Beiträge von Narrator Germaniae

    Aulus Patulcius Merula
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    "...als erster Punkt auf der Ordnung dieser Sitzung stehen wie üblich die Bewerbungen für einen Sitz im Ordo Decurionum. Wir entsinnen uns des Todes der Mitdecuriones Calvisius Liro und Roscius Fimbria, zudem haben Septimius Classus, Atinius Avianus und Matius Limetanus entschieden aus diesem Gremium zu scheiden.", begann der ältere der beiden Duumvirn dieses Mal die Sitzung, und deutete in Richtung der Stühle, die für die Kandidaten aufgestellt worden waren.


    "Als erstes bitte ich Faustus Domitius Massula vorzutreten und für seine Sache zu sprechen. Domitius, bitte."


    Numerius Lafrenius Atilianus


    An einem außergewöhnlich trockenen Tag wurde die große Tür zu der Taberna 'Zum alten Optio' geöffnet, und zwei Männer in verstaubten Tunicae traten über die hölzerne Stufe. Der jüngere von beiden blickte Ernst, aber nicht unfreundlich durch die Räumlichkeit der Schenke und taxierte vor allem die Einrichtung, den größtenteils soldatischen Gästen schien er kaum Aufmerksamkeit zu schenken. Der Ältere schaute schon weitaus gelangweilter drein, als würde es ihn kaum kümmern was hier gleich vor sich gehen würde.


    "Ich bin Magister dieses Vicus der Civitas Mogontiacum, Numerius Lafrenius Atilianus. Wie ihr sicherlich wisst. Wer hat hier das sagen?", begann der Jüngere zu sprechen, und machte dabei ein wichtiges Gesicht. Man konnte ihm ansehen, dass ihm das Anliegen ziemlich wichtig war, und man konnte ihm eben nicht ansehen, warum eigentlich. Er war Magister Vicus, und damit für ein Jahr in den Ordo Decurionum berufen. Um weiterhin in diesem sehr einflussreichen Gremium verbleiben zu können musste er sich einen Ruf erarbeiten, und dies war eine der Gelegenheiten in denen er sich als harter Hund im Dienst der Gemeinde erweisen wollte. Kaum hatte er seine Worte ausgesprochen kam auch jemand auf ihn zugeeilt und stellte sich als Geschäftsführer vor. Natürlich nicht als Inhaber, denn dieser war die Civitas als solche. Atilianus nickte dem Mann zu, und ließ sich sogleich in ein Separee führen um sich den Zustand der Taberna darlegen zu lassen. Der Schreiber machte machte fortwährend Notizen während der junge Magister kritische Fragen stellte. Vor allem die finanzielle Seite interessierte ihn...


    "Die Civitas hat natürlich ein nicht unerhebliches Interesse daran, dass die ihr eigenen Betriebe gut wirtschaften und zum Wohlstand der Gemeinde beitragen. So wie ich das sehe, hast du deine Arbeit gut gemacht. Ich werde das den Duumvirn vortragen.", stellte der junge Mann feierlich fest, komplimentierte den Geschäftsführer hinaus und besprach einige Dinge die ihm nicht aufgefallen mit dem älteren Scriba, bevor er die Taberna wieder verließ. Mit ebenso ernstem Blick wie er sie betreten hatte..


    Liutbert, Sohn des Clodwig
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    Es hatte nicht lange gedauert sich zum Sitz des römischen Fürsten durch zu fragen, war das Gebäude in dem sich dieser aufhielt doch eins der prominentesten der Stadt. Und zugleich das größte, das Liutbert jemals in seinem jungen Leben gesehen hatte. Mit misstrauischem Blick näherte er sich dem Tor des Gebäudes, doch als er schließlich die typische rote Wolle und das rostgraue Metall erblickte wusste er, dass man sich zumindest die Arbeit machte den Fürsten zu bewachen, wenn man schon derart sorglos mit der Bewachung dieser Stadt umging.


    "Heilsam Romer..", wiederholte er daher seine Begrüßung von vorhin, in der Hoffnung dieses Mal auf Ohren zu stoßen deren Köpfe ihn nicht gleich um das seltene Geld bringen wollten, "Ik bin Liutbert, Sohn Clodwigiz aus 'e Sipp' 'et Ingorwar vom Stamme dere', die ihr Mattiaci nenn'. Ich bin auf Geheiß des Rodewini hier he' gekommen um mi' eurem Fürsten zu sprechen."

