Beiträge von Lucius Didius Crassus

    Vielleicht war es die Aussicht darauf, die Reise nach Tarraco in angenehmer Gesellschaft zu machen, die mich dazu verleitete, mich kurz in ihrem Blick zu verlieren, das schüchterne Lächeln darin zu geniessen. Iczh bereute es nicht, mich entschlossen zu haben, mal wieder in meiner Taberna nach dem rechten zu sehen.


    "Gerne werde ich dir und deinem Gefolge meinen Schutz anzubieten, auch wenn die Strasse von Carthago Nova nach Tarraco als recht sicher bekannt ist," antwortete ich ihr, "auch wenn die Provinz nicht mehr von den Praetorianer wimmelt. Sie haben den Aufstand in Corduba niedergeschlagen und sollen die Haupttäter nach Rom gebracht haben. Dort wird ihnen wohl der Prozess gemacht."


    Manchmal fragte ich mich, ob ich nicht einiges hätte verhindern können, wenn ich damals in der Zeit nicht meine Sorge um Calpurnia im Wein ertränkt hätte. Ich erinnerte mich, das mir im suff ein Aushang aufgefallen war, auf den ich im nüchternen Zustand sicher reagiert hätte. Aber, Vergangen war Vergangen, ich wollte die Gegenwart geniessen und das tat ich auch.


    "Es ist wirklich angenehm, das Leben auf dem Land, ich habe meine Kindheit und Jugend in einer Villa Rustica in Gallien verbracht," sinnierte ich, mein Gegenüber dabei nicht aus den Augen lassend, beobachtete wie ihr Finger mit dem Weinglas und dem wein zu spielen schien, "ob es nun ein schöner Sommerabend ist, die Sonne hinter den Hügeln verschwindet, oder ein Morgen im Winter, wenn in der Nacht Schnee gefallen ist und dieser noch unberührt da liegt. Doch etwas ganz besonderes ist es auch, wenn man den Lärm Tarracos hinter sich lässt, langsam einen Hügel hinauf steigt, der Lärm der Stadt immer weiter weg ertönt und man dann, auf der Spitze des Hügels über die Ebene blickt, durch die sich der Ebro schlängelt. Gerade in diesen Tagen, kurz vor der Weinlese, herrscht dort ein wunderbare Ruhe, noch keine Arbeiter stören einen und überall hängen schon reife Trauben an den Weinstöcken...."

    Irgendwie war mir deutlich bewusst, das ich durchaus in Gefahr war, denn schliesslich machte ich den Flavier doch selbst für den Tod von Calpurnia verantwortlich. Aber, ich hatte schon immer die Fähigkeit besessen, in gefährlichen Situationen eine gewisse Gleichgültigkeit an den Tag zu legen, der Gefahr mit einem frechen Grinsen entgegen zu treten. Ob das nun das Erbe meines Vaters oder meiner Mutter war, konnte ich nicht sagen, ich wusste nur, das das Gefühl der Angst sich erst dann einstellte, wenn ich die Situation schon längst gemeistert hatte.


    Und so erlaubte ich es mir, dem Flavier wiedereinmal den Rücken zu zukehren, während ich erst mal wieder schwieg. Ich fragte mich, wie mein Patron darauf reagieren würde, wenn ich ihm tatsächlich genau schrieb, wie dieses Gespräch abgelaufen sei. Natürlich hatte ich den Flavier provoziert, aber er hatte sich auch leicht provozieren lassen. Und so wie er meine Entlassung zelebriert hatte, verleitete mich fast dazu noch etwas nach zu legen. Aber eigentlich genügte mir auch der Grad des Zornes, zu dem ich dem Flavier gebracht hatte.


    "Natürlich steht es dir frei, mich töten zu lassen und ich zweifle nicht daran, das du es jederzeit tun würdest. Allerdings mag ich als Sohn einer makedonischen Lupa und einer Batavers geboren sein, doch mittlerweile bin ich nicht nur römischer Bürger, sondern wurde vom Imperator auch zum Eques berufen. Und solche kann auch ein Propraetor nicht einfach töten lassen, Flavier."


    Ich drehte mich ihm wieder zu, das Lächeln auf meinem Gesicht war immer noch verschwunden.


    "Genauso wenig, wie ich dich nicht einfach töten darf. Eine wahrlich unbefriedigende Situation für uns beide, nicht war."


