerkte knapp


    "Die Schmückung erfolgt vor dem Opfer, nicht danach."


    Die nächste Frage nötigte der Vestalin jedoch erst eine kurze Bedenkzeit ab (nicht, weil sie es nicht wusste, sondern weil es für sie so normal war, dass sie nicht darüber nachdachte), während der ihre Schülerin offenbar auf ihrem Schemel kippelte. Eines Tages würde noch ein Bein abbrechen und sie bräche sich den Hals!


    "Alles zusammen ist das Opfer. Aber wenn du die Schlachtung meinst: Sie erfolgt nach dem Gebet - immerhin müssen die Götter ja wissen, dass das Opfer für sie ist!"


    Eigentlich war die Begründung ganz einfach!


    "Nach der Opferhandlung selbst wird das Tier ausgenommen. Nur Herz, Leber, Galle, Lunge und das Bauchfell werden den Göttern dargebracht, der Rest wird üblicherweise von den Opfernden verspeist oder verteilt. Vorher muss allerdings etwas wichtiges geschehen, nämlich die Kontrolle des Opfer-Erfolgs! Weißt du, wie sie erfolgt?"

    Etwas misstrauisch betrachtete Occia das Kohlebecken, das auf filigranen Füßen stand. Heiß war es sicherlich, aber unhandlich? Nunja...


    "Ach, das geht schon - die Sklavinnen haben ja Handtücher und so schwer ist es nun auch wieder nicht. Macht keine Umstände!"


    Sie schnippte mit den Fingern und sofort öffnete sich die Küchentür, aus der eine Dienerin kam. Sie blickte zu Boden und wartete artig auf Befehle.


    "Stelle das Kohlebecken ein wenig nach draußen! Später brauchen wir es wieder!"


    befahl sie und sofort verschwand das Mädchen, um ein Handtuch zu holen, während Occia sich wieder der Claudierin zuwandte und einladend lächelte.


    "Und, wie geht es dir? Hast du dir schon überlegt, was du mit deinem Zimmer anstellst?"


    Sie hatte ja die Möglichkeit, es ausmalen zu lassen, wie es ihr gefiel! Außerdem brachten viele Amatae ihre Möbel etc. mit!

    Erschrocken wäre die Papirierin beinahe aufgesprungen, als Romana fast vom Stuhl fiel. Doch sie konnte sich glücklicherweise noch halten, sodass sie lieber sitzen blieb und die Frage beantwortete:


    "Privat kannst du es gerne versuchen. Bei Staatsopfern gehen wir jedoch auf Nummer Sicher und halten uns an die Mores Maiorum! Und die sehen keine Schinkenstreifen als Opfer vor."


    Dann jedoch begann sie, die Frage in aller Ausführlichkeit zu beantworten. Genaugenommen fiel der Vestalin sogar nichts ein, was die Claudierin vergessen haben könnte. Daher nickte sie und fuhr fort.


    "Genau. Aber gehen wir noch einmal zum Ablauf des Opfers zurück. Du hast schon die verschiedenen Gottheiten genannt, die bei jedem Opfer angerufen werden. Das alles passiert in der Regel beim Voropfer, das innerhalb des Tempels stattfindet. Dafür brauchen wir einen Foculus, einen Opferaltar.


    Das Hauptopfer hingegen, von dem wir gerade sprachen, ist immer vor dem Tempel - oder bei euch zu Hause wahrscheinlich im Atrium oder im Garten. Aber halt, vor dem Voropfer findet noch die Prüfung des Opfertiers - gewissermaßen um ganz sicher zu gehen, dass es makellos ist.


    Beim Voropfer wird dann alles der Gottheit präsentiert, wie du es von zu Hause kennst. Das Hauptopfer hingegen beginnt mit der rituellen Reinigung der Anwesenden und des Opferherren. Dann wird das Opfertier geweiht - weißt du, womit und wie?"

    Also Occia eintrat, blickte Occia auf und lächelte sie an.


    "Ave, Claudia! Wir sprechen uns hier übrigens gewöhnlich mit dem Gentilnamen an, da wir ja sehr überschaubar sind. Aber das ist nur eine Kleinigkeit."


    fügte sie noch an, wobei der Ton keineswegs mahnend war, sondern eher wie eine unwichtige Bemerkung klang. Dann nahm Romana jedoch gleich Bezug auf die Temperatur, die der Papirierin erneut ein Lächeln abrang.


    "Oh, ich finde sie gerade angenehm. Ich trage gern leichte Gewänder. Sollen wir es einen Augenblick hinausstellen?"

    "Sehr gut, dann kennst du also die Prinzipien der Auswahl schon."


    konstatierte die Vestalin und nickte. Hier gab es wirklich wenig zu vermitteln, wie ihr immer mehr klar wurde. Dann kam jedoch noch eine Frage, die deutlich machte, dass Romana sehr interessiert war und es ganz genau wissen wollte.


    "Bei uns im Staatskult stammt das Opferfleisch immer von lebenden Tieren, also von unmittelbar zuvor getöteten. Das Opfer ist zwar ursprünglich lebendig, aber da nur ein Teil des Tieres tatsächlich der Gottheit dargebracht wird, würde ich sagen, dass jedes Opfer irgendwie unbelebt ist. Aber die Lebendigkeit ist eigentlich keine echte Kategorie hier bei uns."


    stellte sie fest. Damit war aber genügend über die Auswahl des Opfertiers gesprochen - bis auf:


    "Wir nehmen also immer ein lebendiges, makelloses Tier - auch das ist wichtig!"


