Die Bestattung Elfledas, Tochter des Sarwolf
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Wieder war es ein langer Strom an Menschen, der einem Wagen auf dem Weg in die Wälder folgte, dorthin, wo die Söhne und Töchter Wolfriks ihre letzte Ruhestätte fanden um von dort in die Valhallen zu gehen. Oder zu Hel, der Göttin der düsteren Stätte für all jene, die nicht mit dem Schwert in der Hand gestorben waren.
Die mächtigste Frau Mogontiacums war gestorben wie viele der weniger und nicht mächtigen vor und nach ihr, aber sie wurde ihrem Stande gerecht zu Grabe getragen, dorthin, wo schon ihr viele Jahre zuvor gestorbener Mann Lando unter einem Hügel bei Pferd und Schild lag. Auch Frauen bekamen Grabhügel, nur bei weitem nicht so große wie die Männer. So war die Kammer, die man mit blankem Stein für die Verstorbene in eine Grube gesetzt hatte zwar groß, aber nicht mit der Kammer zu vergleichen die die Asche ihres Mannes vor dem Erdreich des herum aufgeschütteten Erdhügels zu vergleichen.
Die Prozession, die von der Stadt zu den Grabhügeln führte, zeugte dennoch von der Bedeutung der Frau. Allein die Familie mit den zahlreichen ihr angeschlossenen Sippen brachte es auf mehr als hundert Menschen, Würdenträger der Stadt kamen ebenso wie einfache Handelspartner der Freya Mercurioque.. und natürlich einfache Bekannte. Die Bahre mit der Toten wurde beinahe von derselben Gruppe getragen, die auch ihren Mann zu Grabe getragen hatten. Zwei Männer waren gestorben und durch ihre Söhne ausgetauscht worden, ein weiterer Mann war an derselben Krankheit gestorben wie Elfleda und würde einen Tag später zu Hel gehen.
Der Tradition entsprechend verlief die Prozession alles andere als still.. Klageweiber drückten ihren Schmerz über den Tod der Duccia aus, und immer wieder erklangen Lieder, die schon von den Vätern ihrer Väter auf dem Totenweg gesungen worden waren:
Nirgend haftet Sonne noch Erde,
Es schwanken und stürzen die Ströme der Luft.
In Mimirs klarer Quelle versiegt
Die Weisheit der Männer. Wißt ihr, was das bedeutet?
Im Tale weilt die vorwissende Göttin
Hinab von Yggdrasils Esche gesunken,
Alfengeschlechtern Idun genannt,
Die Jüngste von Iwalts älteren Kindern.
Schwer erträgt sie dies Niedersinken
Unter des Laubbaums Stamm gebannt.
Nicht behagt es ihr bei Nörwis Tochter,
An heitere Wohnung gewöhnt so lange.
Die Sieggötter sehen die Sorge Nannas
Um die niedre Wohnung: sie geben ihr ein Wolfsfell.
Damit bekleidet verkehrt sie den Sinn,
Freut sich der Auskunft, erneut die Farbe.
Wählte Widrir den Wächter der Brücke,
Den Giallarertöner, die Göttin zu fragen
Was sie wisse von den Weltgeschicken.
Ihn geleiten Loptr und Bragi.
Weihlieder sangen, auf Wölfen ritten
Die Herrscher und Hüter der Himmelswelt.
Odin spähte von Hlidskialfs Sitz
Und wandte weit hinweg die Zeugen.
Der Weise fragte die Wächterin des Tranks,
Ob von den Asen und ihren Geschicken
Unten im Hause der Hel sie wüßten
Anfang und Dauer und endlichen Tod.
Gerade weil die Nornen den Herbst und die zarten Fühler des Winters genutzt hatten um mehrere Schicksalsfäden zu trennen war das Klagen der Klageweiber in einer abstrakten Art sowohl gleichgültig als auch besonders jammervoll, genauso wie die Gesichter der Trauernden schon fast eine routinierte Anteilnahme ausdrückten.. aber eben auch große Sorge. Wenn der Tod schon im Herbst, so kurz nach der Ernte in die Familien ging.. wie würde dann erst der Winter? Alleine deshalb stimmten einige in den Sang ein, um die innere Stimme zum verstummen zu bringen.
Die Grabstätte wurde erreicht, als die Sonnenscheibe bereits hinter den hohen Hügeln um Mogontiacum herum zu versinken begann, und weil eben alle wussten, wie entsetzlich eine Verbrennung stank, blieben die Menschen gerade eben in Hörreichweite um den Holzstapel stehen, auf den die Verstorbene gebettet wurde.