Beiträge von Narrator Germaniae

    | Archibald


    Der Vangione sah Drusus weiter unverwandt an. Dann deutete er auf seine Familie. In bestem vangionischem Dialekt begann er dann


    "Mer han nix ze müffele inne Winter! Minge Dötzje verkimmele!*"


    Sein Blick war eine Mischung aus traurig und abweisend. Tatsächlich hatte er selbst bereits darüber nachgedacht, sich den Banditen anzuschließen. Aber nun, da die Soldaten hier waren...nein, da ließ er sich lieber einmal ausplündern als kreuzigen!


    "Jeht doch zu söns ene!**"


    Sim-Off:

    * Wir haben nichts zu Essen im Winter! Meine Kinder essen viel!
    ** Geht doch zu jemand anders!




    | Archibald

    Zitat

    Original von Lucius Quintilius Valerian
    Valerian begleitete Drusus in die Hütte und versuchte, möglichst grimmig dreinzublicken. Dabei trat er zunächst ganz nahe an Drusus heran, denn man konnte nie wissen, ob diese Germanen nicht doch ganz gut Latein konnten und seine Worte waren nur für den Kameraden bestimmt. "Ich kann eh kein germanisch. Drusus, mach Du mal die Verhandlung. Ich gucke einfach böse, dann kannst Du nett sein und mich als böse vorschieben. Ich gucke mir an, was sie so haben. Sag Du ihnen, daß ich ihnen alles wegnehme, wenn sie nicht freiwillig was rausrücken. Dann werden sie es schon tun."


    Das war nicht leicht für den eigentlich freundlich veranlagten Quintilier. Doch er faßte sein Pilum fest und versuchte bedrohlich und rücksichtslos zu wirken. Er machte ein paar Schritte auf den Bereich der Hütte zu, in dem die Vorräte gelagert wurden und versuchte zu erkennen, was die Leute eigentlich hatten. Bei den schlechten Lichtverhältnissen war das allerdings gar nicht so einfach.


    Das Haus, das Drusus und Valerian betraten, gehörte Archibald, einem kleinen Bauern. Hinter dem Dorf besaß er ein kleines Feldstück, auf dem er Roggen züchtete.
    Entsprechend gab es in seinem Vorratslager, das im hinteren Bereich des Hauses lag, vier Säcke Roggen. Eine kleiner Beutel grob gemahlenes Mehl war ebenfalls zu finden. Zusätzlich waren vier Tongefäße mit Gerstenbier, ein Auerochsenhorn voller getrockneter Myrte und Eichenlaubblättern, und eines mit Salz. Ein Fässchen mit Pökelfleisch ergänzte die Vorräte der Familie. Auch ein Fass mit Sauerkraut war dort untergebracht.
    Dank des kleinen Abzugs in der Mitte der Hütte, konnte man jedoch kaum sehen, was dort lagerte.


    Archibald hatte bereits an der Tür gestanden und hinausgespäht, als die Legionäre erschienen waren. Seine Frau und die beiden Kinder hingegen hatten sich in den hinteren Teil der Hütte zurückgezogen, wo die Frau offensichtlich gerade damit beschäftigt war, Roggen zu mahlen, während die Kinder sich um eine Holzpuppe zankten.
    Als Archibald dann öffnete, unterbrachen alle ihre Tätigkeit: Der Vater stand mit verschränkten Armen direkt vor der Feuerstelle und blickte die Legionäre feindselig an. Seine Frau sah von ihrer Handmühle auf und auch die Kinder verstummten und blickten die beiden Männer in Rüstungen staunend an. Schweigen herrschte.




