[In den Wäldern] Das Thing der Stämme

  • Rodewini von den Mattiakern
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    “Ich bin sicher, der ein oder andere von euch hat schon gehört, dass der Winter unser Gebiet härter getroffen hat als andere. Und bestimmt hat auch der ein oder andere von der Krankheit gehört, die viele in meinem Stamm das Leben gekostet hat.“ Es zu leugnen wäre theoretisch möglich gewesen, aber würde wohl wenig bringen angesichts der offensichtlichen Umstände.


    Catasach von den Treverern
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    “Es muss schwer sein“, fiel der alte Kelte seinem Lieblingskontrahenten ins Wort, “...in einem Winter den Bruder und den Sohn zu Grabe zu tragen.“


    Rodewini von den Mattiakern
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    Natürlich war es nichts als Stichelei von dem Treverer, und er erntete von Rodewini nur einen hasserfüllten Blick.
    “Sicher, große Verluste. Doch wer annimmt, dass die Mattiaker nun geschwächt sind. wird sich eines besseren belehren lassen müssen. Nicht zuletzt dank unserer treuen Freunde sind unsere Dörfer gut befestigt und wehrhaft.“


    Catasach von den Treverern
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    “Ach, das ist der Grund, warum deine Tochter an die Nemeter verschachert wurde?“


    Rodewini von den Mattiakern
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    “Treue Freunde bindet man mit Blut an sich. Genauso wie Feinde.“


    Ratmar von den Tungerern
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    “Und da wir hier alle zum RAT zusammenkommen und nicht als FEINDE wird hier kein Blutvergießen geduldet!“
    So langsam beneidete Ratmar seinen Vorgänger darum, sich in Hels Reich nicht dieses Gezänk anhören zu müssen. Catasach und Rodewini waren wie zwei alte Bären auf der Suche nach einem Kampf,d er ihr Leben beenden würde. Und wenn Catasach so fortfuhr, würde wohl am Ende noch der beleidigte Nemeter hitzköpfig ihm diesen Wunsch erfüllen.
    “Wir alle bedauern sicher deine Verluste, Rodewini.“


    Rodewini von den Mattiakern
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    “Ich danke dir, Gode.“ Noch ein letzter Blick zu Catasach, der aber schwieg. “Und so schwer die Verluste auch gewesen sein mochten, sie sind nichts, was sich nicht ausgleichen ließe.“
    Im Grunde waren die Worte nur dazu da, um den Nachbarn der Mattiaker deutlich zu machen, dass es sich definitiv als kostspielig herausstellen würde, die Gunst der Stunde nutzen zu wollen, um in das Stammgebiet dieses Volksstammes einzufallen. Auch ein geschwächter Bär konnte die eigene Höhle verteidigen.

  • Ortnit von den Chatten
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    Die kleine Delegation der Chatten hielt sich bedeckt. Keine verbalen Rangeleien mit dem ewigen Feind der verräterischen Mattiakern, keine Spitzen gegen das römische Fussvolk, das immernoch glaubte sich bei einem Thing einfinden zu können. Und vor allem keine Ehrerbietungen an den Goden oder an die anderen Würdenträger. Wenn die wenigen Chatten die gekommen waren eins von Anfang an nonverbal klargestellt hatten, dann war es folgendes: sie waren auf Krawall gebürstet, und hatten nicht ein Quäntchen an Ehrerbietung für dieses Thing übrig.
    Was sich auch darin widerspiegelte, dass kein ranghoher Vertreter des Stammes gekommen war, sondern ein absoluter Niemand. Ortnit war Sohn eines ärmeren Richs aus einer Sippe von armen Bauern. Er war der einzige der Chatten der ein Schwert trug, die anderen hatten Speere und dünne Schilde, und trugen selbst kaum Zeichen von Wohlstand am Körper. Ein offensichtlicher Affront, über den Ortnit sich bewusst war und keineswegs glücklich darüber, dass die wohlhabenderen Männer seines Stamms die Einladung des Goden mit einer Beleidigung beantworteten. Einer Beleidigung, die aus ihm bestand.
    Entsprechend finster war seine Laune, und so beantwortete er das Gejammer des Mattiaker nur mit einem höhnischen Grinsen.