    Liutbert, Sohn des Clodwig
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    Er erntete nur verständnislose Blicke, und als er sich die Menschen am Tor genauer beschaute, fiel ihm auf, dass keiner von ihnen einem römischen Krieger auch nur ähnlich sah.


    "Wöd datt Tor net b'wacht?", fragte er einen der Männer, die das Tor anscheinend nur als Unterstand benutzten. Der schüttelte nur den Kopf und verwies darauf, dass das eigentlich die Arbeit der Legionssoldaten sei. Die hätte an eine halbe Ewigkeit nicht mehr an den Toren der Stadt gesehen. Ob man sich mit der Information nicht noch einen Dupondius verdient hatte?
    Anstelle dem Mann eine Münze in die Hand zu drücken drückte Liutbert seinem Gaul die Fersen leicht in die Flanken, welcher sich langsam in Bewegung setzte um seinen Reiter unkontrolliert in die Stadt zu bringen.

    Liutbert, Sohn des Clodwig
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    "Heilsam, Romer!", grüßte der großgewachsene Liutbert mit zungenbrechendem Akzent die Männer am Tor nachdem er sich mehrere Minuten Zeit genommen hatte um die Brücke über den Fluss zu bewundern, "Ik bin Liutbert, Sohn Clodwigiz aus 'e Sipp' 'et Ingorwar vom Stamme dere', die ihr Mattiaci nenn'. Ich bin auf Geheiß des Rodewini hier he' gekommen um mi' eurem Fürsten zu sprechen."


    Selbstbewusst dreinblickend hockte der Mann, der dem niederen germanischen Adel entstammte, auf seinem kleinen Pferd und wartete auf die Reaktion der Soldaten. Es war ihm eine Ehre den nicht ungefährlichen Weg von den Auen seiner Sippe hierher aufzunehmen und damit Eindruck bei den Fürsten seines Stammes zu schinden.

    Cossus Visellius Rutilus
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    Wenn sein Lieblingsfeind einen Vorschlag einbrachte, musste Rutilus natürlich sehr genau hinhören, was der Laetilius wollte. Es gab nicht oft etwas, das der Mann vorbrachte, und wenn, war es meistens so hanebüchen, dass man keine Sekunde davon verpassen sollte. Immerhin musste man in einigen Jahren die Enkelkinder mit Geschichten von verrückten Römern erfreuen. Für die heutige hatte er auch schon einen guten Anfang. 'Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit ein Römer, der wollte Mogontiacum mit Statuen pflastern...'


    “Laetilius, meinst du das ernst? Du willst jedem einzelnen der Männer, die hier jemals LAPP gewesen sind, eine Statue aufstellen? Jedem? Seit Eingliederung der Provinz an das Imperium? Willst du nicht vielleicht gleich noch ein neues Forum bauen, damit die ganzen Statuen da Platz haben, zusammen mit einer eigenen Putzkolonne, die die Schmierereien von den weniger beliebten entfernt?“ Rutilus lachte ein wenig und mit nur mäßigem Humor. “Ich bitte dich, das kannst du nicht ernst meinen. Vor allem, da einige dieser Herren Mogontiacum nie auch nur näher gesehen haben, geschweige denn irgendwelche Verdienste für die Stadt erbracht haben. Du kannst doch nicht jeden Römer, der hier einmal kurz durchgeritten ist, mit verdienten Männern der hiesigen Gesellschaft auf eine Stufe stellen.“

    Galeo Laetilius Fecenianus
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    Er konnte es drehen und wenden wie er wollte, er fand kaum eine Gelegenheit zum Makel. Flüsternd unterhielt er sich eine Zeit lang mit den ihn umgebenden Decuriones, aber auch diese fanden keinen Haken an der Sache. Der Haken war nämlich schon Wochen zuvor mit der neuen Verfassung des Ordo Decurionum durch die Sitzung gepaukt worden, und so fand selbst der Laetilier das Korrigieren kleinster Fehler an diesem Vorschlag nur allzu müßig. Er würde sich später für die Schmach revangieren können.