    "Wäre ich solcher Mann, wie es mein Patron ist, hätte ich keine andere Wahl, als ihm offen und ehrlich meine Meinung zu deinem Charakter zu schreiben. Die Folgen, die solch ein Schreiben hätte, habe ich dir geschildert."


    Wieder eine kurze Pause, meine nächsten Worte leitete ich mit einem leichten Kopfschütteln ab.


    "Aber, das bin ich nicht, auch wenn ich schon mal abgelehnt hatte, mich von Geld von Calpurnia zu trennen. Damals war ich, zugegeben etwas verblendet. Heute hingegen bin ich bereit mich umstimmen zu lassen, wenn die Konditionen stimmen."


    "10.000 Sesterzen und ein Amt, das meinem Rang als Eques angemessen ist," eröffnete ich die Verhandlung, "Sagen wir den Posten des Procurator Aquarum.

    Ihr scheues Lächeln gefiel mir, wie mir überhaupt ihre ganze, nachdenkliche Art gefiel und den Wunsch in mir weckte, mehr von ihr zu erfahren. "Du ermüdest mich nicht, ganz im Gegenteil," erwiederte ich wahrheitsgemäss, denn ich schätzte dieses kleine Gespräch. "Es ist immer schön, wenn man die Pflicht mit etwas schönen verbinden kann. Ausserdem hört sich "Verwalten eines Landgutes" nach mehr Arbeit an, als es wirklich ist. Eigentlich verwaltet es sich von alleine. Aber gerade die Taberna birgt für mich immer einen Grund in die Stadt zu reisen, welche meine Heimatstadt geworden ist. Hier habe ich einige der schönsten Erlebnisse gehabt."
    Ich dachte an jenen denkwürdigen Tag, als ich, der Sohn einer Lupa und eines Batavers, hier als blinder Passagier von Bord gegangen war und direkt in die Arme meines zukünftiger Adoptivvaters hinein. "Ich habe der Stadt viel zu danken, auch wenn ich mittlerweile hauptsächlich in Tarraco weile. Ich würde mich dir gerne sowohl als Stadtführer wie auch als Reisebegleiter anbieten, da ich auch wieder nach Tarraco muss."

    "Ein kleines Mädchen mit einem Pugo in der Hand könnte mich auch abstechen," meinte ich spöttisch, wohlwissend, das ich bei den Vigilen durchaus unbeliebt machte. Dennoch färbte die Verachtung, welche ich für den Flavier empfand, auf sie ab. "Wenn sie allerdings zu mehr taugen würden, als Eimer zu tragen, dann würden sie in einer richtigen Einheit dienst tun."


    Wie nicht anders zu erwarten, konnte der Flavier seine Neigier nicht bezwingen, obwohl er eigentlich wissen sollte, das er nur das zu lesen bekam, was er in meinen Augen zu lesen kommen durfte. Vielleicht hätte er einen kleinen Pluspunkt bekommen, hätte er das Schreiben einfach liegen gelassen.


    Genüsslich beobachtete ich, wie sich seine Stirn in Falten legten, während er den Brief las. Hätte ich die Cousine meines Patrons gekannt, dann hätte sie mir vielleicht Leid getan, das sie diesen Flavier heiraten sollte, aber ich ging davon aus, das sie nicht anders sein konnte, als Tiberia Claudia, die ich auch nicht hatte leiden können.


    Als die beiden Vigiles das Zimmer verlassen hatten, schlenderte ich gemütlich zu dem Tisch mit dem Wein darauf, schenkte mir etwas Wein nach und trank erst mal einen kleinen Schluck.


    Erst einem Moment des Schweigens, ging ich auf die letzten Worte des Flaviers ein.


    "Es steht dir frei, zu denken was du willst, Flavier."


    Langsam stellte ich das Glas ab und griff in meine Tunika, zog dabei jenen Anhang hervor, den Cato erwähnt hatte. Wiedermal hatte mir meine Gewandtheit geholfen, zu verbergen was der Flavier nicht hatte sehen sollen. Meine Geste, als ich Catos Brief auf den Tisch gelegt hatte, war nicht umsonst etwas übertrieben gewesen, sollte sie doch davon ablenken, wie Schriftrolle mit den Bedingungen und Bedenken von Quintus verschwand.