    "Vielleicht hätte das Volk Rodewinis sich besser daran gehalten den alten Wegen zu folgen. Man sieht doch, wie gut es ihnen bekommt wie Hunde von den Römern gehalten und draußen vor der Tür im Eis stehen gelassen zu werden. Der Wolf überlebt bei jedem Wetter, aber was kann man schon von einem Hund erwarten dessen Kette so kurz ist, dass er nicht einmal einem alten Kater die Ratte unter der Kralle entreißen kann?", troff der Hohn nur so aus den Worten des Mannes, der sich vor allem auf eins verstand: Streit anzufangen. Was wohl der Grund dafür war, dass man ihn hergeschickt hatte. Wahrscheinlich hätte man sonst irgendeinen Unfreien geschickt, um den anderen zu zeigen als wie bedeutungslos man ihre Versammlung ansah.


    "Was das Volk derer angeht, die eure Herren 'Chatten' nennen, gibt es nichts zu berichten was euch zu interessieren hat. Wir kommen zurecht. Wir sind immer zurecht gekommen. Auch ohne Gaben der Römer. Ohne Gaben, die die Römer freiwillig herausgerückt haben.", grinste Ortnit vulgär in die Runde um noch einmal klarzustellen, dass immernoch viele Chatten sich besser darauf verstanden sich mit Gewalt zu nehmen was römische Händler und deren völkische Lakaien zu handeln in ihre Gestade gekommen waren.
    "Verschwende unsere Zeit nicht weiter damit, uns für deine Herren auszuhorchen. Modorok ist tot, aber wir sind es nicht. Du kannst ihnen gerne ausrichten, dass sie doch kommen sollen um sich dessen zu vergewissern, alter Mann."

  • Rodewini von den Mattiakern
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    Rodewini war klug genug, nicht sofort auf die Provokation des Chatten einzugehen. Im ersten Augenblick begnügte er sich mit einem abschätzigen Blick in Richtung des Mannes, der hier unter den ganzen Fürsten eigentlich nur deshalb sprechen durfte, weil der Gode es ihm erlaubte.
    Erst nachdem er die Worte hatte in Ruhe verhallten lassen, wandte er sich an den Mann. “Du vergisst dabei eine Kleinigkeit. Die Stärke des Wolfes liegt im Rudel. Der einsame Wolf erfriert im Winter. Und hier vor mir sehe ich keinen Wolf, nur einen räudigen Köter, der brav das kläfft, was seine Herren ihm aufgetragen haben.“


    Catasach von den Treverern
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    Nur der Anflug eines Lächelns war bei Catasach zu erkennen. Natürlich gefiel ihm, wie der Chatte gegen den Mattiaker vorging. Allerdings wurde diese Freude doch dadurch getrübt, welcher Chatte das sprach. Der Mann war eine Beleidigung für das gesamte Thing, und trotz seiner Worte, denen Catasach eigentlich zustimmen konnte (sie hätten auch von ihm stammen können), war das ganze Auftreten des Mannes eine einzige Provokation. Und die galt allen Teilnehmern hier, also auch ihm.


    Ratmar von den Tungerern
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    “Und vielleicht solltest du dich im Namen deines Volkes auch an die alten Sitten erinnern, und überlegen, bevor du sprichst.“ Ratmar hatte schon viel gesehen und gehört. Als Gode blieb das nicht aus. Immerhin war man dazu da, um Rat zu geben, und dazu musste man auch erst einmal eine Sache begreifen. Und so fühlte er sich wie ein alter Mann, der mit einem Kind sprach, und hörte sich auch ein wenig danach an, als er den Chatten zur Ordnung rief.


    “Wenn du also nicht gekommen bist, um mit uns im Namen deines Volkes zu beraten – oder dich aushorchen zu lassen, wie du es nennst – weshalb hat man dich dann geschickt? Es scheint mir fast etwas geschmeichelt, wenn du die weite Reise nur auf dich genommen hast, um mir zu sagen, dass die Chatten noch am Leben sind.“ Es klang eher amüsiert als beleidigt.

  • Wichard von den Nemetern
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    "Schmeichelhaft? Eine Beleidigung ist das!" keifte es da plötzlich aus einer völlig unerwarteten Richtung. Der junge Häuptling der Nemeter hatte sich bisher absolut bedeckt gehalten und gelegentlich den geflüsterten Ratschlägen oder Erklärungen seines erfahrenen Mitstreiters gelauscht. Jetzt aber war er beinahe aufgesprungen und fauchte Anschuldigungen gegen den Chatten. "Dieser Wurm ist doch nur hier, um sich über uns lächerlich zu machen! Man sollte ihn grün und blau prügeln und zurückschicken zu seinem Herrn, der sich nicht traut hier zu erscheinen." fuhr Wichard fort, dann spie er verächtlich aus. Dem alten Krieger an seiner Seite stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben angesichts der unverhohlenen Schmähungen, die sein Herr da gerade aussprach. Ein Raunen ging durch die Reihen der Versammelten.


