Potitus Tuscenius Piso
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Es gab definitiv schönere Gelegenheiten, sich für die Wahl in den Ordo Decurionum zu qualifizieren, als auf Bestattungen den Priester zu spielen. Besonders wenn es so viele waren wie in dieser Woche.. und gerade bei einer Bestattung wie der von Duccia Elva gab es viel zu verlieren wenn man seine Sache falsch machte, immerhin war ein Großteil der städtischen Elite anwesend. Allerdings war das Prestigepotential auch gewaltig, und daher hatte Thorger, Sohn des Wituold sowieso nicht nein sagen können, hätte er es ohnehin nicht schon kaum ablehnen können ohne sich vor der Gemeinde zu blamieren.
"Elfleda, Tochter Sarwolfs, Sohn des Arivior, vom Stamme derer von Mattium wurde vor drei Tagen aus dieser Gemeinschaft gerissen. Als Frau des Lando, Sohn des Landulfs hat sie als Fürstin der freien Stämme auch in unserem Kreise einen Platz eingenommen, den sie nach alter Sitte und dem Brauch unserer Väter ausgefüllt und geprägt hat.", begann er die Totenrede auf eine Art und Weise, die sehr diplomatisch ausdrückte, welchem Kulturkreis sich die Verstorbene überhaupt zugehörig gefühlt hatte. Selbst hielt er einen gewissen Sicherheitsabstand zu der Toten, die man unter einem Schleier verborgen hatte um die ihr gebührende Würde nicht durch das von Fieberpusteln übersähte Gesicht zunichte zu machen. Er wollte sich nicht anstecken, bei aller Götterliebe, er hatte noch so viel vor! "Sie hat zwei gesunde Kinder geboren, von denen Landulf, Sohn des Lando, welcher bereits in den Kreis der Männer getreten ist und den Platz seines Vaters in unserer Mitte einnehmen wird. Naha, Tochter des Lando, ehrbare wie sittsame Frau, nach den Traditionen unserer Väter erzogen um dem Beispiel ihrer Mutter zu folgen und einem Mann gegeben wird, um die Reihe ihrer Ahnen fortzuführen. Elfleda wirkte als treuer und aufopfernder Kopf einer Sippe, die zu den stärksten und angesehensten der Stadt gehört. Sie übernahm Verantwortung im Gursus Bublicus und half zudem mit ihren Kenntnissen unseres Heilwissens vielen Menschen in diesen Gestaden, heilte sie, linderte ihre Schmerzen und erleichterte ihren Gang zu Hel. Wir nehmen Abschied von einer Frau, die mit ihrer pflichtbewussten und treuen Hingabe an ihre Familie ein Beispiel für all jene setzt, die nach ihr kommen werden und zaudern... denn Zaudern bedeutet den Tod und das Ende."
Mit dem Ende der Totenrede wurden zwei mitgebrachte Fackeln entzündet, und Thorger ging auf die den anderen vorstehende Familie der Verstorbenen zu, um sie mit sich vorher sorgsam eingeprägter Entschlossenheit dem Sohn der Verstorbenen und dem Rich der Sippe in die Hand zu drücken. Danach wandte er sich um, beschwor ein weiteres Mal den Zusammenhalt der Gemeinschaft gerade im Angesicht des Todes und führte dann das Bild der um Sigurd trauernden Gudrun an, die ihrem Liebsten schließlich in den Tod folgte um nicht in der Welt der Lebenden seiner harren zu müssen, sondern selbst in ihrer Hingabe als Ehefrau in die Reihen der Ahnen übertrat.
Nachdem die Beschwörung der Götter abgeschlossen war, die wie immer darauf abzielte den Kreislauf des Lebens nachzuzeichnen, blickte er die beiden Männer mit den Fackeln auffordernd an, ihr Werk zu tun und die Verstorbene zu Hel zu schicken.