    "Du kannst diese, für mich doch recht glückliche Fügung des Schicksal auch auf Zauberei und Taschenspielertricks zurückführen. Und natürlich steht es dir frei, selbst in das ferne Partherreich zu reisen und meinen Patron zu fragen, ob denn stimmt, was in den Brief steht, den Cato an mich geschrieben hat."


    Wieder machte ich eine kleine Pause, warf während dessen einen Blick auf die Konditionen meines Patrons. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, blickte ich den Flavier an.


    "Natürlich ist fraglich, ob dich deine Sänftenträger dich soweit tragen wollen. Vielleicht täten sie uns ja allen den Gefallen und würden dich mitten im Zweistromland zurücklassen. Doch ganz abgesehen davon,..."


    Wieder setzte ich eine wohlüberlegte Pause ein.


    "...würde ich in jedenfall ein Brief an meinen Patron aufsetzen. Und ich kenne meinen Patron gut genug, das ich genau weiss, was ich schreiben muss, damit du die Heirat vergessen kannst. Und ich müsste nicht einmal lügen, es genügt, bestehende Bedenken bezüglich deines Charakters zu schüren. Oder glaubst du, er hat vergessen, das du ihm verschwiegen hast, das du nicht bei der Legion deinen Dienst beendet hast, sondern ein römischer Eimerträger warst ?"

    Das unbekümmerte Lächeln auf meinen Gesicht wich nicht, es wurde sogar noch etwas breiter, als der Flavier auf das Schreiben in meiner Hand anspielte. Eine Art Lebensversicherung vermutetet er also darin, scheinbar war er es einfach nicht gewohnt, das ein Mann nicht vor seinem Namen kuschte. Eine Lebensversicherung war aber für mich etwas anderes, ich brauchte keinen Brief, um mich aus dem Griff eines Vigilen zu befreien.
    Dazu reichte mir eine kleine Folge von blitzschnellen Bewegungen, in deren Folge ich einen halben Schritt weiter Vorne stand, nun ohne die Hand eines Vigilen auf meiner Schulter.


    "Warum fragst du ? Du könntest ihn dir doch Problemlos von deinen Eimerträgern geben lassen," meinte ich leicht spöttisch. "Oder fürchtest du, das sie selbst das nicht schaffen ? Hier, ich mach es dir leichter...."


    Mit einer recht übertrieben Geste legte ich den Brief auf den Tisch vor mir.

    "Du kannst ihn dir nehmen, wenn du willst...."


    Ich musterte den Flavier und mein leicht spöttisches Lächeln wandelte sich in eine warnende Ernsthaftigkeit.

    "Mein Vorschlag wäre aber, das Du ihn einfach liegen lässt und deine Eimerträger wegschickst. Denn es gibt etwas, das DU mit MIR besprechen musst."

    Ich ignorierte die Hand der Wache auf meiner Schulter, stattdessen las ich den Brief seeelenruhig zu Ende. Ich fragte mich zwar, welchen Grund die Wache sah, eine Mann festzunehmen, der nicht nur ein Eques war, sondern seit langen Jahren ein Mitglied des Ordo Decurio und der Provinz Curie.


    Aber, vielleicht war diese Willkür ein Zeichen der neuen Zeit, in der die Lakaien des Flaviers schalten und walten konnten, wie sie denn wollten. Oder aber diese Bauernsöhne verstanden nichts von der Feinheit der Sprache.


    Ein absolut unbekümmertes Lächeln lag auf meinem Gesicht, als ich den Brief sinken lies und mich wieder dem Flavier zuwandte.

    Jetzt aber stand ich auf...


    Doch wenn er Flavier dachte, er hätte mich aus der Fassung gebracht oder ich würde wie ein kleines Kind aus dem Raum rennen, dann irrte er. Mit einer Ruhe, die mich selbst erstaunte, ging ich zu dem Tisch, auf dem immer eine kleine Amphorewein stand und schenkte mir einen Becher ein.


    Eine weile sah ich den Flavier von der Seite an und trank einen Schluck bevor ich zu sprechen ansetzte.

    "Ich war in Rom, Flavier, auf der Suche nach etwas Neuen, als plötzlich eine Stimme in mir sagte : Vergiss deine Heimat nicht, kehre ihr nicht den Rücken. Und genau das tat, ich eilte zurück in diese Provinz, die meine Heimat ist und bleibt, selbst wenn der Senat sich entschlüsse, ein infantilen Narren an seine Spitze zu setzen."