    Otger von den Ubiern
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    "Recht hat er!" polterte Otger Beifall, der ein erklärter Gegner der romfeindlichen Fraktion in dieser Runde war. "Wer das Thing nicht ehrt, ist hier nicht willkommen!" Er sah in den Drohungen des Chatten eine echte Gefahr, denn wenn davon die Rede war, sich von den Römern zu nehmen, dann hieß das meistens, dass die Bevölkerung aus den Stämmen innerhalb des Reiches als erste zu leiden hatten. Kein Häuptling, der auch nur ein erbsengroßes Hirn besaß, attackierte römische Städte. Viel einfacher zu plündern waren die Gehöfte, unbefestigte Vici und unbescholtene reisende Kaufleute. Häufig konnten diese Leute sich nur auf die schnelle Reaktion der römischen Grenzreiterei verlassen. Doch was tun, wenn ein Plünderungszug einmal doch seinen Weg ins Landesinnere fand? Deshalb würde Otger dieses chattische Pack am liebsten gleich kopflos nach Hause schicken.


    Nandrad von Borbetomagus
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    "Du sprichst vom Wolfsrudel, Mattiaker!" brachte sich nun auch Nandrad ein, dessen Feindseligkeit nicht vergangen war. "Ich aber sehe hier nur verweichlichte Schoßhunde, deren Zähne stumpf vom laffen Brei der Römer sind." Er knurrte und starrte insbesondere die jungen Häuptlinge an, zu denen auch Witjon und Brandolf gehörten und die ihre Civitates nach römischem Verwaltungsvorbild organisierten.
    "Und während die alten Wölfe zugrunde gehen, wachsen die jungen ohne Krallen und Fänge heran, unfähig sich zu wehren." Nandrads Blick blieb auf Witjon haften, der sich hier als Wolf, der das Zeichen seiner Sippe war, direkt angesprochen fühlen durfte.


    Witjon von Mogontiacum

    "Die Wölfe sind stark aus diesem Winter hervorgegangen," behauptete Witjon selbstbewusst, denn Schwäche zu zeigen war keine Option. "Und selbst der schwächste Wolf könnte einen ängstlich kreischenden Hasen auf den Feldern vor Borbetomagus die Kehle zerbeißen." Witjon trotzte dem vernichtenden Blick, mit dem Nandrad ihn zu durchbohren versuchte.


    Otger von den Ubiern
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    "Wohl gesprochen," brummte Otger, der den Duccius gern unterstützte, wusste er doch, dass er ubisches Blut in sich trug. Im Hintergrund ertönte Beifall, als einige Krieger ihre Speere und Schilde gegeneinander schlugen oder trotzig johlten.

  • Ortnit von den Chatten
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    "Lachhaft.", platzte Ortnit in das Gejammer der verweichlichten Römerfreunde ein, "Ihr habt schon lange das Recht verwirkt, mit eurer Stärke und eurem Blut zu prahlen. Wo wart ihr, als der Hunger die Leute Nandrads dazu getrieben hat, sich endlich gegen diejenigen zu erheben, die ihnen das letzte Korn aus den Ähren rauben? Ach, ich weiß es... ihr habt in euren feinen Steinhäusern Geschäfte mit den gestiegenen Preisen gemacht. Eure Söhne haben als treue Vasallen dabei geholfen, die Menschen zusammen zu treiben und als Verbrecher zu massakrieren! Und dann? Schaut euch nur an... ihr klopft euch gegenseitig auf die Schultern für euer gutes Leben, verheiratet eure schwachen Kinder unter trockenem Dach untereinander und denkt, dass die Götter es gut mit euch meinen!"
    Der rangniedrige Chatte machte keinen Hehl daraus, dass ihn das Gebaren dieser Runde nurnoch anwiderte, und was ihn umso mehr ärgerte: für diese Farce schickte man ihn her! Er spuckte in den Kreis des Things, ein ungeheuerliches Sakrileg, aber wohl durchdacht auf seine Wirkung: "Ich werde euch sagen, was die Götter von euch halten: sie haben euch verlassen. Das einzige, was euch noch warm hält ist der Stahl eurer römischen Herren, und wie zahnlose Hunde traut ihr euch nurnoch aus der Hütte, wenn man euch ein Stück altes Fleisch vor die Füße wirft."
    Ein weiteres Mal spuckte der Chatte in den Kreis, um seine Verachtung nur noch zu unterstreichen: "Und ich werde euch sagen, was dies ist: dies ist kein Thing. Dieser Mann ist kein Gode. Und IHR SEID KEINE FÜHRER VON STÄMMEN MEHR, DIE DIESEN NAMEN VERDIENT HÄTTEN! Ihr seid alt, ihr seid schwach.. und ihr habt nicht das Recht, eine solche Versammlung in diesen Gestaden noch einmal anzurufen. Wir werden sehen, ob ihr es verdient, noch einmal unter uns zu treten."