    'Keine Einwände.', winkte er daher einfach nur müde ab, und die Männer seines Zirkels folgten seiner Stimme.

    Galeo Laetilius Fecenianus
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    "Werte Decuriones...", sprach der Laetilier nachdem ihm das Wort erteilt wurde, der endlich eine Gelegenheit gefunden hatte die römische Position in der Stadt zu stärken, "..als ehemalige Hauptstadt der ehemaligen Provincia Germania und neuer Hauptstadt der neuen Provincia Germania Superior habe ich euch einen Vorschlag zu machen, der zum Ruhme unserer Civitas gereichen wird. Aber auch zum Ruhme der Personen, die hier ihren Dienst versehen haben... ich spreche natürlich von niemand geringerem als den Consularen und Magistraten, die von Mogontiacum das Reich geschützt und unser Provinz verwaltet haben: den Legati Augusti Pro Praetore! Diese ruhmreichen Männer, die sich allesamt für die Provinz verdient gemacht haben, haben nach ihrem Ausscheiden ein paar laue Worte für ihre Verdienste bekommen. Weniger noch: ein kleines Bankett hier, ein paar Glück- und Abschiedswünsche da! Das kann doch nicht unser Ernst sein, solche Persönlichkeiten unhonoriert mit ein paar warmen Händedrücken von dannen ziehen zu sehen!"


    Zustimmendes Gemurmel aus der Fraktion des Laetiliers zeugte davon, dass er schon vorher die Werbetrommel für sein Vorhaben gerührt hatte: "Deshalb, werte Duumvirn, geschätzte Beisitzer und natürlich ehrenhafte Mitdecuriones... deshalb schlage ich vor jedem... ich sage JEDEM... gewesenen Statthalter der Provinz eine Statue vor der Regia aufzustellen. Und dies durch die üppigen Bestände unserer Kasse zu tragen."


    Zufrieden blickte der Laetilier in die Runde, war doch nun kein infamer Duccius Lando mehr zugegen, der ihnen dieses Vorhaben aus der Hand nehmen konnte.

    Galeo Laetilius Fecenianus
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    "Aha.", murrte der Laetilier missvergnügt, als er die Worte des Bewerbers vernahm, und beriet sich daraufhin mit seinen Leuten. Lautes Gemurmel wurde vernehmbar, doch dem Südling ging das wohl nicht schnell genug, und wandte sich mit einigen patzigen Worten ab.


    Als dieser gegangen war, witzelte der Laetilier: "Soso... seine Zukunft in unserer Stadt ist nicht unser Problem. Aber er will gleich einen verantwortungsvollen Posten mit guter Bezahlung übernehmen, obwohl er ihn laut eigenen Worten gar nicht wirklich braucht? Wo auch immer dieser Mann herkam.. dort werden die Geschäfte der Gemeinden wohl nicht so ernst genommen wie hier."

    Ortnit von den Chatten
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    Der junge Kläffer keifte, die alten knurrten, und was geschah? Ortnit hatte tatsächlich die wahnsinnige Möglichkeit, dieses Trauerspiel zu überleben. Er hatte sie auf den Tod beleidigt, diesen Zirkel entweiht und sich bis auf die Knochen als Feind dieser Gruppe ausgewiesen. Und was geschah? Nichts.


    Ein Lachen kam über ihn wie der Juckreiz nach dem Biss eines Flohs. Immer lauter lachte er, konnte kaum mehr an sich halten und musste sich an einem seiner Gefolgsmänner abstützen um nicht vor Lachen noch umzustürzen. Was für eine Farce! Was für eine Tragödie!


    "..ihr nehmt euch tatsächlich noch ernst.", grölte er mit vergnügter Miene, "Das ist kaum zu glauben. Ihr nehmt das, was ihr sagt und tut tatsächlich noch ernst." Ungläubig schüttelte er den Kopf als er sich abwandte und den restlichen Chatten trat um auf sein Pferd zu steigen. Bevor er diesem die Sporen gab, wandte er sich noch einmal an die versammelte Meute zahnloser Alter: "Hunde die bellen beißen nicht... wir werden nicht bellen, lasst euch das gesagt sein."