    | Marcomer

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Missmutig lauschte Reatinus den germanisch gesprochenen Worten der beiden. Als sich Mogetissa wieder an den Optio wandte, nickte er bekräftigend. Nachsehen war eine gute Idee. Doch Reatinus war mulmig, zumal er nicht wusste, wie er handeln sollte, wenn die Leute wirklich nichts hatten. Es gab viele Risiken. Wenn die Legionäre jetzt nichts mitnehmen würden, hätten die Räuber später potenzielle Beute. Doch wenn sie nun Vorräte mitnehmen würden, gab es für die Bewohner des verschlafenen Örtchens genügend Gründe, aus Verzweiflung selbst zu Räubern zu werden. Reatinus hatte wieder ein flaues Gefühl im Magen.
    Er drehte sich zu der Gruppe der Soldaten und befahl:


    "Männer, schaut euch um, was sie hier so haben. Danach erstattet mir Bericht! Also hopp, ihr habt fünfzehn Minuten.". Reatinus liebte es, den Legionären Zeitdruck aufzuhalsen. Das machte sie immer so schnell. :D


    Als Marcomer sah, dass der Optio von seinen Worten kaum beeindruckt war, begann er, wild zu gestikulieren und sich auf Germanisch zu beschweren, zu flehen und zu bitten. Doch Mogetissa hielt es nicht für nötig, die germanischen Worte ins Latein zu übersetzen, sondern sah den Legionären hinterher, die sich aufmachten, Vorräte zusammenzutragen.


    Als Plinius Sergius zurückkehrte, konnte man das Weinen eines Kindes hören. In den anderen Häusern zeigten sich die Menschen weniger kooperativ und behaupteten, sie hätten nichts.


    Sim-Off:

    Bitte auf den Narrator warten beim Ausplündern ;)




    | Marcomer

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Unbeholfen blickte Reatinus abwechselnd zu Mogetissa und Marcomer. Völlig perplex wandte sich sein Blick dann auf den Boden, während der Optio nachdachte. Es schien, als würde der Anführer des Dorfes nichts hergeben können. Andererseits konnte Reatinus seine Pflicht nicht vernachlässigen. Aber was würde ihn dann von einem Räuber unterscheiden? Ein Teufelskreis, ein verdammter Teufelskreis! Reatinus seufzte auf und hob den Kopf wieder. Er war nicht sehr begeistert von dieser Situation.


    "Gut, damit keine Missverständnisse aufkommen...", sprach Reatinus zu Mogetissa, um noch einen Versuch zu starten, "... übersetze bitte folgende Worte: ´Wir sind hier, um die Banditen zu vertreiben, doch unsere Vorräte gehen zur Neige. Wir brauchen Nahrung, sonst wird es nicht möglich, die Banditen zu vertreiben. Es liegt in eurem Interesse, denn die Banditen hätten alles mitgenommen!´". Innerlich hoffte der Artorier, das nicht erzwingen zu müssen. Eine andere Frage war, ob er es über das Herz brachte.


    Als der Alte, der den Soldaten offensichtlich als Kundschafter diente (obwohl er nicht mehr im besten Alter war), sich als Dolmetscher anbot, nickte Marcomer rasch. Vielleicht konnte er die Soldaten so beruhigen. Auf Germanisch (mit starkem Vangionen-Dialekt) sprach er zu Mogetissa.


    "Die Ernte war schlecht. Wir ha'm selber keine Vorräte. Wir können euch nix geb'n!"


    Dies unterstützte er durch große Gesten. Der Kundschafter zuckte mit den Schultern und drehte sich zum Optio.


    "Sie wollen euch nichts geben. Sie haben nichts, sagen wir. Ich schlage vor, Du lässt nachsehen, Optio."




    | Titus Flavius Mogetissa


    Der ehemalige Soldat verfolgte schweigend die Verhandlungen. Er war germanischer Abstammung, wenn auch aus einem anderen Gebiet. Folglich konnte er als Übersetzer dienen.


    Nachdem der Älteste mit der Mitleidstour kam (Mogetissa dachte nach 25 Jahren Dienstzeit ziemlich römisch), schaltete er sich endlich ein. Auf Germanisch sagte er zu Marcomer


    "Ich spreche deine Sprache und die der Römer!"


    Dann sagte er zu Reatinus auf Latein.