    Mit diesen Worten wandte sich Ortnit ab, um mit seinen Mannen wieder die kleinwüchsigen Pferde zu besteigen. Auf dem Weg zu den Tieren prickelte ihm der Nacken, weil er jeden Moment damit rechnen musste, dass sich einer der Anwesenden für diesen Affront rächen musste. Das schlimmste war: sie mussten es sogar tun. Wenn sie es nicht taten, gäben sie ihm recht. Wenn sie es taten, gab es Krieg. Und Ortnit war hier, um genau das zu provozieren. Ohne den ersten Schlag zu führen, aber doch, um sein Leben für diesen Zweck wegzuwerfen. Und so wie er hoffte, dass er damit seine Familie wieder mit Ehre erfüllen konnte, so fürchtete er sich vor dem Tod.

  • Der Chatte traf den Nerv, den er bei den römerfreundlichen Stämmen treffen wollte, ziemlich zielgenau. Otger, der Ubierfürst, kochte gut sichtbar und grollte bereits Hasstiraden in seinen Bart hinein. Brandolf von Confluentes starrte Ortnit entsetzt an. Ja, selbst Catasach von den Treverern zeigte sich empört ob der unerhörten Beleidigung und des Frevels des Chatten. Ortnit redete sich richtig in Rage und ließ nicht davon ab seine Verachtung dem Thing gegenüber zu zeigen und als er der Versammlung den Rücken kehrte, waren die meisten Edelmänner bereits empört aufgesprungen und spien dem Davongehenden Verwünschungen und Flüche hinterher. Alle bis auf Wichard.


    Wichard von den Nemetern
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    Wichard von den Nemetern war jung. Und die Jugend, das weiß jeder erfahrene Mann, ist hitzköpfig, stolz...und unsäglich dumm. Das zumindest war der erste Gedanke, der dem alten Begleiter des jungen Nemeterführers durch den Kopf schoss, als sein Fürst überraschend in Aktion trat. Und wie er das tat.


    Wichard war ebenfalls empört aufgesprungen, hatte es jedoch - im Gegensatz zu den etwas älteren Männern in der Runde, die den recht stabilen Frieden der vergangenen Jahre innerhalb der römischen Reichsgrenzen zu schätzen und zu bewahren gelernt hatten - nicht bei Schmähungen und geballten Fäusten belassen können. Wichard hatte sein Sax gezogen und marschierte nun dem Abgesandten der Chatten zügigen Schrittes hinterher.
    "Ich werde dir zeigen, wer hier schwach ist! Komm zurück und kämpfe wie ein Mann! Nur Weiber laufen davon! Na was, hast du Schiss?"


    Wichard stapfte schnurstracks wutentbrannt drauf los, die Klinge bereit zum Schwung gegen den Feind, der ihm den Rücken zugewandt hatte. Hinter ihm war der Thingkreis bereits in lärmenden Aufruhr geraten. Die übrigen Nemeter, acht an der Zahl, stürmten eiligst hinter ihrem Anführer her und fanden sich so auf einmal der Gruppe der schlecht bewaffneten Chatten gegenüber, die den so bezeichneten Römerknechten selbstredend die Stirn boten, wofür sie ja hergekommen waren. Die Nemeter waren nicht viel besser bewaffnet als ihre Feinde. Wichard trug ein Sax, ebenso zwei seiner Gefolgsleute. Der Rest trug Speere und Schilde. Fraglich nur, wie gut die Jungmänner auch damit umzugehen wussten.


