"Setz dich Optio!"
Plautius studierte die Akten und informierte die beiden Optios laut über den Inhalt. Alle 3 Legionäre waren durchschnittlich, noch nie für eine Beförderung vorgeschlagen worden und würden in ihrem Militärleben es auch nicht über Legionäre hinaus bringen. Und die Schlausten schienen Sinus und Cosinus auch nicht zu sein laut ihren Akten. Hervorragende Befehlsempfänger, aber selbstständiges und eigenverantwortliches Handeln? Fehlanzeige. Plautius schloss wieder die Akten.
"Gut. Kommen wir einmal zu unserer Aufgabe. Es gab einen Zwischenfall am Tor, in den einige Soldaten, der Sklave von Tribunus Vitamalacus und eine Sklavin des Legatus verwickelt waren. Der Legatus wünscht eine Untersuchung und einen Bericht."
Plautius lehnte sich zurück und wirkte nachdenklich.
"Zuerst mal zum Tatbestand, soweit er uns bzw. mir bis dato bekannt ist. Die beiden Sklaven Cato und Miriam wollten durch das Tor das Lager verlassen. Dabei führten sie Reisegepäck mit sich, welches eher auf eine Flucht schließen lässt, denn auf einen Tagesausflug. Am Tor kam es wohl zu einem Disput mit der Torwache und Cato griff die Legionäre an, wobei ihn die Sklavin unterstützte. Er wurde überwältigt, wobei die Wache idiotischerweise Alarm gab, "Sklavenaufstand!". Wir haben 6000 Mann unter Waffen im Castellum bei nicht einmal 100 Sklaven. Die halbe Legio lief am Tor zusammen, darunter auch der Legatus. Er verhinderte auch, daß es Tote gab. Die Legionäre behaupteten, daß Cato und die Sklavin sie grundlos angegriffen hätten. Der Legatus ordnete eine Untersuchung an und hier sitzen wir."
Plautius machte eine kurze Pause.
"Jetzt mal unter uns damit die Fronten zwischen uns klar sind. Ich bin kein Advocatus, aber die Sache kann heikle Dimensionen annehmen. Für alle Beteiligten, insbesondere für den Tribunus. Für mich ist der Tribunus ein Kamerad, ein Mitglied der Legio IX mit dem ich manches Gefecht überlebt habe. Nicht nur eine große, offene Feldschlacht gegen die Germanen, sondern auch einen Häuserkampf gegen sie, als diese damals eine Stadt besetzt hatten. Strasse um Strasse, Haus für Haus, Zimmer für Zimmer. Und die Germanen waren überall. Hinter jeder Ecke, in der Kanalisation und auf jedem Dach. Da ist es gut zu wissen, wen man neben sich hat. Ich sehe ihn nicht als Zivilist, der mir am Arsch vorbei geht. Aber ich will und werde die Sache deshalb auch nicht unter den Tisch kehren. Ich will Gerechtigkeit und die Wahrheit!
Wenn die Sklaven fliehen wollten, dann ist es eine Privatsache des Legatus und des Tribunus, das zu strafen.
Wenn die Wachen die Sklaven belästigt haben, die Sklavin vielleicht sogar sexuell belästigt haben, dann fällt diese Disziplinlosigkeit in unseren Zuständigkeitsbereich und sie haben sich an dem Privateigentum römischer Bürger vergangen.
Wenn die Sklaven unsere Leute angegriffen haben, dann bedeutet das einen Übergriff auf die Streitkräfte des Imperiums und wird Folgen für ihre Eigentümer haben, denen sie sich schwer entziehen können. Schließlich haftet der Eigentümer für seinen Sklaven. Auch wenn es sich um einen Legatus und Senator handelt.
Wie seht ihr das alles?