    Es dauerte eine Weile bis Ortnit mit seinen Männer verschwunden war, aber schließlich hatte der Winter sie verschluckt.

    Ortnit von den Chatten
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    Der junge Chatte bedachte den aufbrausenden Nemeterwelpen mit einem Blick der schon fast Mitleid ausdrückte. Auch wenn er für die Stämme, die sich den Römern angeschlossen hatten nur Verachtung verspürte, ließ ihn das Schicksal des Mannes nicht kalt. Wenn der Junge mit offenem Leib im Dreck verrecken würde, wäre ihm wenigstens ein Ehrenplatz im... im.... im Emisiul sicher. Oder wo auch immer er als Lakai der Südleute hinfahren würde. Asgard würde ihm sicherlich verschlossen bleiben. Oder auch nicht. Der Junge würde es in wenigen Momenten herausfinden.


    "Du dummer, junger Narr.. den letzten Rest deines kümmerlichen Lebens wirfst du weg, um weiterhin so tun zu können als gäbe es unter der Herrschaft der Römer so etwas wie Ehre?", troff beissender Spott aus den Worten des Chatten in krassem Kontrast zu seinem Blick, "Selbst die alten Hunde rühren sich nicht, weil sie sich um einen oder vielleicht zwei weitere Sommer sorgen, die sie unter den sicheren Mänteln der Römer verbringen können. Nimm dir ein Beispiel an ihnen, einfältiges Kind und geh nach Hause um an der Brust deiner römischen Mutter zu saugen."

    Galeo Laetilius Fecenianus
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    "Entschuldige, wenn ich mit meiner unbescheidenen Meinung in deine Zukunftspläne dringe, aber dies scheint dich eher für eine Stelle in der Verwaltung zu qualifizieren. Und seinen Stab können die Duumvirn immerhin selbst benennen, ohne den Ordo zu bemühen. Ich für meinen Teil sehe keinen Grund, dir die Führung der städtischen Sicherheit anzuvertrauen, kaum nachdem du dich in unserer Gemeinde niedergelassen hast. Zudem in Mogontiacum generell keine höheren Posten an Ortsfremde vergeben werden. Aus diesen Gründen spreche ich mich gegen eine Übertragung des Amtes auf den Mann Mathayu Magonidas aus.", sprach der Laetilier ohne jede Feierlichkeit in seiner Stimme. Dies war eine der Diskussionen, die man durchaus sachlich angehen konnte, und dementsprechend waren es auch rationale Argumente, die ihn gegen den Fremdling sprechen ließen. Es war eben Gang und Gäbe, Ortsfremde unten in der Rangleiter anzusiedeln, bis sie sich weiter nach oben gearbeitet hatten und sich vor allem im Ort selbst einen Namen gemacht.

    Galeo Laetilius Fecenianus
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    Laetilius Fecenianus hatte die Bewerbung mit kaum verhohlenem Missfallen aufgenommen. Alleine schon diesen Punkt auf die Tagesordnung zu setzen! Na, wenigstens ernannte dieser unsägliche Duumvir den Kerl nicht gleich zum Centurio Vigilum! So bekam er wenigstens die Chance, seine Meinung darüber kund zu tun, und das würde er. Oh ja, das würde er!


    "Du hast sicherlich gut daran getan, dich in unserer schönen Stadt nieder zu lassen, Mathayus.", begann er auf eine schmeichelhaft fadenscheinige Art, die kaum verhehlte was er wirklich dachte, "Du wirst allerdings verstehen müssen, dass wir die Sicherheit der Bürger unserer Stadt nicht einfach einem Neubürger anvertrauen können, den kaum ein Mensch hier kennt. Hast du einen Patron, der für dich sprechen kann? Sprichst du überhaupt eine andere Sprache als Latein? Ich bedauere es selbst zutiefst, aber auf dem Markt kann man sich kaum mehr mit Händen und Füßen verständigen, wenn man nicht zumindest eine der Barbarensprachen versteht. Wie soll der Centurio Vigilum sich da durchsetzen können?"