    Mit Bedacht wählte ich meine Worte, wählte in den entscheidenen Passagen den Konjunktiv. Das mein Gegenüber, wie diese ganze Sippe von Flaviern nicht ungefährlich, war mir durchaus bewusst. Mittlerweile hatte ich ziemlich eine Vorstellung davon, was sie meiner Calpurnai angetan haben mussten, damit sie unsere Liebe verleugnete.

    "Nun, du bist nun Propraetor und damit steht es dir Frei, mich, der dich genauso verachtet wie du mich verachtest, einfach aus dem Amt zu jagen. Allerdings wirst du mich sicher nicht aus der Stadt oder der Provinz drängen können, es sei denn, du tötest mich. Ach nein,.."
    unterbrach ich mich mit einem Grinsen, "von eigener Hand wird das dir kaum gelingen, du würdest mich schon töten lassen."


    In diesem Momment brachte einer der Sklaven der Curia ein recht umfangreiches Schreiben. Ich nahm es mit einem Nicken entgegen, blickte kurz auf den Absender und ich es öffnete und begann zulesen, sprach ich weiter.

    "Ein kluger Mann hat einmal mir einmal gesagt, das die Art, wie ein Mann seine Erfolge auskostet, sehr viel über dessen Charakter und dessen Grösse aussagt...."


    Eigentlich wollte ich noch weiter sprechen, doch der Inhalt des Schreibens nahm mich und mehr gefangen.

    Sie hatte recht, ich konnte wirklich mit dem Wirt der Taberna zufrieden sein, denn nicht nur schienen die Gäste stets zufrieden zu sein, sondern, wenn ich die Kasse prüfte, hatte ich nie den Eindruck, das er mich, mehr als üblich, betrügen würde.
    Eigentlich das erste Mal seit langem schien es mir, das ich so war, wie ich eigentlich war. Ohne viel Wein getrunken zu haben, fühlte ich mich dennoch leicht und gelöst, so wie ich früher gewesen war. Nicht das Veragngene zählte, nicht das was kommen würde, es zählte das hier und jetzt. Und das genoss ich gerade, genoss es, einfach ein Gespräch mit einer junge Frau zu führen und dabei ein Glas Wein zu trinken.


    "Er stammt hier aus Hispania, die Trauben wachsen an den Hängen, die dem Ebro zugewandt sind, kurz ausserhalb von Tarraco. Das Gut gehört meinem Patron und ich verwalte es für ihn."


    Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, das es ihr nicht recht war, ja sogar fast unangenehm, wenn ich, wie es meine Art war, offen aussprach, das sie eine wunderschöne Frau war. Eine Eigenchaft, die ich noch nicht sehr oft beobachtet hatte und welche mich doch recht neugierig machte. Aber ich entschied, das ich mich mit meinen Komplimenten, so sehr sie auch stimmen mochten, lieber erst mal etwas sparsamer mit ihnen umzugehen.


    "Verzeih du mir meimne Frage," entgegnete ich ihr mit einem aufrechten Bedauern in meiner Stimme, "ich dich gefragt und so deine Gedanken in diese betrübliche Richtung gelenkt. Das lag in keiner Weise in meiner Absicht."

    Seelenruhig schnipste ich das tote Insekt von meinem Tisch, ziemlich genau in die Richtung, in die der Flavier gerade ging. Es musste ziemlich genau vor seine Füsse gefallen sein, aber dem schenkte ich nicht wirklich beachtung.

    "Zumindest scheinen sie deine Güte gerne zu ignorieren,"
    kommentierte ich das ganze recht kühl.


    Und selbst als er meinte, das ich entlassen sei, gab ich mir keine blösse. Mich störten zwar diese Milchbubies, welche mich verhaften wollten, aber da die nochj an den Zitzen der Lupa, die sie aufgezogen hatte, gesaugt hatten, als ich das Officium bezogen hatte, schenkte ich ihnen keinerlei Beachtung.

    "Es wird in der Tat Zeit für eine neue Herausforderung, Propraetor."


    Ich mochte entlassen sein, aber ich rührte mich nicht wirklich von meinem Stuhl,....

    Mit einer charmanten Geste des Dankes nahm ich auf dem mir angebotenen Stuhl platz, gab dem Wirt ein Zeichen, das er noch eine Karaffe des wirklichen guten Weines an den Tisch bringen sollte.
    Ich hingegen widmete mich der jungen Frau mir gegenüber am Tisch.