    "Ich kann für euch übersetzen."




    | Marcomer


    Marcomer legte den Kopf schief und sah den Optio ungläubig an. Er hatte wenig verstanden, nur so viel, dass der Anführer der Soldaten wegen der Räuberplage erschienen war und Verpflegung wollten. Die waren gut!


    Im letzten Sommer war die Ernte mehr als schlecht gewesen und der schneelose Frost würde wohl auch dem Wintergetreide den Rest geben. Der Älteste wusste, dass einige seiner Leute bereits darüber nachgedacht hatten, sich den Banditen anzuschließen. Nur Marcomers eindringliche Worte hatten das verhindert. Und jetzt kamen diese Soldaten und wollten Not über das Dorf bringen?


    "Äh...nein."


    meinte er schroff, dann kam ihm, dass er wohl nicht in der Situation war, zu verhandeln. Es blieb nur das Mitleid. Lange musste er überlegen, bevor er die passenden Worte fand. Sicherheitshalber setzte er eine mitleidsheischende Miene auf und rieb sich die Arme, als würde er sich wärmen.


    "Kalt! Sumaro*..."


    Er bot Reatinus seine Handflächen und setzte einen flehenden Blick auf. Er bewegte seinen Mund, während er weiter die richtigen Worte hervorkramte.


    "Kaum nicht Ernte!"


    Sim-Off:

    * german.: Sommer




    | Marcomer


    Alriks Junge war der Bursche gewesen, der das Eintreffen der Legionäre als erster bemerkt hatte. Und so wurde Marcomer, der Dorfälteste, von Alrik informiert, dass bewaffnete Soldaten zu ihnen unterwegs waren.


    Einen Augenblick hatte er nicht gewusst, was er tun sollte. Bisher hatten sie stets in friedlicher Koexistenz mit den Römern gelebt und es war nie zu Problemen gekommen. Auch die plündernden Banditen hatten sie bisher verschont - nicht zuletzt, weil sie sich aus allem heraushielten.
    Schließlich hatte seine Frau ihm geraten, mit den Soldaten zu reden - vielleicht hatten sie sich ja nur verlaufen?


    So ließ Marcomer die Dorfbewohner in ihre Hütten schicken und ging den Römern, als sie den Dorfplatz betreten hatten, entgegen. Er hatte seinen guten, karierten Mantel angelegt, der von von einer goldenen Fiebel zusammengehalten wurde. Darunter spitzten braune Hosen, die in festen Lederschuhen steckten, hervor. Er beherrschte das Lateinische nur sehr spärlich und meinte daher zu dem, der wie der Kommandeur aussah


    "Was du wollen?"




    | Titus Flavius Mogetissa


    Mogetissa führte die Männer ohne großes Erzählen durch den dichten Wald. Noch immer steckte der Frost der Nacht in den Ästen und Zweigen und das Reittier des Kundschafters stieß einen sofort gefrierenden Atem aus den Nüstern. Als sie das Dorf endlich erreichten, deutete er auf die Öffnung in der Umzäunung.


    "Ihr solltet aufpassen. Die sind sicher nicht sehr glücklich über euren Besuch."


    Mogetissas alte, aber noch immer scharfe Augen erkannten zuerst ein kleines Kind, das offensichtlich Wasser geholt hatte im Do,rfeingang. Anstatt jedoch begeistert den Fremden entgegenzulaufen und sie zu bestaunen, verschwand es sofort wieder. Als sie dann das Dorf betraten, herrschte fast gespenstische Stille auf der Straße. Kaum hatte der Optio jedoch Befehle gegeben, da tauchte ein Mann in mittleren Jahren auf...




    | Titus Flavius Mogetissa

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    "Alles klar!", rief der Optio müde vom Inneren des Zeltes hinaus, während er einen kleinen Sack mit ein wenig Gemüse und Brot darin zuschnürte. Er ging was Verpflegungen betraf sehr gewissenhaft um. Ein hungriger Optio konnte eben keine Legionäre befehligen, wenn es darauf ankam. Reatinus versuchte, sich seine Ausgelaugtheit nicht anmerken zu lassen, weshalb er sich nun zusammenriss, um möglichst fit auszusehen. In stolzen Schritten trat Reatinus mitsamt benötigter Ausrüstung nun vor das Zelt hinaus, um die nötigen Contubernia zusammenzutrommeln. Er nickte kurz dem Centurio und dem Kundschafter zu, als Zeichen, dass bald alles bereit wäre. Bald würde ein neuer Hornstoß erklingen, die ganze Gegend wach rütteln und die Vögel aus den Bäumen verscheuchen.


