Beiträge von Narrator Germaniae

    Titus Volcatius Mutianus
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    "Oh...", war zuerst einmal die einzige Reaktion des Duumvirs, und der Blick mit dem er den Soldaten bedachte trübte sich sorgenvoll. Allerdings war ein toter Kaiser auch nichts wirklich überraschendes mehr, gerade bei einem der ständig krank darniederlag. Er selbst hatte seit Kindesbeinen nicht weniger als elf Kaiser erlebt, diejenigen, die es gerne gewesen wären nicht mitgezählt.


    "Das mit der Staatstrauer versteht sich von selbst... hat man aus Mogontiacum auch wissen lassen, wann man mit der Inthronisierung von Ulpius Maioranus rechnen kann?

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    "Salve, Domitius. Setz dich. Ja, wir wurden bereits darüber informiert. Nun, was sollst du mir von Modestus ausrichten? Ich hoffe er möchte kein gemeinsames Opfer zelebrieren. Das ist immer so furchtbar öde."


    grüßte Cilo den Domitier und wies ihm mit einer Geste, die aussah als würde er eine Fliege verscheuchen, einen der beiden Stühle zu. Inzwischen leerte er den Rest Wein in seinem Becher mit einem großen Zug, bevor er die Kanne nahm und sich nachschenkte. Hoffentlich war es kein Opfer. Das hatte er hier schon auf die Städter und die Narren mit religiösen Ämtern abgeschoben. Stunden lang still zuschauen oder hunderte von rituellen Formeln und Riten auswendig lernen. Beides war nicht gerade spannend. Aber mit einem wenig Hilfe von Fortuna ging es sicherlich um etwas anderes.


    "Auch was, Domitius?"

    "Nun gut, er wird sicherlich etwas Zeit für dich erübrigen kommen, da du ja im Auftrag von des Legatus Augusti kommst. Aber dafür schuldest du mir etwas."


    sagte Frugi und zwinkerte dem Domitier zuletzt zu. Dann erhob er sich von seinem Stuhl und ging zur Tür. Sein Chef war natürlich gerade sicherlich mit anderen Dingen beschäftigt, aber hier ging es offenbar auch um äußerst wichtige Dinge.


    "Folge mir bitte."


    wandte sich Frugi noch einmal zu Massula um, bevor er das Officium in Richtung des Officiums des Statthalters verließ.



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    Frugi klopfte kurz an und betrat dann das Officium, wobei er Massula mit einer Geste bedeutete, noch einen Moment draußen zu warten. Dann ging er Schreibtisch des Statthalters, der sich gerade mit einigen anderen Vertrauten besprach. Er flüsterte ihm zu, dass Domitius Massula, im Auftrag des Annaeus Modestus gekommen, draußen wartete. Der Statthalter nickte und kurz darauf verließen die Vertrauten das Officium. Zuletzt kam Frugi selbst.


    "Du kannst nun rein, Domitius."

    "Salve, Domitius Massula. Mein Name ist Titus Gessius Frugi. Wenn es ein Brief ist, kannst du ihn mir geben und ich sorge dafür, dass er ihn erhält. Oder ist es eine mündliche Nachricht? In diesem Fall, worum geht es, kurz gesagt? Wir haben die Nachricht vom Tod des Kaisers vor ein paar Stunden auch erhalten."


    grüßte Frugi seinen Kollegen und wies ihm mit einer Geste einen Stuhl in seinem Officium. Dann stellte er die üblichen Fragen, die sein gegenüber wohl mehrmals am Tag stellte. Wie es wohl in Mogontiacum war, wunderte er sich noch. Gegenüber dem großen CCAA war Mogontiacum geradezu ein kleines Provinznest, auch wenn beide Städte nichts im Vergleich zu Rom waren. Die Kultur war in CCAA sicherlich viel angenehmer für einen Römer. Allerdings war sein Gegenüber offensichtlich Germane, sodass ihm das wohl egal war.
    Dann erinnerte sich Frugi selbst daran, dass andere Dinge nun wichtiger waren. Der Princeps Praetorii war sicherlich wegen dem Tod des Kaisers hier.

    Die eine Wache vor dem Tor, die das Pech gehabt hatte, bei diesem Wetter draußen Dienst tun zu müssen, reagierte auch einen weiteren Moment nicht, denn es kitzelte ihn in der Nase und er war kurz davor zu niesen, doch es hatte sich noch etwas herausgezögert, sodass er nichts sagte sondern nur langsam atmete, bis das unvermeidliche eintrat. Nach einem lauten, erlösenden Nieser wischte er sich mit dem Rücken seiner gegen die Kälte dick eingewickelten Hand über die Nase.