    Dann jedoch ging sie weiter.


    "Du musst nicht alle Tätigkeiten beim Opfer können. Normalerweise kriegen wir das Tier schon geliefert und auch die eigentliche Opferhandlung wird von Assistenten ausgeführt. Weißt du ein paar und was sie machen?"


    Sim-Off:

    Ich habe noch nie von einem Fleischopfer gehört. Im häuslichen Bereich könnte ich mir es schon vorstellen, wobei mir da auch kleinere Tiere sinnvoller erscheinen als ein Schnitzel o.ä. ;)
    Möglicherweise ist das so eine neuheidnische Adaption von Nova Roma. Aber du kannst gerne etwas recherchieren, was die Quellen für sowas sind.

    Papiria Occia


    Am Abend hatte die Mentrix-Vestalin von Romana sich bereits etwas früher in das Triclinium begeben. So erwartete sie das Mädchen bereits auf ihrer Kline liegend und mit einem Becher verdünnten Weines.


    Sie hatte heute keinen Schleier auf und trug nur das etwas leichtere Gewand - glücklicherweise heizte ein Kohlebecken auch genügend ein, dass man so essen konnte.

    "Nein, Dörrfleisch habe ich noch nie als Opfergabe gehört. Die Götter schätzen es, wenn ihre Gaben frisch sind."


    meinte Occia und beantwortete die Frage dann selbst:


    "Weihrauch ist natürlich richtig, ansonsten wären wohl Blumen, Münzen, Mola Salsa, Brot oder Wein eine bessere Wahl."


    Sie machte eine kurze Pause, damit Romana darüber nachdenken konnte, dann fuhr sie fort.


    "Kommen wir aber zu den blutigen Opfern. Das Opfertier muss wohl ausgewählt sein. Geschlecht, Art und Farbe müssen auf die Gottheit abgestimmt sein. Weißt du, wem man etwa einen weißen Stier opfern würde? Oder eine schwarze Kuh?"


    Sim-Off:

    Sry übrigens, dass ich so lange auf mich warten ließ. Hatte das übersehen - und wenig Zeit :(


    "meat": Ich hätte es schon als Darbringung des Fleisches nach dem Opfer verstanden. Es wird ja auch ausdrücklich die Darbringung von Tieren beschrieben. Zumindest habe ich noch nie etwas von einem Dörrfleischopfer gelesen.

    Schweinebraten? Das war wirklich eine gute Idee! Wie die meisten Römer mochte Occia Schweinefleisch am liebsten, wozu es auch noch ein relativ gut verfügbares Fleisch war. Es war gerade für diesen Tag eigentlich genau richtig!


    "Hervorragend. Ich liebe Schwein!"


    bestätigte sie daher und überlegte, wann wohl der beste Zeitpunkt war. Direkt nach dem Unterricht? Oder war das zu spät für die Bediensteten? Naja, sie würde schon etwas finden.


    "So, jetzt müssen wir aber zuerst mit dem Unterricht fortfahren! Gehen wir in die Camera!"


    Damit machte sie sich auf, verließ das Triclinium und ging in den Raum, in dem Romana ihre Ausbildung erhielt.

    Das Mädchen zählte eine ganze Menge an Dingen auf, die ihr einfielen. Tatsächlich waren Dinge dabei, an die die Vestalin gar nicht gedacht hätte. Doch nichts davon war falsch, also gab es auch nichts zu beanstanden und sie konnte schlicht die Frage beantworten, die das Mädchen quälte:


    "Weihrauch ist eine Opfergabe, die die Aufmerksamkeit der Götter erweckt. Sein Geruch ist ja wohlriechend, aber auch etwas aufdringlich - finde ich zumindest. Er ist also beides im Grunde!"


    Wieder musste sie einen Augenblick innehalten - sie war eben noch nicht so sicher mit der Ausbildung. Dann jedoch fiel es ihr wieder ein:


    "Und was davon würdest du...sagen wir: Vesta vorsetzen?"

    Occia musste lachen, als die Claudierin nach den Köchen fragte. Sie hatte noch nie in ihrem ganzen Leben irgendetwas gekocht! Sie konnte sich sich nicht einmal am Herd vorstellen! Oder zumindest nur als Scherz! Fast alle Vestalinnen waren immerhin aus aristokratischen Häusern!


    Als sie sich wieder beruhigt hatte, erklärte sie


    "Nein, dafür haben wir natürlich Sklavinnen. Hinter dieser Tür dort ist die Cucina. Aber das ist der Teil des Wirtschaftstraktes, darum musst du dich nicht kümmern. Aber du kannst natürlich Wünsche äußern: Was würde dir denn heute schmecken? Ich gebe es dann weiter."

    Es dauerte einen Moment, doch dann zauberte Romana ein sehr schönes Gebet aus dem Hut - oder eher Schleier. In seinem eher altertümlichen Klang konnte man es sogar wirklich für ein uraltes, römischen Gebet des Staatskults halten, was der Papirierin besonders gut gefiel.


    "Sehr gut. Es ist sehr gut so! Ich denke, wir müssen das nicht mehr viel üben. Gehen wir lieber weiter in unserem Opfer. Neben der Auswahl des richtigen Adressaten für die Gottheit ist auch die Auswahl des richtigen Opfers für die Gottheit wichtig.


    Es gibt blutige und unblutige Opfer. Letztere sind einfacher - man kann eigentlich wenig falsch machen. Kennst du ein paar typische Opfergaben und weißt du vielleicht auch, welche Götter diese bekommen?"