    "Contubernia I bis VI, angetreten!!".


    Als der Optio mit dem Centurio zurückkehrte, wartete Mogetissa noch immer vor dem Centurionenzelt und sah den Legionären bei der Arbeit zu. Kurz zog er sein kariertes Sagum etwas enger. Sein leicht verträumt wirkender Blick wurde plötzlich sachlich und er stellte sich dem Optio vor:


    "Ich bin Flavius Mogetissa. Ich werde Dich und Deine Männer zu Marcomers Dorf."





    Unweit der eigentlichen Stadt Borbetomagus lag ein kleineres Dorf, umgeben von Wald. Nur ein einziger, unbefestigter Weg, der vom gestrigen Tag aufgeweicht worden war, führte zu den strohgedeckten Langhäusern. Dank der räuberischen Übergriffe hatten die Bewohner den Zaun, der das Dorf umgab, ausgebaut. Inzwischen war es daher nur noch über einen Eingang möglich, die Siedlung zu betreten.

    | Titus Flavius Mogetissa


    Kurz nachdem der Centurio die Männer zum Essen entlassen hatte, erschien ein Esel vor dem Eingang des Lagers. Auf ihm saß ein rüstiger, aber bereits recht Mann, dessen Haar wild im Wind wehte. Er sprach die Wache mit barschem Ton an.


    "Flavius Mogetissa! Ich bin der Kundschafter der Civitas."


    Den Narben und dem Namen des Mannes zu urteilen war Mogetissa bei den Auxiliaren gewesen, wofür auch seine stramme Haltung sprach. Die Männer ließen ihn bereitwillig durch, sodass er bis zum Zelt des Centurios gelangte. Als ehemaliger Soldat wusste er selbstverständlich, wo das Zentrum eines römischen Militärlagers lag und musste nicht geführt werden. Noch einmal sagte er seinen Spruch auf.


    "Flavius Mogetissa! Ich bin der Kundschafter der Civitas."




    Die Banditen von Borbetomagus, die sich selbst jedoch als gerechte 'Umverteiler' sahen, unterhielten tief in den dunklen Wäldern ein Banditenlager von beachtlicher Größe. Das Lager konnte man keineswegs mit den militärischen Lagern vergleichen, die von den römischen Soldaten aufgebaut wurden. Die gestohlenen und unsorgsam aufgebauten Zelte und Hütten im Lager, in denen die Räuber des Nachts schliefen, wurden umgeben von einer ungleichmäßig, eher unfest aufgebauten Palisade, die an stellenweise höher und oder etwas niedriger war. Nur selten kamen im Sommer Sonnenstrahlen hier durch, so tief war das Lager in den Wäldern versteckt.
    Etwa hunderfünfzig Banditen kehrten eben hier, in diesem Lager, mit ihrer Beute ein, verließen es für ihre ausgedehnten Plünderzüge, stritten sich um die Beute, kämpften untereinander... und feierten ihr lukratives Geschäft. Allgemein herrschte hier also ein sehr geschäftiges Treiben.


    In einer Nacht, wie eigentlich fast Jede, hielt sich auch Richwin, der Anführer der Banditen im Lager auf und plauschte am Lagerfeuer mit seinen Freunden und Untergebenen über neuere Vorkommnisse:
    "Heh, Richwin!", sprach Alarich grimmig seinem Anführer entgegen, "Schon gehört? Angeblich haben die schon Soldat'n losgesendet. Was meinst'n? Die machen wa' doch alle!"