    "Ave, behalte deine Finger besser bei dir, Kamerad. Dann geht mal rein. Die drinnen, werden euch gleich zum Princeps Praetorii bringen. Also zu unserem Princeps Praetorii..."


    sagte der Soldat und pochte dann heftig gegen das Tor, sodass etwas Schnee davon herunterfiel. Das Tor wurde daraufhin geöffnet, sodass der Princeps Praetorii aus Germania Superior und seine Begleiter eintreten konnten. In der Aula der Regia war es deutlich wärmer. Eine der Wachen, die beim Stromhalme mehr Glück gehabt hatte, führte die Männer dann auch gleich zum Officium des Princeps Praetorii. Er trat dort als erster ein und meldete den Domitier kurz an, bevor er zur Seite trat.

    Der Scriba hielt den Kopf tief über einem Stück Korrespondenz aus Antunacum gebeugt, das er verzweifelt zu entziffern versuchte.. aber wie sehr er sich auch anstrengte: die Kralle des Schreibers aus dem Kaff war mächtiger. So verging die Zeit, in der er trotzig versuchte zu erschließen was man ihnen da schreiben wollte, als der Soldat sich wiederrum bemerkbar machte.. der Schreiber blinzelte ihn einen Moment lang an, dann fiel ihm wieder ein warum der Mann überhaupt hier war.
    Nachdem er sich erhoben und im Officium des Duumvirn verschwunden war, kam er einen kurzen Moment später wieder aus und blickte den Soldaten schuldbewusst an: "Eh.. die Besprechung ist... nun.. also.. der Duumvir lässt bitten."

    Der angesprochene Scriba arbeitete gerade an einer lächerlich unwichtigen Angelegenheit, als der Soldat in den Vorraum geplatzt kam und sogleich den Duumvir sprechen wollte. Der Scriba blickte ihn einen Moment lang irritiert an, dann zur Tür, hinter welcher das Officium des Duumvirs lag, und wieder zurück zum Soldaten.
    "Das geht nicht, der Duumvir ist gerade in einer Besprechung.. kann sich nur noch um wenige Momente handeln, die dauert schon eine ganze Weile. Warte dort.", meinte er mit Fingerzeig auf eine Reihe von Stühlen, die neben der Tür des Duumvirs aufgestellt waren.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/16.jpgGefesselt, geknebelt und mit verbundenen Augen saßen die vier erbärmlichen Gestalten in einer kargen Zelle auf dem feuchtkalten Fußboden. Man hatte sie hier eingesperrt und derartig präpariert, damit sie sich nicht untereinander absprechen konnten, bevor die ersten Verhöre begannen. Auch wenn die Beneficiarier nicht dafür zuständig waren, wollten sie doch gerne erfahren, was die festgenommenen Gauner angestellt hatten, dass sie mit an die dreißigtausend Sesterzen durch die Gegend fuhren.


    Optio Cnaeus Munatius Verax hatte jedenfalls schonmal einen Boten nach Vesontio geschickt, um die dortigen Behörden zu informieren. Vielleicht konnte die Abteilung der Frumentarii ihm ja Auskunft geben, denn wenn eine derart große Menge Geldes gestohlen worden war, musste ja irgendwer darüber bescheid wissen, denn so etwas blieb ja nicht unentdeckt.


    Nach einigen Stunden des Schmorenlassens suchte der Optio schließlich die Gefangenen auf und begann mit dem ersten Verhör. Er setzte Silus auf einen Stuhl, band ihn dort fest und nahm ihm Knebel und Augenbinde ab. Die anderen Gefangenen ließ Verax selbstverständlich komplett gefesselt und geknebelt, ihnen aber entfernte er auch die Augenbinden, damit sie sich ein Bild von dem machen konnten, was sie vielleicht noch erwartete. Als ein Bote aus der Provinzhauptstadt eintraf, hatte Silus bereits ordentlich was verpasst bekommen und auch schon einige wissenswerte Einzelheiten verraten.


    "Ich glaube ich habe hier die Männer, die du suchst," entgegnete Verax grinsend, nachdem der Bote ihm mitgeteilt hatte, dass es einen schweren Diebstahl mit einer hohen entwendeten Summe gegeben hatte. Und wirklich, der Bote wollte seinen Augen nicht glauben. Da waren das Geld und die Gauner, woraufhin er den Optio erst einmal gutgelaunt beglückwünschte. Dann schließlich schwang er sich nach kurzer Pause wieder auf sein Reittier und machte sich auf den Rückweg nach Mogontiacum, wo er den Frumentarii bescheid geben würde, damit sie die Verbrecher einsacken konnten.