    Im Hintergrund sammelten sich die Männer um ihre jeweiligen Herren. Da bildete sich auf der einen Seite die Gruppe der Mattiaker, Ubier und anderer römerfreundlicher Stämme, denen gegenüber sich Vangionen und Treverer aufbauten. Der Gode fand sich urplötzlich inmitten eines brodelnden Kessels voller Galle, hasserfülltem Speichel und dem Gestank von Angst und Verwirrung wieder. Die Männer schrien sich an, zankten untereinander. Andere zögerten, ob sie in den Konflikt zwischen Nemetern und Chatten eingreifen sollten, ganz abseits der Frage auf welcher Seite sie stehen würden. Letztlich war es nun an den Edelleuten, die darüber entscheiden würden, ob es hier ein Blutbad unter sämtlichen anwesenden Stammesführern geben würde oder nur ein kleines Scharmützel zwischen den sich anfauchenden Streithähnen in Form von Nemetern und Chatten.

  • Ortnit von den Chatten
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    Der junge Chatte bedachte den aufbrausenden Nemeterwelpen mit einem Blick der schon fast Mitleid ausdrückte. Auch wenn er für die Stämme, die sich den Römern angeschlossen hatten nur Verachtung verspürte, ließ ihn das Schicksal des Mannes nicht kalt. Wenn der Junge mit offenem Leib im Dreck verrecken würde, wäre ihm wenigstens ein Ehrenplatz im... im.... im Emisiul sicher. Oder wo auch immer er als Lakai der Südleute hinfahren würde. Asgard würde ihm sicherlich verschlossen bleiben. Oder auch nicht. Der Junge würde es in wenigen Momenten herausfinden.


    "Du dummer, junger Narr.. den letzten Rest deines kümmerlichen Lebens wirfst du weg, um weiterhin so tun zu können als gäbe es unter der Herrschaft der Römer so etwas wie Ehre?", troff beissender Spott aus den Worten des Chatten in krassem Kontrast zu seinem Blick, "Selbst die alten Hunde rühren sich nicht, weil sie sich um einen oder vielleicht zwei weitere Sommer sorgen, die sie unter den sicheren Mänteln der Römer verbringen können. Nimm dir ein Beispiel an ihnen, einfältiges Kind und geh nach Hause um an der Brust deiner römischen Mutter zu saugen."

  • Wichard von den Nemetern
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    "Du wagst es..." gab Wichard knurrend zurück, das Sax fester packend. Er war tief beleidigt und Zorn leuchtete tiefrot in seinen Augen. Wichard war bereit zum Schlag auszuholen und sammelte bereits seinen Mut, denn einen Kampf vom Zaum zu brechen erforderte Überwindung. Doch es kam nicht gleich dazu.


    Ratmar von den Tungerern
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    "SCHLUSS JETZT!" donnerte die Stimme des Goden über den Platz, der nicht länger zu zögern wagte. Er trat hinter dem Nemeter hervor und packte diesen unsanft an der Schulter, um ihn ein gutes Stück rückwärts zu ziehen. "Du, Chatte, verlasse diesen Ort! Nimm dein Gesindel mit dir und kehre diesen Gefilden den Rücken, bevor du nicht mehr kannst!" Er drückte Wichard gegen die Brust und verbot ihm mit heftiger Geste den Mund, den Blick stur auf den Chatten gerichtet, mit dem ausgestreckten Arm nach Osten weisend. "Macht, dass ihr weg kommt!"


    Wichard von den Nemetern
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    "Lass mich, Gode! Ich schicke seine Seele in Hels Abgründe! Lass mir meinen Kampf!" Wichard keifte und plusterte sich auf wie ein Gockel, der einen Rivalen auf dem Hühnerhof entdeckt hatte. Doch Ratmar hielt ihn zurück. "Still jetzt!" gebot er ihm sogar in herrischem Ton, der zudem keine Widerworte zuließ.


    Otger von den Ubiern
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    "Ruhig, Leute," gebot auch Otger seinen Mannen und die anderen Edelleute auf Seiten seiner Fraktion taten es ihm gleich. Man blieb vorsichtig, doch wurden die Waffen ein wenig gesenkt. Es wurde sich auf feindselige Blicke beschränkt, während die Männer auf eine Reaktion der Chatten warteten.


    Nandrad von Borbetomagus
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    "Was zum..." zischte Nandrad, der das ganze argwöhnisch betrachtete. Er war sich mittlerweile nicht mehr so sicher, wo er im Falle eines Kampfes stehen würde. Die Chatten versprachen zwar Aussicht auf Genugtuung gegenüber den Römern. Aber war es das Wert? Was wären die Konsequenzen für die Vangionen? Und war es ratsam, seine Positionierung in diesem Konflikt zu Beginn bereits offen zu legen, ohne irgendwie vorbereitet zu sein? Unsicher aber wachsam lag auch sein Blick auf der Szene, die sich am Rand des Thingkreises abspielte.