    "Unterschätz' die Legionäre mal nicht. Die sind gut ausgebildet, das weiß ich. Hab schon ein paar von denen auf dem Gewissen.", raunte Richwin nicht ohne Stolz zurück und blickte Alarich dann zweifelnd entgegen. "Wenn wir den' über dem Weg laufen, müssen wir uns auf harte Kämpfe einstellen."


    Alarich jedoch wollte sich nicht beeindrucken lassen, blieb aber trotzdem still. Während des kurzen Schweigens rauften sich einige Räuber an den Plaudernden vorbei, denen Richwin - rein aus Spaß - ein Bein stellte. Die Männer flogen zu Boden und machten sich schnell davon.


    "Uns kann doch nix aufhalt'n!", meinte Merowech und brüstete sich mit seinen Taten, "Wir können weiter plündern, die findn´ uns doch eh nich'.".
    "Ihr seid wahnsinnig. Wenn die uns finden, bleibt wohl kaum einer von uns übrig.", wandte dann Ortwin ein und machte einen besorgten Gesichtsausdruck.
    "Dazu kommt's nicht. Außerdem würden wir die sowieso alle niederschlagen.", meinte Richwin. Wieder herrschte Stille.


    So kam es dazu, dass die Räuber ihr Selbstvertrauen weiter behielten und es gar noch steigerten. Von der Frau und dem Sohn des ehemaligen Soldatenveteranen, dessen Landgut abgebrannt wurde, gab es noch keine Spur. Vielleicht hatten die Banditen sie als Sklaven verkauft, vielleicht wurden sie irgendwo als Geiseln versteckt? Nur Richwin wusste wohl, wo sie steckten...

    Der Duumvir überlegte einen Augenblick.


    "Als letztes haben sie Menenius Agrippas Gutshof - ein stolzer Landbesitz östlich von hier - geplündert. Man sieht ihn...äh die Ruinen, wenn man vielleicht eine Stunde auf der Straße nach Argentoratum geht."


    erklärte er kurz. Es war wirklich schwierig, sich daran zu gewöhnen, dass all diese Menschen nicht mehr existierten. Dass die Höfe verbrannt waren und die Männer Sklaven oder Tote.


    "Davor wurde Albins Dorf geplündert. Es liegt südlich. Ich werde euch einen Ortskundigen mitschicken am besten - so leicht ist es nicht zu finden."


    Albins Dorf war interessanterweise nicht niedergebrannt worden. Offensichtlich hatten die Banditen ihren Hass eher auf Römer...


    "Ich werde ihn in euer Lager schicken...mit dem, was wir von hier entbehren können."

    Der Duumvir fand es etwas dreist, dass die Legionäre von der Stadt verpflegt werden wollten - zumal sie selbst durch Missernten und diese Raubüberfälle geschwächt waren. Aber andererseits war es schließlich Usus...


    Glücklicherweise wurde ihm durch den Einwurf des Optios noch eine kleine Denkfrist gegeben, sodass er schließlich antwortete


    "Nunja...wir haben selbst nicht viel, muss ich zugeben. Unsere Lagerhäuser der Stadt sind selbst fast leer...ich denke, dass das ganze etwas schwierig werden wird..."


    Ihm wurde irgendwie etwas warm bei diesen Worten und er errötete - dass sie nicht einmal ihre Unterstützungstruppen ernähren konnten...plötzlich kam ihm eine Idee.


    "Aber vielleicht sieht es in den umliegenden Dörfern besser aus. Vielleicht könntet ihr dort Nahrungsmittel holen. Die Abgaben für die letzte Ernte sind sowieso noch nicht eingeholt, also..."


    Wenn er die Kornspeicher der Stadt liquidierte, würde er Ärger mit den Handwerkern bekommen und damit seine Machtbasis hier in der Civitas gefährden. Sollten doch die Dörfer etwas tun! Immerhin profitierten sie auch am meisten von der Beendigung der Räuberplage!