    Viele Wochen vor den schicksalsschweren Ereignissen in Italien verließen einige Botenreiter der Regia Mogontiacum mit wesentlichen weniger brisanten Meldungen, die auch 'nur' für die Beneficiarii der Provinz bestimmt waren. Es handelte sich um Frumentarii, die nach dem Besuch eines gewissen städtischen Ermittlers ausgeschickt wurden, um die Kontrollposten auf der Straße über den Diebstahl der mogontinischen Gemeindekasse zu informieren. In diesen Tagen lag bereits der erste Schnee auf den Straßen und es fegte ein kalter Wind über das Land, aber die Boten trugen schwere Mäntel und dicke Wollschals und so stoben ihre Pferde über die guten römischen Militärstraßen in alle Himmelsrichtungen davon.

    Galeo Laetilius Fecenianus
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    "Wenn dem wirklich so ist...", kommentierte Fecenianus das, was er von dem Malteser zu hören bekam, "..so bitte ich die Duumvirn ihre Funktion als Vertreter des mogontinischen Gemeinwesens wahrzunehmen und dem Legaten eine Protestnote zukommen zu lassen, in dem darum gebeten wird, die Speculatores daran zu erinnern, worin ihre Aufgaben bestehen..."


    Damit war für ihn auch alles gesagt.. die Fortschritte des Magoniden hielt er für nicht weiter kommentierenswert... wirkliche Ergebnisse hatte dieser ja nicht vorzuweisen.


    Sim-Off:

    Dazu per PN.

    Galeo Laetilius Fecenianus
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    Als Fecenianus auf der Tagesordnung sah, dass dieser Domanigas aus dem hinterletzten Winkel des Reichs wieder einen Bericht abliefern wollte, hatte er unwillkürlich noch mit den Augen gerollt, so wenig Vertrauen hatte er in die Fähigkeiten des Mannes, der vor Fähigkeiten anscheinend nur so strotzte. Entsprechend gelangweilt folgte er den Ausführungen des Mannes, hier was geschafft, schön und gut, da was erreicht, toll toll... beinahe hätte er einen Nebensatz nicht mitbekommen, so wenig war er an dem Bericht interessiert, doch bei einer Sache ruckte sein Kopf unwillkürlich zu dem Kerl aus dem Süden hin... das konnte doch nicht sein?


    "Bitte, werter Dinagios... wiederhole bitte den Part mit den Beneficariern... WAS genau hast du für eine Antwort in der Regia bekommen?"

    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/12.jpg Während Scipio nämlich seinen Getreidesack ordentlich auf dem Karren verstaut hatte, war Paulinus - wahrscheinlich verleitet durch die vielen geglückten Kontrollen auf dem Weg hierher - nachlässig geworden und hatte den Getreidesack so hopplahopp wieder aufgeladen, wo er offensichtlich nicht genügend Halt finden konnte. Denn in dem Moment, indem Silus die Ochsen antrieb und der Wagen sich ruckartig in Gang setzte, kippte eben jener Sack hintem vom Gefährt.


    Und platzte auf. Augenblicklich verteilten sich inmitten von Körnern etliche Goldmünzen auf der Pflasterstraße, wild klirrend und klimpernd. Sie kreischten förmlich nach der Aufmerksamkeit der Beneficarii, die im ersten Moment gar nicht so recht begriffen, was passiert war. Scipio hatte sich abrupt umgewandt und starrte entsetzt die fortkullernden Aurei an, Paulinus war schon vom Wagen heruntergesprungen und versuchte unter verzweifeltem Jammern das Geld zusammenzuklauben. Silus dagegen saß wie erstarrt da, den Blick auf den Soldaten gerichtet, der ihm am nächsten stand.