    "Nun, üblich ist es nicht, schon weil ich leider nicht so oft hier bin, wie ich es gerne möchte," ging ich auf ihre Frage ein, schenkte ihr dabei ein charmantes Lächeln, "und wenn ich dann mal nach dem Rechten sehe, dann bekomme ich doch vom Wirt nur zu hören, das alles bestens ist und auch nur das beste Essen vorgesetzt. Und da frage ich doch lieber einen Gast, ob alles zu seiner Zufriedenheit ist. Besonders wenn es sich dabei um so eine charmante junge Dame wie dich handelt."


    Mittlerweile hatte der Wirt eine Karaffe und zwei Gläser auf den Tisch gestellt und ich schenkte in die Gläser ein, eine leichten Roten vom Weingut meines Patrons, in dem das Licht der Öllampen funkelte, wie in Rubinen.

    "Erlaube mir die Frage, und ich hiffe ich bin nicht zu dreist: Wie kommt eine so bezaubernde Dame dazu, die Beschwernisse einer Reise auf sich zu nehmen ?"

    Waren meine Gedanken zuvor noch bei den schönen Erinnerung gewesen, so traten mit dem Eintreten des Flaviers die schlimmsten Erlebnisse wieder hervor. Hatte doch dieser Flavier versucht, meine Liebe zu Calpurnia mit Geld zu unterbinden. Hätte ich damals geahnt, welchen Brief ich später bekommen hätte, dann wäre meine Reaktion damals eine Andere gewesen. Oh, ich hätte ihn Bluten lassen, hätte die letzte Sesterze aus ihm heraus gepresst.


    Aber damals war ich vor Liebe blind gewesen.

    "Du scheinst die Gesellschaft von Insekten zu schätzen, wenn du absichtlich Orte aufsuchst, an denen Du nur solche vermutest,"
    entgenete ich trocken, "und wenn du dann auch noch an ihre Tür anklopfst, bringst du ihnen erstaunliche Hochachtung entgegen, Flavier."


    Ich war nicht aufgestanden, als der Flavier eintrat, ich bllieb auch sitzen, als ich geendet hatte. Das einzige, was ich tat, war ein Insekt von betrachtlicher Grösse, das gerade über meinen Tisch spazierte, zunächst kurz zu betrachten und dann unter einer Wachstafel zu begraben.

    Auch meine Taberna stand auf der Liste der Unternehmern, welche ich wieder einmal besuchte. Immer noch hatte ich nur die besten Erinnerungen an die Tabernen im Hafen von Carthago Nova. und diese hier gehörte mir sogar noch. Ich hatte mich an den TResen gesetzt, einen Becgher Wein bestellt, nachdenklich auf den Tisch geblickt, an dem ich probiert hatte, Calpurnia zu vergessen.


    Ich hatte sie aufrecht geliebt, das war sicher, vielleicht tat ich das immer noch. Aber sie war tot, genau so tot wie unser Kind das sie getragen hatte. Heute las ich ihren Brief in einen anderen Licht,...


    Aber ich verfolgte den Gedanken nicht weiter, konzentrierte mich lieber auf die Bücher, die mein Verwaltung mir vorlegte .


    Irgendwann sah ich aber auf, blickte wieder zu dem Tisch herüber und erblickte eine junge Frau, die sich dort niedergelasen hatte und schweigend und scheinbar nachdenklich ihr Mahl genoss. Ich stand auf und ging langsam zu zu dem Tisch herüber.

    "Salve, bezaubernde Dame, ich hoffe, man hat dich in der Taberna Stella Mare angemessen willkommen geheissen ?"
    fragte ich, mit meinem alt bekannten Lächeln auf den Lippen. "Erlaube, das ich mich vorstelle : Lucius Didius Crassus."

    Meine Gedanken waren in besseren Zeiten versunken, damals als in Tarraco noch das Leben tobte, damals als ich als Gallien hierher kam und in die Villa Tiberia eingebrochen hatte. Soviel war seit dem Geschehen, allein wenn ich an meine Zeiten mit Circe, Aqulia und Paulina dachte...


    Aber es waren nicht nur die Frauen gewesen, es war auch die Familie, die ich gefunden hatte, hier in Hispania.


    Und gerade jetzt, als ich an die besten Zeiten dachte, klopfte es an die Tür.