    Der Duumvir musste einen Augenblick nachdenken. Unerfreulicherweise hatte er wenige Informationen, seitdem sein Beneficarius ebenfalls den plündernden Verbrechern zum Opfer gefallen war. Letztendlich hatte er gehofft, dass sein Amtskollege erscheinen würde, der sich besser mit den Bauern vom Land verstand, sodass er auch mehr wusste.


    "Sie sind inzwischen in der gesamten Civitas aktiv und scheinbar auch bis zum Limes, möglicherweise sogar darüber hinaus. Das ist das Problem: Es gibt wenige lebende Zeugen. Aber ich denke, es sind vielleicht CL Mann...vielleicht ein paar mehr, vielleicht ein paar weniger."


    Das konnte man zumindest aus den betroffenen Höfen ableiten, die teilweise tatsächlich relativ wehrhaft gewesen waren. Menenius Agrippa hatte sogar als Großgrundbesitzer gegolten - man hatte ihn auch den Crassus der Vangionen genannt...soweit die Vangionen schon von Crassus gehört hatten...

    Ungewöhnlich lange brannte das Opfer, länger als sonst üblich und der Priester versuchte ein Zeichen zu erkennen. Lange konnte er nichts wahrnehmen und hatte schon Angst, dem Brautpaar eine schlechte Nachricht überbingen zu müssen, bis plötzlich alle seine Zweifel wie weggeblasen waren und ihn ein angenehmes, beruhigendes Gefühl durchfuhr.
    Mit einem zaghaften Lächlen drehte er sich zur Hochzeitsgemeinschaft und verkündete


    "Die Götter haben das Opfer angenommen und ihr Segen sei ihnen Gewiss!"

    Vocula sog hörbar die Luft ein und atmete langsam aus. Tatsächlich waren es damals noch unter hundert Mann gewesen, doch bis der Bote es nach Mogontiacum geschafft und die Männer mobilisiert und hierher geschafft worden waren, war viel Zeit ins Land gegangen.


    "Tatsächlich waren sie es...aber es sind mehr geworden. Die diesjährige Ernte ist wieder schlecht ausgefallen und viele Bauern glauben, dass sie sich mit Räuberei ein Zubrot verdienen können..."


    meinte er vorsichtig. Er selbst hatte Mitleid mit den Männern - schließlich hatte er anfangs auch ein Landstück bebaut, doch dann hatte es ihn doch in die Stadt gezogen...


    "Außerdem haben sie scheinbar ihren Aktionsradius erweitert. Ich fürchte, ihr werdet Verstärkung brauchen."


    fügte er dann noch rasch hinzu und sah den Centurio fast mitleidig an.

    Die angenehme Stimme des Duumvirs erscholl, als er sich mit ausgestreckten Armen auf den Centurio und seine Begleiter zubewegte.


    "Salvete, meine Herren!"


    begrüßte er sich mit erleichtertem Blick. Einerseits war ihm zwar bei der Anwesenheit der Soldaten mulmig, andererseits hoffte er inständig, dass die Männer ihm helfen konnten - auch, wenn es nur wenige waren.


    "Bist Du der Kohortenkommandant? Wie viele Männer hat der Statthalter Dir mitgegeben?"


    Man hatte ihn zwar unterrichtet, dass nur etwa hundert Mann erschienen waren - und Vocula wusste, dass dies nur eine Centuria bedeuten konnte, maximal ein Manipel (er hatte selbst bei den Auxiliares gedient, ehe er eine Karriere als Politiker gemacht hatte), aber seine Hoffnung starb zuletzt. Denn wie sollte ein solches Häuflein Legionäre die tödliche Bedrohung der Banditen beenden?


    "Ich bin übrigens Iulius Vocula, Duumvir der Civitas Vangionum. Mein Collega dürfte bald hier sein."