    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/16.jpg "Bei den Göttern!" stieß Verax verblüfft hervor, als er die vielen Münzen erblickte. Das mussten ja dutzende sein, die dort in einem einzigen Getreidesack versteckt worden waren! Perplex betrachtete der Optio die Szene, die sich ihm bot. Als er aus seiner Starre erwachte, begann er sogleich im ihm eigenen Exerzierplatzton Befehle zu erteilen: "Dingfest machen, sofort! Krallt euch die Hunde! Festnehmen, aber pronto!"
    Und die Beneficarii stürzten sich auf die vermeintlichen Getreidehändler. Paulinus wurde von zwei Mann auf dem Straßenpflaster überwältigt, wo er sich heftig ringend mit ihnen im Getreide wälzte. Paulinus warf sich vom Wagen direkt auf einen der Soldaten und wagte einen verzweifelten Fluchtversuch, der jedoch nach drei Schritten von einem quergestellten Pilum beendet wurde. Sofort waren zwei Männer über ihm und setzten ihn fest. Scipio dagegen versuchte erst gar nicht sich zu wehren; es war ohnehin aussichtslos, gegen die Soldaten kämpfen zu wollen. Deshalb drehte er sich einfach wieder nach vorn um, hob die Hände kapitulierend zum Himmel und wollte gerade etwas zu Philonicus sagen, als...er entdeckte, dass der Sausack weg war!


    "He, da fehlt ja einer!" rief einer der Milites und die Männer begannen sich fiebrig umzusehen. Da war der Kerl, rannte quer über eine Wiese am Flussufer entlang. Wie ein Besessener sprintete Philonicus über die weiche Erde, mit wehender Tunika und flatterndem Umhang. Sofort waren drei Beneficarii hinter ihm her, lautstark angefeuert durch ihren stimmgewaltigen Optio. Währenddessen nahmen ihre Kollegen die drei zurückgebliebenen Gauner bereits in Gewahrsam, fesselten sie und sperrten sie in eine Kammer im Wachhaus.


    Philonicus derweil lief um sein Leben. Er war zwar nicht mehr der Jüngste und sportlicher hätte seine Statur auch sein können, aber damals war er einer der besten Läufer seiner Altersgruppe gewesen. Jetzt setzte er alles auf seine vergangenen Fähigkeiten als Sprinter. Und verlor. Nach etwa hundertfünfzig Schritten trat er mit voller Wucht in ein Loch, vermutlich ein Karnickelbau oder etwas Vergleichbares, und flog der Länge nach ins Gras. Mit schmerzendem Knöchel schaffte Philonicus es, sich aufzurappeln und weiterzulaufen, was aber schnell in ein schmerzhaftes Humpeln umschlug. Die jungen Milites waren schnell bei ihm, rissen ihn zu Boden und gaben ihm ein paar ordentliche Ohrfeigen als klare Abmahnung für seinen Fluchtversuch. Dann schleiften sie ihn grob zurück zu den Karren, wo ihre Kollegen mittlerweile schon dabei waren alle Säcke zu öffnen und den Inhalt genauestens zu untersuchen.


    Nach einiger Zeit hatten sie gut dreißigtausend Sesterzen gezählt. Es war unfassbar. Wo mochte all das Geld herkommen? Wer waren diese Typen? Und wieso wussten die Beneficarii nichts von einer solchen Summe, wenn sie irgendwo gestohlen worden war? Verax würde es herausfinden. Der Optio hatte Erfahrung damit, Gauner zu verhören. Der Rest des Tages würde für diese Bande kein Zuckerschlecken werden.

    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/12.jpg Sie waren lange unterwegs gewesen, viel zu lange für Scipios Geschmack. Anfangs ging alles recht zügig. Sie hatten die Beute schnell fortgebracht, gut getarnt und in kleinen Gruppen. Die Trottel, die sie in den ersten Tagen verfolgt hatten, waren ihnen nicht auf die Schliche gekommen. Immerhin hatten sie das Geld gut getarnt auf ihren Karren, derer zwei über die gut gepflasterte Militärstraße holperten. In der ersten Woche ihrer Flucht waren die Gauner nicht einmal sonderlich weit unterwegs gewesen. Sie hatten schnell zwischenstation auf der Villa Rustica eines guten Freundes ihres Anführers gemacht, wo sie die Beute versteckt und wie normale Bauern gearbeitet hatten. Niemand hatte Verdacht geschöpft. So hatten sie eine ganze Woche lang ausgeharrt, bis sie es nicht mehr erwarten konnten, wieder loszuziehen.
    Insgesamt waren sie vier Männer. Da waren Silus, Paulinus und er selbst, Scipio. Sie waren die Arbeitstiere, wenn man so wollte. Sie hatten den Einbruch durchgeführt und auch die meiste Last zu schleppen gehabt beim Entwenden der Beute. Und dann war da Philonicus, der Kopf der Bande. Er hatte sie angeheuert und dachte für sie alle mit, denn er war ein viel klügerer Mann als sie alle drei zusammen. Das wusste Scipio. Er betrachtete ihren Anführer heimlich, während die Ochsenkarren über die Straße dahinrumpelten. Er saß zusammen mit Philonicus auf dem Kutschbock des ersten Wagens, hinter ihnen polterten Silus und Paulinus über die Straße. Sie waren jetzt irgendwo kurz vor der Grenze nach Gallia Lugdunensis. Vor ihnen war bereits der Rhodanus erkennbar. Der Wind pfiff mittlerweile eisig über die Landschaft und kündete vom harten germanischen Winter. Sie hatten ewig gebraucht, um die Provinz zu durchqueren, hatten in Augusta Raurica einen beinahe anderthalbwöchigen Stopp gemacht. Philonicus hatte hier und dort Dinge zu erledigen gehabt, vielleicht musste er gleich Gläubiger mit der frischen Beute auszahlen? Scipio wusste es nicht. Was er wusste war, dass sein Anteil nicht angerührt worden war, so viel war sicher.