    Ortnit von den Chatten
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    "Lachhaft.", platzte Ortnit in das Gejammer der verweichlichten Römerfreunde ein, "Ihr habt schon lange das Recht verwirkt, mit eurer Stärke und eurem Blut zu prahlen. Wo wart ihr, als der Hunger die Leute Nandrads dazu getrieben hat, sich endlich gegen diejenigen zu erheben, die ihnen das letzte Korn aus den Ähren rauben? Ach, ich weiß es... ihr habt in euren feinen Steinhäusern Geschäfte mit den gestiegenen Preisen gemacht. Eure Söhne haben als treue Vasallen dabei geholfen, die Menschen zusammen zu treiben und als Verbrecher zu massakrieren! Und dann? Schaut euch nur an... ihr klopft euch gegenseitig auf die Schultern für euer gutes Leben, verheiratet eure schwachen Kinder unter trockenem Dach untereinander und denkt, dass die Götter es gut mit euch meinen!"
    Der rangniedrige Chatte machte keinen Hehl daraus, dass ihn das Gebaren dieser Runde nurnoch anwiderte, und was ihn umso mehr ärgerte: für diese Farce schickte man ihn her! Er spuckte in den Kreis des Things, ein ungeheuerliches Sakrileg, aber wohl durchdacht auf seine Wirkung: "Ich werde euch sagen, was die Götter von euch halten: sie haben euch verlassen. Das einzige, was euch noch warm hält ist der Stahl eurer römischen Herren, und wie zahnlose Hunde traut ihr euch nurnoch aus der Hütte, wenn man euch ein Stück altes Fleisch vor die Füße wirft."
    Ein weiteres Mal spuckte der Chatte in den Kreis, um seine Verachtung nur noch zu unterstreichen: "Und ich werde euch sagen, was dies ist: dies ist kein Thing. Dieser Mann ist kein Gode. Und IHR SEID KEINE FÜHRER VON STÄMMEN MEHR, DIE DIESEN NAMEN VERDIENT HÄTTEN! Ihr seid alt, ihr seid schwach.. und ihr habt nicht das Recht, eine solche Versammlung in diesen Gestaden noch einmal anzurufen. Wir werden sehen, ob ihr es verdient, noch einmal unter uns zu treten."


    Mit diesen Worten wandte sich Ortnit ab, um mit seinen Mannen wieder die kleinwüchsigen Pferde zu besteigen. Auf dem Weg zu den Tieren prickelte ihm der Nacken, weil er jeden Moment damit rechnen musste, dass sich einer der Anwesenden für diesen Affront rächen musste. Das schlimmste war: sie mussten es sogar tun. Wenn sie es nicht taten, gäben sie ihm recht. Wenn sie es taten, gab es Krieg. Und Ortnit war hier, um genau das zu provozieren. Ohne den ersten Schlag zu führen, aber doch, um sein Leben für diesen Zweck wegzuwerfen. Und so wie er hoffte, dass er damit seine Familie wieder mit Ehre erfüllen konnte, so fürchtete er sich vor dem Tod.

    "Weder bevorzuge ich diese Vereinigung, noch benachteilige ich sie. Du mußt schon selbst entscheiden, ob Du ihr beitrittst, bei allen Vor- und Nachteilen, die so etwas hat." Der Praefectus Castrorum war schließlich kein Beratungsbüro für neue Händler in der Stadt. Außerdem hatte er auch nichts davon, wenn er irgendwem das Geschäft versaute. Konkurrenz sorgte für gute Preise. "Ein Händler, der es geschickt anfängt, bekommt jedenfalls überall den Fuß auf den Boden. Auch bei starker Konkurrenz."


    Aulus Dellius Catullus


    Catullus hatte es ganz neutral gefragt, völlig ohne Anzeichen von Sympathie oder Antipathie. Natürlich würde er es eh innerhalb kürzester Zeit erfahren, seine Männer waren gut darin, Geschäftsverbindungen zu erkennen. Auch da, wo sie heimlich geschlossen wurden. Aber man konnte doch schließlich auch einfach fragen, nicht wahr? Befremdlich war nur, daß der Mann darauf nicht antworten wollte. "Gibt es einen Grund dafür, daß Du meine Frage unbeantwortet läßt?"