http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/57.jpgDuumvir Sisenna Vitellius Tryphon absolvierte die einzelnen Opferrituale mit der Routine eines Mannes, der in vielen Jahren öffentliche Opfer entweder aus privatem oder lokalpolitischem Anlass durchgeführt hatte. Der einzige angenehme Unterschied war, dass ihm heute der duccische Pontifex alle Gebete vorsprach. Der Duumvir nahm die rituelle Händewaschung vor und erhob dann die Hände zur Statue des Virtus. Entspannt wiederholte er die Gebete zum Voropfer und beendete das Opfer mit einer Drehung nach Rechts.
Ebenso hielt es sein Amtskollege Galeo Sempronius Imbrex. Er wusch sich ebenfalls die Hände, erhob die Hände zum Gebet und sprach die Worte, die der Pontifex ihm vorgab. Auch er drehte sich schließlich nach Rechts.
Anschließend schritt die Gruppe der Priester und Stadtoberen hinaus, um zum blutigen Opfer überzugehen. Ein Tempeldiener rief das Favete Linguis aus und der duccische Pontifex begutachtete die Opfertiere. Er zeigte sich zufrieden und ging dann über zur Weihe der Tiere, woraufhin das erste Schwein zum Altar geführt wurde. Jetzt war wieder Vitellius an der Reihe. Erneut erfolgte die rituelle Händewaschung, erneut hob der Duumvir die Hände zum Himmel, den Kopf mit der Toga bedeckt. Erneut gab der Pontifex ihm die Worte vor, die der Duumvir wiederholte:
"Oh Virtus, großer und tapferer Virtus, höre deine steten und treuen Diener an und blicke erneut auf sie herab!"
"Im vergangen Jahr hast du stets zu uns gehalten und über unsere Herzen gewacht, sodass sie erfüllt waren mit Tapferkeit, so oft es nötig war. Du hast uns beistanden, als uns die schreckliche Nachricht aus Rom ereilte, dass unser geliebter Kaiser von uns gegangen war, und warst somit nicht nur bei uns im Kleinen sondern auch dem gesamten römischen Reich im Großen stets an unserer Seite."
"Oh Virtus, nimm als Dank für deinen Schutz und deine Kraft, die du in uns hast aufleben lassen, diesen makelosen weißen Eber, den wir dir voller Treue und Ehrerbietung darbringen! Wir bitten dich, uns auch in Zukunft mit deiner Tapferkeit zu erfüllen, auf das unsere Herzen stets stark bleiben und wir nie unseren Mut verlieren. Dieses dir geweihte Tier sei dein!"
Als der Opfermetzger daraufhin das 'Agone' fragte, bejahte Vitellius mit einem lauten und deutlichen "Age!" Regungslos nahm er das Ende des Tieres hin, beobachtete zufrieden die Tätigkeit der Opferhelfer. Er wandte sich zum Ende des Opfers nach Rechts und machte nun seinem Amtskollegen Platz.
Duumvir Sempronius wusch sich wiederum die Hände, hob sie zum Himmel und sprach die Worte des Pontifex: "Oh Victoria, große und siegreiche Victoria, höre deine steten und treuen Diener an und blicke auf sie herab!"
"Im vergangenen Jahr hast du nicht nur Mogontiacum und seinen Bürgern im Kleinen, sondern auch dem römischen Reich im Großen zahlreiche Siege beschert. An deiner Seite konnten unsere Magistrate dafür Sorge tragen, dass aus Mogontiacum ein Municipium geworden ist. Mit deiner Zuversicht konnte nach dem tragischen Verlust unseres Kaisers sein würdiger Nachfolger TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS gefunden werden."
"Oh Victoria, nimm auch du als Dank für deinen Schutz und deine Kraft, die du in uns hast aufleben lassen, diese makellose weiße Sau, die wir dir voller Treue und Ehrerbietung darbringen! Wir bitten dich, uns auch in Zukunft mit deiner Siegeskraft zu erfüllen, auf das wir an deiner Seite stets kleine und große Siege davon tragen können, um dem römischen Reich gerecht zu werden. Dieses dir geweihte Tier sei dein!"
Auf die Frage des Schlachters antwortete Sempronius ebenfalls: "Age!" Das zweite Tier starb, Sempronius wandte sich nach Rechts und nun war es Aufgabe der Opferschauer, die Innereien zu beurteilen.
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NDM