    Sie kamen dem Fluss näher und nun kam auch langsam eine Brücke in Sicht, die ihr Ziel war. Nur wenige Stunden, dann würden sie die Provinzgrenze überschreiten. Wie erwartet gab es an der Brücke auch eine Kontrollstation, wo sich bereits ein paar Männer bereitmachten, als die Karren in Sichtweite kamen. Scipio war zuversichtlich. Sie hatten schon viele Kontrollpunkte passiert, waren sogar häufig durchsucht worden. Doch jedesmal waren sie mit der gleichen Masche davongekommen. Es war der reine Wahnsinn, wie einfach die Beneficarii auszutricksen waren. Ein Wunder eigentlich, dass nicht viel mehr Leute stehlend und raubend auf den Straßen unterwegs waren. Oder waren die einfach alle zu blöd?


    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/16.jpg Optio Cnaeus Munatius Verax hatte seine kleine Truppe bereits aufgescheucht, als die Ochsenkarren langsam auf die Straßensperre zugetrottet kamen. Ein Schlagbaum versperrte den Weg und so hielten die schwerfälligen Tiere ganz von sich aus an, als sie ihn erreicht hatten. "Salvete Fremde," grüßte Verax die Kutscher. "Ich bin Optio Cnaeus Munatius Verax. Mir untersteht dieser Kontrollposten."


    "Sei mir gegrüßt Optio," adressierte Philonicus den Mann. "Es zieht ganz gut heute, was?" Er versuchte ein bisschen Konversation zu betreiben, vielleicht lenkte das ja ab.


    "Ist windiger geworden, allerdings. Und kälter." Der Optio ging nicht besonders ausgiebig darauf ein, sondern ging lieber zügig zum üblichen Ablauf der Kontrolle über. "Wo kommt ihr her, was habt ihr geladen und wo wollt ihr hin?" fragte er daher in befehlsgewohntem Ton und gab zwei seiner Männer einen Wink, woraufhin diese sich bereits zum zweiten Karren hin bewegten.


    "Getreide, Optio. Wir kommen von einer Villa Rustica östlich von Augusta Raurica und wollen nach Cabillonum." Philonicus zwinkerte dem Optio zu, als er verschwörerisch hinzufügte: "Ich hab' da einen Abnehmer, der mir einen guten Preis bezahlt. Ist ja auch gutes Getreide."


    Verax gab sich unbeeindruckt. "In Ordnung. Wir schauen trotzdem mal rein." Das war das Zeichen, das seine Männer erwartet hatten. Optio Verax war immer noch auf der Hut. Vielleicht war er übervorsichtig, aber auch im Landesinneren, also weit ab vom Limes, kontrollierte er lieber gründlich, als hinterher einen auf den Deckel zu bekommen. Die Beneficarii, es waren jetzt insgesamt sechs an der Zahl, postierten sich rings um die Ochsenkarren und Philonicus brauchte nicht einmal ein Zeichen zu geben, so schnell war Scipio bereits vom Wagen gesprungen und nach hinten gegangen, um dort wieder aufzusteigen und einen Sack herunterzuwuchten.


    "Aufmachen!" kommandierte einer der Milites, der zu Scipio herangetreten war. Er löste das Seil, das den Sack zusammenhielt und zeigte dem Beneficarius die Körner, die den Sack füllten. "Hm, ist gut." Damit gab sich der Optio zufrieden. Was sollte er hier auch Bauersleut bis auf die Unterkleiner durchsuchen? Am zweiten Wagen hatte Paulinus ebenfalls einen Getreidesack heruntergeholt und geöffnet.