    Einige Wochen später - inzwischen hatte man nach dem Statthalter geschickt - wurde Iulius Vocula gemeldet, dass eine Centuria Legionssoldaten vor den Toren erschienen war und der Centurio nach den beiden Duumviri hatte schicken lassen. So hatte er beschlossen, den Hauptmann hier in der Curia zu treffen. Ein wenig nervös ging er auf und ab, nestelte an seiner Toga herum und sah ständig zur Porta, wo seine Leibwächter - aus Sicherheitsgründen hatte er sich welche zugelegt - nach dem Offizier Ausschau hielten.

    Nachdem die Eingeweideschau so günstig verlaufen war, betrat der Sacerdos mit bedächtigen Schritten den Raum. Die Jahre hatten ihm schon die Farbe der Haare genommen und so fielen sie nun weiß vom Kopf herab. Er war insgesamt schon recht alt und lief sonst auf einen Stock gestützt. Nur zu den Ritualen, Zeremonien und Feierlichkeiten untersagte ihm dies seine Eitelkeit. Während einer kleinen Pause zwischen den beiden Ritualen, waren die Spuren des vorherigen beseitigt worden und seine Utensilien aufgestellt worden. In einer großen Schale, die in der Mitte des Tisches stand, brannte das Opferfeuer. Es war vorher außerhalb geschürt worden damit das Opfer gleich beginnen konnte. Daneben standen zur linken Seite der Flamme der Weihrauch und der Wein, zur Rechten der Dinkelkuchen und die Ähren sowie weitere kleine Opfergaben. Alles hatte also ordentlich seinen Platz gefunden, so das der Priester blind sein Handwerk vollführen konnten. Er freute sich immer wieder so fähige Diener und Helfer gefunden zu haben. Nur all zu lang verschwendete er keine weiteren Gedanken daran. Er war nun an ihm die Götter für diese Hochzeit gnädig zu stimmen. Kurz sah er zum Brautpaar, dann ging sein Blick über die Gästeschar. Schließlich wand er sich um und begann mit der Zeremonie.


    Der Weihrauch war frisch und duftete jetzt schon sehr angenehm. Mit sicherem Griff hatte er das Sträußchen auch schon in den Händen und übergab es dem Feuer, wo die Flammen sofort aufloderten und nach den Pflanzenteilen griffen. Es dauerte nur wenige Augenblicke bis der weiße Rauch emporstieg und sich im Raum zu verbreiten begann. Der erste Schritt war getan und der Weg zu den Göttern gebahnt. Die Reihe kam an den Kuchen. Auch hier griff zielgerichtet danach und begann ihn in kleinen Brocken dem Feuer zuzuführen. Wieder verzehrten die Flammen gierig die Gabe und bald waren nur noch schwarze Stücke des frisch zubereiteten Kuchens übrig. Hierauf folgten einige Kornähren als Symbol der Fruchtbarkeit der Felder und Wiesen. Ebenso wurden ein paar Eicheln, die die Fruchtbarkeit des Waldes zeigen sollten, den Flammen zur Nahrung dar geboten auf das dem Legaten eine reiche Kinderschar geschenkt würde. Als letztes kam nun der Wein an die Reihe. In kleinen Schlucken goß er ihn die Glut, die mit einem empörten Zischen antworte. Doch die Hitze war zu stark und so kam nun auch noch dieser intensive Geruch zu den anderen dazu und waberte durch die Halle.


    Jetzt hielt der Sacerdos in seinen Bewegungen inne. Er senkte das Haupt und begann die Götter anzurufen.


    Iuno, Schutzherrin der Ehe, heilige die Verbindung dieser beiden Menschen mit deiner Zustimmung. Sei immer an ihrer Seite und halte schützend die Hand über sie um sie auch durch schwere Zeiten zu geleiten, sollten ihnen diese beschert werden. Mögen sie von dir mit zahlreichen Kindern gesegnet werden.


    Tellus, Ceres, nehmt auch ihr dieses Opfer an und haltet eure schützende Hände über das Paar.


    Nun hieß es warten und darauf hoffen, dass dies Opfer angenommen würde. Ohne den göttlichen Segen konnte diese Eheschließung nicht durchgeführt werden.