    Würden die Chatten kampflos abziehen und es bei leeren Drohgebärden belassen? Oder würde Ortnit das Risiko eines Kampfes eingehen und gleichsam seine Männer der Gefahr eines Scharmützels aussetzen?

  • Ortnit von den Chatten
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    Der junge Kläffer keifte, die alten knurrten, und was geschah? Ortnit hatte tatsächlich die wahnsinnige Möglichkeit, dieses Trauerspiel zu überleben. Er hatte sie auf den Tod beleidigt, diesen Zirkel entweiht und sich bis auf die Knochen als Feind dieser Gruppe ausgewiesen. Und was geschah? Nichts.


    Ein Lachen kam über ihn wie der Juckreiz nach dem Biss eines Flohs. Immer lauter lachte er, konnte kaum mehr an sich halten und musste sich an einem seiner Gefolgsmänner abstützen um nicht vor Lachen noch umzustürzen. Was für eine Farce! Was für eine Tragödie!


    "..ihr nehmt euch tatsächlich noch ernst.", grölte er mit vergnügter Miene, "Das ist kaum zu glauben. Ihr nehmt das, was ihr sagt und tut tatsächlich noch ernst." Ungläubig schüttelte er den Kopf als er sich abwandte und den restlichen Chatten trat um auf sein Pferd zu steigen. Bevor er diesem die Sporen gab, wandte er sich noch einmal an die versammelte Meute zahnloser Alter: "Hunde die bellen beißen nicht... wir werden nicht bellen, lasst euch das gesagt sein."


    Es dauerte eine Weile bis Ortnit mit seinen Männer verschwunden war, aber schließlich hatte der Winter sie verschluckt.

  • Die Edelleute waren erstarrt ob der Reaktion des Chatten. Er verhöhnte sie weiterhin, lachte sie lauthals aus. Natürlich nahmen sie sich ernst! Sie waren immer noch stolze Männer, die Führer ihrer Stämme und Sippen. Dieser Ortnit verstand einfach nicht, dass sie immer noch eine so genannte Selbstverwaltung unter der römischen Autorität besaßen - solange sie nicht aufbegehrten - und, dass die Mattiaker sogar völlig frei von Verpflichtungen waren, die Weisung zur Verteidigung ihrer Stammesgebiete einmal ausgenommen, die ohnehin selbstverständlich war. Aber das verstanden die Chatten nicht. Sie verstanden nicht, was es hieß dem Imperium Romanum anzugehören. Sie verstanden nicht, dass neben einigen Nachteilen auch etliche Vorteile einherliefen. Sie wollten es ja auch gar nicht verstehen. Eigentlich war es nur der pure Neid eines Stammes, der auf der anderen Seite des Rhenus den Wohlstand leuchten sah, den es in seinem Gebiet nicht gab.



    Wichard von den Nemetern
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    "Feiglinge," wisperte Wichard, dessen Stimme vor Enttäuschung belegt war. Er hatte den abziehenden Chatten ungläubig hinterhergestarrt. Bisher hatte er gedacht, dass die hier Versammelten Ehre besäßen. Dass sie Stolz in sich vereinten. Dass sie vor einem Kampf Mann gegen Mann nicht zurückwichen. Doch er hatte sich scheinbar geirrt.
    "Wir ziehen ab," gab er seinem getreuen Ratgeber zu verstehen, woraufhin die Nemeter ihre Habe griffen und den Thingplatz ebenso zügig verließen wie es die Chatten getan hatten.


    Brandolf von Confluentes
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    Die anderen Anwesenden blieben ratlos zurück. In der Luft lag der Gestank von Frustration, Angst und Verwirrung. "Welch ein Desaster," maulte Brandolf, der neben Witjon Position bezogen hatte. "Wenn das mal keinen Ärger gibt..."


    An diesem Tag wurde nichts mehr besprochen. Die meisten Edelleute machten sich auf den Heimweg, voll Sorgen und vielleicht auch voll Hoffnung über die Zukunft und die Konsequenzen, die sich aus dem eben Geschehenen entwickeln könnten. Zurück blieb ein Gode, der grübelnd auf einem Stein im Thingkreis sitzen blieb, bis auch er seine Gefolgsleute zum Aufbruch anspornte.

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