    "Hoch damit, lasst sie durch!" brüllte Optio Verax bereits den Männern zu, die am Schlagbaum standen. Der wurde geöffnet und Scipio wuchtete den Getreidesack wieder auf den Wagen hinauf und verstaute ihn ordentlich. Dann sprang er vorn wieder auf und setzte den Karren in Bewegung. Ein knapper Blick nach hinten zeigte ihm, dass Paulinus gerade dabei war, seinerseits den Getreidesack auf den Karren zurückzupacken. Ohne Sorge wandte Scipio sich wieder nach vorn und winkte den Beneficarii freundlich zum Abschied, während sich die Ochsen gemächlich in Gang setzten. "Wiedersehen, Freunde!" meinte er noch.


    Dann geschah das Unglück...

    Praias Grinsen wäre bestimmt noch breiter geworden, wenn seine Mundwinkel ihn nicht daran gehindert hätten. "Abgemacht, Duccius." 8000 Sesterzen mehr hatte er dem Germanen aus den Rippen gezogen. Die Herrin würde sehr erfreut sein! Zumindest dachte Praia das, er wollte prahlen, doch später würde Arvinia ihn dafür strafen, schließlich hatte sie eigentlich ein gutes Verhältnis zu den Ducciern gehabt was Geschäfte anbelangte. Für sie war der Preis deutlich zu hoch!


    "Dann sind wir uns nun doch einig geworden, Duccius. Tiberia wird bestimmt sehr erfreut sein! Ich will deine Zeit nur ungern weiter in Anspruch nehmen aber, sollen wir die Papiere dafür jetzt gleich aufsetzen oder erst am Morgen?" schließlich musste der Duccier bestimmt erstmal das Geschäft verdauen, bevor die Formalia vollzogen würden. Praias Augen funkelten.

    Der Mann bleib ruhig, er war besser im Verhandeln als Praia gedacht hatte. Wenn der Germane wüsste, das Arvinia 22.000 Sz vorgeschlagen hatte, würde er Praia den Kopf abreißen, doch dieser blieb ebenfalls ruhig. Er trank einen großen Schluck Wein, grinste und äußerte: "Duccius, wir sollten uns in der Mitte treffen, 30.000, nicht mehr und nicht weniger."

    Der Plan schien nicht ganz aufzugehen. Natürlich waren 35.000 Sz zu viel, aber das der Duccier um satte 10.000 Sz runter ging, hätte er nicht gedacht. "Werter Duccius.."Jetzt würden die Verhandlungen beginnen, "10.000 sind mir dann doch zu viel, ich würde sagen.." er machte eine kleine dramaturgische Pause, "32.000 wäre ein großzügiges Entgegenkommen"

    Zuerst sah Praia den Germanen irritiert, dann schon fast erbost an. "Duccius, insgesamt natürlich, du glaubst doch wohl nicht, dass Tiberia Arvinia so unveschämt wäre nach den gut verlaufenen Pachtjahren. Sie ist eine Frau von Stand und Klasse, keinesfalls halsabschneiderisch und habgierig." Das wäre ja was. Praia wusste schon von vorn herein, dass die Duccier so einen Preis pro Parzelle beazahlen könnten. "Nun Duccius, der Preis ist doch wohl nicht zu hoch? Oder etwa doch?" Praia liebte es das Messer in der Wunde zu drehen.

    Jetzt galt es Fingerspitzengefühl aufzubieten. Er hatte zwar die Anweisung nicht zu viel zu verlangen, aber ihn selbst hatte etwas der Ehrgeiz gepackt.


    "Tiberia ist es wichtig, dass deine Familie die Grundstücke kauft, die ihr sowieso schon pachtet. Sie möchte ihre Grundstücke nicht in den Händen irgendwelcher Scharlatane wissen. Wenn man Rabatt auf die bereits gepachteten Jahre setzt sollten wir mit 8750 Denaren ins Geschäft kommen denke ich." Praia war gerissen, er würde sich das Lob seiner domina einheimsen, in dem er ihr einen dicken Batzen vor die Füße werfen würde.

    "Ja Duccius, es stimmt." er rutschte auf dem Sessel nach vorne und nahm eine aufrechte Position ein.
    "Tiberia war doch immer eine großzügige und gute Geschäftspartnerin nicht wahr? Wieso bist du also so erstaunt? Haderst du an etwas?"