    Aber erst einmal schwieg ich, wartete einen längeren Moment, bevor ich antwortete.

    "Herein !"

    Viel zu lange hatte ich mich nicht mehr hier in den Weinbergen meines Patrons blicken lassen, aber heute war ich wieder mal unterwegs, wanderte von Tarraco in Richtung des Ebro, bis ich die Weinberge erreicht hatte.


    Dort standen die Rebstöcke kurz vor der Ernte, bald würden unzählige Sklaven mit der Lese beginnen. Ich nahm mir ein paar Trauben und lies mich dann am Fuss des Hanges nieder, erinnerte mich an vergangene Zeiten.

    Zugegeben, ich hatte mich lange nicht blicken lassen, aber jetzt war ich wieder da. Die Staubschicht über meinem Tisch und Stuhl ignoriend, trat ich in mein Officium, nahm ein Glass von dem kleinen Tisch an der Wand, entfernte den Staub darin, füllte es mit Wein aus einer Amphore und setzte mich wieder an meinen Tisch.


    Heute würde ich noch an die Zeiten von früher denken, die Guten und die Schlechten.


    Morgen würde ich mich erst mal um meine Besitzungen und die meines Patrons kümmern.

    Als der Senator das Atrium betrat, überkam mich ein seltsames Gefühl. Ich vermisste plötzlich meine Heimat, jedenfalls das, was in den vergangenen Jahren meinbe Heimat gewesen war. Die Sonne Hispanias, welche auf Carthago Nova oder Terraco herab brannte, der Ebro, an dessen hängen herrlicher Wein wuchs.


    Ich musste dämlich aussehen, so wie ich plötzlich vor mich hinstarrte,...


    "Nichts,... " entfuhr es mir, "...ein Irrtum,... verzeih die Störung..."


    Ich drehte mich um, verliess die Casa, verliess Rom und Italia.....

    Ich war dem Sklaven ins Attrium geführt und sah dem Sklaven nach, immer noch grübelnd, vorher der Sklave denn kam. Etwas erinnerte mich daran, wie einige Germanen in der nähe von Mogontiacum sprachen. Allerdings hatte einer der Bataver den ich in Gallien gelkannt hatte auch so ähnlich gesprochen....


    So wanderten meine Gedanken umher, während ich auf den Senator wartete.

    Zitat

    Original von Quintus Germanicus Sedulus
    Einer der Sklaven die im Hause herum kreuchten und fleuchten hörte das Klopfen und begab sich an die Porta und öffnete diese. Fragend sah er den Fremden an.


    Salfe Fremteling. Du was wünschest?


    Fragte der Sklave in übelsten Latein.


    Einen Moment rätselte ich, voher dieser Sklave wohl kommen könnte, hatte ich doch schon unzählige Dialekte und Kauderwelchsche des Latein gehört. Aber dann besann ich mich auf den Grund meines Besuches.

    "Senator... Germanicus ... Avarus.... wünsche ... ich... zu .. sprechen,"
    sagte ich betont langsam und deutlich, in der Hoffnung, der Sklave würde mich auch wirklich verstehen.

    Einige Zeit war ich durch Roma gewandert, hatte mich eindfach treiben lassen. Die Casa Didia hatte ich gemieden, einmal war ich in der Nähe der Porta gewesen, aber das hatte schon gereicht, Erinnerungen an sie zu wecken.


    Als ich an der Casa Germanica vorbei kam, erinnerte ich mich an einen Aushang, den ich gelesen hatte. Und ich entschied mich kurzerhand, an der Porta zu klopfen.

    Ganz konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, das sie das mein Ingwerhühnchen nicht zu schätzen wusste, aber sie hatte auch recht, es reichte nicht an die Kochkünste von Mara, der alten Köchin meines Patrons, heran.

    "Du hast recht, es ist von grosser wichtigkeit, in diesen Tagen viel zu trinken,"
    simmte ich ihr lächelnd zu, und war froh, das ich nicht, wie in den letzten Wochen eigentlich immer, schon zu dieser Stunde Wein trank

    "Aber verzeih mir, das ich mich noch nicht selbst vorgestellt habe,"
    fuhr ich fort, ihr ein charmantes Lächeln schenkend, "hat doch dein bezaubernder Anblick mich die elementarste Höflichkeit vergessen lasse. Mein Name ist Lucius Didius Crassus, gerade aus Hispania in die Stadt gekommen."